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24.03.2004 Interview

Meine beste Zeit - Staffan Olsson im großen Zebra-Interview

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Staffan Olsson.
Klicken Sie für weitere Infos! Staffan Olsson.

Staffan Olsson ist eine der schillernsten Persönlichkeiten auf dem internationalenHandball-Parkett. In zwei Tagen feiert der charismatische Schwede mit den langen Haaren seinen 40. Geburtstag. Seine sieben Jahre beim THW Kiel waren seine beste Zeit, sagt Olsson im großen ZEBRA-Interview.
Zebra:
Staffan, in zwei Tagen feierst Du Deinen 40. Geburtstag. Fällt das Handballspielen da noch leicht?
Staffan Olsson:
Ich fühle mich wirklich fit. Hier in Schweden muss ich natürlich auch viel weniger spielen als noch letztes Jahr mit dem THW Kiel in der Bundesliga. So wenige Probleme mit meinem Rücken hatte ich jedenfalls schon lange nicht mehr.
Zebra:
Klingt Deine Karriere in etwa so aus, wie Du es Dir vorgestellt hattest?
Staffan Olsson:
Ich reduziere mein Engagement in etwa so, wie es gedacht war. Es wird allmählich weniger. Aber ab und zu vermisse ich tatsächlich den Bundesliga-Alltag. Dass irgendwann allerdings der Tag kommen wird, an dem alles vorbei sein wird, ist mir durchaus bewusst. Aber so, wie es derzeit läuft, fühle ich mich noch wohl und es macht Spaß, mit Hammarby in der schwedischen Liga zu spielen.
Zebra:
Aber die Elitserien ist eine andere Welt, oder?
Staffan Olsson:
Zunächst einmal ist die sportliche Qualität nicht so groß wie in der Bundesliga, das Drumherum lange nicht so professionell. Die wenigen Zuschauer sind vielleicht das schwerste Problem - mitunter bin ich mit meinen Gedanken auf dem Weg ins Training, doch dann stellt sich heraus, dass die Zuschauer auf ein Punktspiel warten... Imponiert haben mir und übrigens auch allen anderen im Klub die Zebra-Fans, die uns neulich besucht haben. Herzliche Grüße!
Zebra:
Denkst Du noch oft an Kiel zurück?
Staffan Olsson:
Ich verfolge nach wie vor die Bundesliga mit großem Interesse und spreche zum Beispiel noch sehr viel mit Stefan Lövgren und Johan Pettersson, mit denen ich ganz sicher auch Freund abseits des Handballs bleiben werde, wenn eines Tages alles vorbei ist. Ich bin also ziemlich gut informiert, was "meinen Verein" in der Bundesliga angeht, zumal ich hin und wieder auch mit Uwe Schwenker und Noka Serdarusic telefoniere.
Zebra:
Es läuft derzeit sehr gut in Kiel...
Staffan Olsson:
Darüber freue ich mich riesig! Wenn ich die Spiele sehe, bekomme ich jedesmal Heimweh nach dem Handball in der Ostseehalle. Und das werde ich wohl mein ganzes Leben lang so fühlen.
Zebra:
Und wie läuft es in Hammarby?
Staffan Olsson:
Wir haben noch eine kleine Chance, die Play-Offs zu erreichen. Unser Ziel ist es allerdings, die Erstklassigkeit ohne weitere Relegationsspiele zu erhalten. Dafür müssten wir Neunter oder Zehnter werden. Das ist drin. Allerdings läuft diese Saison viel schwerer als zuvor gedacht.
Zebra:
Was heißt das genau?
Staffan Olsson:
In unserer Mannschaft spielen sehr viele junge Leute, der Klub hatte zwischendrin zudem ein paar wirtschaftliche Probleme. Insgesamt ist dieser Verein noch ziemlich unerfahren, wir brauchen noch ein paar Jahre. Die Zukunft liegt vor dem Klub. Den richtigen Erfolg werde ich als Spieler wohl nicht mehr miterleben.
Zebra:
Trotzdem ist Dein Ehrgeiz ungebrochen...
Staffan Olsson:
Klar, der ist nach wie vor da! Ich habe Spaß am Handball, das ist die Hauptsache.
