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12./13.10.2002 - Letzte Aktualisierung: 13.10.2002 Bundesliga

THW im Pech: Magdeburg gewinnt in letzter Sekunde

Toller Kampf wurde nicht belohnt - Gislason: "Sieg nicht unbedingt verdient"

Bundesliga, 7. Spieltag: 12.10.2002, Sa., 15.15: SC Magdeburg - THW Kiel: 30:29 (16:15)
Update #5 (weitere Stimmen)

Fast hätte der THW beide Punkte aus der Bördelandhalle entführt, lag zweieinhalb Minuten vor Schluß mit 29:27 in Führung, doch der SC Magdeburg schaffte in letzter Sekunde das glückliche aber nicht "unbedingt verdiente" (O-Ton Gislason) 30:29 (16:15).
Der THW war ohne seine Kapitän Stefan Lövgren angetreten. "Wir werden ihn nicht verheizen. Es gibt andere Spiele, die wir gewinnen müssen", erklärte Manager Uwe Schwenker vor dem Spiel die Pause für den angeschlagenen Schweden. Doch auch ohne seinen Lenker präsentierte sich der THW nicht als Tabellenletzter sondern als gleichwertiger Gegner in der wie immer aufgepeitschten Stimmung der Bördelandhalle.

Schon in der ausgeglichenen Anfangsphase (3:3 nach fünf Minuten) gabs Zeitstrafen: Dominikovic bekam nach fünf Minuten eine Denkpause verordnet, SCM-Neuzugang Sigurdsson mußte nach zehn Minuten raus, SCM-Abwehrspezialist Stiebler nach 15 Minuten. Bis dahin konnte sich der Gastgeber nur einmal mit zwei Toren (5:3, 6.) absetzen, danach schloß der THW wieder auf: 6:6, 9. Minute. Mit einem Doppelschlag von Olsson zum 7:7 (12.) und 8:7 (13.) gelang den Zebras sogar die kurzzeitige Führung., doch Magdeburg blieb dran: 8:8 (14.).

Den kurzfristig angesetzten Schiedsrichtern Andler / Andler drohte die Partie nun vollends aus den Händen zu gleiten, Jacobsen (wegen Meckerns) und Dominikovic sahen kurznacheinander in der 15. und 16. Minute Zeitstrafen, die Zebras standen nun mit vier Feldspielern gegen fünf SCMler. Dennoch gelang Bjerre in Unterzahl das Tor zum 9:8 (17.), Preiß schaffte nach dem 9:9-Ausgleich (17.) die erneute Führung zum 10:9 (18.). So hatte sich das SCM-Trainer Alfred Gislason sicher nicht vorgestellt, der Isländer nahm eine Auszeit.

In der Folge schafften die Hausherren - "unterstützt" von "Sch... THW"-Rufen des aufgeheizten Publikums - die Wende zum 12:10 (19.). Die war möglich gewesen, weil Jacobsen per Strafwurf an Gaudin scheiterte und Preiß eine weitere Strafzeit erhalten hatte.

Doch der THW zeigte Moral, ließ sich auch nach Drei-Tore-Rückstand (15:12, 27.; 13:16, 58.) nicht abschütteln. Preiß und Bjerre verkürzten zum 15:16-Halbzeitstand.

In erneuter SCM-Überzahl (weitere Zeitstrafe gegen Preiß) konnte sich der Champions League-Sieger dann in den ersten sechs Minuten der zweiten Halbzeit mit 20:16 absetzen.

Als eine Minute später Fritz und Tkaczyk bei einem SCM-Gegenstoß unglücklich zusammenprallten, war die Atmosphäre in der Halle vollends vergiftet. "Fritze", vor zwei Jahren noch umjubelter Magdeburger Meister-Torhüter, wurde gnadenlos ausgepfiffen. Der benommene Torhüter machte Platz für Mattias Andersson, der in den verbleibenden einige starke Szenen hatte.

Magdeburg erhöhte noch einmal auf 21:16 (38.), dann fighteten sich die Zebras Tor um Tor heran. Die THW-Deckung stand nun gut, Magdeburg machte Fehler, zeigte keinen Zug zum Tor. Als der deutsche Meister auf 21:22 (44.) verkürzte hatte, zog SCM-Coach Gislason mit einer Auszeit die Notbremse.

