Allen Diskussionen und Spekulationen in dieser Woche wird am kommenden Samstagnachmittag
ein Ende gesetzt: Der THW Kiel tritt am 12. März (Anwurf 16.30 Uhr, live im NDR-TV ab
17.00 - siehe
Sonderbericht) in der "Hölle" des Palau
Blaugrana in Barcelona an, um sein 5-Tore-Polster aus dem
30:25-Sieg im Hinspiel zu behaupten und in das
Halbfinale der Champions League
einzuziehen - ein schweres Unterfangen gegen den erfolgreichsten Handballclub der letzten
zwei Dekaden. Schiedsrichter in Katalanien sind die beiden Norweger Abrahamsen/Kristiansen.
Nach dem
Hinspiel herrschte allgemeine Zufriedenheit und
Begeisterung beim zehnfachen Deutschen Meister, der endlich den ersten Triumph in
der "Königsklasse" erreichen möchte. Trainer
Noka Serdarusic
habe den am Ende doch relativ deutlichen Sieg gegen den FC Barcelona "nie für möglich
gehalten", für
Henning Fritz, den überragenden Torhüter,
der in der Ostseehalle alle 4 Strafwürfe der Spanier entschärfte, glich der Erfolg
gar einer Sensation.
Dennoch sind sich alle Verantwortlichen einig, dass der Coup der Vorwoche
bestenfalls die halbe Miete fürs Weiterkommen war.
Serdarusic warnt: "In Barcelona kann man auch untergehen",
Manager Uwe Schwenker ist sich ebenso sicher, dass es
"richtig schwer wird", aber immerhin habe er "ein bisschen mehr Hoffnung als vorher".
Auch "Barca" gibt sich kämpferisch, zeigt sich sogar siegessicher. Trainer Xesco Espar
wirft für seinen Optimismus die ersten 57 Minuten des Hinspiels
in die Waagschale und haderte einzig mit den Schlussminuten in der Ostseehalle, in
denen der THW noch von 26:25 auf 30:25 davonzog.
Der Coach hofft zudem auf die frenetischen Fans in der 8000 Zuschauer fassenden
"Hölle" des Palau Blaugrana, in der der THW noch nie siegen konnte.
Gegenüber Sport1 sagte Espar:
"Wenn wir zu Hause so spielen, wie wir bis zur 57. Minute in Kiel gespielt haben
und unsere Halle ausverkauft ist, werden wir hundertprozentig weiterkommen. Denn wir
haben die besseren Spieler und die bessere Mannschaft als Kiel."
Den Kader des FC Barcelona und den
Weg des Vereins ins
Viertelfinale der Champions League haben wir
Ihnen bereits letzte Woche im Vorbericht zum Hinspiel
vorgestellt, ebenso die bisherige Bilanz des
THW Kiel im "Duell der Giganten".
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den
Vorbericht der Kieler Nachrichten
zum "Mythos Palau Blaugrana".
Aus Sport1:
Kiel will am Mythos Barca kratzen
Barcelona/München - Wer nach Barcelona reist,
kommt am "Museu FC Barcelona" kaum vorbei.
Jährlich 650000 Sportbegeisterte besuchen die
Ruhmeshalle im legendären Stadion Camp Nou, mehr
als das Picasso-Museum in Kataloniens Metropole.
Sechs Mal bestes Team in Europa
Sie bekommen nicht nur die Erfolge der Fußballer
seit der Gründung von Barca im Jahre 1899 zu
sehen. Auch die Handballer haben sich ihren Platz
erkämpft und sich ein Prädikat erworben, das die
Kicker neidisch macht.
Der FC Barcelona ist der erfolgreichste
Handball-Klub der Welt: Sechsmal gewannen die Katalanen
seit 1991 (damals noch Europapokal der
Landesmeister) die Champions League (zwischen
1996 und 2000 fünfmal in Serie), viermal die
europäische Klub-EM, fünfmal den Europapokal der
Pokalsieger und einmal den EHF-Pokal.
Hinzu kommen 16 spanische Meisterschaften, zehn
Pokalsiege und Dutzende andere nationale und
internationale Titel. Barcelona - das
Nonplusultra des Handballs.
Hagen zwei Jahre lang bei Barca
Kiels
Frode Hagen weiß um den "Mythos Barcelona".
"Es ist für jeden Handballer ein Kindheitstraum,
einmal für Barca zu spielen", sagt der 30-Jährige
im Gespräch mit
Sport1.
Hagen genoss zwei Jahre
lang das Privileg, "blaugrana" zu tragen - blau-dunkelrot,
die Nationalfarben, die auch das
Trikot des FC zieren.
