27./28.10.2004 - Letzte Aktualisierung: 28.10.2004 | Mannschaft |
Update #2 | Aktualisierung vom 28.10... |
Überraschender kam dagegen die Entscheidung von Johan Pettersson. Johan Pettersson wird seinen bis zum 30.06.2006 datierten Vertrag vorzeitig auflösen und nur noch diese Saison das THW-Trikot tragen. Der 31-jährige Schwede, der seit 2001 beim THW spielt, wird im nächsten Jahr als Handball-Trainer an einem schwedischen Sportgymnasium tätig sein und dort zudem von der örtlichen Kommune Jönköping bei der Suche nach einem neuen Heim für die Familie unterstützt. "Mit Johan verlieren wir einen ganz erfahrenen und wertvollen Spieler. Immerhin hat er über 200 Länderspiele für Schweden bestritten und dabei über 700 Tore erzielt. Doch auch menschlich wird Johan der Mannschaft fehlen. Aber in seinem Alter muss man schon an die Zeit nach dem Handball denken. Ihm wurde eine solide berufliche und private Perspektive geboten, bei der er einfach zugreifen musste. Es ist sportlich wirklich bitter, aber menschlich absolut nachvollziehbar", so THW-Manager Uwe Schwenker. Dies sieht auch Coach Noka Serdarusic so, der Pettersson für einen der besten Rechtsaußen der Welt hält. "Ich bin nicht ohne Grund nur mit einem Rechtsaußen in die Saison gegangen. Ich habe Johan viel Vertrauen geschenkt", so Serdarusic. "Johan hat sich nun für die Familie und für ein anderes Leben entschieden. Wir werden ihm helfen, wo wir nur helfen können, um in Schweden wieder Fuß zu fassen. Es wird allerdings sehr schwierig, einen Nachfolger zu finden, der diese Klasse hat."
Lesen Sie auch den Bericht der Kieler Nachrichten.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 28.10.2004:
Kiel - Nur einen Tag nach dem Handball-Fest beim 34:22-Kantersieg über den HSV, gab THW-Manager Uwe Schwenker gestern den Abgang von Kreisläufer Sebastian Preiß (23) und Rechtsaußen Johan Pettersson (31) bekannt. Beide verlassen den Handball-Bundesligisten am 30. Juni 2005. Preiß hat einen Drei-Jahres-Vertrag beim Bundesliga-Konkurrenten TBV Lemgo unterschrieben und kehrt dem zehnfachen deutschen Meister nach vier Jahren den Rücken. Während der Wechsel des gebürtigen Franken bereits in der Gerüchteküche auf großer Flamme kochte, kommt die Nachricht vom Fortgang Petterssons überraschend. Der Schwede, der noch einen Vertrag bis 2006 mit dem THW hat, kehrt in seine Heimat zurück, weil er von einem lukrativen Angebot aus der zweiten schwedischen Liga überrascht wurde. "Da konnte ich nicht Nein sagen." Seinen zukünftigen Klub wollte Pettersson, der nur für Schweden die Freigabe erhält, nicht nennen. Inhalt des Angebotes sind eine Lehrerstelle und ein Traumgrundstück in Jönköping (Südschweden, direkt am Vätternsee).
"Mit Pettersson verliere der THW einen erfahrenen und wertvollen Spieler, der nicht gleichwertig zu ersetzen ist", bedauerte Noka Serdarusic gestern. Für den THW-Trainer ist Pettersson die Nummer eins in der Bundesliga auf der Rechtsaußenposition. "Das hat er zuletzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Sebastian Preiß verspricht sich von seinem Wechsel nach Lemgo mehr Spielanteile und damit auch eine größere Chance, in der Nationalmannschaft Fuß fassen zu können. Serdarusic bemängelt "die Ungeduld von Sebastian". Er sei ein großer Kämpfer, habe sich Schritt für Schritt weiterentwickelt und stünde kurz davor, mehr ins THW-Spiel eingebunden zu werden. Kiels Trainer betont indes auch, dass Marcus Ahlm klar die Nummer eins als Kreisläufer sei. "Das erkennt jeder, der Ahnung von Handball hat, aber ich hätte natürlich gerne mit beiden weitergearbeitet." Die Überlegungen von Preiß könne er akzeptieren. "Sebastian weiß, dass sein Konkurrent in Lemgo, Christian Schwarzer, 35 Jahre alt, Marcus Ahlm aber erst 26 ist."
