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Jubel beim THW nach dem ersten Sieg bei der HSG D/M Wetzlar.
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Der THW hat seinen ersten Auswärtssieg bei der HSG D/M Wetzlar eingefahren.
Und was war das für ein Sieg: Mit 41:29 spielten die Zebras durch eine
unglaublich konzentrierte Leistung den Gastgeber
förmlich an die Wand. 41 Tore - noch nie hat der THW in der Bundesliga
auswärts so viele Treffer erzielt.
Nebojsa Golic erzielte zwar für die Hausherren per Siebenmeter das 1:0, aber
nach dem 1:1 durch
Pettersson per Strafwurf
und einem gehaltenen Siebenmeter von
Henning Fritz
spielte nur noch der THW. Die verletzungsgebeutelte HSG D/M Wetzlar, die mit nur
drei nominellen Rückraumspielern - alles Rechtshänder - angetreten war,
wurde förmlich überrannt.
Christian Zeitz traf aus dem Rückraum zum 2:1 (3.),
nach einem HSG-Ballverlust erhöhte
Stefan Lövgren
per zweiter Welle auf 3:1.
Adrian Wagner baute den Vorsprung durch zwei
Tore in Folge weiter aus: 5:1 (5.).
Robert Sighvatsson markierte in der 6. Minute dann vom Kreis das erste Feldtor
für die HSG D/M, doch der THW marschierte weiter:
Zeitz zum 6:2 (7.),
Wagner
zum 7:2 (8.). Nach einer Auszeit von Wetzlar und einem
Treffer von Gunnar Berg Viktorsson (3:7, 8.) setzten die Zebras ihre
unglaublich konzentrierte Arbeit weiter fort:
Marcus Ahlm traf vom Kreis zum 8:3 (8.),
Johan Pettersson erzielte per zweiter Welle das 9:3 (9.) und
Lövgren erhöhte mit zwei Toren in Folgen auf 11:3 (11.).
Zu diesem frühen Zeitpunkt war die Partie in der zwar ausverkauften, aber nun
sehr ruhigen Sporthalle Ost in Gießen praktisch entschieden.
In der Folge konnte das Wetzlarer, das sein Heil nun in einer 5:1-Deckung versuchte,
auf 7:12 (16.) verkürzen, weil der
HSG-Rückraum nun treffsicherer wurde und mehrfach
Mattias Andersson überwinden konnte. Der Schwede
machte dann in der 16. Minute
Henning Fritz Platz,
der zwar zunächst einen weiteren Treffer von Ghenadij Khalepo zum 8:12 (17.) hinnehmen musste,
beim Stand von 13:8 (18.) dann aber mit einem weiteren parierten Siebenmeter gegen
Arvydas Kestawitz ins Spiel fand (19.).
Über 16:9 (22.) baute der THW, der auch in der nun auf 5:1-umformierten Deckung
aggressiv und konzentriert stand, seinen Vorsprung auf 18:10 (24.) und ging mit einer
20:14-Führung in die Pause. THW-Manager
Uwe Schwenker
war sich nach "der völlig verdienten Sechs-Tore-Führung" da schon sicher, dass
nichts mehr anbrennen würde.
Auch in den zweiten 30 Minuten war kein Aufbäumen beim Gegner zu erkennen - zu sehr dominierten
die Zebras. Nach dem 24:16 (35.) kam Wetzlar zwar kurzzeitig einmal auf fünf Tore heran (20:25, 40.),
doch zwei Minuten später hatten Pettersson,
Ahlm und Lövgren das Kräfteverhältnis
mit dem 28:20 wieder klargestellt.
Inzwischen war
Demetrio Lozano in die Partie gekommen.
Dem Spanier war am heutigen Nachmittag nicht anzumerken, dass er eine schwere Knieverletzung
hinter sich hat. Dynamisch und beweglich präsentierte sich
"Deme",
der bei seinen fünf Toren in 22 Minuten kaum zu stoppen war.
Wetzlar hatte sich inzwischen in sein Schicksal gefügt. Bitter für die HSG war in diese
Phase besonders, dass man nicht einmal die kleinen Freudenmomente nach einem Torerfolg
auskosten konnte, weil der THW mit der schnellen Mitte gleich zweimal zurückschlug:
26:20 (40.) und 29:21 (43.) - beide Male durch
Pettersson.