Auch die Heimspielstätte der Handballer wurde
danach benannt: Palau Blaugrana. Die 7900
Zuschauer fassende Arena ist Teil der Sportstadt
"Joan Gamper", die sich auf einem Gelände von
300.000 Quadratmetern erstreckt.
Erfolge am Fließband
"Barcelona ist einfach Kult", sagt
Hagen. "Wer
die Möglichkeit bekommt, dort zu spielen,
ergreift sie auch." Bevor
Hagen im vergangenen
Sommer nach Kiel wechselte, wurde er mit den
Katalanen spanischer Meister, europäischer
Supercup-Sieger und gewann den Königspokal.
"Erfolge am Fließband sind normal", sagt
Hagen.
Normal, weil sie geplant sind. "Der Verein ist
sehr professionell geführt", erzählt
Hagen. "Man
geht sogar mit leeren Händen zum Training.
Schuhe, Bälle, Trikot - alles liegt frisch
gewaschen bereit. Das ist im Handball
einzigartig."
Hinzu kommt eine Weltstadt. "Barcelona ist eine
Metropole. Das Klima ist toll, die Kultur -
einfach ein Traum", schwärmt
Hagen.
Kieler Sieg im Hinspiel
Nun strengt sich der THW Kiel an, am "Mythos" zu
kratzen. Im Palau Blaugrana verteidigt der Vize-Meister
im Viertelfinal-Rückspiel der Champions
League eine Fünf-Tore-Führung aus dem
Hinspiel.
"Wir haben Respekt vor dem Klub und der starken
Mannschaft", sagt
Hagen. "Aber keinen besonderen
Respekt. Barcelona ist nicht unschlagbar. Das
haben wir gezeigt."
Drei Pleiten in Barcelona
Zum vierten Mal tritt der THW bei den Katalanen
an. Alle drei vergangenen Partien gingen
verloren, unter anderem das
Champions-League-Final-Rückspiel 2000 mit 24:29.
Doch zuletzt durfte Kiel in diesem von der
spanischen Presse zum Giganten-Duell stilisierten
Showdown jubeln: Am 28. April 2002 holte Trainer
Noka Serdarusic mit seinen "alten Schweden"
Magnus Wislander und
Staffan Olsson an gleicher
Stelle trotz eines
24:28 den EHF-Pokal. Das
Hinspiel war
36:29 gewonnen worden.
Egal, wie es Samstagabend ausgeht. "Barcelona
gegen Kiel ist zum Klassiker geworden", sagt
Frode Hagen. Ein weiteres Kapitel wird nun
hinzukommen.
(© Sport1 2005, von Michael Schwartz)
Lesen Sie auch das
Interview mit Barca-Trainer Xesco Espar.
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2005:
"Wir wollen etwas Großes erreichen"
THW-Torhüter Henning Fritz als Schlüsselfigur
Barcelona/Kiel - Wenn Stefan Lövgren mit seinem THW Kiel
heute in der Palau Blaugrana (16.30 Uhr, ab 17 Uhr live im NDR Fernsehen) des FC Barcelona
das Halbfinale der Champions League erreichen will,
hat er das Hinspiel (30:25) aus seinem Gedächtnis verbannt.
"Denken wir an unseren Vorsprung, haben wir schon nach zehn Minuten alles verloren",
weiß der THW-Kapitän, der als einer der wenigen Zebras in der Höhle des Löwen einmal
triumphierte - im April 2002, als die Kieler in Barcelona den EHF-Cup gewannen.
Unvergessen das Tor von Magnus Wislander, der damals in
doppelter Unterzahl als Rechtsaußen zum entscheidenden 24:28 (Hinspiel 36:29 für Kiel)
traf. Es war das dritte Kapitel im "Duell der Giganten". Zweimal scheiterten die Kieler
zuvor in der Champions League am sechsmaligen Cup-Gewinner. Im April 2000, als der THW
im Finale wie ein Sieger aussah. Als Kiel das Hinspiel mit 28:24 gewann und es im Rückspiel
23:23 (51.) stand. Als es in der Palau Blaugrana ganz leise wurde. Bis die slowenischen
Schiedsrichter Kalin/Koric das Ende noch einmal umschrieben (29:24 für Barca) und
schwarzweiße Tränen flossen.
Im März 2001 nahm der Bundesligist im Halbfinale einen neuen Anlauf. Das Hinspiel mit 28:24
gewonnen, fehlte am Ende ein Tor (33:28). Ein Spiel, in dem Demetrio Lozano
der überragende Barca-Spieler (10 Tore) war. Ein Spiel, in dem der 2,05m-Riese Andrej
Xepkin den Kieler Nenad Perunicic so brutal zu Boden schlug,
dass dieser sich zweimal übergeben musste.
