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19./20./21.10.2004 - Letzte Aktualisierung: 21.10.2004 Nationalmannschaften

Toller Abschied von Petersen, Wislander, Olsson, Kretzschmar, Zerbe, Schwarzer und Dragunski

Deutschland verliert gegen Schweden 31:32 (19:18)

Update #4 Aktualisierung vom 21.10. und vom 20.10...

Sieben Stars nahmen Abschied.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sieben Stars nahmen Abschied.
Die 10250 Zuschauer in der ausverkauften Ostseehalle waren ein prächtiger Rahmen für das Länderspiel Deutschland gegen Schweden, das die deutsche Seite knapp mit 31:32 (19:18) verlor. Bei dieser Begegnung wurden auf beiden Seiten insgesamt gleich sieben verdiente Spieler vor einer großartigen Kulisse verabschiedet. Besonders die alten THW-Recken Klaus-Dieter Petersen, Magnus Wislander und Staffan Olsson wurden von "ihrem" Publikum mit minutenlangen stehenden Ovationen gefeiert.
Für gute Stimmung wurde schon vor Spielbeginn gesorgt. Die mit Nebel gefüllte Halle und eine musikuntermalte Lasershow kündigten dem Publikum eine ganz besondere Show an. Beide Mannschaften wurden herzlich mit pausenlosem Applaus begrüßt. Ein kleiner Rückblick in Richtung Athen an der Videoleinwand - zu den Klängen von Right Said Fred "Stand up" ließen die Halle toben und die Zuschauer von ihren Sitzen aufspringen.

In der darauffolgenden Partie zeigten sich die Mannschaften ausgeglichen. Nach zehn Minuten führte die DHB-Auswahl mit 8:6. Als es in der 15. Minute zu einem Siebenmeter für die deutsche Mannschaft kam, stieg die Stimmung. Laute "Pitti Pitti"-Rufe waren zu hören. Klaus-Dieter Petersen ließ sich nicht lange bitten und versenkte den Ball im schwedischen Tor zum 11:9. Doch schon in der 22. Minute konnten die Schweden sich wieder an ein 14:14 herankämpfen. Zur Pause führte das deutsche Team mit 19:18.

Während der zweiten Halbzeit zeigten sowohl die deutsche als auch die schwedische Mannschaft, dass in dem Freundschafsspiel verbissen gekämpft wurde. Die Partie blieb durchweg spannend und keine der beiden Nationalmannschaften konnte sich nennenswert absetzen. In der 48. Minute führte die deutsche Handball-Nationalmannschaft wieder mit zwei Toren (26:24), doch die Schweden ließen nicht locker und glichen in der 54. Minute 28:28 aus. Zum Ende der zweiten Halbzeit ließ die Konzentration im Hinblick auf die Abschiedszeremonie etwas nach und die schwedische Auswahl gewann glücklich mit 32:31.

Als sofort nach Spielende alle Lichter in der Ostseehalle erloschen waren, wurde es still in der Halle. Per Saxophon erscholl "Time To Say Good Bye". Nun konnte also die große Ehrung und Verabschiedung beginnen. Zuerst wurden die beiden Schweden Magnus Wislander und Staffan Olsson nacheinander aufgerufen. Beide betraten die Bühne mit ihren Familien und wurden vom Publikum minutenlang gefeiert. Ehrungen erfolgten von der Ministerpräsidentin Heide Simonis, DHB-Präsident Ulrich Strombach und dem aus Ägypten angereiste Präsident des Internationalen Handball-Verbandes (IHF) Hassan Mustafa. Die Schweden wurden mit Geschenken geradzu überhäuft.

Dannach folgten natürlich die fünf deutschen Spieler: Klaus-Dieter Petersen, Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Volker Zerbe und Mark Dragunski. Unter tösendem Beifall wurden ihre Leistungen aufgezählt."Sie haben sehr viel für den Handballsport geleistet", erklärte IHF-Präsident Hassan Mustafa und überreichte jedem eine Ehrenurkunde. Geschenke gab es auch reichlich: Von Schokolade über Wein bis hin zu einem 1000 Euro Gutschein für jeden Spieler für eine Reise auf dem bekannten Kreuzfahrtschiff Aida.

Einen schönen Abschluss fanden die sieben Spieler, als Hanne Prieß von der Gruppe Tiffany sowohl die beiden Nationalmannschaften wie auch das Publikum motivieren konnte, zu bekannten Melodien und schmissigen Texten zu singen. Alles in allem ein schöner Handballabend.

Aktualisierung vom 20.10.

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Aktualisierung vom 21.10.

