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29.05.2002 Mannschaft

"Max, du wirst uns fehlen"

Letzter THW-Vorhang fällt am Sonnabend bei der großen Abschieds-Gala

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.5.2002:

Time to say good bye: Zwölf Jahre spielte Magnus Wislander für den THW. In dieser Zeit feierte er sieben Meisterschaften, dazu drei Pokalsiege und zwei Europacup-Triumphe. Wehmut macht sich breit bei dem Gedanken, dass Max Kiel verloren geht. Mit dem "alten Schweden" verlieren die Zebras nicht nur eine außergewöhnliche Spielerpersönlichkeit, sondern zugleich das Aushängeschild für die gesamte Sportart.
Hej då, Max!  Die große Abschiedsparty.
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Aber die biologische Uhr lässt sich nicht zurück drehen. Wislander wollte auf hohem sportlichem Niveau abtreten. Das ist ihm gelungen. Der "verrückte" Titelgewinn in diesem Jahr war wie für seinen Abschied bestellt. Der letzte Vorhang in Kiel fällt am Sonnabend bei der großen Abschieds-Gala. Ausklingen wird die einzigartige Karriere bei Redbergslid Göteborg - dort wo sie begonnen hatte. Der "Jahrhundert-Handballer" kämpfte nach seinem 358. und letzten Bundesligaspiel am vergangenen Sonnabend bei der SG Flensburg mit den Tränen. "Zum Abschied mit der Meisterschale aus der Flensburger Halle zu gehen", jubelte Wislander, "das ist absolut das Größte." In Kiel feierten 20000 Handball begeisterte ihren Max und trugen ihn buchstäblich auf Händen.

Doch die Zukunft ohne den THW hat schon begonnen. Vor zwei Wochen fand die Abnahme seines neu errichteten Eigenheimes statt. Es gab keine Beanstandungen. Die Wislanders beziehen 200 Quadratmeter Wohnfläche eingebettet in ein ausladendes Grundstück mit Blick auf den Gotha-Kanal. "Darauf freue ich mich wirklich", sagt Max. "Göteborg ist eine großartige Stadt." Magnus Wislander, Ehefrau Camilla und die Kinder Therese, Veronica und Daniel sagen ihrem Mietshaus in der Knooper Landstraße, den Nachbarn und vielen Freunden "adjö".

Magnus Wislander - einer der beliebtesten schwedischen Sportler.
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Eine großartige und einmalige Ära endet. Unwiderruflich. Wislander sammelte Titel und Ehrungen wie andere Leute Bierdeckel. Auch in seiner Heimat genießt er höchsten Respekt. Hinter Tennis-Star Björn Borg, Ex-Boxweltmeister Ingemar Johansson und Ski-Akrobat Ingemar Stenmark, den drei Superstars des schwedischen Sports, rangiert Wislander in der Beliebtheitsskala auf Rang vier.

Dass er überhaupt in Kiel anheuerte, ist seiner Frau Camilla zu verdanken. Die sagte 1990 kategorisch "Nein" zu einem angedachten Wechsel nach Spanien. Also ging's nach Kiel. Der damals 26-Jährige war gerade Weltmeister geworden und frisch gekürter "Welthandballer des Jahres 1990". Zwei Jahre später bezeichnete ihn die "Süddeutsche Zeitung" bereits als "elegantes Genie, das die Ideen aus dem Handgelenk schüttelt". Und was ist er heute. "Ein alter Sack", lautet seine Antwort. Nun ja, der "alte Sack" war bis zu seinem Abschied in Kiel immer noch ein ganz wichtiger Leistungsträger. Klar, dass Max ein ganz tiefes Loch bei den Zebras reißt. Gleichwertig ersetzen wird ihn niemand können. Schwenker spricht den Fans aus der Seele, wenn er sagt: "Max, du wirst uns fehlen" Wahrlich, das wird er. Auch, weil er gezeigt hat, dass man erwachsen werden und dennoch "Kindskopf" bleiben kann. So ein Hauch von Bullerbü und Lönneberga hängt immer an ihm, genau wie an den anderen schwedischen Zebras. Wislanders Maxime lautet auch heute noch: "Ich will Spaß."

Und was bleibt haften nach einem Dutzend Jahren Bundesliga und Kiel? Das Schlimmste sei, so Wislander, dass er gute Freunde zurücklassen muss. In erster Linie im privaten Bereich. Denn Freundschaften mit Spielern aus anderen Vereinen gäbe es kaum. "Dafür ist der Handball zu körperbetont." Als schönstes sportliches Erlebnis nennt der Schwede "den Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft. Die Leute waren nach 31 Jahren Abstinenz regelrecht gierig darauf. Für uns Spieler erfüllte sich nach dramatischen Spielen ein riesiger Traum." Vergangenheit. Wislanders sportliche Zukunft ist überschaubar geworden. Ein Jahr wird er sich noch für Redbergslid ins Zeug werfen. "Vielleicht noch ein zweites, dann ist aber endgültig Feierabend."

Handball ist nicht Fußball. Zwar verdienen auch die Profis mit dem kleineren Ball nicht schlecht, die Nase kann sich aber selbst ein Welthandballer nicht vergolden. Also kümmerte sich Wislander rechtzeitig um die Zeit nach dem Sport. Postbote, sein Lehrberuf, soll es es indes nicht mehr sein. "Damals habe ich es gern gemacht, die Post gab mir alle Freiheiten, um im Handball weiter zu kommen. Nun will ich jedoch etwas anderes machen." Also hat er ein Angebot der Firma "Frank Druck" angenommen. Wislander soll als Verbindungsmann zwischen dem Unternehmen und bedeutenden schwedischen Firmen geschäftlich tätig werden. So bleibt der Kontakt zwischen Heimat und Wahlheimat erhalten. Ist darüber hinaus auch eine Rückkehr zum THW möglich? Max will das nicht ausschließen: "Sollte ich tatsächlich einmal ins Trainergeschäft einsteigen und dem THW gut genug sein - ich hätte nichts dagegen."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.5.2002)


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