10.09.2004 | Mannschaft |
Im Trikot des FC Barcelona wurde Frode Hagen spanischer Meister und gewann vor einigen Monaten auch die Copa del Rey, den Königspokal. Jetzt hat der Norweger sich zumindest für ein Jahr dem THW Kiel angeschlossen. Kiel und Barcelona - für den Handballer Frode Hagen ging ein Traum in Erfüllung. "Das sind die besten Vereine der Welt." |
Norwegischer Meister war er einst mit Drammen HK, spanischer Champion vor einem Jahr mit dem FC Barcelona. Fast wäre dem 152-fachen Nationalspieler auch die Meisterschaft in der Bundesliga gelungen. Erst am vorletzten Spieltag gab er im Dress der HSG Nordhorn die Meisterschale noch ab - an den THW Kiel. Als Tabellenführer kamen Hagen & Co im Mai 2002 nach Kiel und verloren mit 22:27 - trotz vier Hagen-Treffern.
Mittlerweile wohnt der gelernte Kaufmann mit seiner Frau Helle und dem vier Monate alte Söhnchen Henrik in Mettenhof. In der ehemaligen Wohnung von Nikolaj Jacobsen, der nach sechs Jahren THW Kiel in die Heimat zurückkehrte. "Wir fühlen uns hier super wohl." Klar, Barcelona ist eine tolle Stadt. Und die Zeiten, als er sich mit seinen "Barca"-Kumpels abends um zehn im Restaurant traf, waren herrlich. "Aber mit einem kleinen Kind leben wir ganz anders und da ist es hier auch schön." Außerdem war Handball im Gesamtverein Barcelona nur ein kleines Rädchen. "In Kiel", so Hagen, "dreht sich alles um Handball."
Der sympathische Hobby-Angler hat seinen Platz in der Mannschaft schnell gefunden. Vier Sprachen spricht Hagen fließend. Deutsch gehört dazu. Das erleichtert die Integration. Auf dem Parkett muss er seine Rolle noch finden. "Barcelona spielt eine ganz andere Abwehr. Viel offensiver, viel individueller." Da löst sich der Abwehrriegel schnell in Zweikämpfe auf. In der THW-Deckung neigt er noch dazu, zu schnell sein Plätzchen zu verlassen. "Ich will noch zu viel." Doch die ersten Testspiele zeigten bereits, dass Hagen auf dem besten Wege ist, fester Bestandteil der Zebraherde zu werden. Ein Typ mit großem Kämpferherz. Sicher in der Abwehr und im Angriff ohne Angst. "So einen wie Frode hat man besser zum Freund als zum Gegner", lobte THW-Manager Uwe Schwenker.
Ein gutes Zeugnis stellt dem Norweger auch der ehemalige Weggefährte aus Nordhorner Zeiten, Ola Lindgren, aus. "Er bringt immer seine Leistung und ist ein guter Shooter." Außerdem, so der heutige Trainer des Ligakonkurrenten aus Nordhorn, habe Hagen noch nie eine größere Verletzung gehabt. "Das ist wohl ein wichtiges Argument für Kiel gewesen." Für Frode und seine Frau Helle soll Kiel die letzte Station sein, bevor sie wieder in die Heimat zurückkehren. "Aber wir können uns gut vorstellen, hier etwas länger zu bleiben."
Frode Hagen - das ist auch die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Seit zehn Jahren spielten Glenn Solberg und er Seite an Seite in einer Mannschaft. Drammen, Nordhorn, Barcelona - jetzt geht das Duo, das die norwegische Nationalmannschaft kürzlich zur Weltmeisterschaft 2005 in Tunesien warf, erstmals getrennte Wege. Ein Wiedersehen gibt es allerdings schon am 18. September in der Campushalle. Dann erwartet Solberg im Dress der SG Flensburg-Handewitt den THW. Klar ist aber auch, dass die beiden irgendwann wieder gemeinsam in einer Mannschaft spielen möchten. Bei Drammen HK, da wo die Karriere der beiden einst begann.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)
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