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Stimmen:

Klaus-Dieter Petersen:
Ich bin demnächst Jugendkoordinator beim DHB. Dann sorge ich dafür, dass wir in Zukunft nicht mehr so viele Schweden in Kiel haben werden.
Uwe Seeler:
So eine Begeisterung wie im Handball würde ich gerne auch beim Fußball sehen. Aber bei uns wird viel zu viel gejammert.
Staffan Olsson:
Es wird kein Comeback mehr geben. Wislander und ich spielen jetzt nur noch bei den "Old-Boys".
Volker Zerbe:
Natürlich hätte ich auch einen Siebenmeter werfen können. Aber ich habe in meiner gesamten Karriere nur einen geworfen, und den habe ich reingemacht. Ich wollte meine Statistik nicht versauen.

19.10.04, Di., 19.30: Deutschland - Schweden: 31:32 (19:18)

Deutschland:
Fritz (THW Kiel, 30.-60., 7 Paraden ), Ramota (TBV Lemgo, 1.-21., 5 Paraden ), Lichtlein (TV Großwallstadt, 21.-30., 3 Paraden); Stefan Kretzschmar (SC Magdeburg, 4), Mark Dragunski (VfL Gummersbach, 2), Christian Zeitz (THW Kiel, 1), Klaus-Dieter Petersen (THW Kiel, 2/2), Christian Schwarzer (TBV Lemgo, 2), Frank von Behren (VfL Gummersbach, 5/2), Markus Baur (TBV Lemgo), Florian Kehrmann (TBV Lemgo, 4), Holger Glandorf (HSG Nordhorn), Heiko Grimm (SG Wallau-Massenheim), Volker Zerbe (TBV Lemgo, 1), Christian Schöne (SC Magdeburg, 1), Sebastian Preiß (THW Kiel, 4), Jens Tiedtke (SG Wallau-Massenheim, 2), Steffen Weber (SG Kronau-Östringen, 1), Yves Grafenhorst (SC Magdeburg, 2), Lars Kaufmann (Concordia Delitzsch), Tobias Schröder (TuS N-Lübbecke); Trainer: Brand
Schweden:
Mattias Andersson (THW Kiel, 1.-30., 8 Paraden ), Fredrik Ohlander (GWD Minden, 30.-60., 3 Paraden); Henrik Lundström (THW Kiel, 1), Mattias Franzen (HSG Nordhorn), Marcus Ahlm (THW Kiel, 1), Pelle Linders (Kolding IF, 3), Robert Arrhenius (HSG Nordhorn, 1), Magnus Wislander (Redbergslids IK, 5/1), Johan Pettersson (THW Kiel, 4), Pierre Hammarstrand (TuS N-Lübbecke, 1), Martin Boquist (THW Kiel, 2), Ljubomir Vranjes (HSG Nordhorn, n.e.), Sebastian Seifert (Kolding IF, 7/2), Dalibor Doder (IFK Ystad, 2), Staffan Olsson (Hammarby IF, 3); Trainer: Linnell
Siebenmeter:
Deutschland: 5/4 (von Behren scheitert an Ohlander (47.));
Schweden: 4/3 (Seifert scheitert an Fritz und trifft im Nachwurf die Latte (36.))
Zeitstrafen:
Deutschland: 1 (Preiß (17.));
Schweden: 1 (Linders (46.))
Schiedsrichter:
Boie / Jensen (Dänemark)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 1:1 (2.), 2:1 (2.), 2:2 (3.), 3:2 (4.), 3:3 (4.), 4:3 (4.), 5:3 (5.), 5:4 (5.), 5:5 (8.), 6:5 (8.), 6:6 (9.), 7:6 (9.), 8:6 (10.), 8:7 (11.), 10:7 (12.), 10:8 (13.), 10:9 (14.), 11:9 (15.), 11:10 (16.), 12:10 (16.), 12:12 (18.), 12:13 (19.), 13:13 (20.), 13:14 (21.), 14:14 (22.), 14:15 (22.), 15:15 (23.), 16:15 (23.), 16:16 (24.), 17:16 (25.), 17:17 (25.), 18:17 (26.), 19:17 (27.), 19:18;
2. Hz.: 19:19 (31.), 20:19 (31.), 20:20 (33.), 21:20 (34.), 21:21 (34.), 21:22 (37.), 22:22 (39.), 23:22 (40.), 23:23 (41.), 24:23 (43.), 26:23 (46.), 26:24 (48.), 26:26 (50.), 27:26 (50.), 27:27 (52.), 28:27 (52.), 28:28 (54.), 28:29 (55.), 29:29 (55.), 29:30 (56.), 30:30 (56.), 31:30 (58.), 31:31 (59.), 31:32
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:

