Von Wolf Paarmann, aus den Kieler nachrichten vom 29.12.2004

Demnächst Lehrer in Teilzeit: Johan Pettersson

"Ich will noch einmal Deutscher Meister werden", meint Johan Petersson, der sich nach vier Jahren am Saisonende aus Kiel verabschiedet. "Das ist mir wichtiger, als die Champions League zu gewinnen." Ein Sieg gegen Düsseldorf ist Pflicht, auch wenn der stramme Terminplan Kopf und Beine lähmt. "Nach den Spielen in Essen und Großwallstadt bin ich total leer", meint der 32-Jährige, mit 106 Saisontoren derzeit Top-Torschütze der Zebras. Am 29. Mai trägt er in Düsseldorf zum letzten Mal das THW-Trikot. Zwei Tage später parken vor seinem Reihenhaus in Klausdorf/ Schwentine die Lastwagen, die das Mobiliar nach Jönköping transportieren. Am dortigen Handball-Gymnasium wird "Jochen" künftig neun Stunden in der Woche als Lehrer arbeiten. Dieser Job, gewürzt mit einem hübschen Seegrundstück und einem Fünf-Jahresvertrag als Spielertrainer beim Zweitligisten Hallby ließen ihn am Ende schwach werden. "Diese Chance bot sich eigentlich ein, zwei Jahre zu früh. Aber sie ist einmalig", meinte Petersson. "Außerdem hat meine Mutter gesagt, ich soll auf dem Höhepunkt aufhören. Das werde ich machen."

Monatelang hatte er die Entscheidung, seinen Zwei-Jahres-Vertrag beim THW zu kündigen, mit seiner Frau Sofia diskutiert. "Ich freue mich natürlich darüber, nach neun Jahren in Deutschland wieder in die Heimat zu gehen", meinte die 30-Jährige, die im April ihr zweites Kind erwartet. "Aber wir hatten uns alle hier gut eingelebt und der Abschied fällt mir schon sehr schwer."

Die gelernte Bürokauffrau, die in Kiel seit drei Jahren halbtags beim schwedischen Möbelriesen Ikea arbeitet, hat ihren Mann immer wieder tief in die Augen geblickt. "Johan, bist Du dir ganz sicher"? Ihr Ehemann, der in Deutschland bereits für Minden und Nordhorn spielte, war es. "Es geht um unsere Zukunft." Mit der Geburt ihres Sohnes Filip vor viereinhalb Jahren wäre die Leichtigkeit verflogen, meint Sofia Petersson, die in der Nähe von Jönköping auch ihre Wurzeln hat. "Früher war es egal, ob wir nach Spanien oder Deutschland gingen. Jetzt ist es ein schönes Gefühl, endlich ein festes Zuhause zu haben." Im März beginnen die Bauarbeiten im neuen Haus, im August können die Peterssons einziehen.

Bei Hallby, einem von drei Handball-Klubs in Jönköping, soll der 214-fache Nationalspieler auch ins Marketing einsteigen. "Das wird Spaß ohne Ende." Klar, die Zeit in Kiel werde er schon vermissen. Die strapaziöse Reiserei mit dem THW allerdings nicht. "90 Tage im Jahr sind wir unterwegs. Das tut richtig weh." Zeit, die Johan Petersson bald mit seiner dann vierköpfigen Familie verbringen kann.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2004)