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Die Handball-Woche.
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In der aktuellen Handballwoche Ausgabe 18/2005 spricht THW-Manager
Uwe Schwenker über die Meisterschaftschancen
seines THW, die Rivalität mit der SG Flensburg-Handewitt und die
Situation der Liga. Wir präsentieren das Interview mit freundlicher
Genehmigung der Handballwoche.
- Handballwoche:
-
Herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft!
- Uwe Schwenker:
-
Glückwünsche nehme ich noch nicht an.
- Handballwoche:
-
Wann nehmen Sie die denn entgegen?
- Uwe Schwenker:
-
Erst wenn alles theoretisch nicht mehr anders
möglich ist. Aber im Ernst: Ich weiß, wir haben
uns eine gute Ausgangslage geschaffen, zumal mit
dem Sieg in Lübbecke.
Aber wir haben noch einige Hürden vor uns. Und
vor allem haben wir Respekt vor allen Gegnern,
die jetzt noch kommen. Es kann immer noch was
passieren.
- Handballwoche:
-
Vor zwei Jahren gab es einen großen Umbruch
in Kiel. Wie hat es der THW geschafft, so
schnell an die Spitze zurück zu kehren?
- Uwe Schwenker:
-
Für mich ist der Umbruch immer noch nicht
abgeschlossen. Schießlich kommen in der
neuen Saison wieder vier, vielleicht sogar
fünf Spieler hinzu. Erst danach ist für mich
der Umbruch vollends abgeschlossen. Hoffentlich
haben wir dann eine Mannschaft, die so im Kern
dann Jahre zusammenspielen kann und nur noch
auf einzelnen Positionen ergänzt wird.
- Handballwoche:
-
Vier Neuzugänge stehen mit
Kim Andersson,
Vid Kavticnik,
Pelle Linders und
Nikola Karabatic fest.
Wer könnte der Fünfte sein?
- Uwe Schwenker:
-
Wir suchen noch jemanden für Halblinks und Mitte.
- Handballwoche:
-
In der Sportbild lieferten Sie sich mit
Flensburgs Manager
Thorsten Storm
ein Wortduell, von Hass war gar die Rede. Wie groß
ist die Rivalität wirklich?
- Uwe Schwenker:
-
Der Sport lebt doch von Emotionen, keine Frage.
Und sowohl für Kiel als auch für Flensburg
ist das positiv. Beide haben sich national
und international etabliert. Genau betrachtet
wird hier im Norden innerhalb von 80 Kilometern
von zwei Teams Weltklasse-Handball geboten.
Dass da eine gewisse Rivalität entsteht, dass es
zu Sticheleien kommt, ist doch klar.
Aber eigentlich ist das eher für beide Parteien
befruchtend. Und für mich ist es das Salz in der
Suppe.
- Handballwoche:
-
Im Pokalfinale
hatten Sie gegen Flensburg das Nachsehen.
Jetzt stehen Sie in der Bundesliga wieder vor der
SG. Das muss eine Genugtuung sein.
- Uwe Schwenker:
-
Genugtuung ja. Aber das Pokalfinale
stand ja unter einem besonderen Stern. Wir haben
eigentlich ohne Vier, ohne
Lövgren,
ohne Andersson,
ohne Preiß und ohne
Zeitz, der nach 20 Minuten
raus musste, gespielt. Deshalb denke ich, dass unsere
Jungs gestärkt aus der Niederlage rausgegangen sind und
das ja auch mit dem Sieg in
Magdeburg drei Tage später eindrucksvoll
bewiesen haben. Die Mannschaft so sowieso eine
unheimliche Willens- und eine große mentale Stärke.
Sie glaubt bis zuletzt an den Sieg.
Exemplarisch ist da das Spiel in
Hamburg. Wenn man in den letzten sieben Sekunden
den Ausgleich hinnimmt und dann trotzdem noch den
Siegtreffer erzielt, hat das nichts mit Glück zu tun,
sondern zeugt von einer Klasseleistung der ganzen
Mannschaft, die nicht zusammengesackt ist, sonder immer
weiter gespielt und an den Sieg geglaubt hat. Das ist ein
entscheidendes Indiz für den Erfolg.
- Handballwoche:
-
Über den Kieler Tellerrand geschaut: Was gibt es neues in
Sachen Zentralvermarktung der Liga oder bei den
TV-Verträgen?
- Uwe Schwenker:
-
Ich halte es für deplaziert, so etwas wieder in der
Öffentlichkeit zu diskutieren. Das gibt nur Anlass zu
Spekulationen. Ich hoffe wirklich, dass man da in
absehbarer Zukunft etwas hinbekommt. Aber es gibt
leider diese Vielzahl von Sponsoren nicht, die sich
als großer Partner der Liga und des Sports engagieren.
Aber ein oder zwei fallen mir schon ein.
- Handballwoche:
-
Meldungen über finanzielle Probleme bei einigen
Klubs der Liga erschweren die Suche dazu...
- Uwe Schwenker:
-
Das ist ein sehr komplexes Thema. Wir in Kiel als
Branchenprimus wissen, dass wir am Tropf eines starken
Wettbewerbs und einer starken Liga hängen. Auf der einen
Seite kritisiert man schnell das wirtschaftliche Gebaren,
wenn einige Vereine mit Vollgas gegen die Wand fahren und
selbst wenn sie dagegen gefahren sind, immer noch den Fuß
auf dem Gas haben; andererseits hofft man, dass Traditionsvereine
noch die Kurve kriegen, denn sie sind ja auch für unseren
Zuschauerzuspruch wichtig. Ich kann mir sogar einmal
vorstellen, dass nicht alle Vereine ihre Lizenz bekommen werden.
Aber in dieses Verfahren bin ich nicht so eingebunden.
- Handballwoche:
-
In der Champions League
stehen sich mit Barcelona und Ciudad Real zwei spanische Klubs
gegenüber. Hat die "Liga asobal" der Bundesliga den Rang als
stärkste Liga der Welt abgelaufen?
- Uwe Schwenker:
-
Nein, das denke ich nicht. In der Breite ist die Bundesliga
auf jeden Fall die stärkste Liga der Welt. In der Spitze
ist die spanische Liga topp, keine Frage. Aber nach den großen
vier Teams mit Barcelona, Portland, Ciudad Real und Leon
kommt ein Leistungsbruch. Den gibt es in der Bundesliga nicht.
Das ist bei uns schon deutlich ausgeglichener. Deshalb haben wir
die stärkste Liga der Welt.
(Das Gespräch führte HW-Redakteur Olaf Bruchmann, aus der
Handballwoche Ausgabe 18/2005)