Doch sein grün-roter Zug fuhr weiter scheinbar führerlos, der THW hatte Lunte gerochen. Drei Tore von Dominikovic, davon zwei in Unterzahl, brachten für den THW den Ausgleich zum 25:25 (50.). Nachdem Preiß, Pettersson und Przybecki den THW sogar mit 28:26 (56.) in Führung gebracht hatten und Pettersson mit einem verwandelten Strafwurf die Zwei-Tore-Führung zum 29:27 (57.) bestätige, schien der erste Saisonsieg der Zebras - ausgerechnet in Magdeburg - greifbar nahe.

Doch es sollte nicht sein: Wiegert verkürzte auf 28:29 (58.), Sigurdsson egalisierte in SCM-Unterzahl nach Ballverlust von Przybecki zum 29:29 (58.). Der Pole vergab nach THW-Auszeit auch die Chance auf den erneuten Führungstreffer für Kiel. Nachdem Petersen eine unerklärliche Zeitstrafe eine Minute vor Schluß erhalten hatte, nutzten die Ostdeutschen ihre Chance. Tkaczyk traf 40 Sekunden vor Schluß zum 30:29. Einen Freiwurf für den THW sechs Sekunden vor Abpfiff brachte keine Änderung des Ergebnisses mehr.

Beste Werfer beim THW waren Preiß (6) und Pettersson (5/2). Für Magdeburg trafen Abati (9/4) und Tkaczyk (6) am besten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Normalerweise gratuliere ich anfangs zum verdienten Sieg, doch jetzt... Aber alles andere überspringe ich...

Wir hatten nicht unbedingt erwartet, in Magdeburg die erste Chance auf einen Sieg zu erhalten. In den letzten Minuten dachte ich schon an einen Sieg, wir waren davon genauso weit entfernt wie Magdeburg. Aber die Götter wollten es anders...

[In den Kieler Nachrichten:]
Normalerweise gratuliere ich zu einem verdienten Erfolg. Ich habe Alfred natürlich auch heute gratuliert. Aber verdient war der Sieg nicht. Das weiß er auch. Eigentlich hatten wir nicht damit gerechnet, ausgerechnet hier die Chance zum ersten Saisonsieg zu bekommen. Aber die Götter wollten etwas anderes.

SCM-Trainer Alfred Gislason:
Wir sind sehr glücklich über diesen Sieg. Wir haben aber nicht unbedingt verdient gewonnen.

In der ersten Halbzeit waren wir übermotiviert und haben unsere Tempogegenstöße überhastet abgeschlossen. In der gesamten Spielzeit haben wir nie zur gewohnten Deckungsleistung gefunden. Ab der 40. Minute haben wir dann erhebliche Schwächen gezeigt.

Nach dieser Leistung rechne ich fest damit, daß Kiel wieder ins Topgeschäft eingreift. Der THW hat gut gedeckt und hatte zwei gute Torhüter.

Unsere Leistung in Überzahl war eine Katastrophe. Wir sind weit davon entfernt, guten Handball zu spielen.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Der Kieler Manager war nach der unglücklichen Niederlage deprimiert und aufgrund der - gerade in der Endphase - umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen verbittert:
Die Spieler waren in der Kabine völlig niedergeschlagen. Aber wir haben alles gegeben, gekämpft. Kein Vorwurf an die Mannschaft.

Wir hatten den SCM, der bis auf Perunicic in Bestbesetzung angetreten ist, eigentlich schon geschlagen. Das ist bitter.

[Gegenüber Sport1 zur Schiedsrichter-Leistung:]
Es ging schon mit dieser Szene los, in der wir ein Tor machen - der Feldschiedsrichter entscheidet auf Treffer, der Torschiedsrichter dagegen. Daraufhin eine Diskussion, und dann eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Jacobsen, der ganz ruhig darauf hingewiesen hatte, dass der Feldschiedsrichter Tor gepfiffen hatte. Das finde ich nicht angemessen. Man muß allerdings schon sagen, dass das für die Schiedsrichter ein ganz, ganz schwieriges Spiel war.

