29./30.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 30.03.2005 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, Spielbericht, Stimmen und Statistik ergänzt... |
Christian Zeitz erzielte sechs Treffer, darunter den vielumjubelten Siegtreffer |
Den 12800 Zuschauern in der ausverkaufen Color Line Arena bot sich ein sehr kampfbetontes Spiel, in dem vor allen Dingen die Abwehrreihen überzeugten. Auch HSV-Keeper Tomas Svensson zeigte eine starke Partie, auch wenn er beim Treffer des eher unauffälligen Frode Hagen zum 7:4 (12.) aus der eigenen Häfte nicht gut aussah. Torsten Jansen und der Spanier Jon Belaustegui hielten Hamburg vorerst aber in Schlagweite, nach dem ersten Treffer von Guillaume Gille verkürzte der Gastgeber auf 10:12.
Ende der ersten Halbzeit dann doch ein kurzer Spurt der Zebraherde: Zwei verwandelte Strafwürfe von Johan Pettersson, mit 8/5 Treffern wieder einmal bester Torschütze auf dem Feld, brachten das 14:10 ein. Nach einem Steal von Zeitz und schönem Anspiel auf Hagen markierte dieser das 15:11, und nachdem Stefan Lövgren, bei dem sich in der ersten Halbzeit Licht und Schatten abwechselten, Marcus Ahlm am Kreis bediente, der den 16:11-Halbzeitstand erzielte, schien alles für den zehnfachen Meister zu laufen.
Auch in der zweiten Halbzeit lief zunächst alles nach Plan, wieder waren Pettersson und Zeitz die Protagonisten, um den Vorsprung zu verwalten. Doch in der 37. Minute bekam das Spiel des THW einen mächtigen Knacks: Johan Pettersson nahm beim Stand von 18:13 nach einem vom Mittelblock gut abgewehrten Ball Fahrt auf, rauschte mutterseelenallein auf Tomas Svensson zu - doch scheiterte mit der hundertprozentigen Chance an dem überragenden HSV-Keeper. Als im Gegenzug Torsten Jansen den Anschlusstreffer erzielte und dabei noch die zweite Zeitstrafe gegen Christian Zeitz provozierte, rochen Spieler und Fans des HSV Hamburg wieder Lunte. Bis auf einen Zeitz-Dreher in der 40. Minute lief im Angriff der Zebras nun gar nichts mehr, und auch in der Defensive wirkte Kiel nun ungeordnet und verunsichert, während sich die Hansestädter Tor um Tor herankämpften. Bereits in der 43. Minute erzielte folgerichtig der wurfgewaltige Jon Belaustegui den Ausgleich zum 19:19, zwei Minuten später stand die Halle nach dem fünften Treffer von Torsten Jansen Kopf - der HSV führte mit 20:19.
Auch Johan Petterssons Ausgleich per Siebenmeter brachte keine Ordnung ins Kieler Spiel. Selbst in fast zweiminütiger doppelter Überzahl - Flohr musste nach einem Wechselfehler gleich nach seiner abgesessenen Strafe wieder auf der Bank Platz nehmen, zudem gesellte sich Bertrand Gille dazu - konnte sich der THW nicht absetzen, so dass in der 54. Minute Belaustegui eine erneute HSV-Führung zum 22:21 erzielen konnte. Dennoch wirkte Kiel nun wieder bissiger in der Abwehr, Henning Fritz hielt nun gewohnt stark, und auch im Angriff klappte es nun endlich: Pungartnik markierte den ersten Feldtreffer für den THW seit einer Viertelstunde, und Marcus Ahlm tankte sich in der 56. Minute zur erneuten Führung durch - zwei Minuten vor Schluss führte der THW mit 23:22.
Nach Treffern von Belaustegui und Hagen lag Kiel auch nach 59 Minuten noch mit einem Treffer in Front. Eine Fritz-Parade sicherte den Ballbesitz, doch Frode Hagen traf nur den Pfosten, der Tempo- Gegenstoß des HSV konnte aber durch Lövgren - wenn auch unfair - unterbunden werden. Für die letzten 14 Sekunden setzte Bob Hanning auf einen siebten Feldspieler, und sieben Sekunden vor der Schlusssirene wuchtete Guillaume Gille den Ball per Kempa-Trick nach einem schönen Anspiel von Matthias Rauh ins Kieler Tor. Doch die Schnelle Mitte brachte dennoch den Erfolg für den THW: Christian Zeitz traf nach klugem Pass von Henrik Lundström mit dem Schlusspfiff gegen Tomas Svensson und warf sein Team wieder zurück an die Tabellenspitze.
(Sascha Krokowski)
In der ersten Hälfte haben wir zu viele Zuspiele an den Kreis zugelassen und Christian Zeitz nicht konsequent genug ausgeschaltet. Im Angriff hatten wir einige unglückliche Pfostenwürfe und einige male einen Zu frühen Abschluss gesucht. Dies hat Kiel genutzt.In der zweiten Hälfte standen wir etwas defensiver und kompakter. Dadurch haben wir uns diszipliniert Tor um Tor heran gearbeitet. Dass wir verloren haben ist Nebensache, das Spiel heute macht mir Mut. Es war eine Freude zu sehen, wie gekämpft wurde.
Von den Schiedsrichtern habe ich mich benachteiligt gefühlt.
Der Sieg heute ist glücklich, da wir zwei verschiedene Hälften gesehen haben. In der ersten Halbzeit wurde konsequent und konzentriert gearbeitet, eine Um zwei Tore höhere Führung zur Pause wäre nicht unverdient gewesen.Anfang der zweiten Hälfte lief es fünf Minuten lang noch normal, dann Hat Svensson einige herausgearbeitete Chancen pariert und wir den Faden verloren. In der Abwehr haben wir noch einigermaßen gearbeitet, sodass der HSV nicht Hoch in Führung gehen konnte. Im Angriff aber waren wir zu nervös, Stefan Lövgren lenkte das Spiel nicht mehr und von unserer Taktik war nicht mehr viel zu sehen. Es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass das Spiel durch die Schnelle Mitte entschieden werden könnte.
