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Jubel in Lübbecke nach dem Sieg über den Meister am ersten Spieltag.
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Kurz vor dem Jahreswechsel hat der THW am Freitag (Anpfiff 20 Uhr)
mit dem TuS N-Lübbecke sicherlich
noch eine Rechnung zu begleichen: Die Ostwestfalen fügten den Zebras im ersten
Spiel der Saison eine
bittere 22:24 (12:11)-Niederlage
zu. Damit begann für den deutschen Meister damals eine Serie von sieben Spielen
ohne Sieg.
Die Vorzeichen sind inzwischen andere geworden:
Der THW hat sich auf Platz fünf verbessert, Lübbecke steckt dagegen mit 10:24
Punkten und Platz 16 der
Tabelle tief im Abstiegskampf.
Schon gleich nach dem Überraschungserfolg gegen den deutschen Meister
setzte es einige Niederlagen für den TuS (siehe
Kurve
Lübbecke). Nur wenige Punktgewinne (in Großwallstadt, gegen Wilhelmshaven und
Hamburg) ließen die Mannschaft von Teamchef Robert Hedin nie
mehr höher als Platz elf klettern. Den letzten Punktgewinn holten
die Nettelstedter beim 20:20-Heim-Remis gegen Wetzlar, danach gab's Niederlagen in
Magdeburg, gegen Göppingen und beim Lokalrivalen Minden.
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Der Rückraumshooter Damir Radoncic fällt verletzt aus.
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TuS N-L. |
Wenn man unten im Keller steht, kommt auch noch Pech dazu, das mußte der THW
in den ersten Saisonwochen auch erfahren. Für Lübbecke kam's im Lokalderby gegen
Minden ganz bitter, Damir Radoncic verletzte sich. Mit einem Bandscheibenvorfall
fällt der gefährlichste Angreifer des TuS (78/28 Tore in 16 Spielen) bis zum
Ende der WM-Pause aus.
Die
Mannschaft des TuS stellten wir im
Vorbericht zum Hinspiel bereits ausführlich vor.
Nicht mehr mit dabei ist Andrei Siniak, der Anfang November zum HSV Hamburg wechselte.
In der Ostseehalle konnte der TuS noch nie gewinnen (siehe Gegnerdaten
TuS N-Lübbecke. Beim letzten Auftritt der Ostwestfalen in Kiel
gewann der THW mit 34:25 (17:11) (siehe Bericht).
Schiedsrichter der Partie sind Graf (Coswig)/ Mahlich (Stendal).
Vorspiel: Buxtehude - Gudme, Anpfiff 17.45 Uhr
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Sören Haagen: Einst Torhüter bei
der SG Flensburg/H. und dem THW Kiel, heute Trainer.
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Am Freitag findet vor dem Bundesligamatch ein Vorspiel statt:
Auf Initiative von
Sören Haagen, nun Co-Trainer
der Damen-Mannschaft von GOG, treffen in der Ostseehalle
der Damen-Bundesligist Buxtehuder SV und der dänische Damen-Erstligist GOG Gudme aufeinander.
Der Tabellenführer aus Dänemark kommt mit den frisch gebackenen Europameistern Ditte Andersen und Rikke
Horlykke. Und welche Leistungen Horlykke zu zeigen im Stande ist, haben die Handball-Fans spätestens seit dem
25:22-Sieg im EM-Finale gegen Norwegen in allerbester Erinnerung. Dazu kommen aus der Mannschaft von Trainer
S›ren Haagen - er stand für die SG Flensburg/Handewitt und den THW Kiel zwischen den Pfosten - noch acht
weitere Internationale. Für Furore sorgte bei der EM auch die Niederländerin Olga Assink, die nach der
Vorrunde Platz zwei unter den Torjägerinnen belegte, aber mit ihrer Mannschaft die Hauptrunde nicht erreichte.