[Gegenüber den KN:]
Jeder in der Halle konnte sehen, dass wir verschaukelt worden sind. Ich werde mir die Szenen im Fernsehen noch einmal in aller Ruhe ansehen. Wir hatten das Spiel doch schon gewonnen.

THW-Torhüter Henning Fritz:
Mit zwei Fehlentscheidungen zum Schluss haben die Schiedsrichter die Partie gekippt.

[Gegenüber den KN:]
Wir haben uns sehr gut verkauft. Das umstrittene Tor von Bennet und die Zeitstrafe gegen "Pitti" haben uns um den verdienten Lohn gebracht.

In unserer Situation ist es natürlich besonders bitter, wenn man die Big Points nicht macht.

[Zum Zusammenprall mit Tkaczyk:] Das ging auf meine Kappe. Ich wollte den Pass abfangen, aber der war von Ole sehr scharf gespielt. Ich war einfach zu spät dran.

THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den Kieler Nachrichten:
Ich denke, das Ende unserer Negativ-Serie ist nur noch eine Frage der Zeit. Wir haben sehr gut gespielt und gekämpft. Wenn wir weiter so machen, werden wir keine Probleme haben.
THW-Torhüter Mattias Andersson gegenüber den Kieler Nachrichten:
Ich habe den Ball einmal aufprallen sehen, und das war ganz klar nicht hinter der Linie. Insgesamt haben wir eine gute Leistung geliefert. Vor allem in der Abwehr haben wir besser gestanden als zuletzt.
THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gegenüber den Kieler Nachrichten:
Ich kann's nicht glauben. Sicher haben die Schiedsrichter uns mit ihren Entscheidungen benachteiligt. Der Ball war 100 Prozent nicht drin. Aber wir sind selber schuld. Mit zwei Toren vorn und in Überzahl sind wir doch ganz klar auf der Siegerstraße und machen dann leichte Fehler. Unfassbar.
SCM-Rückraumspieler Nenad Perunicic gegenüber den Kieler Nachrichten:
Man hat gesehen, dass sich unsere Mannschaft immer noch schwer tut, klare Führungen sicher über die Zeit zu bringen. Ich glaube der THW hat sich zum Schluss selbst geschlagen. Das ist die einzige Erklärung fürs Ergebnis.

7. Spieltag: 12.10.02, Sa., 15.15: SC Magdeburg - THW Kiel: 30:29 (16:15)

Logo SC Magdeburg:
Friedrich (1.-48.), Gaudin (48.-60., drei 7m); Wiegert (2), Lux (n.e.), Tkaczyk (6), Schöne (1), Stefansson (2), Stiebler (1), Abati (9/4), Kuleschow (3), Mäuer (1), Pistolesi, Sigurdsson (4), Kretzschmar (1); Trainer: Gislason
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-36.), Andersson (37.-60.); Preiß (6), Pettersson (5/2), Jacobsen (3/3), Przybecki (4), Bjerre (2), Petersen, Schmidt (1), Scheffler (2), Dominikovic (3), Olsson (3); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Andler (Remseck)/ Andler (Stuttgart)
Zeitstrafen:
Magdeburg: 3 (Stiebler, Abati, Sigurdsson);
THW: 8 (zweimal Preiß, Jacobsen, zweimal Dominikovic, Olsson, Przybecki, Petersen)
Siebenmeter:
Magdeburg: 5/4 (Stefansson über das Tor);
THW: 6/5 (Jacobsen scheitert an Gaudin)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 3:2, 3:3, 4:3, 5:3, 5:4, 5:5, 6:5, 6:6, 7:6, 7:8, 8:8, 8:9, 9:9, 9:10, 12:10, 12:11, 14:11, 14:12, 15:12, 15:13, 16:13, 16:15;
2. Hz.: 19:15, 19:16, 21:16, 21:18, 22:18, 22:21, 23:21, 23:22, 24:22, 24:23, 25:23, 25:25, 26:25, 26:28, 27:28, 27:29, 30:29
Zuschauer:
7000 (ausverkauft) (Bördelandhalle, Magdeburg)


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