[Zum Treffer von Zeitz:] Es war gut so, dass Christian das entscheidende Tor macht, schließlich hatte er den Kempa zum Ausgleich zugelassen, obwohl ich ihn zuvor auf diese Variante aufmerksam gemacht hatte. Es macht nicht immer Spaß, mit Christian zu arbeiten, aber ich arbeite gern mit ihm.
[Zum Meisterschaftskampf:] Wenn wir in Magdeburg gewinnen, sind wir ein ganz heißer Anwärter auf den Titel.
Die Aussage, der HSV hätte sich von der Schiedsrichterleistung benachteiligt gefühlt, kann Ich nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Auch wir fühlen uns benachteiligt.
Aus kiel4kiel.de:
THW mit viel Dusel in Hamburg auf Kurs Meisterschaft
"Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister", pflegt man im Allgemeinen zu sagen, wenn ein favorisiertes Team am Rande einer Niederlage war und dennoch gewann. Selten traf diese Weisheit wohl so zu, wie am Dienstag abend in der ausverkauften Hamburger ColorLine-Arena: Nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten eines äußerst intensiv geführten Spiels gewann der THW Kiel in einem Herzschlagfinale noch beim HSV Hamburg und sicherte sich zwei BigPoints auf dem Weg zum 11. Deutschen Meistertitel. 25:24 (16:11) hieß es am Ende, nachdem Christian Zeitz einen Wimpernschlag vor der Schlusssirene erfolgreich war.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2005:
HSV-Trainer Bob Hanning erstarrte zur Salzsäule, die Hamburger Bank wollte es nicht fassen. Nach eigenem klarem Halbzeitrückstand hatten sich die Gastgeber aufgerafft, waren dank ihres überragenden Torhüters Tomas Svensson Mitte der zweiten Halbzeit wieder voll im Geschehen und steuerten sogar auf einen Sieg zu. Die Kieler hatten phasenweise komplett den Faden verloren - nicht aber den festen Willen zum Sieg. "Ich habe immer an uns geglaubt", schnaufte später Kapitän Stefan Lövgren, dem die Zügel aus den Händen geglitten waren. "Tomas Svensson hat unglaublich gehalten, außerdem haben wir uns in Einzelaktionen verzettelt. Darum ist das Spiel gekippt."
Für Hanning war es nicht der unbeugsame Kieler Wille, der die Partie entschied, Hanning stempelte die Unparteiischen Methe/Methe aus Vellmar zu Sündenböcken. Seine Mannschaft habe in der zweiten Hälfte durch eine starke Abwehrleistung alles in den Griff bekommen, erläuterte Hamburgs Trainer. "Dass wir aber verloren haben, war sehr ärgerlich und tut weh, weil wir klar benachteiligt wurden." Eine Deutung die THW-Manager Uwe Schwenker während der Pressekonferenz zur Replik forderte. Eine sehr einseitige Beurteilung, antwortete Schwenker, "die Hamburger haben doch geklammert wie die Wilden, gepfiffen wurde es fast nie."
Die Emotionen schlugen hoch auch nach dem spannungsgeladenen Derby. Vor dem Anpfiff war es deutlich ruhiger. Zwar war die Color Line Arena erstmals in dieser Saison mit 12 860 Fans ausverkauft - dennoch wurde sie zunächst nicht voll. Ein grässlicher LKW-Unfall auf der A 7 hielt zunächst viele hundert THW-Fans wegen der daraus resultierenden Vollsperrung zurück. Die schwarz-weiße Anhängerschaft verpasste einen THW, der nicht schön, aber effektiv zu Werke ging. Hinter einer konzentrierten Deckung stand ein guter Henning Fritz, vorne machte vor allem Christian Zeitz Dampf, traf variantenreich und spielte mannschaftsdienlich. Weil auch Johan Pettersson vom Siebenmeterpunkt erneut nicht die Ruhe verlor und insgesamt fünf seiner sechs Versuche an den Hamburger Torhütern vorbei brachte, wurde den Hamburgern ab der 25. Minute der Zahn gezogen, zur Halbzeit schienen die Kieler beim 16:11 deutlich auf der Siegerstraße.
Was dann zwischen der 35. und 42. Minute geschah, verschlug selbst THW-Trainer Noka Serdarusic die Sprache. "Dafür habe ich keine Erklärung." Das 13:18 aus HSV-Sicht verwandelten Bertrand Gille und Co. zwischen der 35. und 42. Minute in ein 19:19, als Torsten Jansen per Tempogegenstoß gar zum 20:19 verwandelte, stand Kiel mit dem Rücken zur Wand. Probleme hatte die THW-Abwehr erneut mit dem Spanier Jon Belaustegui, der die Kieler siebenmal ins Herz traf - aber nicht aus der Bahn warf. Der THW raffte sich auf, kämpfte um jeden Meter Hallenboden und ließ nicht abreißen. Selbst der Ausgleich von Gille wurde noch gekontert. Schnelle Mitte von Marcus Ahlm, der auf den mitgelaufenen Henrik Lundström passte, ein Blick auf die rechte Seite, wo Christian Zeitz heranrauschte, Ball in den Lauf, Wurf in den linken oberen Torwinkel. Abpfiff und Jubeltraube. "Nur ein angehender Meister gewinnt solche Spiele." Auch das sagte Bob Hanning.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.13.2005)
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