26./27.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 27.12.2004 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht ergänzt... |
Christian Zeitz holte 7 Mal seinen "Hammer" raus. |
In der Folgezeit übernahm Christian Zeitz immer mehr die Initiative beim THW. Dank seiner Rückraumhammern und gewitzten Anspiele an Kreisläufer Marcus Ahlm legten die Zebras weiterhin vor, doch vor allen Dingen der starke Halbrechte Holmgeirsson sorgte dafür, dass Großwallstadt jeweils postwendend der Ausgleich gelang. Über 7:7 (14.), 9:9 (18.) und 11:11 (21.) blieb die Partie äußerst ausgeglichen, ehe sich der THW nach einer Zeitstrafe für Brack nach einem Foul an Ahlm, der den Ball dennoch im prächtig von Carsten Lichtlein gehüteten Tor unterbringen konnte, erstmals etwas besser absetzen konnte. Lundström, Zeitz und Boquist sorgten für das 15:11 (25.) aus Kieler Sicht. TVG-Trainer Peter Meisinger musste handeln und nahm eine Auszeit. In der Schlussphase des ersten Durchgangs kämpften sich die Gastgeber tatsächlich wieder heran. Rechtsaußen Bernd Hofmann, inzwischen für Otto Fetser, der in der 17. Minute von seinem eigenen Mitspieler "abgeschossen" wurde, im Spiel, ließ mit zwei Treffern gegen den mittlerweile im Kieler Kasten stehenden Mattias Andersson den TVG bis zur Pause wieder bis auf einen Treffer herankommen.
Auch in der zweiten Hälfte wog das Spiel weiter hin und her. Die heute stärksten Kieler im Angriff, Christian Zeitz und Johan Pettersson brachten den THW nach dem Ausgleich von "Oldie" Jörg Kunze wieder mit 2 Toren in Front (18:16, 35.), doch der vierte Siebenmetertreffer von Brack und ein Treffer des in der zweiten Halbzeit annähernd an seine starke Leistung gegen den SC Magdeburg anknüpfenden Lochman ermöglichten den 9. Ausgleich für Großwallstadt. Als Kapitän Stefan Lövgren in der 40. Minute beim Spielstand von 19:19 einen Siebenmeter neben das Tor setzte, gelang den Bayern im Gegenzug die erste eigene Führung dieser Partie: Linksaußen Andreas Kunz und Daniel Brack sorgten mit einem Doppelschlag sogar gleich für das 21:19 für die Gastgeber. Nun war es erstmals an den Zebras, einem Rückstand hinterher zu laufen. Vor allem Johan Pettersson konnte sich in dieser Phase des Spiels in Szene setzen und hielt seine Mannschaft weiter im Spiel. Allerdings vergab ausgerechnet er auch die große Chance zum Ausgleich: In der 44. Minute hielt Lichtlein erneut Johans Strafwurf, im Gegenzug sorgte Lochman zum 23:21 für Großwallstadt. Eine weitere Überraschung durch den TVG schien nun in erreichbarer Nähe zu liegen.
Doch die Zebras fingen sich nun und packten vor allem in der Abwehr wieder energischer zu. Christian Zeitz nahm sich zudem im Angriff ein Herz und schaffte durch einen Doppelschlag den erneuten Ausgleich zum 23:23 (49.). Ein erfolgreicher Tempogegenstoß von Pettersson und endlich mal wieder ein gegen Lichtlein verwandelter Siebenmeter von Roman Pungartnik brachten die Zebras sogar wieder in Front (25:23, 51.). Als in der 55. Minute erneut Pungartnik per Siebenmeter zum 27:24 für die Gäste erfolgreich war, schien das Spiel entschieden, doch Großwallstadt und vor allem Vyacheslav Lochman gab noch nicht auf: 100 Sekunden vor dem Schlusspfiff stellte der Ukrainer den 26:27-Anschluss für die Bayern her. Noka Serdarusic reagierte und nahm eine Auszeit - wenige Sekunden später gelang Johan Pettersson von Rechtsaußen das vielumjubelte 28:26. Als wenig später Sebastian Preiß vom Kreis das 29:26 erzielte, war die Partie endgültig entschieden - der dritte Siebenmetertreffer von Roman Pungartnik mit dem Schlusspfiff ließ das Ergebnis letztlich sogar schmeichelhaft hoch für die Zebras ausfallen.
