12.-14.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 14.03.2005 | Champions League |
Update #6 | Spanische Pressestimmen, KN-Bericht, EC-Ergebnisse, Stimmen, Fotos, Spielstatistik, Spielbericht ergänzt |
Henrik Lundström war mit 7/2 Toren bester THW-Schütze. |
Doch der THW fing sich wieder, kämpfte sich wieder auf 7:7 heran. O'Callaghan und Puig legten weiter vor für die Katalanen, doch Pettersson und eine feine Einzelleistung von Roman Pungartnik in Unterzahl ließen die Zebras postwendend egalisieren und durch einen Treffer von Stefan Lövgren gar wieder mit 10:9 in Führung. Barcelona ließ aber nicht locker, erspielte sich trotz engagierter THW-Deckungsarbeit eine 14:12-Führung nach einem weiteren Skrbic-Treffer und ging in der 30. Minute beim 17:14 erstmals mit 3 Treffern in Front. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff gab es dann noch eine weitere Hiobsbotschaft für den THW: Stefan Lövgren sah nach einem kleinen Schubser gegen den sich theatralisch fallenden Lars Krogh Jeppesen eine mehr als übertriebene Zeitstrafe aufgebrummt, so dass die Zebras die zweite Halbzeit in Unterzahl beginnen mussten.
Der erste bange Blick auf die Anzeigetafel. |
Barca nutzte die Überzahl-Situation clever aus: O'Callaghan und Nagy brachten die erste 5-Tore-Führung für die Katalanen, der Vorsprung aus dem Hinspiel war erstmals aufgebraucht. Allerdings blieb der THW auch in dieser Phase ruhig - immerhin waren noch 28 Minuten zu spielen - und ließ sich auch durch den siebten und letzten Treffer von Dragan Skrbic zum 20:14 nicht aus dem Konzept bringen. Zwei Treffer von Lövgren hielten den THW im Spiel, zudem lief Henning Fritz mit zwei Paraden gegen Skrbic in Höchstform auf. Doch vorne bissen sich die Zebras zu häufig an der starken Abwehr der Spanier die Zähne aus, David Barrufet zwischen den Pfosten bekam kaum Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Nach Lundströms 21:17-Anschlusstreffer (37.) zog Barca davon: Nach drei Toren in Folge vom starken Jerome Fernandez führten die Gastgeber plötzlich mit 26:18 (43.), und nachdem Lövgren per Siebenmeter an Peric scheiterte und Pettersson sogar einen Tempo-Gegenstoß nicht im Tor unterbringen konnte, schienen die Felle des THW endgültig davonzuschwimmen.
Als Jeppesen zum 27:19 traf (46.), nahm Noka Serdarusic eine Auszeit zum rechten Zeitpunkt. Innerhalb von 90 Sekunden fand der THW Kiel durch einen Rückraumwurf von Frode Hagen und zwei von Ahlm und Pettersson abgeschlossenen Gegenstößen ins Spiel zurück - nach 48 Minuten stand es nur noch 27:22. Nach einem weiteren Fernandez-Treffer scheiterte auch Pettersson per Strafwurf am eingewechselten Peric, der für die Schlussphase im Tor bleiben durfte. Der besonders in der zweiten Halbzeit unglücklich agierende Zeitz vergab eine weitere Chance auf den Anschluss, zweimal O'Callaghan und Hernandez erhöhten gar auf 31:22 (53.). Doch Kiel wollte sich noch immer nicht geschlagen geben: Zeitz und dreimal Lundström, zweimal davon durch Siebenmeter, brachten den 31:26-Anschluss (56.) - durch die mehr erzielten Auswärtstore wäre nun der THW wieder im Halbfinale gewesen. Romeros Treffer per Siebenmeter wurde nach feinem Anspiel von Christian Zeitz an den Kreis von Sebastian Preiß gekontert. Es stand eine dramatische Schlussphase bevor.
