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29.02./01.03.2004 - Letzte Aktualisierung: 01.03.2004 Bundesliga

41:29! THW holt ersten Auswärtssieg bei Wetzlar

Bundesliga, 23. Spieltag: 29.02.2004, So., 15.00: HSG D/M Wetzlar - THW Kiel: 29:41 (14:20)
Update #3 Spielbericht der KN ergänzt...

Jubel beim THW nach dem ersten Sieg bei der HSG D/M Wetzlar.
Jubel beim THW nach dem ersten Sieg bei der HSG D/M Wetzlar.
Der THW hat seinen ersten Auswärtssieg bei der HSG D/M Wetzlar eingefahren. Und was war das für ein Sieg: Mit 41:29 spielten die Zebras durch eine unglaublich konzentrierte Leistung den Gastgeber förmlich an die Wand. 41 Tore - noch nie hat der THW in der Bundesliga auswärts so viele Treffer erzielt.
Nebojsa Golic erzielte zwar für die Hausherren per Siebenmeter das 1:0, aber nach dem 1:1 durch Pettersson per Strafwurf und einem gehaltenen Siebenmeter von Henning Fritz spielte nur noch der THW. Die verletzungsgebeutelte HSG D/M Wetzlar, die mit nur drei nominellen Rückraumspielern - alles Rechtshänder - angetreten war, wurde förmlich überrannt. Christian Zeitz traf aus dem Rückraum zum 2:1 (3.), nach einem HSG-Ballverlust erhöhte Stefan Lövgren per zweiter Welle auf 3:1. Adrian Wagner baute den Vorsprung durch zwei Tore in Folge weiter aus: 5:1 (5.).

Christian Zeitz trifft zum 6:2.
Christian Zeitz trifft zum 6:2.
Robert Sighvatsson markierte in der 6. Minute dann vom Kreis das erste Feldtor für die HSG D/M, doch der THW marschierte weiter: Zeitz zum 6:2 (7.), Wagner zum 7:2 (8.). Nach einer Auszeit von Wetzlar und einem Treffer von Gunnar Berg Viktorsson (3:7, 8.) setzten die Zebras ihre unglaublich konzentrierte Arbeit weiter fort: Marcus Ahlm traf vom Kreis zum 8:3 (8.), Johan Pettersson erzielte per zweiter Welle das 9:3 (9.) und Lövgren erhöhte mit zwei Toren in Folgen auf 11:3 (11.). Zu diesem frühen Zeitpunkt war die Partie in der zwar ausverkauften, aber nun sehr ruhigen Sporthalle Ost in Gießen praktisch entschieden.

Henning Fritz pariert zum zweiten Mal einen Strafwurf.
Henning Fritz pariert zum zweiten Mal einen Strafwurf.
In der Folge konnte das Wetzlarer, das sein Heil nun in einer 5:1-Deckung versuchte, auf 7:12 (16.) verkürzen, weil der HSG-Rückraum nun treffsicherer wurde und mehrfach Mattias Andersson überwinden konnte. Der Schwede machte dann in der 16. Minute Henning Fritz Platz, der zwar zunächst einen weiteren Treffer von Ghenadij Khalepo zum 8:12 (17.) hinnehmen musste, beim Stand von 13:8 (18.) dann aber mit einem weiteren parierten Siebenmeter gegen Arvydas Kestawitz ins Spiel fand (19.). Über 16:9 (22.) baute der THW, der auch in der nun auf 5:1-umformierten Deckung aggressiv und konzentriert stand, seinen Vorsprung auf 18:10 (24.) und ging mit einer 20:14-Führung in die Pause. THW-Manager Uwe Schwenker war sich nach "der völlig verdienten Sechs-Tore-Führung" da schon sicher, dass nichts mehr anbrennen würde.

Auch in den zweiten 30 Minuten war kein Aufbäumen beim Gegner zu erkennen - zu sehr dominierten die Zebras. Nach dem 24:16 (35.) kam Wetzlar zwar kurzzeitig einmal auf fünf Tore heran (20:25, 40.), doch zwei Minuten später hatten Pettersson, Ahlm und Lövgren das Kräfteverhältnis mit dem 28:20 wieder klargestellt.

Traf fünf Mal in 22 Minuten: Demetrio Lozano.
Traf fünf Mal in 22 Minuten: Demetrio Lozano.
Inzwischen war Demetrio Lozano in die Partie gekommen. Dem Spanier war am heutigen Nachmittag nicht anzumerken, dass er eine schwere Knieverletzung hinter sich hat. Dynamisch und beweglich präsentierte sich "Deme", der bei seinen fünf Toren in 22 Minuten kaum zu stoppen war. Wetzlar hatte sich inzwischen in sein Schicksal gefügt. Bitter für die HSG war in diese Phase besonders, dass man nicht einmal die kleinen Freudenmomente nach einem Torerfolg auskosten konnte, weil der THW mit der schnellen Mitte gleich zweimal zurückschlug: 26:20 (40.) und 29:21 (43.) - beide Male durch Pettersson.

