15./16.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 16.03.2005 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, Spielbericht, Statistik und Stimme ergänzt... |
Johan Pettersson erzielte gegen Nordhorn 13/8 Tore. |
Offenbar hatte Trainer Serdarusic in der Pause die richtigen Worte gefunden. Vielleicht war es aber auch die Aussicht auf erholsame Tage, die den Zebras so schnell Beine machte: Pettersson, Lundström und zweimal Christian Zeitz glichen bei einem Gegentreffer vom Ex-Kieler Przybecki zum 22:22 aus, "Alleinunterhalter" Pettersson brachte den THW mit 23:22 in Front (37.). Fortan entwickelte sich ein Kampfspiel, dessen Ausgang bis zuletzt offen war. Drei Tore von Filip ließen die HSG wieder mit 26:24 in Führung gehen, für den THW konterten Hagen und Ahlm (42.). Und auch Henning Fritz zeigte einmal mehr, warum er als Torhüter zu "Deutschlands Handballer des Jahres" gewählt wurde: seine Parade und den anschließenden weiten Pass nutzte erneut Pettersson zum Kieler 27:26 (44.) Doch absetzen konnte sich in dieser Phase keines der Teams, da das Duell Pettersson - Glandorf keinen Sieger zu finden schien.
Nach Lundströms 31:29 (50.) konnte Nordhorn postwendend ausgleichen, ehe der THW nach Ahlms Zeitstrafe und Zeitz' Roter Karte wegen groben Foulspiels in Unterzahl spielte. Gut nur, dass die insgesamt nicht überzeugend pfeifenden Schiedsrichter Lemme/Ullrich in dieser engen Phase des Öfteren zugunsten der Zebras entschieden und Fritz nun zeigen konnte, warum er zu den besten Torhütern der Welt gehört: gleich zweimal kaufte er der HSG einen Siebenmeter ab, weder Filip noch Machulla konnten den nun überragenden Kieler Torhüter von der Strafwurflinie bezwingen. Nach Petterssons 34:33 per Siebenmeter hätte der schwedische Rechtsaußen mit einem weiteren Strafwurf das Spiel entscheiden können, doch Gentzel, der unverständlicherweise nach der Pause für elf Minuten auf die Bank gesetzt wurde, hatte mit seinem ersten gehaltenen Siebenmeter Entscheidendes gegen verfrühten Kieler Jubel einzuwenden. Dieser kannte nach einer aggressiven Deckungsarbeit wenig später aber keine Grenzen mehr, nachdem der letzte Freiwurf der HSG nach Ertönen der Schlusssirene geblockt werden konnte.
Der THW Kiel hatte mit einer großen Energieleistung zwei wichtige Punkte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Gerechnet hatten mit diesen Zählern angesichts der Nordhorner Heimstärke, die die Niedersachsen auch in diesem Spiel eindrucksvoll unter Beweis stellten, und dem frustrierenden Champions-League Aus wohl die Wenigsten. Nun gilt es Kräfte sammeln, denn bis zum Auswärtsspiel beim HSV Hamburg am 29. März können alle, die nicht für die jeweiligen Nationalmannschaften berufen wurden, bei nur einem Benefizspiel gegen Wallau am 20. März sich ein wenig Ruhe gönnen...
(Christian Robohm)
Mit diesem Erfolg hätte ich nicht unbeding gerechnet. In der 1. Halbzeit hat uns die HSG überrannt, wir hatten aber auch anstrengende Wochen und das Barca-Spiel hat auch geschlaucht. Ein großes Kompliment an die Mannschaft, ich bin insgesamt positiv überrascht. Wenn man beim Tabellen-Vierten gewinnt ist das ein großer Schritt, ein großer Meilenstein in der Meisterschaft.
