Heute vormittag fand im Gebäude des
THW-Hauptsponsors
Provinzial die alljährliche Saisoneröffnungspressekonferenz statt.
Anwesend waren neben Gastgeber Roland Reime, Vorstandsmitglied der
Provinzial,
THW-Geschäftsführer
Uwe Schwenker,
Coach
Noka Serdarusic und THW-Gesellschafter
Dr. Hubertus Grote fünf der sieben Neuzugänge des THW und
der alte und der neue Kapitän der Zebras.
Eine besondere Saison
THW-Manager
Uwe Schwenker konnte der
Presse mit
Lozano,
Fritz,
Przybecki,
Andersson und
Pettersson
fünf der sieben Neuzugänge präsentieren.
Preiß
(Lehrgang der Junioren-Nationalmannschaft) und
Haagen
(in ärztlicher Behandlung) waren verhindert.
Schwenker glaubt, daß
die kommende Saison für den THW eine "besondere
Saison werden wird". Einerseits habe man eine
neue, moderne Halle, andererseits habe man
mit sieben Neuzugängen den oft geforderten
Umbruch eingeleitet. "Viele haben den Umbruch vielleicht
nicht so krass erwartet, aber die Umstände haben es so ergeben."
Lemgo und Magdeburg Top-Favoriten, aber auch der THW mit vorne dabei
"Diese Saison wird für viele Vereine ein Tal der Tränen werden",
prophezeite
Schwenker.
Die Top-Favoriten auf den Titel sind für den THW-Manager, wie von fast allen
Experten auch genannt, Lemgo und Magdeburg, die "sich spektakulär verstärkt
haben". Dahinter sieht er ein breites Verfolgerfeld, zu dem er
den THW Kiel, Flensburg, Nordhorn und vielleicht Essen und Wallau
zählt.
"Es wird eine interessante und spannende Saison werden", sagt
der THW-Manager.
Gut verstärkt
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Gut verstärkt:
Provinzial-Vorstand Roland Reime mit
neuen und alten Zebras.
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TD |
Vorrangiges Ziel des THW wird es laut
Schwenker und
Serdarusic zunächst sein,
zu einer mannschaftlichen Geschlossenheit zu finden und
sich als homogene Truppe zu präsentieren.
"Wir sind davon überzeugt, uns gut verstärkt zu haben",
so
Schwenker,
"aber zusammenzufinden, dafür braucht man schon etwas
Zeit."
Die Stimmung sei gut, alle neuen Spieler passen zur Mannschaft,
man habe eine sehr gute Wahl getroffen. "Wenn wir zur Einheit finden,
werden wir auch in der kommenden Saison wieder eine sehr gute Rolle
in der Bundesliga spielen."
Etwas problematisch ist nach
Schwenkers Ansicht das Bundesliga-Auftaktprogramm
mit drei Auswärtsspielen in Folge. "Wenn wir da aber punkten können, kann
es auch ein Vorteil sein."
Zielsetzung der Zebras sei das Erreichen eines internationalen Wettbewerbes.
"Natürlich wollen wir auch Deutscher Meister werden, aber das wollen andere auch
und man kann nicht immer Meister werden."
Thema Perunicic abgehakt
Das erste Heimspiel - gegen den deutschen Meister SC Magdeburg -
in der neuen Halle wird nach seiner Ansicht hoch interessant werden,
auch weil mit
Nenad Perunicic ein Spieler
auflaufen werde, um den es in den letzten Monaten einige Unruhe gegeben habe.
In Abstimmung mit der Mannschaft und dem Umfeld habe man sich aber nun
entschieden,
Nenad Perunicic nicht mehr
zurückzufordern, sondern nur noch eine Entschädigungsleistung
zu fordern. "Ihn will keiner nach Kiel zurückhaben", so
Schwenker, die Stimmung sei
sehr gut, alles andere überlasse man den Juristen. Bezüglich der
Entscheidung des Arbeitsgerichtes im Oktober sei man sehr zuversichtlich.
Die sportliche Führung werde sich nun nicht weiter mit dem Thema beschäftigen.
Serdarusic: Wir werden wieder eine sehr gute Rolle spielen
THW-Coach
Noka Serdarusic zeigte sich zuversichtlich.