Das schönste Tor des Tages: Wagner in Zusammenarbeit mit Pettersson.
Das schönste Tor des Tages: Wagner in Zusammenarbeit mit Pettersson.
THW-Trainer Noka Serdarusic gönnte nun Lövgren und Ahlm eine Pause. Für den schwedischen Kreisläufer kam Sebastian Preiß der in den verbleibenden 16 Minuten dreimal treffen konnte. Als "Harry" das 37:26 markierte, bahnte sich ein Debakel für die HSG an. Besonders bitter dürfte dann für Wetzlarer Fans zu sehen gewesen sein, wie der THW das 40:27 (58.) erzielte: Pettersson und Wagner starteten nach einer Fritz-Parade zum Gegenstoß. Der Schwede sprang in den Kreis und spielte in der Luft auf den ebenfalls in den Sechsmeterraum springenden Wagner ab, der problemlos traf. Das war das wohl schönste Tor des Tages. Viktorsson gelang mit dem 29:41 wenige Sekunden vor dem Abpfiff dann nur noch Ergebniskorrektur.

Beim THW waren Wagner (8), Lövgren (7/2) und Pettersson (7/2) die besten Schützen. Bei Wetzlar waren Viktorsson (8/2) und Khalepo (6) am erfolgreichsten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich bin sehr glücklich, es war eine Herausforderung, hier endlich einmal zu gewinnen. Eigentlich könnte ich jetzt aufhören... [Grinst]

Wir wollten uns heute die Chance offen halten, unter die ersten Drei zu kommen. Wir haben engagiert und motiviert gespielt und kompakt in der Abwehr gestanden. Nach zehn Minuten war das Spiel fast entschieden. Danach sahen man auch keinen Biss mehr auf der Wetzlarer Seite.

Bei meiner Mannschaft will ich keinen herausheben, denn alle haben ihre Leistung gebracht.

HSG-Trainer Velimir Petkovic:
Enttäuscht: Velimir Petkovic.
Enttäuscht: Velimir Petkovic.
Ich bin sehr enttäuscht. Nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Leistung meiner Mannschaft. Wir wollten heute die Überraschung schaffen, aber wir waren ein angenehmer Gegner für den THW. Durch die vielen fehlenden Spieler war die Chance zu gewinnen kleiner, aber einige Spieler haben nicht selbst daran geglaubt.

In der zweiten Halbzeit waren einige froh über jede Minute, die verging und das Spiel näher an das Ende gebracht hat.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Man hat gesehen: Die Mannschaft ist gut drauf, die Stimmung ist gut. Wir waren durch die Ergebnisse von gestern etwas unter Druck. Jetzt haben wir eine weitere schöne Aufgabe vor uns: Lemgo.

23. Spieltag: 29.02.04, So., 15.00: HSG D/M Wetzlar - THW Kiel: 29:41 (14:20)

Logo HSG D/M Wetzlar:
Geerken (1.-31., 6 Paraden), Strzelec (31.-60., 8 Paraden); Viktorsson (8/2), Bepler (2), Sighvatsson (6), Khalepo (4), Kestawitz (2), Kieselhorst (3), Clößner, Schmidt (n.e.), Golic (4), Rompf; Trainer: Petkovic
Logo THW Kiel:
Fritz (16.-60. und ein 7m, 16 Paraden), Andersson (1.-16., 5 Paraden); Preiß (3), Pettersson (7/2), Przybecki, Lozano (6), Petersen, Lövgren (7/2), Wagner (8), Ahlm (4), Boquist (2), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Ehrmann (Riedstadt) / Künzig (Karlsruhe)
Zeitstrafen:
Wetzlar: 5 (zweimal Viktorsson (8., 25.), Kieselhorst (21.), Golic (30.), Sighvatsson (47.));
THW: 0
Siebenmeter:
Wetzlar: 4/2 (Golic (3.) und Kestawitz (19.) scheitert an Fritz);
THW: 5/4 (Pettersson scheitert an Strzelec, holt aber mit dem Nachwurf einen weiteren Strafwurf heraus (21.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:5 (5.), 2:5, 2:7 (8.), 3:8, 3:11 (11.), 5:11, 5:12 (14.), 8:12 (17.), 8:13, 9:13, 9:16 (22.), 10:16, 10:18 (24.), 11:18, 11:20 (28.), 14:20;
2. Hz.: 14:22 (33.), 15:22, 15:23, 16:23, 16:24 (35.), 18:24 (37.), 18:25, 20:25 (40.), 20:28 (42.), 21:28, 21:29, 22:29, 22:30 (46.), 23:30, 32:34 (52.), 34:34, 24:35, 25:35, 25:36 (55.), 26:36, 26:37, 27:37, 27:40 (58.), 28:40, 28:41 (59.), 29:41
Zuschauer:
2500 (ausverkauft) (Sporthalle Ost, Gießen)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 1.3.2004:

