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31.03.2005 Bundesliga / Mannschaft

Kieler Nachrichten: "Jetzt glaube ich an den Titel"

THW Kiel trägt nach dem Handball-Krimi von Hamburg viel Selbstvertrauen zur Schau

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2005:

Johan Pettersson ist rumgekommen, war Welt- und Europameister, ist seit 1996 in der Bundesliga dabei und hat nach 228 Länderspielen für Schweden gerade seinen Abschied aus der Nationalmannschaft kundgetan. Die Dramaturgie des Handball-Krimis vom Dienstagabend beim 25:24-Triumph über den HSV ging aber auch dem THW-Routinier unter die Haut: "Echt unglaublich, so etwas habe ich noch nie erlebt."
Erst die Berg- und Talfahrt mit dem deutlichen Kieler Halbzeit-Vorsprung (16:11), dann der 20 Minuten lang anhaltende kollektive Blackout, der den HSV in Front brachte, und als Sahnehäubchen auf einer Geschichte, die nur der Handball schreibt, der finale Treffer von Christian Zeitz in der Schlusssekunde zum Sieg. "Zocken gehört dazu", wird Kiels nicht mit normalen Maßstäben zu messender Linkshänder in der jüngst erschienenen Titelgeschichte des Fachblattes "handball-magazin" zitiert. Gegen den HSV hielt er sich exakt daran. Hamburgs Ausgleich durch Guillaume Gille sechs Sekunden vor dem Abpfiff ging auf Zeitz' Kappe, Sekunden später sorgte der gebürtige Heidelberger im Sauseschritt für Wiedergutmachung. Da muss dem verantwortlichen Trainer schon ein dickes Fell beschieden sein, um Ruhe zu bewahren. Noka Serdarusic trägt solch eine Schwarte. Zeitz' Achterbahnfahrten fallen Kiels Trainer zudem leicht, weil er den Linkshänder in sein Herz geschlossen hat. Es sei gut gewesen, dass ausgerechnet er das entscheidende Tor geworfen habe, sprach Serdarusic mit einem Schmunzeln direkt nach Spielschluss in die Mikrofone. "Schließlich hat Christian den Kempa zugelassen, obwohl ich ihn zuvor auf diese Variante aufmerksam gemacht hatte. Es macht nicht immer Spaß, mit ihm zu arbeiten, aber ich arbeite gern mit Christian."

Die Rückfahrt nach diesem "Duselsieg", der bei einem möglichen späteren Titelgewinn als "Big Point" in der Saison-Bilanz Platz finden könnte, war "eine lustige Veranstaltung", wie's Johan Pettersson beschrieb. Den Sieg kassierte der Schwede für sich ein - als Geschenk der Mannschaft zu seinem 32. Geburtstag. Als Gegenleistung servierte er seinem Team ein selbst gedrehtes Video: Handball-Profi. "Wir haben viel gelacht."

Johan Pettersson will sich unbedingt mit einem Titel aus Kiel verabschieden. "Die Chancen sind gestiegen" sagt er. "Sollten wir auch in Magdeburg gewinnen, sieht es noch besser aus." Am Mittwoch, den 20. April, steht dieser Wahrsager auf dem THW-Spielpan. Manager Uwe Schwenker hat ebenfalls seine lange Zeit gepflegte Defensivhaltung aufgeweicht. Jetzt glaube er wirklich, dass der THW den Titel gewinnen könne, sagt er. "Aber wir haben Respekt vor allen der noch folgenden neun Gegner, Magdeburg ist nicht die einzige Mannschaft." Seinen Optimismus zieht Schwenker aus den permanent engagierten Auftritten seiner Mannschaft. "Glück und Können gehören zusammen, wenn wir den unbedingten Willen und die mentale Stärke eines jeden Spielers in die Waagschale werfen, können wir alles erreichen."

Auch die treuesten THW-Fans glauben an die große Chance, den elften Hallentitel schon in diesem Jahr an die Förde zu holen. "Plötzlich steigt die Nachfrage für die Fahrten zu den Auswärtsspielen sprunghaft an", sagt Bernhard Kraatz vom Fan-Club "Zebrasprotten". Am Dienstag war der Fan-Bus pünktlich vor die Color Line Arena gerollt, mehrere hundert anderer THW-Anhänger guckten nach einem LKW-Unfall auf der A7 in die Röhre: Stau. Viele schafften es erst zur zweiten Halbzeit, andere gar nicht mehr. Sie verpassten einen denkwürdigen Handballabend.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2005)


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