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26./27.11.2001 - Letzte Aktualisierung: 27.11.2001 Bundesliga

THW reist zum "sinkenden Schiff" SG Hameln

Update #4

Hier geht's zur Aktualisierung vom 27.11... und vom 26.11...

In höchster Abstiegsnot: Die SG Hameln.
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Am Dienstag muß der THW in einem Nachholspiel beim Tabellenschlußlicht SG Hameln antreten. Die Niedersachsen konnten in 12 Spielen bisher nur zwei Pluspunkte einfahren. Dennoch ist der THW gewarnt, denn ausgerechnet das Topteam SG Flensburg-Handewitt gab im September beim 25:25 einen Punkt in der Rattenfängerhalle ab.
Den zweiten Punkt holten die Hamelner Ende Oktober mit einem 24:24-Unentschieden in Willstätt, doch danach setzte es mit einer knappen 20:21-Niederlage in Gummersbach, einer deutlichen 23:29-Heimpleite gegen Wetzlar und einer erneut knappen 23:26-Niederlage beim Tabellennachbarn Post Schwerin am Samstag wieder nur Punktverluste (siehe Kurve Hameln).

Wechselte vor wenigen Tagen nach Spanien: SG-Kapitän Ian-Marko Fog.
Wechselte vor wenigen Tagen nach Spanien: SG-Kapitän Ian-Marko Fog.
Mit 2:22 Zählern (siehe Tabelle) dürfte die Rettung für das Team von Neu-Trainer Volker Mudrow (kam Mitte November aus Braunschweig für den beurlaubten Trainer Beslac) fast unmöglich werden. Hinzu kommt, daß vor dem Wochenende auch noch Kapitän Ian-Marko Fog (erst zum Saisonbeginn aus Gummersbach gekommen) das sinkende Schiff verließ und mit sofortiger Wirkung zum spanischen Spitzenklub Ciudad Real wechselte. Der Litauer Mariusz Kasmauskas, der kurzfristig verpflichet wurde, kann momentan noch nicht eingesetzt werden, weil mit Torhüter Karaboue (der von Magdeburg umworben wurde, nun aber wohl doch in Hameln bleibt) und Rückraumspieler Kovacevic schon zwei Nicht-EU-Ausländer im Team sind. So hofft man denn in Hameln weiter auf die EU-Einbürgerung von Torhüter Karaboue, der vor Monaten schon eine Französin geheiratet hatte.

Die SG Hameln galt bei den meisten Handball-Experten schon vor Saisonbeginn als klarer Abstiegskandidat. So hieß dann auch das Saisonziel der Niedersachen "Klassenerhalt". Insbesondere der Abgang von Nedeljko Jovanovic konnte sportlich nicht kompensiert werden. Jovanovic war nach zwei Faustschlägen im Spiel gegen Dormagen in der vergangenen Saison von der Vereinsführung suspendiert worden und ist inzwischen zum Champions League-Sieger Portland San Antonio (Spanien) gewechselt. Verstärkt hatte sich die SG neben dem inzwischen wieder abgegebenen Fog noch mit dem Franzosen Bernand Latchimy (RR, kam von Paris St. Germain), der schon einmal für die SG Wallau auflief, und mit dem Abwehrrecken Christian Piller vom TuS Nettelstedt - beide müssen momentan jedoch mit dem Fan-Vorwurf "Fehleinkauf" leben.

Wichtigste Spieler im Rückraum sind die Jugoslawen Jovan Kovacevic (RM) und Damir Radoncic (RL), Bodo Leckelt (RR) und der 40-jährige Stephan Hauck (RM), der seine Karriere eigentlich schon vor einem Jahr beendet hatte. Am Kreis soll es nach dem Abgang von Fog nun der Norweger Stein-Olaf Sando, der nun auch Kapitän ist, richten. Weitere Informationen über das Hamelner Team finden Sie unter Kader SG Hameln.

Im letzten Jahr gewann der THW in Hameln mit 25:23 (13:11) (siehe Bericht und Gegnerdaten).

Aktualisierung vom 26.11.

Trotz der 2:22 Punkte von Hameln warnt THW-Trainer Noka Serdarusic vor dem Spiel: "Ein Sieg dort ist nicht unbedingt selbstverständlich." Viele Spieler würden schon aus eigenem Interesse heraus eine starke Leistung bringen, um sich zu präsentieren. Der Abgang von Ian-Marko Fog hat die SG nach Serdarusics Meinung nicht stark geschwächst. Der zweite Kreisläufer Stein Olaf Sando ist ein unangenehmer Spieler, der dem THW mit seiner Physis schon in seiner Zeit in Nordhorn Probleme bereitet hat.