THW beendete "schwarze Serie" bei der HSG Wetzlar

Gießen - Fünf Jahre in Folge: Die übliche THW-Depression nach Spielen bei der HSG Wetzlar. Fünf Spiele, kein Sieg. Seit gestern lachen die Zebras auch in Mittelhessen. Die "schwarze Serie" wurde beendet - und zwar mit einem Paukenschlag. 41:29 hieß es nach einer Demonstration der Stärke. Schon eine Viertelstunde vor dem Abpfiff durch Jutta Ehrmann und Susanne Künzig, dem einzigen weiblichen Schiedsrichtergespann der Handball-Bundesliga, herrschte totale Entspannung auf der Kieler Spielerbank. Eine überdeutliche Führung, ein Gegner, der sich offensichtlich aufgegeben hatte und eine eigene Mannschaft, die keine Sekunde locker ließ. Trainer Noka Serdarusic wusste früh: Hier kann nichts mehr schief gehen.

In der Sporthalle Ost von Gießen lief gestern aber auch alles für Kiel und alles gegen Wetzlar. Die HSG-Mechanismen der Vergangenheit, die zu den Erfolgen über den Handball-Goliath THW geführt hatten, griffen nicht. Torhüter Axel Geerken fand keine Bindung, die Heimmannschaft nicht zum Kampf, außerdem machte sich der Ausfall der Leistungsträger Umberto Brajkovic und Björn Monnberg bemerkbar - auch in den Wetzlarer Köpfen. Weil die Zebras zudem nach elf Minuten auf 11:3 enteilt waren, blieb auch die Zuschauer-Unterstützung aus. Die Hölle Wetzlar mutierte zur Tiefkühltruhe. Wäre eine Nadel zu Boden gefallen, die Spieler hätten einen gewaltigen Schrecken bekommen.

Das war so, weil die Zebras von Beginn an konzentriert ins Spiel gingen, diese Einstellung über die gesamte Spielzeit beibehielten und sich keine einzige "Auszeit" genehmigten. "Wir waren sofort hellwach und haben dem Gegner früh den Zahn gezogen", bilanzierte Henning Fritz. Der Nationaltorhüter kam in der 15. Minute für Mattias Andersson und avancierte zum guten THW-Rückhalt. Fritz stand hinter einer Deckung, in der Abwehrchef Klaus-Dieter Petersen und seine Mitspieler aggressiv, aber fair den Takt angaben. So wurde der behäbige HSG-Rückraum mit Khalepo, Kieselhorst und Viktorsson förmlich zu Fehlern gezwungen: Die Grundlage für ein blitzschnelles Kieler Konterspiel, das zumeist von Adrian Wagner und Johan Pettersson eiskalt zum Abschluss führte. Linksaußen Wagner brachte es in der Addition auf acht, sein Kollege auf der rechten Außenbahn auf sieben Tore. Doch auch im Positionsspiel lief es wie am Schnürchen. Zunächst kurbelte Stefan Lövgren, kräftig unterstützt von Christian Zeitz und Martin Boquist, das THW-Spiel an, später kam Demetrio Lozano hinzu, machte Druck und traf. Am Kreis glänzten Marcus Ahlm und Sebastian Preiß. "Wir haben richtig auf die Tube gedrückt, eine super Abwehr gespielt und dem Gegner keine Chance gelassen", jubelte Wagner. "Das hat Spaß gemacht."

Schon beim Halbzeitpfiff war eine Vorentscheidung gefallen. Und weil die Kieler in der zweiten Halbzeit sofort an die Leistungen der ersten anknüpften, war nach 45 Minuten alles klar. Enttäuschend, was seine Mannschaft geboten habe, befand der ehemalige Kieler Axel Geerken. "Die Kieler sind bekannt für ihr Tempospiel, wir haben ihnen direkt in die Hände gespielt."

Voll des Lobes war Noka Serdarusic. Normal sei es, dass drei Spieler gut spielen und drei mitlaufen, erklärte der THW-Coach. "Aber bei uns waren heute alle in Bestform. Ausnahmslos." Manager Uwe Schwenker blickte gut gelaunt nach vorn. Die Erfolge der Mitkonkurrenten um die drei Champions-League-Plätze hätten sein Team enorm unter Druck gesetzt. "Aber wir haben dem beachtlich standgehalten. Jetzt freue ich mich auf Lemgo." Der Handball-Evergreen steigt am Sonnabend (15.30 Uhr/live bei N3) in Kiel.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 1.3.2004)


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