Handball als purer Spaß

Fans begeistert - 84. Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden in aller Freundschaft
Kiel - Die nüchterne Bilanz wies in bisher 83 Spielen 32 Siege für Deutschland, zehn Unentschieden und 41 Erfolge der schwedischen Handball-Nationalmannschaft aus. Gestern erhöhten die Skandinavier beim 32:31 (18:19) auf 42. Dieser Triumph jedoch sollte aus der Wertung genommen werden. Gewonnen hat einzig der Spaß. 10250 Zuschauer erlebten bei der Abschiedsgala für insgesamt sieben großartige Handballer eine Party mit riesigem Erlebnisfaktor

Sportlich bot das Länderspiel zwischen dem amtierenden Europameister und dem vierfachen Weltmeister zwar Leckerbissen am laufenden Band, richtig Ernst nahm das Geschehen aber niemand, das Ergebnis verkam zur reinen Randnotiz. Schon beim Einlaufen der Teams hätten unkundige Beobachter nicht herausgefunden, wer Heim- oder wer die Gastmannschaft sein könnte. Das Kieler Publikum begrüßte beide Teams enthusiastisch und mit gleich starker Lautstärke. Obwohl: Den donnernsten Applaus erhielt doch Magnus Wislander, der "Jahrhundert-Welthandballer". Man kann durcheinander kommen, wenn die eigenen Lieblinge in fremden Trikots auflaufen. "Das war wie früher", staunte "Max", "hier verändert sich nichts." Dass Schweden Sinn für große Gesten haben, ist bekannt. Gestern starteten die Blau-Gelben mit einer kompletten Sieben aus aktuellen und ehemaligen THW-Spielern in die Partie - eine Hommage an das aus ihrer Sichtweise "beste Publikum der Welt". Andersson im Tor, davor von rechts nach links Pettersson, Olsson, Wislander, Ahlm, Boquist und Henrik Lundström. Auf der Gegenseite hatte Bundestrainer Heiner Brand "meine Mannschaft, die ich heute mit viel Wehmut verabschieden muss", als Startformation auf die Platte geschickt. Alle fünf Akteure, die seit gestern den Begriff "Ex" vor Nationalspieler tragen, liefen dabei mit gigantischen Rückennummern, der Anzahl ihrer Einsätze für Deutschland, auf. Die höchste Nummer trug Kiels Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen auf dem Trikot. 340. Eine Zahl, die stehen bleibt. Für die Ewigkeit zählen auch die 253 Tore, die der Tore-Verhinderer mit in die Rente nimmt. Gestern kamen die letzten zwei hinzu. Beide erzielt per Siebenmeter, das Publikum ließ dem 35-Jährigen mit "Pitti-Pitti-Rufen" keine Wahl. Er musste zum Punkt, und er legte die Bälle eiskalt in die Maschen. Mittendrin, als die "neue deutsche Welle" und Schwedens "junge Wilde" eine Chance bekamen, besaß das Spiel Ähnlichkeit mit Handball-Ernst. Am Ende ließ Ingemar Linell wieder seine THW-Combo ran, Brand sein Traumteam. Den Siegtreffer erzielte Magnus Wislander - vom Kreis gegen seinen ehemaligen Torhüter Henning Fritz - wer sonst? Die Fans dankten begeistert mit standing ovations.

(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:

Fünf Liter Shampoo für Olsson

Tränen und witzige Geschenke beim Abschied der sieben Nationalspieler
Pfiffe gegen Heide Simonis sind in der Ostseehalle Tradition. Auch bei der Verabschiedung der sieben Nationalspieler blieb die Ministerpräsidentin nicht verschont. Doch mit witzigen Abschiedsgeschenken nahm die Landesmutter den "Pfeifen" diesmal galant den Wind aus den Segeln.