Zebra:
Und wenn es mal nicht so läuft, kannst Du Dich immerhin darüber freuen, Deinen alten Kumpel Magnus Wislander zweimal in dieser Saison geschlagen zu haben...
Staffan Olsson:
(lacht) Das ist sicher gut gelaufen. Wenn ich an die Spiele gegen Max denke, tröstet es mich über ein paar andere unnötige Niederlagen hinweg.
Zebra:
Wieviele weitere Spielen wird es noch geben?
Staffan Olsson:
Ich habe einen Vertrag mit der Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr, die beide Seiten ablehnen können. Doch der Klub will mit mir verlängern. Ich werde noch ein wenig abwarten und in Ruhe meine Entscheidung treffen, wenn der Klub in der ersten Liga bleibt. Ich denke darüber nach, ob ich nach dem Sommer zurück komme oder weiter Urlaub machen soll...
Zebra:
Während der Olympische Spiele hat die schwedische Nationalmannschaft leider frei...
Staffan Olsson:
In Athen noch einmal um olypisches Gold zu kämpfen, wäre zum Ende der Karriere natürlich die Erfüllung eines Traums gewesen. Aber ich möchte deswegen nicht in Depressionen verfallen. Ich durfte immerhin vier Olympische Spiele bestreiten.
Zebra:
Nach der abgelaufenen Europa-meisterschaft hast Du Deinen endgültigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet. Ein wenig traurig, dass Du Dich nicht schon vor zwei Jahren in Deiner Heimat Stockholm mit dem EM-Titel von der internationalen Bühne verabschiedet hattest?
Staffan Olsson:
Nein, das nicht. Zugegeben, die letzte Weltmeisterschaft war nicht mein Turnier. Vielleicht hatte ich nach einer Verletzung zu früh wieder angefangen zu spielen. Ich kann aber auch nicht sagen, dass ich die Europameisterschaft im Januar bereut habe. Trotz unsere "Misserfolge" hat mir die Mannschaft und der Handball Spaß gemacht. Eine Spezies haben bereits nach der Weltmeisterschaft 1995 gefordert, meine Generation hätte aufhören sollen... Irgendwann werden sie zwangsläufig Recht bekommen. Aber so viele Erfolge, wie wir gefeiert haben - da wird so schnell kein anderes Team rankommen. Mit den letzten zwei Turnieren müssen wir leben, auch wenn es natürlich traurig ist.
Zebra:
Machen diese Ereignisse die Entscheidung einfacher, irgendwann einmal ganz die aktive Laufbahn zu beenden?
Staffan Olsson:
Es wird für mich immer ein Problem sein, dass es eines Tages zuende gehen wird. Doch irgendwann steht man vor diesem Tag, an dem es sich nicht mehr vermeiden lässt. Es wird immer schmerzhaft sein.
Zebra:
In zwei Tagen feierst Du Deinen 40. Geburtstag. Wie lautet Dein Fazit, wenn Du heute auf Deine Karriere zurückblickst?
Staffan Olsson:
Es soll nicht arrogant klingt, aber ich denke, ich habe verdammt viel erreicht. Der erste Weltmeister- und der Europameister-Titel in Stockholm waren zweifelsohne die Highlights mit der Nationalmannschaft. Doch die sieben Jahre in Kiel waren für mich persönlich die beste Zeit. Als ich mit 32 Jahren zum THW kam, hatte ich mir nicht vorgestellt, dass ich das alles in solch einem Verein noch erleben durfte. Ich bin stolz darauf, beim THW gespielt und ein wenig zum großen Erfolg beigetragen zu haben.
Zebra:
Und wie sieht Deine Zukunft aus?
Staffan Olsson:
Haare abschneiden und Arbeit suchen! So scherzen sie jedenfalls in Schweden schon... Nein, ehrlich, ich weiß es noch nicht. Ich werde in Ruhe darüber nachdenken.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn, living sports. Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra".)


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