Nun also der dritte Teil der Champions-League-Geschichte. "Wenn
Henning Fritz einen guten Tag erwischt und wir mit Mut nach
vorne spielen, können wir es diesmal schaffen", weiß
Klaus-Dieter Petersen. "Die sind auch nicht besser als wir."
Als die Mannschaft gestern Vormittag abflog, fehlte der Co-Trainer allerdings. In seiner
Funktion als Jugendkoordinator des DHB reiste der 36-Jährige nach Dessau - Länderpokal-Endrunde.
Ebenfalls nicht dabei ist Torhüter Mattias Andersson, der sich
am Montag in München an der lädierten Bandscheibe behandeln ließ. Seit Donnerstag ist
der Schwede wieder in Kiel. Wie es ihm geht? "Gut sieht anders aus", meint der
26-Jährige. "Aber ich kann wieder liegen, gehen und sitzen." Letzteres wird ihm heute
schwer fallen, empfängt er doch den digitalen Heimatsender SWT 24, der das ganze Spiel
live überträgt. "Ich bin nervöser als in der Halle. Ein Spaß wird das nicht."
Für einen seiner Kollegen, Frode Hagen, wird das Rückspiel
ein besonderes Erlebnis. Der Norweger spielte zwei Jahre für die Katalanen und weiß,
dass der Fünf-Tore-Vorsprung kein Polster ist. "Wir haben nur eine Chance, wenn wir von
Beginn an Vollgas geben." Der 30-Jährige erinnert sich gut daran, wie er mit Barca den
SC Magdeburg mit 38:25 (16:9) aus der Halle fegte. "Das wird ein Krieg. Hoffentlich ein
fairer."
Die Schlüsselfigur ist Torhüter Henning Fritz, der im Hinspiel
unter anderem vier Siebenmeter hielt. Dass neben ihm nur noch
Dennis Klockmann (22) auf der Bank sitzt, der eigentlich mit
dem TSV Altenholz gegen die HSG Augustdorf/Hövelhof spielen sollte, irritiert ihn nicht.
"Zwei erfahrene Torleute wäre zwar besser, aber darüber mache ich mir keine Gedanken."
Der 30-Jährige sieht Barcelona zwar im Vorteil, die Seinen aber nicht chancenlos.
"Wer etwas Großes gewinnen will, muss sich auch da durchbeißen. Und wir wollen was
Großes erreichen.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2005)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Während der THW Kiel am vergangenen Wochenende sein "Soll" erreicht hat, müssen sowohl
der TBV Lemgo als auch Meister SG Flensburg-Handewitt in ihren
Viertelfinal-Rückspielen
auf ein Handball-Wunder hoffen.
Die Lipperländer treffen am Sonnabend um 17.30 Uhr in Slowenien auf Titelverteidiger
Celje Pivovarna Lasko, nachdem der amtierende Vereins-Europameister bereits das
Hinspiel in Lemgo mit 33:29 für sich entschied. Flensburg genießt am Sonntag
(15 Uhr, live im ZDF) gegen den
HB Montpellier Heimrecht, hechelt allerdings nach der deutlichen 22:36-Niederlage
in Frankreich - der höchsten Pleite in der Europapokalgeschichte des Clubs - einem
14-Tore-Rückstand hinterher. Nicht nur
Nikola Karabatic,
noch im Dress des Champions League Siegers von 2003 und ab der kommenden Saison in
Diensten des THW, erwartet ein heißer Tanz in der "Hölle Nord".
"Manager
Uwe Schwenker hat mir aber schon gesagt, dass ich mit vielen
Pfiffen rechnen muss", sagte
Karabatic Sport1. "Darauf bin ich eingestellt."
Im EHF-Pokal-Viertelfinale
spielt der VfL Gummersbach am Sonnabend um 20 Uhr in eigener Halle gegen Dunaferr SE (HUN)
und muss dabei ein 5-Tore-Defizit aus dem Hinspiel aufholen. Der SC Magdeburg trifft
nach dem 30:28-Sieg in Österreich am Sonntag um 15.30 Uhr zu Hause auf A1 Bregenz HB,
auch TUSEM Essen genießt am Sonntag um 16 Uhr Heimrecht gegen BM Granollers (ESP) - das
Hinspiel endete 29:29 unentschieden
Im Europapokal der Pokalsieger reist der HSV Hamburg
mit nur noch kleinen Hoffnungen nach Spanien, nachdem Ademar Leon bereits das Hinspiel
in der Color Line Arena mit 29:25 für sich entscheiden konnte. Anwurf ist hier am Samstag
um 18 Uhr.
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FC Barcelona - THW Kiel:
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