Sören Haagen, der an einer komplizierten rheumatischen Erkrankung leidet,
mußte im vergangenen Jahr den aktiven Handballsport aufgeben. Derzeit coacht
der 72-fache dänische Nationaltorhüter zusammen mit Peter Bruun Jörgensen die Damen von GOG Gudme.
Dieses Team zählt zu den Besten in der ersten dänischen Liga und ist während der EM-Pause
sogar Tabellenführer. Über Sören Haagen findet sich im aktuellen
"handball magazin", Ausgabe Januar 2003, ein ausführlicher Bericht.
"Wir haben einfach nichts zu verlieren", sagt TuS-Teamchef Robert Hedin gegenüber dem
Mindener Tageblatt. Der Schwede muß nicht nur auf Damir Radoncic sondern auch auf Kapitän
Sven Lakenmacher verzichten.
Jan-Philip Willgerodt (Bruch der Spitze des Nasenbeines)
und Sascha Bertow (Grippe) trainierten über Weihnachten mit und sind in der Ostseehalle dabei.
"Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen. Die SG Willstätt/Schutterwald
hat in Kiel am vergangenen Sonntag sehr lange mitgehalten und am Ende nur knapp verloren",
weiß Hedin laut Mindener Tageblatt. "Warum sollte es uns nicht gelingen,
den THW noch einmal zu ärgern? Wir werden mit der selben Mannschaft spielen, wie am Samstag gegen Minden",
so Hedin auf der TuS-Homepage.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
"Spiel muss erst gespielt werden"
Unter der Führung des damaligen Nationalmannschaft-Kapitäns Herbert Lübking stieg die
3000-Seelen-Gemeinde Nettel-stedt von 1970 bis 1977 mit einem "Durchmarsch" aus der
Kreisliga in die Bundesliga auf. Seit dem Wiederaufstieg im Mai 2002 mischt die TuS
N-Lübbecke wieder in der 1. Liga mit. Thomas Fischer (living sports)
unterhielt sich mit
Geschäftsführer Udo Klünder über den "neuen" TuS N-Lübbecke.
- Zebra:
-
Herr Klünder, Ihr Team tritt in der Ostseehalle das erste Mal unter dem neuen
Namen TuS N-Lübbecke an. Was hat es damit auf sich?
- Udo Klünder:
-
Es handelt sich hierbei lediglich um eine Umbenennung des Vereins. Der TuS
Nettelstedt ist der Ursprung und existiert auch weiterhin als eingetragener Verein.
Nachdem in der Abstiegs-Saison 2000/01 wirtschaftliche Insolvenz gemeldet werden
musste, folgte auch der sportliche Abstieg in die zweite Liga. Die TuS N-Lübbecke ist
eine aus dem Verein ausgegliederte GmbH, welche sich ausschließlich um den
Spielbetrieb in der Bundesliga kümmert. Wir erhalten vom Verein die Erstliga-Lizenz,
ähnlich wie zum Beispiel bei GWD Minden. Aus Kreisen der Sponsoren wurde der Wunsch
geäußert, dass man die Stadt Lübbecke bei der Namensgebung in den Vordergrund stellt,
da die meisten Sponsoren eben aus Lübbecke stammen und die Spiele dort sowieso
ausgetragen werden.
- Zebra:
-
Sehen Sie darin einen Trend, dass kleine Vereine vermehrt die Nähe größerer
Städte suchen?
