31.07.2002 | Vorbereitung |
In der Bundesliga hat er nie ein anderes Trikot getragen, seitdem er im Sommer 1991 von der SG Bremen-Ost zum THW Kiel wechselte. "Ich bin ein Kieler, ein echter THWer geworden und hatte das Glück hier zwölf Jahre spielen zu dürfen", sagt Schmidt von sich, "deshalb, noch ein Jahr Bundesliga und das war's dann." Bei irgendwelchen anderen Vereinen noch ein oder zwei Jahre dran zu hängen, das ist nicht sein Stil. "Weil ich sieben Mal Meister geworden bin, wäre der Gewinn der Champions League natürlich das Größte zum Abschluß", macht Schmidt aus seinen Titelträumen keinen Hehl in der Überzeugung: "Wir haben einen richtig guten Kader."
Der 32-jährige, der in gut drei Wochen an der Seite von Freundin Andrea Vaterfreuden entgegen sieht, hat die Grundlagen für das Leben nach der Handball-Karriere gelegt. "Ich bin mit dem Studium durch und will die Perspektiven, die ich habe, nutzen, sagt der Diplom-Betriebswirt, der dank eines handball-begeisterten Chefs in einem Steuerbüro bisher Job und Sport gut unter einen Hut bekam. Wenn der Nachwuchs einmal da ist, wird das natürlich nicht einfacher, die Zeit noch knapper.
Zweimal hat er unter Holger Oertel in St. Peter-Ording vorbereitende Trainingsfron erlebt. Mit Noka Serdarusic ging es immer nach Niedersachsen. Je einmal naxch Wolfshagen im Harz und Berumerfehn in Ostfriesland. "Da hat es so geschüttet, dass wir vor lauter Verzweiflung im Matsch in den Treckerspuren gelaufen sind." Die Gegend um Cloppenburg war viermal das Ziel, ebenso oft wie das aktuelle Quartier in Varel-Obenstrohe. "Für unsere Zwecke optimal", lobt Martin Schmidt die Bedingungen. Ihn nervt nur, daß eine Oberschenkelzerrung ihn daran hindert, "noch mehr Gas zu geben." "Ansonsten hilft einem die Routine im Trainingslager schon", behauptet Schmidt, "du kannst die Strapazen und das, was passiert, einfach besser einschätzen. Das ist intensiv in allen Beziehungen. Körperlich und geistig. Und irgendwann macht der Körper nicht mehr das, was du willst. Du bist fertig. Aber du kriegst einfach keine Ruhe, bist 24 Stunden am Tag ohne Rückzugsmöglichkeit", freut er sich auf einen freien Tag in der nächsten Woche.
Der letzte Dienstag - er hat auch bei Martin Schmidt seine Spuren hinterlassen. Aber er lacht und, als er das durchgeschwitzte T-Shirt auswringt und mit den anderen in den Transporter steigt, der sie zum Hotel zurückbringt. Was kann ihm der nächste Tag schon anhaben, es ist ja sein letzter Mittwoch.
Einmal wurde der junge, Handball verrückte Friese, beim Laufen im Dauerregen so nass, dass ihn THW-Trainer Noka Serdarusic gar nicht wieder mit dem Fahrrad nach Hause lassen wollte. Er stellte ihn im Hotel unter die Dusche und steckte ihn in trockene Klamotten. "Mein Shirt ging ihm bis übers Knie", amüsiert sich Serdarusic. Doch das war einmal. Der "Lütte" hat einen Schub gemacht, misst aktuell 1,94 m und wächst weiter in die Höhe, wie aktuelle Röntgenbilder belegen. "Ich hatte mir den linken Arm gebrochen. Die Wachstumsspalten sind noch nicht geschlossen", erzählt der 16-Jährige, der als talentierter B-Jugendlicher auch schon in der A-Jugend der HSG Varel aktiv ist. Serdarusic lässt ihn nicht aus den Augen und verkündet: "Nächstes Jahr kriegt er einen Vertrag." Nur ein Scherz - wer weiß?
Mit Friesen hat der THW gute Erfahrung gemacht. Torwart Axel Geerken, der ebenfalls aus Varel kam, war da ein gutes Vorbild für den schlaksigen Blonden Henning Padeken.
(Von Jens Kunkel, aus den Kieler Nachrichten vom 30.07.2002)
Ablenkung vom harten Alltag im Trainingslager versprechen die zwei Testspiele, die die Zebras in Ostfriesland bestreiten werden:
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