THW-Trainer
Noka Serdarusic gönnte nun
Lövgren und
Ahlm eine Pause. Für
den schwedischen Kreisläufer kam
Sebastian Preiß der in den verbleibenden
16 Minuten dreimal treffen konnte. Als
"Harry" das
37:26 markierte, bahnte sich ein Debakel für die HSG an. Besonders bitter dürfte
dann für Wetzlarer Fans zu sehen gewesen sein, wie der THW das 40:27 (58.) erzielte:
Pettersson und
Wagner
starteten nach einer
Fritz-Parade zum Gegenstoß. Der Schwede sprang
in den Kreis und spielte in der Luft auf den ebenfalls in den Sechsmeterraum springenden
Wagner ab, der problemlos traf. Das war das wohl
schönste Tor des Tages. Viktorsson gelang mit dem 29:41 wenige Sekunden vor dem Abpfiff
dann nur noch Ergebniskorrektur.
Beim THW waren Wagner (8),
Lövgren (7/2) und Pettersson (7/2)
die besten Schützen. Bei Wetzlar waren Viktorsson (8/2) und Khalepo (6) am erfolgreichsten.
Ich bin sehr glücklich, es war eine Herausforderung, hier endlich einmal zu gewinnen. Eigentlich
könnte ich jetzt aufhören... [Grinst]
Wir wollten uns heute die Chance offen halten, unter die ersten Drei zu kommen. Wir haben engagiert
und motiviert gespielt und kompakt in der Abwehr gestanden. Nach zehn Minuten
war das Spiel fast entschieden. Danach sahen man auch keinen Biss
mehr auf der Wetzlarer Seite.
Bei meiner Mannschaft will ich keinen herausheben, denn alle haben ihre Leistung gebracht.
HSG-Trainer Velimir Petkovic:
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Enttäuscht: Velimir Petkovic.
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Ich bin sehr enttäuscht. Nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Leistung meiner
Mannschaft. Wir wollten heute die Überraschung schaffen, aber wir waren ein angenehmer
Gegner für den THW. Durch die vielen fehlenden Spieler war die Chance zu gewinnen kleiner,
aber einige Spieler haben nicht selbst daran geglaubt.
In der zweiten Halbzeit waren einige froh über jede Minute, die verging und das Spiel näher
an das Ende gebracht hat.
Man hat gesehen: Die Mannschaft ist gut drauf, die Stimmung ist gut.
Wir waren durch die Ergebnisse von gestern etwas unter Druck. Jetzt haben wir
eine weitere schöne Aufgabe vor uns: Lemgo.
- HSG D/M Wetzlar:
-
Geerken (1.-31., 6 Paraden),
Strzelec (31.-60., 8 Paraden);
Viktorsson (8/2),
Bepler (2),
Sighvatsson (6),
Khalepo (4),
Kestawitz (2),
Kieselhorst (3),
Clößner,
Schmidt (n.e.),
Golic (4),
Rompf;
Trainer: Petkovic
- THW Kiel:
-
Fritz (16.-60. und ein 7m, 16 Paraden),
Andersson (1.-16., 5 Paraden);
Preiß (3),
Pettersson (7/2),
Przybecki,
Lozano (6),
Petersen,
Lövgren (7/2),
Wagner (8),
Ahlm (4),
Boquist (2),
Zeitz (5);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Ehrmann (Riedstadt) / Künzig (Karlsruhe)
- Zeitstrafen:
-
Wetzlar: 5 (zweimal Viktorsson (8., 25.),
Kieselhorst (21.),
Golic (30.),
Sighvatsson (47.));
THW: 0
- Siebenmeter:
-
Wetzlar: 4/2 (Golic (3.) und Kestawitz (19.) scheitert an Fritz);
THW: 5/4 (Pettersson scheitert an Strzelec, holt aber mit
dem Nachwurf einen weiteren Strafwurf heraus (21.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:5 (5.), 2:5, 2:7 (8.), 3:8, 3:11 (11.), 5:11, 5:12 (14.), 8:12 (17.),
8:13, 9:13, 9:16 (22.), 10:16, 10:18 (24.), 11:18, 11:20 (28.), 14:20;
2. Hz.: 14:22 (33.), 15:22, 15:23, 16:23, 16:24 (35.), 18:24 (37.), 18:25, 20:25 (40.),
20:28 (42.), 21:28, 21:29, 22:29, 22:30 (46.), 23:30, 32:34 (52.), 34:34, 24:35,
25:35, 25:36 (55.), 26:36, 26:37, 27:37, 27:40 (58.), 28:40, 28:41 (59.), 29:41
- Zuschauer:
-
2500 (ausverkauft) (Sporthalle Ost, Gießen)
- Spielgraphik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 1.3.2004:
THW beendete "schwarze Serie" bei der HSG Wetzlar
Gießen - Fünf Jahre in Folge: Die übliche THW-Depression nach
Spielen bei der HSG Wetzlar. Fünf Spiele, kein Sieg. Seit gestern
lachen die Zebras auch in Mittelhessen. Die "schwarze Serie" wurde
beendet - und zwar mit einem Paukenschlag. 41:29 hieß es nach
einer Demonstration der Stärke. Schon eine Viertelstunde vor dem
Abpfiff durch
Jutta Ehrmann und Susanne Künzig, dem einzigen
weiblichen Schiedsrichtergespann der Handball-Bundesliga,
herrschte totale Entspannung auf der Kieler Spielerbank. Eine
überdeutliche Führung, ein Gegner, der sich offensichtlich
aufgegeben hatte und eine eigene Mannschaft, die keine Sekunde
locker ließ. Trainer Noka Serdarusic wusste früh: Hier kann nichts
mehr schief gehen.