"Ich habe immer gesagt, daß der THW in den nächsten 20 Jahren immer oben mit dabei
sein wird. Am leichtesten hatte ich es natürlich zum Saisonbeginn 1993/94, da
waren wir überhaupt kein Favorit. Ganz im Gegenteil zu den Folgejahren, wo
wir immer der Top-Favorit waren. So gesehen ist es dieses Jahr etwas
leichter, weil wir mit Lemgo und Magdeburg zwei absolute Top-Favoriten haben."
Daß sein Team von den Experten nicht als Top-Favorit gesehen wird, ärgert
den Kieler Trainer nicht: "Wenn man sieht, wie sich Lemgo und Magdeburg
verstärkt haben, muß ich das Urteil der Experten akzeptieren. Mit fünf, sechs
Neuzugängen ist es nicht so selbstverständlich, daß alles sofort klappt.
Natürlich wäre ich aber froh, wenn sich die Experten verschätzen.
"Wir haben gute Leute verpflichtet, aber es kommt natürlich auch darauf an,
wie schnell wir zu unserem Leistungsvermögen finden",
so der Erfolgstrainer.
Lövgren löst Wislander als Kapitän ab
In der kommenden Saison wird
Stefan Lövgren das Amt
als Mannschaftskapitän von
Magnus Wislander übernehmen.
"Wir haben das in Rücksprache mit
Magnus getan",
erklärte
Schwenker.
"
Max ist untrennbar mit den Erfolgen des THW verbunden.
Er hat genügend Persönlichkeit, so daß er auch ohne Kapitänsbinde ein
Vorbild für die Mannschaft ist. Nach Außen hin soll dieser Schritt ein
Symbol für den Umbruch sein, den wir eingeleitet haben."
Wislander selbst hatte im Frühjahr diesen
Wechsel angeregt, und in Rücksprache mit
Noka Serdarusic
habe man dann so entschieden.
Wislander bekundet, mit der Abgabe der
Kapitänsbinde keinerlei Probleme zu haben. Damit vollziehe sich nur,
was innerhalb der Mannschaft schon stattgefunden habe.
"Stefan spielt sportlich jetzt die Rolle, die mir früher zukam."
Mit den Aufgaben eines Kapitäns muß der "Neue" nicht erst vertraut gemacht werden.
Lövgren trägt seit Jahren Binde und Verantwortung bei der
schwedischen Nationalmannschaft. Allzu große Bedeutung misst der 30-Jährige
dem Amt ohnehin nicht zu: "Der Kapitän läuft als Erster in die Halle und
macht die Seitenwahl, danach bestimmt sowieso die gesamte Mannschaft, was auf dem Parkett geschieht."
Lozano soll zusammen mit Lövgren das Spiel leiten
"Alle neuen Spieler passen", daß werde zu Saisonbeginn immer
gesagt, so
Serdarusic, aber diesmal stimme
es wirklich hundertprozentig.
Insbesondere der Spanier
Lozano habe sich sehr schnell
mit seinen neuen Kollegen gefunden. "Was das Spielerische angeht, so ist hier
natürlich vieles für ihn anders als zu Hause", so
Serdarusic.
"Er ist der Spielertyp, wie es früher
Wislander war und
jetzt
Lövgren ist. Er soll auf der Mittelposition abwechselnd
mit
Lövgren das Spiel leiten, "dafür braucht er natürlich
Zeit."
Serdarusic will mit verschiedenen Abwehrsystemen spielen
In der Vorbereitung
habe man einige Momente "Super-Handball" geboten, dann aber auch wieder
Schwächen gezeigt. "Wenn wir das noch abstellen, glaube ich, daß
wir wieder eine sehr gute Rolle spielen werden."
Defizite sieht
Serdarusic in der Vorbereitung
bisher noch in der Abwehr. "Ich will in der neuen Saison mit zwei oder
sogar drei verschiedenen Abwehrsystemen spielen. Da bin ich natürlich auch
nicht so geduldig, aber so eine Umstellung geht nicht in einer Woche."
In den letzten Spielen beim Schlecker-Cup will
der THW-Trainer dann das Niveau erreicht haben, mit dem man in die
Saison startet.
Terminprobleme mit der Halle im Europapokal
Leider hat der THW ein Problem bei der Planung der Europapokalspiele
bis einschließlich eines möglichen Viertelfinales.
Uwe Schwenker zeigte Verständnis, daß
die Halle nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben werden müsse.