Die Personalsituation beim THW ist unverändert. Nikolaj Jacobsen konnte keinen weiteren Schritt vorwärts machen. Sein Zustand hat sich eher leicht verschlechtert, er konnte heute beim Training nicht laufen und wird auch gegen Hameln nicht für 60 Minuten zur Verfügung stehen. Stefan Lövgren hat nach seiner Oberschenkelzerrung seinen hundertprozentigen Leistungsstand auch noch nicht erreicht, ihm fehlt einfach noch ein wenig Kraft im geheilten Muskel.

Auch im Gespräch mit Sport1 warnt Noka Serdarusic davor, das Spiel in Hameln auf die leichte Schulter zu nehmen: "Ich habe nicht vergessen, daß Hameln einen seiner beiden Punkte zuhause gegen Flensburg geholt haben. Für mich ist es unverständlich, dass die Mannschaft mit solchen Namen wie Kovacevic, Sando oder auch Radoncic so weit unten steht". Daß seine Spieler die Partie schon vor dem Anpfiff abgehakt haben und mit einer Art Überheblichkeit ins Spiel gehen, denkt Serdarusic nicht. "Ganz wichtig ist, wie wir von Anfang an in das Spiel reingehen. Normalerweise habe ich in meiner Mannschaft vernünftig denkende Menschen. Die sind alle so erfahren und haben schon alles erlebt. Auch wenn man den Gegner nicht ernst nimmt". Trotzdem will er den Gegner nicht stärker reden, als er tatsächlich ist. "Wir müssen zwar gewarnt sein, aber ich will Hameln nicht jetzt auch nicht in den Himmel heben".

Großen Respekt zollt der Kieler Coach in Sport1 dem neuen Trainer in Hameln, Volker Mudrow. "Volker hat schon mit seiner Mannschaft in der Oberliga gezeigt, daß er ein guter Trainer ist. Wie er schon als Spieler war, so ist er auch als Trainer: sehr engagiert. Er hat immer versucht, sein Bestes zu geben und das wird er jetzt auch als Feuerwehrmann in Hameln versuchen. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Die brauchen noch Zeit."

Trotz der klaren Tendenz an der Spitze der Tabelle rechnet "Noka" laut Sport1 nicht damit, daß es beim augenblicklichen Dreikampf bleibt. "Vor der Saison hatte mit uns keiner gerechnet und jetzt stehen wir ganz oben. Man darf aber auf keinen Fall Flensburg und Magdeburg vergessen. Die Tabelle ist momentan sehr verzerrt. Man muß auch mal sehen, wo Magdeburg schon überall auswärts angetreten ist. Da ist das Punktekonto schon o.k.".

Beste Schützen bei der SG Hameln sind momentan Jovan Kovacevic (56/4 Tore) und Damir Radoncic (44/13).

Aktualisierung vom 27.11.

Die SG Hameln geht sportlich und wirtschaftlich am Stock. Finanzielle Linderung erreichte man durch den Abgang von Ian-Marko Fog, der für geschätzte 100000 DM Ablöse nach Spanien wechselte. Hamelns Geschäftsführer Hans Siegert bemüht sich gegenüber den Kieler Nachrichten erst gar nicht, eigene Sorgen zu kaschieren. "Stimmt", sagt der starke Mann der SG VfL, "wir haben große Probleme." Siegert versichert jedoch, daß Hameln nicht vorzeitig aus der Saison 2001/02 aussteigen werde. Die finanzielle Absicherung durch den Hauptsponsor BHW sei absolut gewährleistet, sagt er. Die Firma stehe sowohl im VfL-Logo als auch im Vereinsnamen. "Einen vorzeitigen Rückzug wird sich der BHW schon aus Imagegründen nicht erlauben." Den Fortgang des Neuzuganges Fog betrachtet Siegert gar als Korrektur einer verfehlten Personalpolitik. "Mit dem Norweger Stein Olaf Sando haben wir einen weiteren Kreisläufer, der die Lücke mehr als schließt."

Steht der THW Kiel also vor einem Spaziergang? Hans Siegert warnt: "Gegen Spitzenmannschaften legen sich unsere Jungs traditionell voll ins Zeug." Das bekam schon die SG Flensburg-Handewitt beim 25:25-Unentschieden in Hameln zu spüren. "Ich fahre lieber nach Lemgo oder Flensburg," sagt Kiels Trainer Noka Serdarusic den KN, denn "verlieren wir in Hameln, sind wir die größten Handball-Deppen der Nation." Andererseits: "Läuft alles normal, sollten wir gewinnen."

