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15.09.2004 Bundesliga

Zebra: Dabei sein war alles

Das Erlebnis "Weltrekord auf Schalke"

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

30925 Zuschauer sahen den 31:26-Sieg des THW über den TBV Lemgo in der Arena "AufSchalke" - siehe Spielbericht.
Klicken Sie zum Vergrößern! 30925 Zuschauer sahen den 31:26-Sieg des THW über den TBV Lemgo in der Arena "AufSchalke" - siehe Spielbericht.

Handball auf Schalke - was für ein Erlebnis! Erinnerungen wurden wach an Erzählungen von altgedienten Handball-Idolen wie Hein Dahlinger, der mit leuchtenden Augen in alten Zeiten schwelgt. Er erzählt von großen Handballfesten, die in Fußballstadien stattfanden, vor 20000 Zuschauern und mehr. Das muss man sich einmal vorstellen: Handball in Fußballstadien - das geht doch gar nicht? Damals spielte man halt auf dem Großfeld und war wohl nicht besonders empfindlich, was die äußeren Witterungsbedingungen angeht, aber ein normales Handballspiel in der heutigen Zeit, vor leeren Rängen womöglich, in einem kalten Oval aus Beton? Das hört sich nicht gerade nach einer Spitzenhandball-tauglichen Spielstätte für hallenverwöhnte Handballer an, oder?
Dass dies doch möglich ist, zeigte Fynn Holpert, Manager und Visionär des TBV Lemgo. Des Risikos bewusst, erst ab einer Zuschauerzahl von 20000 überhaupt einen einzigen Euro zu verdienen, setzte sich dieser gemeinsam mit dem Fußballmanager des FC Schalke 04, Rudi Assauer, an einen Tisch und erarbeitete ein Konzept, welches es ermöglichen sollte, die von der Nationalmannschaft in Athen entfachte Handball-Euphorie zum Saisonauftakt in die Bundesliga hineinzutragen. Mut zum Risiko! Und man glaubt es nicht, es hat geklappt - mehr als das. Mit der Gelsenkirchener Multifunktionsarena hatte man eine den Ansprüchen eines neuzeitigen Handball-Profis absolut zusagende Spielstätte ausgesucht. Die rund 31000 zahlenden Zuschauer stellten den bisherigen vom VfL Gummersbach in der Köln-Arena erstellten Weltrekord eines Meisterschaftsspieles locker ein und bereiteten allen Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.

Morgens um 7.40 Uhr verließen rund 920 THW-Fans  den Kieler Hauptbahnhof in einem Sonderzug der  Deutschen Bahn Richtung Gelsenkirchen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Morgens um 7.40 Uhr verließen rund 920 THW-Fans den Kieler Hauptbahnhof in einem Sonderzug der Deutschen Bahn Richtung Gelsenkirchen.
Große Ereignisse nähren sich bekanntlich oft auch an großer Vorfreude, so auch vor diesem Spiel. Knapp 1000 eingefleischte Zebra-Fans wollten sich gemeinsam auf das "Experiment auf Schalke" freuen und reisten mit einem Sonderzug von 14 Waggons plus Tanzwaggon an. Eine zweckmäßige Maßnahme der Vereinsführung des THW und doch der Ausdruck von einem Gefühl, das viele THW-Anhänger an diesem Tag miteinander verband - das pure Handballfieber! Zu diesem harten Kern von THW-Fans gesellten sich später noch geschätzte 4000 - 5000 mit dem Auto angereiste Kieler. An diesem Tag war man auch auf der Autobahn als Zebra nicht allein.

Die Eckdaten dieses Großereignisses sind für die Geschichtsbücher, es gab aber auch Kleinigkeiten, die das erlebte Handballfest von "normalen" Bundesligaspielen abhob. Wenn man genau aufpasste, war noch weit mehr als nur das Geschehen auf dem Spielfeld zu vermerken. Popcorn- und Hotdogverkäufer auf den Rängen verbreiteten eine beinahe kinoähnliche Fußballatmosphäre. Als ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Begegnung nicht nur Handball-Stammfans, sondern auch neu hinzu gewonnene Fans ansahen, war wohl auch die Aufklärung des Stadionsprechers zu bewerten, was es mit dem "Time-Out" auf sich habe. Auffällig viele Leute versuchten doch, die kurze Pause für ein neues Bier zu nutzen. Andere Ausmaße als gewohnt konnten bei der Stadionsicherheit beobachtet werden. So musste man sich nach dem elektronischen Einlass einem kurzen Leibesvisite unterziehen und wurde von unzähligen Ordnern und Platzweisern auf den für einen selbst bestimmten Platz gelotst Ohne die richtige Karte bzw. Ausweis kam man nirgendwo hin, auch in Handballkreisen bestens bekannte Persönlichkeiten wie Uwe Schwenker oder Noka Serdarusic konnten auf ihre um den Hals gehängten Teamausweise nicht verzichten. Die ernst drein schauenden Securities in ihren schwarzen Anzügen hatten wohl mit weit Schlimmerem gerechnet und waren sich der stets friedlich ablaufenden Handballspiele anscheinend nicht bewusst, als sie während des gesamten Spiels musternden Blickes die Ränge nach möglichen Störenfrieden absuchten. Muntere Fans, die um die Aufnahme eines Erinnerungsfotos von sich baten, mussten freundlich, aber bestimmt abgewiesen werden. Visuell einprägsam war auf jeden Fall auch das von der kompletten Südkurve mit verschieden farbigen Pappschildern skandierte Schlagwort der Veranstaltung "Weltrekord" und letztlich war es ein nicht nur denkwürdiges, sondern auch erfolgreiches Erlebnis für alle Teilnehmenden. Wer nicht aktiv am Geschehen teilnehmen konnte, wie der am Kreuzband verletzte Roman Pungartnik, mag sich wenigstens am richtig getippten Endergebnis, zumindest aber am olympischen Gedanken ein wenig erfreut haben, der an diesem Nachmittag schier allgegenwärtig war - dabei sein war diesmal wirklich alles.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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