In Lemgo freut man sich auf den Neuzugang. "Wir wussten um das Potenzial, das Sebastian mitbringt und sind sehr froh, ihn für uns gewonnen zu haben", erklärte Manager Fynn Holpert. Vorgesehen sei, dass Preiß feste Spielanteile in der Abwehr an der Seite von Christian Schwarzer erhalte. Außerdem solle er, wie Achim Schürmann vor seiner Verletzung, Spielanteile im Angriff bekommen. Holpert: "Dann können unsere Kreisläufer gemeinsam 60 Minuten Dampf machen." Holpert betonte, dass Lemgo weiter an seinem Konzept "TBV Deutschland" festhalten werde, sich also bemühe, deutsche Nationalspieler für den Kader zu rekrutieren. Trotz der Belastung durch Einsätze im DHB-Team sei das mehr Segen als Fluch. Der Fokus der Öffentlichkeit werde so weiter auf Lemgo gerichtet sein. Holpert: "Wir haben neue Werbepartner gefunden. Der finanzielle Rahmen für Spitzenhandball in Lemgo steht."
Trotz der Abgänge sieht Schwenker die Entwicklung beim THW hin zu einem absoluten Spitzenklub nicht gefährdet: "Wir sind auf der Suche nach gleichwertigem Ersatz für beide Spieler." Namen wollte er nicht nennen. Deutsche Kreisläuferkandidaten könnten aber der Wallauer Jens Tiedke, Magdeburgs Christian Theuerkauf und Stephan Just sowie Oliver Roggisch aus Essen sein. Bei allen vier Spielern laufen die Verträge 2005 aus. Noka Serdarusic hat einen Ausländer im Visier: "Der hilft mir vor allem in der Abwehr." Der Nachteil: Serdarusic Wunschkandidat hat einen laufenden Vertrag.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.10.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.10.2004:
Erfolg ist eine flüchtige Geliebte. Am Dienstag noch badeten Sebastian Preiß und Johan Pettersson beim Sieg über den HSV auf einer Triumphwelle, gestern folgte die kalte Dusche aus der Geschäftsstelle: Beide Sympathieträger werden den Handball- Bundesligisten im Juni 2005 verlassen.Spielertransfers gehören zum Tagesgeschäft. Die Rückkehr von Johan Pettersson in seine schwedische Heimat ist - trotz allen Bedauerns in Kiel - verständlich. Wer als Profi zum Ende seiner Karriere hin eine solide Existenzgrundlage präsentiert bekommt, der muss zugreifen. Pettersson hätte seinen bis 2006 datierten Vertrag sicher mit überragenden Leistungen ausfüllen können. Ihm war die Zukunft der Familie wichtiger. Schwieriger gestaltet sich die Personalie Preiß. Der junge Franke galt im THWKonstrukt, eine zukunftsorientierte Mannschaft aus schwedischen und deutschen Spieler zu errichten, als wichtige Stütze. Jetzt hat sich der 23-Jährige für Lemgo, den "TBV Deutschland", entschieden. Die deutsche Komponente im THW-Team wird kleiner. Dabei müssen Kiels Chancen, an die großen 90er-Jahre anzuschließen, nicht geringer werden. Der sportlichen Leitung ist auch aufgrund der soliden Finanzen zuzutrauen, die Lücke gleichwertig mit einem Nicht-Deutschen zu schließen. Die Kieler näherten sich damit allerdings ungeliebten Flensburger Verhältnissen. Als Deutschlands Handballer zu den Olympischen Spielen nach Athen aufbrachen, war kein Spieler des deutschen Meisters dabei. Diese Konstellation liegt nicht im Interesse der THW-Fans und schadet dem Image.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.10.2004)
Lesen Sie auch das Kieler Nachrichten-Interview mit Sebastian Preiß und das Kieler Nachrichten-Interview mit Johan Pettersson.
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