Auf der Gegenseite ist die Verunsicherung nach 2:22 Punkten bei der SG Hameln groß. Dennoch hofft Trainer Volker Mudrow, daß seine Schützlinge vor dem THW Kiel nicht in Ehrfurcht erstarren. "In diesem Spiel gegen den Meisterschaftsfavoriten haben wir nun wirklich nichts zu verlieren. Ich wünsche mir deshalb, daß meine Mannschaft endlich einmal unbelastet und damit befreit aufspielt", sagte der 32-Jährige vor dem Punktspiel Nummer 13 der Deister-Weser-Zeitung. In Sachen Mannschaftsaufstellung gibt es laut DWZ gegenüber der Schwerin-Partie keine Änderung. "Alle Spieler sind gesund", so Mudrow. Eintrittskarten sind noch im Vorverkauf und an der Abendkasse erhältlich.

Schiedsrichter der Partie sind die Herren Ehlers (Köln) / Schnarre (Hamm).

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Sport1-Interview mit Hamelns Trainer Volker Mudrow

"Wir werden den Kopf sicher nicht in den Sand stecken"
In Hameln überschlugen sich in den letzten Tagen die Ereignisse. Nachdem der bisherige Trainer Nikola Beslac seines Amtes enthoben wurde, folgte der überraschende Abgang des Kapitäns Ian-Marco Fog nach Spanien.

Dazu kommt die Niederlage im Kellerduell gegen Schwerin und die sich zunehmend verschärfende Situation im Abstiegskampf. Es scheint so als gehen in Hameln schon jetzt die Lichter aus.

Sport1 sprach mit dem neuen Trainer Volker Mudrow über die Chancen der SG auf den Klassenerhalt.

Sport1:
Herr Mudrow, wie schwer wiegt diese Niederlage gegen Schwerin. War das schon der Abstieg?
Volker Mudrow:
Das war mit Sicherheit ein großer Schlag für uns und eine ganz große Enttäuschung. Aber bis ich sage "das war der Abstieg", muss auch rein rechnerisch nichts mehr möglich sein.
Sport1:
Wie kam die Niederlage zustande?
Volker Mudrow:
Wir haben uns das Leben durch viele einfache Fehler selbst schwer gemacht. Aus meiner Sicht waren das für eine Bundesliga-Mannschaft zu viele Fehler. Man darf nicht vergessen, daß wir noch ohne Sieg in dieser Saison sind und da natürlich auch Kopfprobleme auftreten. Trotzdem sind das Sachen, die man einfach abstellen muß, wenn man eine Chance haben will.
Sport1:
Sie sind aber dennoch optimistisch für den weiteren Saisonverlauf, oder?
Volker Mudrow:
Ich hätte das Amt natürlich nicht übernommen, wenn ich nicht grundsätzlich optimistisch eingestellt wäre. Und das bin ich auch jetzt. Bei der Niederlage vor Wochenfrist war ich ja erst einen Tag im Amt, da konnte ich noch nicht richtig eingreifen, aber die Niederlage gegen Schwerin - das war ein Schlag vor den Bug. Wir werden den Kopf sicher nicht in den Sand stecken.
Sport1:
Schwer wiegt der Weggang von Ian-Marko Fog. Wollen Sie kurzfristig reagieren?
Volker Mudrow:
Ich hoffe, daß man die freigewordenen Gelder in Neuverpflichtungen steckt und Leute holt, die uns schnell weiterhelfen können. Damit meine ich vor allem Rückraumspieler.
Sport1:
Jetzt geht es für sie nächste Woche gegen Kiel. Wie stehen die Chancen?
Volker Mudrow:
Eher nicht so gut. Aber es hilft nichts, wenn man sich durch irgendwelche Prognosen wieder unter Druck setzt. Wir müssen einfach unseren Rhythmus wiederfinden und wenn man dann automatisch besser wird, habe ich auch keine Angst, daß wir mal ein Spiel gewinnen.
Sport1:
Denken sie, daß das Team in der ersten Liga bestehen kann?
Volker Mudrow:
Es wird natürlich ganz schwer. Letztes Jahr war die Mannschaft auch schon in Abstiegnöten, aber da hatten wir ja noch einen Nedjelko Jovanovic. Wichtig ist für uns jetzt, daß wir als Einheit auftreten.
(© Sport1 2001, das Gespräch führte Christian Schürholz)

 

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