21./22.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 22.12.2004 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht ergänzt... |
Stefan Lövgren spielte eine starke zweite Halbzeit. |
Johan Pettersson bezwingt Kalentric vom Siebenmeterpunkt. |
Als Sigurdsson und Casanova innerhalb weniger Sekunden jeweils für zwei Minuten des Feldes verwiesen wurden, ergab sich für den THW in der 20. Minute die Gelegenheit, sich etwas abzusetzen, doch wurden die Angriffe zu überhastet abgeschlossen. Als dann auch dem ansonsten in den ersten dreißig Minuten eher blasse Oleg Velykky in Unterzahl der 5:7-Anschluss gelang, wusste auch der letzte der ca. 30 mitgereisten Kieler Fans, dass diese Partie kein Selbstgänger werden würde. In der Tat: Bis zur Pause setzte sich das fehlerhafte Spiel auf beiden Seiten fort, wobei Fritz' Paraden und schöne Einzelaktionen von Rechtsaußen Pettersson, der 7 seiner 9 Treffer im ersten Durchgang erzielte, den Unterschied machten und letztlich die nicht unverdiente Kieler 11:8-Pausenführung ermöglichten.
TUSEM ging nach dem Wechsel noch härter zur Sache, was dem THW zu Beginn der zweiten Hälfte überhaupt nicht schmeckte. Der langsam besser ins Spiel findende Velykky sowie der junge Haaß konnten für Essen verkürzten und schafften in Überzahl - Zeitz sah zuvor zwei Minuten - den 13:13-Ausgleich für die Gastgeber. Essens zum Teil überharte Gangart schien den THW zu beeindrucken. Allerdings musste TUDEM dafür einen hohen Preis zahlen, denn die beiden souverän leitenden Schiedsrichter Geipel/Helbig ahndeten konsequent die Fouls der Essener.
Einzig Sebastian Preiß kam mit der robusten und aggressiven Essener Deckung zurecht und brachte den THW mit 3 Treffern in Folge wieder mit 16:14 in Front. Angetrieben von einem bärenstarken Stefan Lövgren setzten sich die Kieler nun sukzessiv ab, gingen in der 44. Minute durch den schwedischen Regisseur erstmals mit 5 Toren in Front. Das Spiel indes blieb aber spannend, und nachdem Roggisch einen Tempo-Gegenstoß zum 19:22 (51.) erfolgreich abschloss und Adrian Wagner obendrauf noch seine zweite Zeitstrafe kassierte, musste um die 2 Auswärtspunkte wieder gebangt werden.
Doch die Essener verließen in der Schlussphase langsam die Kräfte. Christian Zeitz konnte sich nun gegen die nicht mehr ganz so bissige Abwehr besser durchsetzen und sorgte zusammen mit Stefan Lövgren für den Essener K.O. Da der in der zweiten Halbzeit nicht immer stark haltende Henning Fritz auch endlich wieder einige Bälle abfangen konnte, setzte sich der THW in den letzten Minuten noch über 24:19 (52.) und 28:20 (59.) deutlich ab und kam letztlich zu einem so deutlichen Erfolg, von dem man wenige Minuten zuvor nur träumen konnte.
(Sascha Krokowski)
Aus kiel4kiel.de:
THW nach Auswärtssieg gegen Essen Tabellenführer
Wochenlang standen die Kieler nur auf Platz 2 der Handball-Bundesliga, weil Meister SG Flensburg-Handewitt ein Spiel mehr auf dem Buckel hatte und trotz eines Minuspunktes mehr auf dem Konto oben stand. Zumindest für 24 Stunden hat der THW Kiel jetzt aber die Tabellenführung inne, denn sie gewannen das Topspiel des 16. Spieltags mit 28:21 (11:8) in der König Pilsener Arena in Oberhausen gegen Gastgeber TUSEM Essen. In der zuweilen überhart geführten Partie traf Johan Petersson insgesamt 9/3 mal.
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das waren heute zwei ganz wichtige Punkte für uns. Im Spiel ging es hart zur Sache. Deshalb bin ich froh, dass wir hier gewonnen haben. Am Ende hatten wir die bessere Kondition, weshalb wir uns hier auch verdient durchsetzen konnten. Die Tabellenführung ist eine schöne Momentaufnahme, wichtig ist aber nur, dass wir nach dem letzten Spieltag oben stehen.