Für den Schweden mit den langen Haaren, Staffan Olsson, gab es eine Fünf-Liter-Packung Shampoo. "Blacky" Schwarzer bekam eine Torwand für den Hausgebrauch, weil er zuletzt beim Torwand-Schießen im "Aktuellen Sportstudio" nur die Kameraleute getroffen hatte. Für Stefan Kretzschmar, in dem sie einen "Heavy-Metal-Fan oder noch schlimmer" vermutete, gab es Eintrittskarten für das Schleswig-Holstein-Musik-Festival. Wislander, Olsson, Schwarzer, Zerbe, Dragunski, Kretzschmar und Petersen - es gibt kaum einen Titel in den letzten 15 Jahren, an dem nicht einer von ihnen die Hand dran hatte. Doch als die Handball-Stars einer nach dem anderen mit ihren Familien in der dunklen Ostseehalle auf das Podium stiegen, da wackelten auch ihre Knie. Hier und da flossen Tränen, als auf den Videoleinwänden die Bilder ihrer größten Erfolgen abliefen. Aber auch der eine oder andere Lacher blieb nicht aus - wer konnte sich schon noch an einen Olsson mit Vollbart oder den jungen Petersen erinnern? NDR-Moderator Christian Pipke führte galant durch die Abschieds-Gala, die Tiffany-Sängerin Hanne Pries mit einem maßgeschneiderten Liedchen für jeden einzelnen Spieler beendete. Den Refrain lieferten die Nationalspielern beider Teams (Pries: "Mit denen habe ich sechs Wochen geübt") - THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gab dabei unter einer schmucken Perücke eine besonders gute Figur ab. Als die Geehrten nach einer knapp eineinhalbstündigen Zeremonie schließlich entlassen wurden, blieb bei den Zuschauern das Gefühl zurück, an einem besonderen Abend teilgenommen zu haben. Aber auch eine große Leere. Diese Sieben hinterlassen ein Loch.

(aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:

"Diese Halle ist in Deutschland Spitze"

Großer Bahnhof in Kiel: Erstmals Gast bei einem Länderspiel in Kiel war Hassan Mustapha, Präsident des Handball-Weltverbandes. Der Ägypter reiste extra in die Landeshauptstadt, um den "Welthandballer des Jahrhunderts", Magnus Wislander, zu verabschieden. Aber auch, um dem DHB seine Aufwartung zu machen. "Der deutsche Handball ist für den Weltverband ganz wichtig." Wichtig in der Planung für die Weltmeisterschaft 2007 könnte die Kieler Ostseehalle werden. DHB-Präsident Uli Strombach war voll des Lobes über Kiel. "Diese Halle und die Organisation ist in Deutschland an der Spitze." Voller Wehmut startete Bundestrainer Heiner Brand in den Abschiedsabend. "Diese Mannschaft hat meine Vorstellungen von Handball erfüllt." Dennoch freue er sich auf die Aufgabe, für die WM 2007 eine neue Mannschaft aufzubauen.

(aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:

Kieler Nachrichten Splitter

  • Frode Hagen - Im Länderspieleinsatz befindet sich zurzeit auch THW-Rückraumspieler Frode Hagen. Der Norweger unterlag am Montagabend in der ersten von zwei Begegnungen gegen Dänemark mit 29:31 im eigenen Land. Hagen beteiligte sich mit zwei Toren an der norwegischen Ausbeute, war vor allem aber als Antreiber in der ersten Halbzeit ein Lichtblick im Team der Nordländer. Heute Abend kommt es im dänischen Farum zur Revanche.
  • Anders Fältnäs - Der ehemalige Trainer des HSV Handball, Anders Fältnäs, ist neuer Co-Trainer der schwedischen Nationalmannschaft. Mit sofortiger Wirkung wurde der 41- jährige Schwede und jetzige Coach des dänischen Superligisten Aalborg verpflichtet.
  • Sponsor - Mit der Eurohypo präsentierte der DHB gestern einen neuen Hauptsponsor. Die fünfgrößte Privatbank Deutschland unterschrieb einen Vertrag bis Ende 2007. Als neuer Sponsor und Ausrüster für die Frauen-Nationalmannschaft unterschrieb der Textil-Riese Gerry Weber einen Drei-Jahres-Vertrag. Zudem verlängerte die CMA, die Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft, ihr Engagement bis Ende 2007. "Wir schließen das Jahr mit einem Plus ab", strahlte Vizepräsident Horst Bredemeier.
(aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004:

Die "jungen Wilden" machten als Chor schon eine gute Figur

Ex-Nationalspieler feierten nach der Abschiedsgala das Ende ihrer Länderspiel-Karriere
Mittwoch Morgen, drei Uhr. Staffan Olsson blickt seiner Frau tief in die Augen. "Haben wir tatsächlich wir gesagt?" War nicht vor dem denkwürdigen Länderspiel noch familienintern darüber gesprochen worden, dass Marie Olsson die Kinder am nächsten Morgen abholt?