Möglicherweise müsse man nach Neumünster oder Hamburg ausweichen.
Für die
Qualifikationsrunde im
EHF-Pokal gegen Zaporoshje oder Gracanica - der Hinspiel-Termin 6./7. Oktober
liegt zeitgleich mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen Göppingen - sei er aber sehr optimistisch,
daß man eine gute Lösung finden werde.
Schwenker strebt an,
dem Europapokalgegner das Heimrecht abzukaufen und beide Spiele in Deutschland
am 13./14. Oktober durchzuführen.
Halle: "Optimistisch, daß alles klappt"
"Wer den Umbau der Ostseehalle sieht", so
Schwenker
verspürt eine große Vorfreude." Dennoch sei es natürlich ein ehrgeiziges Projekt
gewesen, die Halle in so kurzer Zeit so umzubauen.
"Ich bin dennoch optimistisch, daß am 22. September alles klappt."
Provinzial-Vorstand Reime erklärte dazu, daß der 22. September als
"fix" zu betrachten sei.
"Wir haben zur offiziellen Eröffnung am 23. September schon mehr als 2500
Gäste eingeladen, die können wir kaum wieder ausladen."
Schwenker weiter: "Wir haben jetzt eine moderne Halle,
können die größer gewordenen Ansprüche des Publikums
erfüllen und der Veranstaltung einen Eventcharakter verleihen, auch wenn
das eigentliche Spiel weiter im absoluten Mittelpunkt stehen soll."
Zu den geplanten Aktionen rund um ein Spiel erklärte
THW-Marketingleiter Thorsten Storm, man wolle
in Zusammenarbeit mit den Medienpartner NDR Fernsehen und NDR 2
rundherum Unterhaltung bieten. Eine "famila Fan-Show" rund ums Spiel, wie man es
aus den Fußballstadien kenne, sei geplant. "Es wird vorher aufgezeichnete
Interviews mit den Spielern geben, ein Kamera-Team des NDR ist bei jedem Spiel
dabei, die Pressekonferenz nach einem Spiel wird auf mehr als
50 Monitore in der Halle übertragen, ein Spieler des Tages soll gekürt werden."
Heimspielpremiere am 22. September gegen Magdeburg mit großem Rahmenprogramm
Die Heimspielpremiere am 22. September in der neuen Ostseehalle gegen den SC Magdeburg (Anpfiff 15 Uhr)
wird von einem bunten Rahmenprogramm begleitet.
Als Vorspiel wird die Weltmeistermannschaft von 1978 - Jo Deckarm ist ebenfalls eingeladen -
gegen eine Traditionsmannschaft des THW mit
Oertel,
Panas,
Gunnarsson und anderen bekannten früheren THW-Stars
antreten. Nach dem Bundesligaspiel wird es außerdem eine Talkrunde mit den Spielern geben, eine
Band wird für die musikalische Untermalung sorgen. Moderiert wird die Veranstaltung von
ARD-Ass Gerhard Delling.
Mehr als 9000 Dauerkarten
Probleme bei der Vergabe der Dauerkarten in der neuen Halle relativierte
Uwe Schwenker mit der Aussage, daß über 80
Prozent der Zuschauer ihren alten Platz behalten haben. Umsetzungen
seien aber leider, unter anderem wegen der Teleskopbühnen im 1. und
2. Rang, unvermeidlich gewesen. Bis auf 80 Plätze, für die noch eine Lösung
gesucht werden würde, hätten aber alle Zuschauer, die umgesetzt werden mußten,
Karten in der gleichen Kategorie erhalten.
Ingesamt sind bisher 8400 Dauerkarten verkauft worden. Momentan hält der
THW noch die Karten für die Außenränge im 4. Rang zurück. Dort werde es
laut Schwenker
in der nächsten Woche eine Entscheidung geben, was die Preisgestaltung
angehe. Für diese Plätze gebe es schon eine mehr als 1000 potentielle
Zuschauer umfassende Warteliste, so daß man auf mehr als 9000 verkaufte
Dauerkarten kommen werde.
Bei Spielen, für die bei einer TV-Übertragung kein zusätzlicher Raum
benötigt wird, gehen 150 Sitzplatz- und 150 Stehplatzkarten in den freien Verkauf.
