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23.12.2004 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Höchststrafe: Acht Punkte Abzug plus Geldstrafe gegen HSV Hamburg

Handball-Bundesliga traf gestern harte Entscheidung

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2004:

Hannover - Wegen Verstoßes gegen die Lizenzauflagen ist der HSV Hamburg von der Handball-Bundesliga (HBL) mit einem Abzug von acht Punkten am Ende der laufenden Saison bestraft worden. Dies beschloss die Liga nach einer dreieinhalbstündigen Sitzung gestern in Hannover.
Zudem müssen die Hanseaten eine Geldstrafe von 15000 Euro zahlen. "Das Votum war einstimmig", sagte HBL-Geschäfsführer Frank Bohmann. Der HSV wird schriftlich über die Entscheidung informiert und hat zwei Wochen Zeit, Rechtmittel gegen das Urteil einzulegen. Außerdem verpflichtete sich der Klub nach einem Gespräch mit dem Liga-Vorstand, in Kürze ein Konzept vorzulegen, wie es mit dem Handball-Standort Hamburg weitergehen könnte.

Geht es nach Trainer Bob Hanning, bleibt sein Team der Hansestadt auf jeden Fall erhalten. "Wir sind enttäuscht über das Urteil. Mit dem Strafmaß hatten wir nicht gerechnet, weil wir viele Punkte der Auflagen umgesetzt haben", meinte der frühere Assistent von Bundestrainer Heiner Brand und fügte hinzu: "Die Spieler sind die Leidtragenden. Aber die Mannschaft hat sich geschworen, dass in Hamburg durchzuziehen. Wir haben im DHB-Pokal und im Europapokal noch die Chance auf einen Titel und spielen in der Bundesliga trotz des Punktabzuges um einen Platz im europäischen Wettbewerb."

Gestern war eigens eine HSV-Delegation nach Hannover gereist, wo sich sechs von acht Mitgliedern des Liga-Vorstandes versammelt hatten. Allerdings fehlte beim HSV Präsident Heinz Jacobsen wegen eines lange geplanten Privattermins. Die Hamburger hatten zwei HBL-Fristen zur Vorlage einer testierten Bilanz ihres wirtschaftlichen Trägers Omni-Sport zum 30. Juni 2004 verstreichen lassen und konnten bei der Liga bisher keine positive Fortführungsprognose über die finanzielle Machbarkeit des Projektes vorlegen.

Für den ums finanzielle Überleben ringenden Klub ist der Punktabzug zwar ein herber Rückschlag im Kampf um einen Platz im internationalen Wettbewerb, doch weitere HBL-Sanktionen könnten den derzeitigen Tabellendritten ungleich härter treffen. So wurde eine Entscheidung über die Zukunft des Vereins vertagt. Sollte die mit über zwei Millionen Euro verschuldete Omni-Sport Insolvenz anmelden müssen, droht der Zwangsabstieg. Die November-Gehälter sind bisher nicht gezahlt worden.

Da sich Omni-Sport-Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Winfried Klimek seit dem 3. Dezember wegen angeblicher Wirtschaftskriminalität in Untersuchungshaft befindet, hat die HSV-Führung derzeit nur eingeschränkte Zugriffsmöglichkeiten auf den wirtschaftlichen Träger des Klubs. Spekulationen zufolge wollen sich die Hamburger daher von Omni-Sport lossagen. Ein Wechsel des Spielbetriebsträgers während der Saison verbieten jedoch die HBL-Statuten. Eine "Lex Hamburg" war von der Liga und zahlreichen Bundesliga-Klubs stets abgelehnt worden. Ein sofortiger Lizenzentzug ist aber ebenfalls nicht möglich. Eines befürchtet THW-Manager Uwe Schwenker auch nach der HBL-Entscheidung: "Der Vorgang HSV wird uns weiter verfolgen."

(aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2004:

Standpunkt: Schwere Geburt

Monatelang hat der HSV Hamburg die Handball-Bundesliga (HBL) zum Narren gehalten. Fristen ignoriert, offene Rechungen verheimlicht, keine Gehälter bezahlt - es hat lange gedauert, bis dem Ligavorstand der HBL der Geduldsfaden riss. Zu lange. Mit der Höchststrafe konnte der Vorstand nur noch einen letzten Rest Glaubwürdigkeit retten. Da das eigene Regelwerk nicht gestattet, einen Schwarzen Peter während der Saison aus dem Spiel zu nehmen, ist die HSV-Posse noch lange nicht beendet.

Ihren Beitrag zu neuen Negativschlagzeilen lieferte die HBL gleich mit: Zwar werden acht Punkte abgezogen, aber erst am Ende der Saison. Statt 17:13 Punkte spielt der HSV mit 25:5 weiter. Wer soll das verstehen? Andererseits passt die chaotische Tabelle dann besser zum chaotischen Spielplan einer schönen Sportart, die sich leider selbst im Weg steht.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2004)


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