Olsson wäre nicht Olsson, wenn er nach einer ordentlichen Feier nicht seine Kinder beim Babysitter einsammeln würde. Doch Marie versüßte dem "alten Schweden" die Abschiedsparty in der Kieler Ostseehalle mit einem weiteren Geschenk: "Ich glaube, wir haben gesagt, dass ich es mache." Mit einer guten Nachricht hatte auch der Abend des 40-Jährigen begonnen, der am Mittwoch gemeinsam mit Magnus Wislander sowie den fünf Deutschen Stefan Kretzschmar, Volker Zerbe, Christian Schwarzer, Marc Dragunski und Klaus-Dieter Petersen seine Karriere in der Nationalmannschaft beendete. Mit stehenden Ovationen wurde er schon beim Einlaufen in seinem "zweiten Wohnzimmer" gefeiert. "Für einen Moment wusste ich nicht, welches Trikot ich trage." Mit Unverständnis hätten einige schwedische Journalisten darauf reagiert, dass "Max" und er in Deutschland das gelb-blaue Trikot an den Nagel hängten. "Die konnten sich nicht vorstellen, was hier in Kiel los ist. Jetzt wissen sie es." Beim World-Cup in Schweden (16. bis 21. November) werden die beiden schwedischen Ausnahmehandballer noch einmal verabschiedet. Spielen werden sie dabei aber nicht mehr.

"Nach so einem Spiel sollte man wirklich aufhören", hatte Wislander allerdings nur wenig Zeit, mit alten Freunden zu feiern. Der "Welthandballer des Jahrhunderts" spielte gestern Abend mit Redbergslids Göteborg schon wieder in der schwedischen Liga. Ungewöhnlich war es schon, dass vor der Verabschiedung des deutschen Quintetts den beiden Schweden gehuldigt wurde. Doch Volker Zerbe & Co störte das nicht. Im Gegenteil. "Ich habe mein ganzes Leben gegen die beiden gespielt. Einen solchen Abschied haben sie verdient." Seit 1984 trägt der 2,11m-Schlacks das Trikot des TBV Lemgo. Doch sein letztes Länderspiel bestritt er ausgerechnet in der Halle des Erzrivalen. Ein Problem? "Nein. Wir wollten uns unbedingt in Deutschland verabschieden und da gibt es kaum einen besseren Platz."

Ähnlich erging es dem Magdeburger Stefan Kretzschmar, der nach der Abschiedsgala zwar lange an der Party teilnahm. Allerdings ohne ausgelassene Freude. "Danach war mir nicht zumute. Schon beim Frückstück musste ich mit den Tränen kämpfen." Während die Spieler des THW Kiel schnell ihre Gläser leerten, weil tags darauf um zehn Uhr Kraftraining angesagt war, feierte das Gros der deutschen Nationalmannschaft bis tief in die Nacht hinein. Einige waren sichtlich erleichtert, dass sie ihren Auftritt als Männergesangsverein hinter sich hatten. Im Chor sangen sie den Refrain zu Texten aus der Feder der Tiffany-Sängerin Hanne Pries, die nach dem Abschlusstraining zum ersten und einzigen Mal mit dem nicht eingetragenen Chor des Deutschen Handball-Bundes übte.

"Bei der Generalprobe in der leeren Ostseehalle waren sie noch sehr locker. Später dann nicht mehr." Auch Hanne Pries musste zuvor ihren ganzen Mut zusammen nehmen, als sie Bundestrainer Heiner Brand über die besondere Gesangsstunde informierte. "Der wirkt so ernst und ich hatte keine Ahnung, wie er darauf reagiert." Gelassen. Anscheinend war Brand schon nach dem Aufstehen klar geworden, dass dieses Länderspiel ein ungewöhnliches werden würde. Mit oder ohne Chor.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004:

Stehvermögen im Abschieds-Marathon

Für die Zuschauer war der Abschieds-Marathon ein echter Härtetest, für die beiden Schweden Magnus Wislander und Staffan Olsson hätte das "Farvel" von der Kieler Ostseehalle dagegen endlos weitergehen können. Zuvor hatten die beiden 40-Jährigen auf dem Spielfeld noch einmal gezeigt, warum der THW Kiel mit ihnen so viele Erfolge feierte. "Wir beiden Alten haben so lange Nationalmannschaft gespielt, weil es keine besseren gab", meinte Olsson. "Das ist eigentlich kein gutes Zeichen für den schwedischen Handball." Auffällig am Spiel der Schweden waren aber auch die Namen der beiden Torhüter - beide hießen "Kieler Nachrichten". Ein Sponsor-Gag? Nein. Die Schweden hatten lediglich die Trikots ihrer Dauer-Keeper Peter Gentzel und Tomas Svensson eingepackt - da musste Mattias Andersson und Fredrik Ohlander geholfen werden. Mit einem Schriftzug der Tageszeitung.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004)


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