Etat über 6 Mio. DM
Durch die größeren Einnahmen im Karten-Verkauf, aber auch Verbesserungen im Sponsorbereich
ist der Etat des THW Kiel auch in dieser Saison wieder angewachsen. Er wird mit
"deutlich über 6 Mio." beziffert, dazu kämen noch mögliche Einnahmen aus
dem Europapokal.
Schwenker: "Wir sind wirtschaftlich gesund."
Zusätzlich zum Hauptsponsor Provinzial habe man neue Sponsoren wie
RWE und Vivil gewinnen können, "aber auch Famila als Teamsponsor hat sein
Engagement deutlich verstärkt."
Der THW bleibe eine starke Marke, so
Schwenkers
Fazit, daran habe auch der fünfte Platz in der vergangenen Saison nichts
geändert.
TV-Vermarktung der Liga muß verbessert werden
Uwe Schwenker glaubt, daß Handball
vor einer guten Zukunft steht, aber die Konkurrenz sei groß.
Insbesondere durch den Basketball, der durch ein Joint-Venture
mit der Kirch-Gruppe ein neues Marketingkonzept für
seine Bundesliga gefunden hat, wie DSF-Marketingleiter
Thomas Port erklärte.
Diese Mehrfachvermarktung im TV und im Internet sei die Zukunft.
Port hofft, daß man für den Handball ein ähnliches Konzept finden könne.
Leider ist der Mittwochs-Sendetermin im DSF, so Port, noch nicht gesichert.
Eine Entscheidung über das "Spiel der Woche" werde voraussichtlich
in der kommenden Woche gefällt. Er sei aber optimistisch, wenn auch
die Refinanzierung momentan noch nicht gesichert sei. Eine Kostenbeteilung
durch die Vereine sieht DSF-Mann Port aber mehr als kritisch:
"Das ist das falsche Signal. Ich bin eher für ein Modell, wie es der
Basketball gefunden hat."
Peter Carstens vom Medienpartner NDR will die Berichterstattung
über den Handball noch verstärken, "die entscheidenden Gespräche
stehen noch an."
Ziel sei es, die Handball-Bundesliga regelmäßig auf die Schirme
zu bringen, denn ein unregelmäßiger Termin komme bei den Zuschauer
nicht sonderlich an, das zeige die Quotenentwicklung.
"Ein fester Sendeplatz sollte gefunden werden."
Uwe Schwenker zeigte in diesem Zusammenhang
auch Größenordnung der fließenden TV-Gelder auf.
"Wir bekommen ca. 100000 Mark, Holstein Kiel dagegen ca. 750000 Mark, dies steht
in keiner Relation."
Haagen: Kein Affront gegen Flensburg
Auch zum Thema
Sören Haagen
nahm
Uwe Schwenker noch einmal
Stellung:
"Wegen der langfristigen Verletzung von
Steinar Ege mußten wir auf der Torhüter-Position
handeln. Das haben wir mit
Mattias Andersson
getan und uns prima verstärkt. Zu
Haagen: Er ist
in Flensburg gekündigt worden und hat sich in Kiel aus eigenem Antrieb
in ärztliche Behandlung begeben.
Für den Spieler ist es eine existenzielle Frage, in den Leistungssport
zurückzukehren.
Wir hoffen, daß er an sein altes Leistungsvermögen wieder anschließen -
Sören ist sicherlich auf einem guten Weg -
und daß er uns in der Zukunft helfen kann. Aber wir wollen
Sören nicht unter Druck setzen.
Finanziell ist es so, daß er im Prinzip nur Geld verdient, wenn er ins
Tor zurückfindet.
Provinzial-Vorstand Roland Reime, dessen Unternehmen, sowohl den THW
als auch Flensburg sponsort, sieht eine gesunde Rivalität der beiden
Nordvereine zwar als sehr interessant an, dennoch habe man in seinem
Unternehmen und beim THW einen Konsens, daß die beiden Vereinsführungen in Zukunft
besser miteinander reden sollten, um so möglicherweise eskalierende
Situationen zu vermeiden.
THW zur EHF-Gala in Wien eingeladen
Als kleines Bonbon präsentierte der THW
noch die Einladung der europäischen Handballföderation zur Gala anläßlich
ihres 10-jährigen Bestehens.
Im Rahmen der Einladung werden die THW-Verantwortlichen ein Referat zum Thema
"ein moderner Handballverein" führen.
Mit ihm reisen
Wislander und
Lövgren nach Wien.