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wenn man gegen den THW gewinnen will, muß alles stimmen. Das war heute nicht der Fall. Die Einstellung stimmte zwar, aber alles war zu sehr auf Holmgeirsson zugeschnitten. Von den anderen Spielern erwarte ich mehr. Die Routine des THW hat gesiegt, da wir zu viele junge Spieler haben und wir außerdem Abstimmungsprobleme am Kreis hatten.
Ich freue mich über die 2 Punkte. Wir wußten schon was uns erwarten würde, nachdem hier bereits Magdeburg und Hamburg verloren hatten. Von den 60 Minuten hatten wir 55 Minuten das Spiel in der Hand. In der 1. Halbzeit war Carsten Lichtlein schuld, daß wir uns nicht abgesetzt haben, aber zum Schluß haben wir verdient gewonnen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2004:
Danach sah es gestern Nachmittag allerdings lange Zeit nicht aus. Großwallstadt zeigte in einem packenden Spiel, warum sie in der Heimat auch schon den SC Magdeburg und den HSV Hamburg entzauberten - mit viel Leidenschaft und einem tollen Torwart Carsten Lichtlein. Heute will Bundestrainer Heiner Brand sein Aufgebot für die Handball-WM in Tunesien (ab 23. Januar) bekannt geben. Lichtlein wird sicherlich dabei sein. Allein in der ersten Halbzeit parierte der 24-Jährige einen Siebenmeter von Johan Petersson und zwölf weitere Würfe.
Ohne Lichtlein wären die Lichter bei den Unterfranken schon früher ausgegangen. "Er war schuld daran, dass wir zur Pause nicht höher führen", ahnte THW-Coach Noka Serdarusic, dass die schlechte Chancenauswertung sich rächen könnte. Kiel spielte zunächst konzentriert gegen die offensive Abwehr der Hausherren, führte sogar schon mit 15:11. Vieles, was Lichtlein mit seinen Reflexen aufbaute, rissen seine fahrigen Mitspieler im Angriff wieder ein. Ein Fehler reihte sich an den nächsten, dabei konnten die Kieler Keeper Henning Fritz und Mattias Andersson an diesem Abend keinen Schrecken verbreiten. Fritz taute erst in den dramatischen Schlussminuten auf, Andersson bekam während seines Kurzeinsatzes keine Hand an den Ball.
Großwallstadt gab sich allerdings nie auf und ließ sich von dem hitzigen Publikum immer wieder anpeitschen. "Ich verstehe nicht, warum wir gegen die Kleinen diese Einstellung nicht zeigen können", rätselte Kreisläufer Uli Wolf über die beiden Gesichter seiner Mannschaft, die im bisherigen Saisonverlauf nur den Großen die Zähne zeigte.
Das musste auch der THW Kiel spüren. Als Henrik Lundström nach solidem Beginn völlig der Faden riss, robbte sich Großwallstadt wieder heran. Bei 19:19 (39.) stand die Partie wieder auf der Kippe und das Publikum auf den Sitzen. Lövgren "semmelte" einen Siebenmeter neben das Tor, Petersson traf den Pfosten und der erst 22-jährige Andreas Kunz hämmerte fast vom Mittelkreis den Ball ins Netz - 21:19 für Großwallstadt. Langsam wendete sich das Blatt zu Gunsten der Hausherren.
"Ich habe nicht daran gezweifelt, dass wir hier noch gewinnen", meinte THW-Kreisläufer Sebastian Preiß hernach. "Wir hatten schließlich noch 15 Minuten Zeit." Das klingt cool. Doch die Kieler ließen Taten folgen. Ein Sonderlob verdiente sich Christian Zeitz, dessen Vater erstmals bei einem Bundesligaspiel im Publikum saß. Der Erfolgsdruck und das Gefühl, eine Halbzeit lang am Rande einer roten Karte zu wandeln, ließen ihn kalt. Seine sieben Tore konnte auch der bärenstarke Lichtlein nicht verhindern, der sich am Ende über 20 Paraden nicht wirklich freuen konnte.
Matchwinner war aber auch einer, der gar nicht spielen sollte. Als sowohl Lövgren als auch Petersson vom Siebenmeterpunkt ihren Meister in Lichtlein gefunden hatten, schickte THW-Trainer Noka Serdarusic schließlich Roman Pungartnik auf die Platte. Der Slowene kam nur für drei Siebenmeter und machte sie alle rein. "Es wäre heute machbar gewesen", meinte TVG-Legende Kurt Klühspieß. "Aber Kiel war am Ende einfach zu clever. Stärker als Magdeburg, stärker als Hamburg."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2004)
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