- Udo Klünder:
-
Ich nehme es jedenfalls mit großem Interesse zur Kenntnis. Ob es wirklich
funktioniert, vermag ich nicht zu sagen, doch scheinbar haben diejenigen Vereine damit
großen Erfolg, wie z.B. der VfL Gummersbach in der Köln-Arena. Nun ist es so, dass dem
Vfl die Kölner Sparkasse ein wenig unter die Arme greift und das finanzielle Risiko
trägt, welches durch die hohen Hallenmieten entsteht. Davon kann bei uns momentan
keine Rede sein. Die nächste vergleichbare Halle wäre die Preussag-Arena im 80
Kilometer entfernten Hannover. Nur wollen wir die Mannschaft nicht von ihrer Heimat
entfremden, zudem wäre der wirtschaftliche Erfolg fraglich, da durch eine Anmietung
der Arena zwischen 45.000 und 50.000 Euro pro Veranstaltung an Kosten entstehen
würden. Man kann sich ausrechnen, wie viele Zuschauer nötig sind, um diese Ausgaben
durch Eintrittsgeld wieder reinzukriegen. Die andere größere Halle wäre eine halbe
Stunde entfernt in Bielefeld. Diese Halle fasst ca. 6.000 Zuschauer, was zur Lübbecker
Kreissporthalle aber nicht gerade einen extremen Unterschied ausmacht.
- Zebra:
-
Die erste Hälfte der Saison ist vorbei. Wie lautet Ihre Halbzeitbilanz?
- Udo Klünder:
-
Mir wäre lieber, wenn wir den einen oder anderen Punkt mehr hätten. Wir
hatten die Möglichkeiten dazu, es hat letztendlich nicht so geklappt, wie wir es gerne
wollten. Wir haben unglücklich z.B. in Willstätt mit einem Tor verloren (31:32) oder
im Heimspiel gegen Wetzlar (20:20) einen Punkt abgegeben. Diese Punkte ärgern uns
schon sehr, da wir andernfalls gleich wesentlich besser dastünden. Die Mannschaft
produziert noch zu viele "einfache Fehler", aber man muss einfach die Ruhe bewahren
und weitermachen.
- Zebra:
-
Der Saisonstart verlief für Sie durch einen Heimsieg gegen den THW (24:22)
extrem gut. Hatten Sie sich für die darauf folgenden Spiele mehr ausgerechnet?
- Udo Klünder:
-
Ein klares Nein! Natürlich war der Heimsieg sehr positiv und der ein oder
andere Fan mag auch schon von mehr geträumt haben als vom Klassenerhalt. Man hatte
schließlich gegen den deutschen Meister THW Kiel gewonnen. Es war jedoch klar, dass
man gegen einen sehr geschwächten Gegner mit viel Verletzungspech gewonnen hatte. Von
daher muss man einen solchen Sieg auch richtig einordnen. Der THW war nicht so stark,
wie er eigentlich ist. Wir haben hingegen eine neuformierte Mannschaft, von denen
alleine fünf Spieler jung und unerfahren sind und noch nie in der 1. Liga gespielt
haben. Es dauert gewöhnlich eine gewisse Zeit lang, bis eine solche Mannschaft sich
eingespielt hat und sich in der Bundesliga durchsetzen kann.
- Zebra:
-
Haben sich die Neuzugänge schon bezahlt gemacht?
- Udo Klünder:
-
Ja, ich denke schon. Wir haben zwei Schweden verpflichtet. Da ist z.B. Pierre
Hammarstrand auf Rechtsaußen, welcher schon mehrmals für die schwedische
Nationalmannschaft gespielt hat und bereits einmal in die "Mannschaft der Woche"
gewählt wurde. Als weiteren Schweden haben wir Sebastian Seifert aus Kolding geholt.
Er gilt in Schweden als Hoffnungstalent für die Rückraum-Mittelposition. Bei uns hat
er bisher mit Licht und Schatten gespielt, wobei festzustellen ist, dass seine
Leistung immer konstanter wird. Ich bin sehr guter Dinge, dass Sebastian uns in der zweiten
Hälfte der Saison noch mehr helfen kann. Ein weiterer Neuzugang ist Damir
Radoncic im linken Rückraum, welcher ja der Matchwinner gegen den THW war. Mit ihm bin
ich voll und ganz zufrieden, sowohl menschlich als auch sportlich. Insgesamt
betrachtet steckt aber noch wesentlich mehr Potential in der Mannschaft.
- Zebra:
-
Der Teamchef ist ja ebenfalls ein Neuzugang...