Der letzte Angriff des THW. |
Stefan Lövgren bekam - zum zweiten Mal in einer extrem wichtigen Phase - zweieinhalb Minuten vor dem Ende seine zweite Zeitstrafe. Der FC Barcelona nutzte geschickt das Überzahlspiel und erschaffte sich durch das 33:27 von Hernandez (59.) wieder einen Vorteil. Beim letzten THW-Angriff wurde Frode Hagen in Einzeldeckung genommen, dennoch war er es, der unter Druck des angezeigten Zeitspiels aus spitzem Winkel den Abschluss suchte - aber nunmal nicht traf. Barcelona spielte die letzten verbliebenen Sekunden auf der Uhr routiniert unter Hinzunahme eines Team-Timeouts routiniert herunter und steht somit im Halbfinale der Champions League.
(Sascha Krokowski)
Es war eine total unglückliche Niederlage. Viele unterschiedliche Faktoren haben dabei zusammengespielt.[Gegenüber Sport1:]
Wieder haben Kleinigkeiten gefehlt. Dass wir so weit gekommen sind, ist ein Erfolg. Das Halbfinale war drin. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir haben uns teuer verkauft. Natürlich kann man nach so einem Spiel nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. Aber wir sollten das Positive aus den Vergleichen mit Barcelona mitnehmen. Wir waren ganz nah dran. Unterm Strich haben wir die Big Points nicht gemacht. Wir haben Siebenmeter und Tempogegenstöße weggeworfen. Das wird von einem Gegner wie Barcelona bestraft. Es geht weiter. Ich habe keine Angst davor, dass dieses Aus uns aus der Bahn wirft.
Aus kiel4kiel.de:
Unglückliches Aus für THW in der Champions League
Der THW Kiel hat den Einzug ins Champions League-Halbfinale deutlich verpasst: in der "Hölle" Palau Blaugrana unterlagen die Kieler mit 27:33 (14:17) und konnten somit ihren Fünf-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel nicht verteidigen. Nach einer tollen ersten Hälfte sorgten zahlreiche vergebene Chancen im Angriff für das Aus. Auch 20 Paraden des überragenden Henning Fritz genügten dem THW nicht, um den Katalanen trotz aufopferungsvollen Kampfes in der zweiten Hälfte Paroli zu bieten.
Die letzte Partie im Viertelfinale gewann Ciudad Real (ESP) bei Fotex Veszprem (HUN) mit 34:33 und zieht damit nach dem 29:22-Sieg im Hinspiel ins Halbfinale ein.
Im EHF-Pokal-Viertelfinale siegte der VfL Gummersbach vor 14474 Zuschauern in der Kölnarena mit 30:21 gegen Dunaferr SE (HUN) und konnte damit die 30:35-Niederlage der Vorwoche mehr als wettmachen. Der SC Magdeburg ist durch ein lockeres 41:25 über A1 Bregenz HB (AUT) ebenso ins Halbfinale eingezogen wie das Team vom TUSEM Essen, das dem 29:29-Unentschieden aus der Vorwoche ein 34:25-Heimsieg über BM Granollers (ESP) folgen ließ.
Im Europapokal der Pokalsieger siegte Hamburg zwar mit 27:25 bei Ademar Leon (ESP), dies reichte aber nicht, um die 25:29-Heimpleite der Vorwoche zu kompensieren.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2005:
"Wir haben die Big Points nicht gemacht", erkannte ein frustrierter Uwe Schwenker. "Das wird bei dem unheimlichen Druck in dieser Halle bestraft." Big Points - das waren unter anderem die verworfenen Siebenmeter von Johan Pettersson (2) und Stefan Lövgren. Trotz des Ärgers war der THW-Manager voller Lob für sein Team, das in einem packenden Spiel schon vor dem Abpfiff zweimal wie ein Verlierer aussah. "Sie haben unglaublich gekämpft."
