Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Wären da nicht die Gehhilfen, man könnte meinen,
Roman Pungartnik wäre in der Form seines Lebens. War er vielleicht auch. Bis zum
EM-Zwischenrundenspiel gegen den ungeliebten Widersacher Serbien-Montenegro. Slowenien führte deutlich mit fünf Toren, die restlos ausverkaufte
Halle in Ljubljana kocht. Die enttäuschten Serben hatten zu diesem Zeitpunkt jegliche Hoffnung auf das Halbfinale bereits verspielt, als der
Kieler bei einem Konter kurz vor Schluss noch einmal frei zum Torwurf ansetzte und dabei noch von einem Gegenspieler unnötigerweise in den
Rücken gestoßen wurde.
Pungartnik hatte keine Chance - Kreuzbandriss. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er auf der Tribüne. Gastgeber
Slowenien feierte die Silbermedaille bei der
Europameisterschaft wie einen Sieg.
Roman Pungartnik lächelt,
als er das Parkett der Ostseehalle betritt. "Ich fühle mich super", sagt er. "Die ersten Tage nach der Operation
und in der Reha verlaufen optimal." Seine erste schwere Verletzung hat er längst als neue Herausforderung angenommen. Die Ärzte
prognostizieren eine Pause von bis zu sechs Monaten. Er selbst will am 23. Mai 2004 zum Saisonabschluss wieder mit von der Partie sein. "Das
ist mein großes Ziel", sagt
Pungartnik und klingt dabei so optimistisch und überzeugend, dass man es ihm einfach glauben muss. "Ich will und
werde alles dafür tun, um schnell wieder fit zu werden." Zwei seiner Freunde hätten ähnliche Verletzungen gehabt und es ebenfalls in vier
Monaten geschafft zurückzukommen.
Pungartniks Ehrgeiz ist ungebrochen. "Wenn es sein muss, werde ich zehn Stunden am Tag trainieren. Ich habe
schon mit
Klaus-Dieter Petersen gesprochen, damit er mir besondere Programme erstellt." Der Co-Trainer und Fitness-Experte wird ihm helfen,
seinen Körper zwischenzeitlich in Form zu halten.
Als die niederschmetternde Diagnose Kreuzbandriss noch in Slowenien bestätigt wurde, wollte
Pungartnik am liebsten sofort zurück nach Kiel
reisen. Doch THW-Trainer Noka Serdarusic überredete ihn, die
Europameisterschaft bis zum Ende vor Ort zu verfolgen. "Das war auch gut so",
gibt Pungartnik seinem Trainer recht. "Eine Operation hätte eh noch nicht sofort erfolgen können.
Und so konnte ich die Zeit mit der
Mannschaft noch ein bisschen genießen, auch wenn ich selbst nicht mehr spielen konnte. Wir waren alle mit Herz dabei. Und so habe ich eben
fortan auf der Tribüne meinen Teil dazu beigetragen." Nach jedem weiteren Spiel sah man ihn trotzdem gemeinsam mit seinen
Mannschaftskameraden vor Freude auf dem Feld tanzen. Das Publikum sei phänomenal gewesen und die Stimmung unbeschreiblich, begeistert sich
Pungartnik noch heute. "Ich denke, das war allerbeste Werbung für Slowenien", sagt er stolz.
Von der Silbermedaille und den Emotionen in der Heimat wird er wohl noch lange zehren. Mit seinem Unglück hat er sich dagegen sehr schnell
abgefunden. "So ist der Sport, Verletzungen passieren leider." Nur die Handlung seines Gegenspielers versteht er bis heute nicht. "In solch
einer Situation so zu handeln, ist nicht nur eine grobe Unsportlichkeit, das ist echte Dummheit." Trotzdem sagt
Pungartnik heute: "Man muss
auch mal vergessen können." Seinen Blick hat er nach vorn gerichtet. Das Heimspiel gegen Kronau-Östringen hat er dabei ganz fest im Visier.
"Obwohl", sagt Pungartnik, "der 1. Mai ist auch ein schöner Tag." Und dann lächelt er wieder siegesgewiss.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)