Zu Lövgren: Es macht Riesenspaß, mit Stefan zu spielen. Seine Anspiele und seine Art, andere Spieler zu unterstützen, sind einfach weltklasse.
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2004:
"Es war kein schönes Spiel, aber wir waren erfolgreich", freute sich Lövgren. "Allein das war heute wichtig."
Dabei bekam das Geburtstagskind zunächst keine Gelegenheit, an seinem eigenen Geschenk mitzubasteln. Lövgren sah die Partie anfangs nur als Zuschauer von der Auswechselbank, in der zweiten Halbzeit war er dann entscheidend am Triumph beteiligt.
Trainer Noka Serdarusic vertraute beim Anpfiff der Anfangssieben, die auch ohne ihren "Boss" wochenlang gewonnen und gepunktet hatte. Also mit Martin Boquist auf der Mittelposition. Erste Schritte machte Lövgren erst in der 22. Minute, da hatte Kiels Trainer längst Marcus Ahlm, seinen "Stamm-Kreisläufer", von der Platte geholt und den schnelleren Sebastian Preiß ins Spiel gebracht. Eine Antwort auf die überraschende Maßnahme von TuSEM-Coach Juri Schewzow, den THW-Angriff mit einer Indianer-Abwehr zu bekämpfen. "Natürlich spiele ich auch gerne vorne", sagte Ahlm, "aber wir betreiben Mannschaftssport, und ich stelle mich dort hin, wo der Trainer mich haben will, und das war heute fast nur in der Abwehr." Sebastian Preiß habe gezeigt, so Ahlm weiter, dass er gegen eine offensive Abwehr viel bewirken kann. "Er ist flink und hat Durchsetzungsvermögen."
Schewzow verzichtete wohl auch deshalb auf die Defensiv-Variante, weil mit Dimitri Torgowanow der Kopf seiner 6:0-Abwehr verletzt (Schulter) hinter der Trainerbank Platz nehmen musste. Die 4:2 oder 3:3-Abwehr war für die Wiesel im THW-Angriff jedenfalls ein gefundenes Fressen. Nach nervösem Beginn und anfänglichen Rückständen setzten sich die Zebras ab der 20. Minute kontinuierlich ab, legten beim 9:5 in der 23. Minute die erste Vier-Tore-Führung vor und besaßen Chancen zu Hauf auf ein sattes Halbzeitpolster. Das lag auch daran, weil TuSEMs Angriff nur ein ganz laues Lüftchen war. Der hoch gepriesene Oleg Velyky fand keine Bindung, einzig das 20-jährige Essener Eigengewächs Michael Haaß übte Druck aus - der Rest war Schweigen. Acht Tore in einer Halbzeit berichten alles.
Am torhungrigsten war einmal mehr Rechtsaußen Johan Petersson, der drei Tempogegenstöße sicher an Mario Kelentric vorbei brachte und auch die ersten drei Siebenmeter eiskalt verwandelte. Als Schewzow dann den kürzlich am Meniskus operierten Chrischa Hannawald bei Strafwürfen ins Tor beorderte, zitterte Petersson die linke Wurfhand. Siebenmeter Nummer vier und fünf landeten am blauen Sweater von Hannawald. Weil die Kieler auch andere Möglichkeiten ausließen, war Essen mit dem 8:11-Halbzeitstand gut bedient.
Die vergebenen Chancen schienen den THW mit Beginn der zweiten Halbzeit einzuholen. Die Tiefschlafphase bis zur 36. Minute bestrafte Essen Tor um Tor, und als Velyky in der 36. Minute zum 13:13 traf, war alles wieder offen. "Aber wir haben von der ersten bis zur letzten Minute wie die Löwen gekämpft", schnaufte Petersson nach dem Spiel, "damit haben wir Essen in die Knie gezwungen."
Der THW nahm den verloren gegangenen Faden wieder auf, die Abwehr raufte sich zusammen, Henning Fritz stopfte letzte Löcher und vorne trafen Lövgren, Zeitz und Preiß wie sie wollten. Essen lag zum Schluss am Boden und wirkte hilflos wie der Strand über den die Wellen hereinbrechen. "Wir waren nur noch platt", bekannte Oleg Velyky. "Keine Chance, das Spiel noch zu drehen." Lövgren und Co. freuten sich derweil schon auf die Heimfahrt mit Julklappvergnügen. "Das wird lustig", strahlte Johan Petersson. "Aber das schönste Geschenk haben wir schon eingetütet."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2004)
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