Mit einem Fünf-Tore-Vorsprung reiste der THW Kiel in das Herz Kataloniens und bis zur 22. Minute (12:12) hatte das Polster Originalgröße. Die Abwehr des deutschen Vizemeister stand felsenfest und Henning Fritz ließ erahnen, dass er eine große Show plante. Zwei Fehlwürfe des schwachen Christian Zeitz und drei Treffer von Dragan Skrbic brachten Barca vor der Pause zwar noch mit drei Toren in Führung. Doch wie viel Adrenalin durch die Adern von Fritz rauschte, wurde den 6000 Zuschauern in der Betonhalle kurz vor der Halbzeit deutlich: Da raste der 30-Jährige über das Feld, um Lars Krogh Jeppesen höchstpersönlich eine Botschaft zu überbringen. Der Däne ließ sich nach einer Rangelei mit Lövgren theatralisch fallen und als er wieder stand, schubste ihn Fritz um. Lövgren kassierte eine Zeitstrafe und der Nationaltorhüter einen kessen Spruch von Jeppesen: "Der soll seine Kräfte sparen und im Tor bleiben. Dann hält er auch besser." Noch besser? Fritz, durch das gellende Pfeifkonzert und die randalierenden Fans hinter seinem Tor aufgeheizt, sollte schließlich 24 Bälle halten - famos. Trotzdem: Nach zwei schnellen Treffern von O'Callaghan und Nagy führte Barca in der 32. Minute mit 19:14 - Kiel war draußen. So sehr sich Fritz auch streckte, seine Mitspieler schlugen daraus kein Kapital. Nur fünf Tore in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit - kein Kieler fand ein Rezept gegen die gute Barca-Abwehr und Weltmeister David Barrufet dahinter. Barca zog auf 27:19 davon, die Halle wurde zum Tollhaus und die rund 200 Kieler Fans, die unter dem Dach geparkt wurden, gingen in den katalanischen Schlachtgesängen unter.
Doch der THW kämpfte sich verbissen heran (27:22), um dann wieder alles einzureißen. Pettersson scheiterte mit einem Strafwurf, Zeitz verwarf doppelt - Barca führte (31:22/51.) erstmals mit neun Toren. "Wir haben zu viele Fehler gemacht", ärgerte sich Pettersson, der auch in der Palau keinen Weg aus seiner Formkrise fand.
So war es der junge Henrik Lundström, der die nächste Aufholjagd einläutete. Kühl verwandelte der 24-Jährige zwei Siebenmeter, Sebastian Preiß traf nach einem schönen Zeitz-Anspiel zum 32:27 (58.) - damit wäre Kiel im Halbfinale gewesen und die erste THW-Niederlage seit dem 6. Oktober (30:31 in Göppingen) wie ein Sieg gefeiert worden. Dann kassierte Lövgren eine Zeitstrafe, die Pettersson als "lächerlich" und Schwenker als "Politik" bezeichnete. Hernandez traf ins Tor (33:27) und Hagen den Pfosten - Aus und vorbei. "Wenn schon eine Niederlage, dann lieber eine deutliche", ärgerte sich Fritz, der in den Katakomben des Barca-Tempels sein Trikot mit Barrufet tauschte und dabei sein "sensationelles" Team lobte. "Wir haben heute gezeigt, zu was wir in der Lage sind."
Derweil versuchte Lövgren dem Aus tapfer eine positive Seite abzugewinnen. "Jetzt können wir uns auf die anderen Wettbewerbe konzentrieren." Zum Beispiel auf die HSG Nordhorn, bereits am Dienstag Gastgeber des THW Kiel.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2005)
Kiel glaubte 60 Minuten lang an die eigene Lüge aus dem Hinspiel, in dem Barca den Deutschen am Ende vier Tore schenkte. Am Sonnabend vergaß der THW jedoch das Kleingedruckte unter dem Vertrag eines Viertelfinales zu lesen. Dieses Publikum lässt sich nicht auf den Arm nehmen. Es weiß, wann und wie man Druck ausüben muss und das tut es wie auf einem Schlachtfeld.
Es war ein heldenhafter Sieg für Barca. Barca war anfangs zu langsam fand kein Mittel gegen den soliden Auftritt der Kieler. In der 58. Minuten flog Lövgren zum zweiten Mal runter und ebnete Barca den Weg zum Triumph. Den Rest erledigte das Publikum.
In einer Partie, in der die Torhüter Fritz und Barrufet brillierten, waren Kiels Möglichkeiten schnell erschöpft. In der Begegnung auf Leben und Tod zeigte der besonders motivierte Jeppesen seine bisher leidenschaftlichste Leistung bei Barca.
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