19./20./21.10.2004 - Letzte Aktualisierung: 21.10.2004 | Nationalmannschaften |
Update #4 | Aktualisierung vom 21.10. und vom 20.10... |
Sieben Stars nahmen Abschied. |
In der darauffolgenden Partie zeigten sich die Mannschaften ausgeglichen. Nach zehn Minuten führte die DHB-Auswahl mit 8:6. Als es in der 15. Minute zu einem Siebenmeter für die deutsche Mannschaft kam, stieg die Stimmung. Laute "Pitti Pitti"-Rufe waren zu hören. Klaus-Dieter Petersen ließ sich nicht lange bitten und versenkte den Ball im schwedischen Tor zum 11:9. Doch schon in der 22. Minute konnten die Schweden sich wieder an ein 14:14 herankämpfen. Zur Pause führte das deutsche Team mit 19:18.
Während der zweiten Halbzeit zeigten sowohl die deutsche als auch die schwedische Mannschaft, dass in dem Freundschafsspiel verbissen gekämpft wurde. Die Partie blieb durchweg spannend und keine der beiden Nationalmannschaften konnte sich nennenswert absetzen. In der 48. Minute führte die deutsche Handball-Nationalmannschaft wieder mit zwei Toren (26:24), doch die Schweden ließen nicht locker und glichen in der 54. Minute 28:28 aus. Zum Ende der zweiten Halbzeit ließ die Konzentration im Hinblick auf die Abschiedszeremonie etwas nach und die schwedische Auswahl gewann glücklich mit 32:31.
Als sofort nach Spielende alle Lichter in der Ostseehalle erloschen waren, wurde es still in der Halle. Per Saxophon erscholl "Time To Say Good Bye". Nun konnte also die große Ehrung und Verabschiedung beginnen. Zuerst wurden die beiden Schweden Magnus Wislander und Staffan Olsson nacheinander aufgerufen. Beide betraten die Bühne mit ihren Familien und wurden vom Publikum minutenlang gefeiert. Ehrungen erfolgten von der Ministerpräsidentin Heide Simonis, DHB-Präsident Ulrich Strombach und dem aus Ägypten angereiste Präsident des Internationalen Handball-Verbandes (IHF) Hassan Mustafa. Die Schweden wurden mit Geschenken geradzu überhäuft.
Dannach folgten natürlich die fünf deutschen Spieler: Klaus-Dieter Petersen, Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Volker Zerbe und Mark Dragunski. Unter tösendem Beifall wurden ihre Leistungen aufgezählt."Sie haben sehr viel für den Handballsport geleistet", erklärte IHF-Präsident Hassan Mustafa und überreichte jedem eine Ehrenurkunde. Geschenke gab es auch reichlich: Von Schokolade über Wein bis hin zu einem 1000 Euro Gutschein für jeden Spieler für eine Reise auf dem bekannten Kreuzfahrtschiff Aida.
Einen schönen Abschluss fanden die sieben Spieler, als Hanne Prieß von der Gruppe Tiffany sowohl die beiden Nationalmannschaften wie auch das Publikum motivieren konnte, zu bekannten Melodien und schmissigen Texten zu singen. Alles in allem ein schöner Handballabend.
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Ich bin demnächst Jugendkoordinator beim DHB. Dann sorge ich dafür, dass wir in Zukunft nicht mehr so viele Schweden in Kiel haben werden.
So eine Begeisterung wie im Handball würde ich gerne auch beim Fußball sehen. Aber bei uns wird viel zu viel gejammert.
Es wird kein Comeback mehr geben. Wislander und ich spielen jetzt nur noch bei den "Old-Boys".