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel nimmt großen Schritt in Richtung Meisterschaft
Der THW Kiel ist am Dienstag abend der Deutschen Meisterschaft einen großen Schritt entgegen getreten: bei der bisher zuhause erst einmal besiegten HSG Nordhorn gewann die Zebras nach einer dramatischen Schlussphase noch mit 34:33 (18:21). Ein nach dem Schlusspfiff noch auszuführender Freiwurf der HSG blieb im Block des THW hängen, der Rest war Jubel angesichts einer starken Vorstellung der geschlauchten Zebras. Überragend war einmal mehr Torhüter Henning Fritz mit zwei gehaltenen Siebenmetern in den Schlussminuten, und auch Johan Petersson konnte mit 13/8 Toren seine zuletzt schwächeren Leistungen vergessen machen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2005:
Der mit heißem Herzen schwer erkämpfte Erfolg vor 4000 Zuschauern im Euregium von Nordhorn hievte den THW mindestens für eine Nacht an die Spitze der Handball-Bundesliga. Flensburg muss heute in Großwallstadt nachlegen. "Das war heute ein deutliches Zeichen in Richtung dänische Grenze", sagte Henning Fritz. Kiels Torhüter war mit einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit ein wichtiger Eckpfeiler des Erfolges und Deutschlands Nummer eins zwischen den Pfosten blieb im Duell mit Nordhorns Klasse-Torhütern Peter Gentzel und Jesper Larsson Punktsieger. Mitentscheidend in der immer engen Partie waren vor allem zwei gehaltene Siebenmeter in der Schlussphase gegen Jan Filip und Maik Machulla.
Zweites Trumpf-Ass auf Kieler Seite war Johan Petersson. An alter Wirkungsstätte buddelte sich Kiels Rechtsaußen nach lang anhaltender Flaute selbst aus seinem Leistungsloch heraus. 13 Mal versenkte Petersson insgesamt den Ball im Nordhorner Tor, achtmal traf er eiskalt vom Siebenmeterpunkt. Kein leichtes Werk, schließlich ist Nordhorns Torhütern aus gemeinsamen Nationalmannschaftseinsätzen kein Wurfbild Peterssons fremd. Er habe sich vorgenommen, den Verstand auszuschalten und einfach nur zu werfen, erklärte der 31-Jährige im Kabinengang: "Das hat ganz gut geklappt."
Dass Petersson ausgerechnet mit seinem letzten Siebenmeter 49 Sekunden vor dem Schlusspfiff beim Stand 34:33 erstmals an Gentzel scheiterte, blieb letztlich ohne negative Folgen. "Das wäre ziemlich bitter gewesen", sagte der Kieler, "nervös war ich allerdings nicht."
Nordhorn legte los wie die Feuerwehr. "Wir wussten, dass Kiel in den letzten Wochen viel Kraft gelassen hatte, daher wollten wir mit Tempo Druck machen", erklärte HSG-Coach Ola Lindgren, "leider haben wir dabei zu viele Fehler gemacht." Die Zebras nahmen die Geschenke dankbar an, hatten in der ersten Halbzeit aber ebenfalls weit geschnittene Spendierhosen an. Weil auch die Abwehr nicht richtig zupackte, kam es zu einem regelrechten Preisschießen.
"In der Halbzeit habe ich der Mannschaft deutlich gemacht, dass sie in der Deckung deutlich mehr Laufbereitschaft zeigen muss. Das hat sie gut umgesetzt. Das war letztlich der Weg zum Sieg", erläuterte THW-Trainer Noka Serdarusic. Die Probleme mit Nordhorns Linkshänder Holger Glandorf bekamen die Zebras dennoch nicht in den Griff. Elfmal narrte der Nationalspieler Kiels Abwehr und stach seinen Konkurrenten im DHB-Team, Christian Zeitz, deutlich aus. Zu allem Überfluss kassierte Zeitz nach einer Attacke gegen Ljubomir Vranjes auch noch eine rote Karte. Zu hart und ein Wermutstropfen im Kieler Freudenbecher. "Christian braucht jetzt dringend mal Urlaub", meinte Manager Uwe Schwenker, der sich auf eine entspannte Rückfahrt freute. Schließlich hatten die Kieler nicht nur den Sieg zu feiern: Martin Boquist war am Tag zuvor Vater eines Sohnes geworden. Arvid heißt der neue Erdenbürger. "Ein tolles Gefühl", schwärmte der junge Vater, "nicht zu vergleichen mit dem Sieg heute. Aber beides ist wunderbar."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.13.2005)
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