- Udo Klünder:
-
Das ist richtig. Robert Hedin (SWE) trainiert seit dieser Saison die
Mannschaft. Aufgrund der relativ schlechten Tabellenposition ist er ein wenig in die
Kritik geraten. Ich bin davon überzeugt, dass Robert hervorragende Arbeit leistet und
dass er auch innerhalb der Mannschaft überwiegend Zuspruch erhält. Man muss ihm noch
Zeit geben, das Team so zu formen, so dass es auf Dauer noch schlagkräftiger wird.
- Zebra:
-
Werden Sie am Trainer festhalten?
- Udo Klünder:
-
Ich werde an Robert Hedin als Teamchef festhalten, auf jeden Fall! Ich wollte
mich auch nicht so schnell nervös machen lassen. Es gibt eine Vielzahl an Vereinen,
die zurzeit auf dem selben Punkteniveau stehen wie wir, von daher muss man einfach
Ruhe bewahren.
- Zebra:
-
Hinter dem oberen Drittel der Tabelle ist es, wie gerade angesprochen, ganz
eng. Mit ein, zwei gewonnenen Spielen lassen sich schon relativ große Sprünge machen.
Wie beurteilen Sie diese Situation?
- Udo Klünder:
-
Ich finde das außergewöhnlich. In der letzten Saison stünde man mit unserer
Punktzahl wahrscheinlich fast im gesicherten Mittelfeld. Ein solches Tabellenbild habe
ich selber noch nie erlebt und man muss wirklich von Spiel zu Spiel denken, da es sehr
schwer ist, die anderen Begegnungen richtig einzuschätzen.
- Zebra:
-
Spricht das für die Stärke bzw. Ausgeglichenheit der Liga?
- Udo Klünder:
-
Ich glaube schon. Wenn ich z.B. an die Begegnung Eisenach gegen Wallau-Massenheim
denke, hätte vorher wohl kaum einer auf einen Sieg Eisenachs getippt. Ich
habe auch nicht damit gerechnet, dass der VfL Gummersbach mit zehn Toren Unterschied
gegen den HSV gewinnt. Es gibt natürlich Ausnahmen wie der TBV Lemgo oder bedingt auch
Flensburg, die momentan eine gewisse Vormachtrolle darstellen. Jedoch hat man durch
den DHB-Pokal-Sieg des THW in Lemgo gesehen, dass ebenfalls der TBV verwundbar ist.
Selbst wir waren gegen Lemgo bis auf ein Tor dran und haben dann, auch durch
ungünstige Schiedsrichterent-scheidungen, das Spiel verloren.
- Zebra:
-
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Spiel in der Ostseehalle?
- Udo Klünder:
-
Jeder weiß, dass in Kiel die Früchte hoch hängen. Der THW wird sich seinem
Publikum nach Weihnachten, besonders nach der
Heimniederlage gegen Zagreb, gut
präsentieren wollen. Es wird in der Regel angenommen, dass der THW seine Heimspiele
gewinnt, jedoch muss jedes Spiel erst gespielt werden und wir werden uns allergrößte
Mühe geben, es dem THW so schwer wie möglich zu machen. Natürlich sind die Kieler in
eigener Halle Favorit, gar keine Frage.
- Zebra:
-
Wie schätzen Sie den THW leistungsmäßig momentan ein?
- Udo Klünder:
-
Der THW gehört eindeutig zu den ersten drei, vier besten Mannschaften in
Deutschland. Er hat sich ja auch mit viel Konstanz wieder nach vorne gespielt und wenn
er in nächster Zeit vom Verletzungspech verschont bleibt, ist er immer noch ein
Spitzenteam.
- Zebra:
-
Und wo sehen Sie den TuS N-Lübbecke am Ende der Saison?
- Udo Klünder:
-
Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht absteigen werden! Ich denke, wir
werden wohl einen gesicherten Platz im unteren Drittel schaffen.
(Das Gespräch führte Thomas Fischer (living sports).)
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