Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
 |
30925 Zuschauer sahen den 31:26-Sieg des THW über
den TBV Lemgo in der Arena "AufSchalke" -
siehe Spielbericht.
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Handball auf Schalke - was für ein Erlebnis!
Erinnerungen wurden wach an Erzählungen von
altgedienten Handball-Idolen wie
Hein Dahlinger,
der mit leuchtenden Augen in alten
Zeiten schwelgt. Er erzählt von großen
Handballfesten, die in Fußballstadien
stattfanden, vor 20000 Zuschauern und mehr.
Das muss man sich einmal vorstellen: Handball
in Fußballstadien - das geht doch gar nicht?
Damals spielte man halt auf dem Großfeld und
war wohl nicht besonders empfindlich, was die
äußeren Witterungsbedingungen angeht, aber ein
normales Handballspiel in der heutigen Zeit,
vor leeren Rängen womöglich, in einem kalten
Oval aus Beton? Das hört sich nicht gerade nach
einer Spitzenhandball-tauglichen Spielstätte
für hallenverwöhnte Handballer an, oder?
Dass dies doch möglich ist, zeigte
Fynn Holpert,
Manager und Visionär des TBV Lemgo.
Des Risikos bewusst, erst ab einer
Zuschauerzahl von 20000 überhaupt einen
einzigen Euro zu verdienen, setzte sich dieser
gemeinsam mit dem Fußballmanager des FC Schalke
04, Rudi Assauer, an einen Tisch und
erarbeitete ein Konzept, welches es ermöglichen
sollte, die von der Nationalmannschaft in Athen
entfachte Handball-Euphorie zum Saisonauftakt
in die Bundesliga hineinzutragen. Mut zum
Risiko! Und man glaubt es nicht, es hat
geklappt - mehr als das. Mit der
Gelsenkirchener Multifunktionsarena hatte man
eine den Ansprüchen eines neuzeitigen
Handball-Profis absolut zusagende Spielstätte
ausgesucht. Die rund 31000 zahlenden Zuschauer
stellten den bisherigen vom VfL Gummersbach in
der Köln-Arena erstellten Weltrekord eines
Meisterschaftsspieles locker ein und bereiteten
allen Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.
 |
Morgens um 7.40 Uhr verließen rund 920 THW-Fans
den Kieler Hauptbahnhof in einem Sonderzug der
Deutschen Bahn Richtung Gelsenkirchen.
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Große Ereignisse nähren sich bekanntlich oft
auch an großer Vorfreude, so auch vor diesem
Spiel. Knapp 1000 eingefleischte Zebra-Fans
wollten sich gemeinsam auf das "Experiment auf
Schalke" freuen und reisten mit einem Sonderzug
von 14 Waggons plus Tanzwaggon an. Eine
zweckmäßige Maßnahme der Vereinsführung des THW
und doch der Ausdruck von einem Gefühl, das
viele THW-Anhänger an diesem Tag miteinander
verband - das pure Handballfieber! Zu diesem
harten Kern von THW-Fans gesellten sich später
noch geschätzte 4000 - 5000 mit dem Auto
angereiste Kieler. An diesem Tag war man auch
auf der Autobahn als Zebra nicht allein.
Die Eckdaten dieses Großereignisses sind für
die Geschichtsbücher, es gab aber auch
Kleinigkeiten, die das erlebte Handballfest von
"normalen" Bundesligaspielen abhob. Wenn man
genau aufpasste, war noch weit mehr als nur das
Geschehen auf dem Spielfeld zu vermerken.
Popcorn- und Hotdogverkäufer auf den Rängen
verbreiteten eine beinahe kinoähnliche
Fußballatmosphäre. Als ein weiteres Indiz
dafür, dass sich die Begegnung nicht nur
Handball-Stammfans, sondern auch neu hinzu
gewonnene Fans ansahen, war wohl auch die
Aufklärung des Stadionsprechers zu bewerten,
was es mit dem "Time-Out" auf sich habe.
Auffällig viele Leute versuchten doch, die
kurze Pause für ein neues Bier zu nutzen.
Andere Ausmaße als gewohnt konnten bei der
Stadionsicherheit beobachtet werden. So musste
man sich nach dem elektronischen Einlass einem
kurzen Leibesvisite unterziehen und wurde von
unzähligen Ordnern und Platzweisern auf den für
einen selbst bestimmten Platz gelotst Ohne die
richtige Karte bzw. Ausweis kam man nirgendwo
hin, auch in Handballkreisen bestens bekannte
Persönlichkeiten wie
Uwe Schwenker oder
Noka Serdarusic
konnten auf ihre um den Hals
gehängten Teamausweise nicht verzichten. Die
ernst drein schauenden Securities in ihren
schwarzen Anzügen hatten wohl mit weit
Schlimmerem gerechnet und waren sich der stets
friedlich ablaufenden Handballspiele
anscheinend nicht bewusst, als sie während des
gesamten Spiels musternden Blickes die Ränge
nach möglichen Störenfrieden absuchten. Muntere
Fans, die um die Aufnahme eines
Erinnerungsfotos von sich baten, mussten
freundlich, aber bestimmt abgewiesen werden.
Visuell einprägsam war auf jeden Fall auch das
von der kompletten Südkurve mit verschieden
farbigen Pappschildern skandierte Schlagwort
der Veranstaltung "Weltrekord" und letztlich
war es ein nicht nur denkwürdiges, sondern auch
erfolgreiches Erlebnis für alle Teilnehmenden.
Wer nicht aktiv am Geschehen teilnehmen konnte,
wie der am Kreuzband verletzte Roman
Pungartnik, mag sich wenigstens am richtig
getippten Endergebnis, zumindest aber am
olympischen Gedanken ein wenig erfreut haben,
der an diesem Nachmittag schier allgegenwärtig
war - dabei sein war diesmal wirklich alles.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)