In der Sporthalle Ost von Gießen lief gestern aber auch alles für
Kiel und alles gegen Wetzlar. Die HSG-Mechanismen der
Vergangenheit, die zu den Erfolgen über den Handball-Goliath THW
geführt hatten, griffen nicht. Torhüter
Axel Geerken fand keine
Bindung, die Heimmannschaft nicht zum Kampf, außerdem machte sich
der Ausfall der Leistungsträger Umberto Brajkovic und Björn
Monnberg bemerkbar - auch in den Wetzlarer Köpfen. Weil die Zebras
zudem nach elf Minuten auf 11:3 enteilt waren, blieb auch die
Zuschauer-Unterstützung aus. Die Hölle Wetzlar mutierte zur
Tiefkühltruhe. Wäre eine Nadel zu Boden gefallen, die Spieler
hätten einen gewaltigen Schrecken bekommen.
Das war so, weil die Zebras von Beginn an konzentriert ins Spiel
gingen, diese Einstellung über die gesamte Spielzeit beibehielten
und sich keine einzige "Auszeit" genehmigten. "Wir waren sofort
hellwach und haben dem Gegner früh den Zahn gezogen", bilanzierte
Henning Fritz. Der Nationaltorhüter kam in der 15. Minute für
Mattias Andersson und avancierte zum guten THW-Rückhalt.
Fritz
stand hinter einer Deckung, in der Abwehrchef
Klaus-Dieter Petersen und seine Mitspieler aggressiv, aber fair den Takt
angaben. So wurde der behäbige HSG-Rückraum mit Khalepo,
Kieselhorst und Viktorsson förmlich zu Fehlern gezwungen: Die
Grundlage für ein blitzschnelles Kieler Konterspiel, das zumeist
von Adrian Wagner und
Johan Pettersson eiskalt zum Abschluss
führte. Linksaußen
Wagner brachte es in der Addition auf acht,
sein Kollege auf der rechten Außenbahn auf sieben Tore. Doch auch
im Positionsspiel lief es wie am Schnürchen. Zunächst kurbelte
Stefan Lövgren, kräftig unterstützt von
Christian Zeitz und
Martin Boquist, das THW-Spiel an, später kam
Demetrio Lozano hinzu,
machte Druck und traf. Am Kreis glänzten
Marcus Ahlm und
Sebastian Preiß. "Wir haben richtig auf die Tube gedrückt, eine super Abwehr
gespielt und dem Gegner keine Chance gelassen", jubelte
Wagner.
"Das hat Spaß gemacht."
Schon beim Halbzeitpfiff war eine Vorentscheidung gefallen. Und
weil die Kieler in der zweiten Halbzeit sofort an die Leistungen
der ersten anknüpften, war nach 45 Minuten alles klar.
Enttäuschend, was seine Mannschaft geboten habe, befand der
ehemalige Kieler Axel Geerken. "Die Kieler sind bekannt für ihr
Tempospiel, wir haben ihnen direkt in die Hände gespielt."
Voll des Lobes war Noka Serdarusic. Normal sei es, dass drei
Spieler gut spielen und drei mitlaufen, erklärte der THW-Coach.
"Aber bei uns waren heute alle in Bestform. Ausnahmslos." Manager
Uwe Schwenker blickte gut gelaunt nach vorn. Die Erfolge der
Mitkonkurrenten um die drei Champions-League-Plätze hätten sein
Team enorm unter Druck gesetzt. "Aber wir haben dem beachtlich
standgehalten. Jetzt freue ich mich auf Lemgo." Der Handball-Evergreen steigt
am Sonnabend (15.30 Uhr/live bei N3) in Kiel.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 1.3.2004)