Kiel/München - Halten die Nerven? Im Fern-Duell kämpfen
Tabellenführer THW Kiel und Titelverteidiger SG Flensburg am
Sonntag um die Deutsche Meisterschaft.
Ein Punkt reicht dem THW in Düsseldorf, um den elften
Titelgewinn der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. Flensburg
dagegen muss beim um den Einzug in die Champions League
kämpfenden TBV Lemgo gewinnen, um seine Chancen zu wahren.
Ein Herzschlagfinale ganz nach dem Geschmack von
Johan Pettersson.
Zurück in die Heimat
Kiels Torjäger bestreitet nach vier Jahren sein letztes
Pflichtspiel für die "Zebras". Danach zieht es den 32-Jährigen
nach insgesamt neun Jahren in Deutschland (Stationen: Minden,
Nordhorn und THW) zurück in seine schwedische Heimat zu IF
Hallby.
Pettersson sitzt auf gepackten Koffern. "Nächste Woche werden
die Sachen verladen", sagt der Rechtsaußen, der zum
Publikumsliebling in Kiel wurde, im Gespräch mit
Sport1.de.
Das Haus in Jönköping ist bereits im Bau, den Sommer verbringt
Pettersson mit seiner Familie im Sommerhaus ein halbe Stunde
nördlich von Göteborg.
Bei
Sport1.de spricht der Ex-Welt- und Ex-Europameister über
seine Höhepunkte in Deutschland, das alles entscheidende Spiel
und die geplanten Meisterfeier.
- Sport1:
-
Herr Pettersson, in Düsseldorf geht es für den THW um
Alles oder Nichts...
- Johan Pettersson:
-
Oh ja. Wir haben lange, lange, lange über die
Meisterschaft gesprochen. Erst waren es noch fünf, dann vier,
drei und zwei Spiele. Jetzt brauchen wir nur noch einen Sieg.
Man spürt die Endspiel-Atmosphäre in der Stadt. Jeder wartet auf
den Titel. Das macht es für uns Spieler nicht gerade einfach.
- Sport1:
-
Warum?
- Johan Pettersson:
-
Na, man kann doch nicht nach Düsseldorf fahren und
glauben, dass die uns zwei Punkte schenken werden. Einfach wird
es sicher nicht. Wie eng es werden kann, hat man schon in Minden
gesehen.
- Sport1:
-
Dennoch bereitet sich Kiel auf eine Handball-Party vor.
Bis zu 30.000 Fans werden auf dem Rathausplatz erwartet.
- Johan Pettersson:
-
Ja, alles freut sich tierisch auf Sonntag. Wenn wir
gewinnen, war das eines der besten Jahre überhaupt. Nur sechs
Minuspunkte sind Wahnsinn.
- Sport1:
-
Für Sie ist es das letzte Pflichtspiel für den THW.
Haben Sie schon Abschiedsgefühle?
- Johan Pettersson:
-
Dafür bleibt keine Zeit. Ich habe mich am Knie
verletzt und bin seit drei Tagen in Behandlung. Für mich geht es
derzeit nur darum, am Sonntag auflaufen zu können. Um nichts
anderes. Ich hoffe, dass erst nach dem Sonntag Wehmut aufkommt.
- Sport1:
-
Woran werden Sie sich erinnern, wenn Sie an Kiel denken?
- Johan Pettersson:
-
Jedes Spiel vor einem ausverkauftem Haus - das wird
mir fehlen. Der THW ist ein äußerst professionell geführter
Verein. Das wird in Schweden etwas anders sein. Bis jetzt war
der Titelgewinn 2002 der schönste Erfolg. Das kann aber nach
Sonntag anders sein. Es wäre ein großes Ende für mich.
- Sport1:
-
Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal in die
Bundesliga zurückzukehren?
- Johan Pettersson:
-
Man soll nie nie sagen. Das Leben bewegt sich
komisch.
- Sport1:
-
Düsseldorf wird es dem THW nicht leichtmachen. Was
erwartet Kiel im Rheinland?
- Johan Pettersson:
-
Sicher eine hitzige Atmosphäre. Düsseldorf kann
locker aufspielen. Die wollen uns zeigen, dass sie auch Handball
spielen können. Wir hatten zuletzt auswärts Probleme ohne Ende.
Und Düsseldorf wird sicher alles geben, um die Prämie aus
Flensburg zu bekommen.
- Sport1:
-
5000 Euro will ein SG-Sponsor aufbringen, wenn die HSG
den THW schlägt. Was halten Sie davon?
- Johan Pettersson:
-
Das finde ich einfach nur peinlich. Aber die sollen
machen, was sie wollen.
- Sport1:
-
Sie wollen Sonntag in jedem Fall feiern.
- Johan Pettersson:
-
Ich denke doch. Aber über die Party machen wir uns
keine Gedanken. Ich habe nur gehört, dass wir direkt nach Kiel
fliegen, wenn wir gewinnen. Mehr will ich auch gar nicht wissen.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2005 Sport1)