Natürlich hätte ich auch einen Siebenmeter werfen können. Aber ich habe in meiner gesamten Karriere nur einen geworfen, und den habe ich reingemacht. Ich wollte meine Statistik nicht versauen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:
Sportlich bot das Länderspiel zwischen dem amtierenden Europameister und dem vierfachen Weltmeister zwar Leckerbissen am laufenden Band, richtig Ernst nahm das Geschehen aber niemand, das Ergebnis verkam zur reinen Randnotiz. Schon beim Einlaufen der Teams hätten unkundige Beobachter nicht herausgefunden, wer Heim- oder wer die Gastmannschaft sein könnte. Das Kieler Publikum begrüßte beide Teams enthusiastisch und mit gleich starker Lautstärke. Obwohl: Den donnernsten Applaus erhielt doch Magnus Wislander, der "Jahrhundert-Welthandballer". Man kann durcheinander kommen, wenn die eigenen Lieblinge in fremden Trikots auflaufen. "Das war wie früher", staunte "Max", "hier verändert sich nichts." Dass Schweden Sinn für große Gesten haben, ist bekannt. Gestern starteten die Blau-Gelben mit einer kompletten Sieben aus aktuellen und ehemaligen THW-Spielern in die Partie - eine Hommage an das aus ihrer Sichtweise "beste Publikum der Welt". Andersson im Tor, davor von rechts nach links Pettersson, Olsson, Wislander, Ahlm, Boquist und Henrik Lundström. Auf der Gegenseite hatte Bundestrainer Heiner Brand "meine Mannschaft, die ich heute mit viel Wehmut verabschieden muss", als Startformation auf die Platte geschickt. Alle fünf Akteure, die seit gestern den Begriff "Ex" vor Nationalspieler tragen, liefen dabei mit gigantischen Rückennummern, der Anzahl ihrer Einsätze für Deutschland, auf. Die höchste Nummer trug Kiels Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen auf dem Trikot. 340. Eine Zahl, die stehen bleibt. Für die Ewigkeit zählen auch die 253 Tore, die der Tore-Verhinderer mit in die Rente nimmt. Gestern kamen die letzten zwei hinzu. Beide erzielt per Siebenmeter, das Publikum ließ dem 35-Jährigen mit "Pitti-Pitti-Rufen" keine Wahl. Er musste zum Punkt, und er legte die Bälle eiskalt in die Maschen. Mittendrin, als die "neue deutsche Welle" und Schwedens "junge Wilde" eine Chance bekamen, besaß das Spiel Ähnlichkeit mit Handball-Ernst. Am Ende ließ Ingemar Linell wieder seine THW-Combo ran, Brand sein Traumteam. Den Siegtreffer erzielte Magnus Wislander - vom Kreis gegen seinen ehemaligen Torhüter Henning Fritz - wer sonst? Die Fans dankten begeistert mit standing ovations.
(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:
Für den Schweden mit den langen Haaren, Staffan Olsson, gab es eine Fünf-Liter-Packung Shampoo. "Blacky" Schwarzer bekam eine Torwand für den Hausgebrauch, weil er zuletzt beim Torwand-Schießen im "Aktuellen Sportstudio" nur die Kameraleute getroffen hatte. Für Stefan Kretzschmar, in dem sie einen "Heavy-Metal-Fan oder noch schlimmer" vermutete, gab es Eintrittskarten für das Schleswig-Holstein-Musik-Festival. Wislander, Olsson, Schwarzer, Zerbe, Dragunski, Kretzschmar und Petersen - es gibt kaum einen Titel in den letzten 15 Jahren, an dem nicht einer von ihnen die Hand dran hatte. Doch als die Handball-Stars einer nach dem anderen mit ihren Familien in der dunklen Ostseehalle auf das Podium stiegen, da wackelten auch ihre Knie. Hier und da flossen Tränen, als auf den Videoleinwänden die Bilder ihrer größten Erfolgen abliefen. Aber auch der eine oder andere Lacher blieb nicht aus - wer konnte sich schon noch an einen Olsson mit Vollbart oder den jungen Petersen erinnern? NDR-Moderator Christian Pipke führte galant durch die Abschieds-Gala, die Tiffany-Sängerin Hanne Pries mit einem maßgeschneiderten Liedchen für jeden einzelnen Spieler beendete. Den Refrain lieferten die Nationalspielern beider Teams (Pries: "Mit denen habe ich sechs Wochen geübt") - THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gab dabei unter einer schmucken Perücke eine besonders gute Figur ab. Als die Geehrten nach einer knapp eineinhalbstündigen Zeremonie schließlich entlassen wurden, blieb bei den Zuschauern das Gefühl zurück, an einem besonderen Abend teilgenommen zu haben. Aber auch eine große Leere. Diese Sieben hinterlassen ein Loch.
(aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:
(aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2004:
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004:
Olsson wäre nicht Olsson, wenn er nach einer ordentlichen Feier nicht seine Kinder beim Babysitter einsammeln würde. Doch Marie versüßte dem "alten Schweden" die Abschiedsparty in der Kieler Ostseehalle mit einem weiteren Geschenk: "Ich glaube, wir haben gesagt, dass ich es mache." Mit einer guten Nachricht hatte auch der Abend des 40-Jährigen begonnen, der am Mittwoch gemeinsam mit Magnus Wislander sowie den fünf Deutschen Stefan Kretzschmar, Volker Zerbe, Christian Schwarzer, Marc Dragunski und Klaus-Dieter Petersen seine Karriere in der Nationalmannschaft beendete. Mit stehenden Ovationen wurde er schon beim Einlaufen in seinem "zweiten Wohnzimmer" gefeiert. "Für einen Moment wusste ich nicht, welches Trikot ich trage." Mit Unverständnis hätten einige schwedische Journalisten darauf reagiert, dass "Max" und er in Deutschland das gelb-blaue Trikot an den Nagel hängten. "Die konnten sich nicht vorstellen, was hier in Kiel los ist. Jetzt wissen sie es." Beim World-Cup in Schweden (16. bis 21. November) werden die beiden schwedischen Ausnahmehandballer noch einmal verabschiedet. Spielen werden sie dabei aber nicht mehr.
"Nach so einem Spiel sollte man wirklich aufhören", hatte Wislander allerdings nur wenig Zeit, mit alten Freunden zu feiern. Der "Welthandballer des Jahrhunderts" spielte gestern Abend mit Redbergslids Göteborg schon wieder in der schwedischen Liga. Ungewöhnlich war es schon, dass vor der Verabschiedung des deutschen Quintetts den beiden Schweden gehuldigt wurde. Doch Volker Zerbe & Co störte das nicht. Im Gegenteil. "Ich habe mein ganzes Leben gegen die beiden gespielt. Einen solchen Abschied haben sie verdient." Seit 1984 trägt der 2,11m-Schlacks das Trikot des TBV Lemgo. Doch sein letztes Länderspiel bestritt er ausgerechnet in der Halle des Erzrivalen. Ein Problem? "Nein. Wir wollten uns unbedingt in Deutschland verabschieden und da gibt es kaum einen besseren Platz."
Ähnlich erging es dem Magdeburger Stefan Kretzschmar, der nach der Abschiedsgala zwar lange an der Party teilnahm. Allerdings ohne ausgelassene Freude. "Danach war mir nicht zumute. Schon beim Frückstück musste ich mit den Tränen kämpfen." Während die Spieler des THW Kiel schnell ihre Gläser leerten, weil tags darauf um zehn Uhr Kraftraining angesagt war, feierte das Gros der deutschen Nationalmannschaft bis tief in die Nacht hinein. Einige waren sichtlich erleichtert, dass sie ihren Auftritt als Männergesangsverein hinter sich hatten. Im Chor sangen sie den Refrain zu Texten aus der Feder der Tiffany-Sängerin Hanne Pries, die nach dem Abschlusstraining zum ersten und einzigen Mal mit dem nicht eingetragenen Chor des Deutschen Handball-Bundes übte.
"Bei der Generalprobe in der leeren Ostseehalle waren sie noch sehr locker. Später dann nicht mehr." Auch Hanne Pries musste zuvor ihren ganzen Mut zusammen nehmen, als sie Bundestrainer Heiner Brand über die besondere Gesangsstunde informierte. "Der wirkt so ernst und ich hatte keine Ahnung, wie er darauf reagiert." Gelassen. Anscheinend war Brand schon nach dem Aufstehen klar geworden, dass dieses Länderspiel ein ungewöhnliches werden würde. Mit oder ohne Chor.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2004:
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