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12.09.2005 Mannschaft

Zebra-Journal: Rechtsaußen Vid Kavticnik hat einen flinken Armzug

Für die Fotografen wirft er zu schnell

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005:

Vid Kavticnik:  "Für mich ist der THW die beste Handball-Adresse in Europa."
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Celje Pivovarno Lasko wollte ihn haben. Und der slowenische Meister ist kein Wald-und Wiesenklub, Celje gewann im Jahre 2004 immerhin die Champions League. Um für Sloweniens Top-Klub zu spielen, hätte Vid Kavticnik noch nicht einmal sein Heimatland verlassen müssen. Doch der 21-Jährige lehnte ab und unterschrieb stattdessen einen Drei-Jahres-Vertrag beim THW Kiel. "Für mich ist das die beste Handball-Adresse in Europa."
Kavticnik, dessen "v" in seinem Namen wie ein "u" ausgesprochen wird, erinnert sich noch gut daran, welche Wellen sein Wechsel in Slowenien geschlagen hat. "Da gab es einigen Ärger." Inzwischen hätten sich die Wogen geglättet, die Journalisten würden seinen Werdegang positiv begleiten. Verstecken kann und will sich Kavticnik auch nicht. Schließlich schaut Slowenien zu, wenn das DSF das Spiel der Woche in der Handball-Bundesliga überträgt.

"Videk" stieg bei der Europameisterschaft 2004 im eigenen Land kometenhaft zu einem nationalen Sportstar auf. Seite an Seite mit Roman Pungartnik, der zwei Jahre lang das THW-Trikot trug, stürmte Kavticnik in das Finale, in dem erst die deutsche Nationalmannschaft Endstation war. Der Linkshänder wurde als bester Rechtsaußen der EM ins All-Star-Team berufen.

Kurz darauf verletzte sich Kavticnik, der zehn Jahre lang für den slowenischen Top-Klub Gorenje Velenje spielte, schwer und musste nach einem Kreuzbandriss vier Monate pausieren. Der rasante Absturz vom Helden zum Patienten - der ge lernte Starkstromelektriker hat ihn schon als 20-Jähriger erlebt. "Ich habe daraus viel gelernt", sagt Kavticnik heute. "Ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann." Verbissen ackerte er für sein Comeback. Zehn Stunden am Tag, vier Monate lang. "Ich wollte bei den Olympischen Spielen unbedingt dabei sein." Tatsächlich kehrte der ehrgeizige Athlet bereits in Athen wieder ins Nationalteam zurück und THW-Trainer Noka Serdarusic nahm seinen Wunschkandidaten noch einmal unter die Lupe. Sein Eindruck: "Er ist wieder ganz der Alte. Technisch versiert und schnell."

Wenige Tage vor der Handball-WM in Tunesien, die am 20. Januar begann, flogen Serdarusic und THW-Manager Uwe Schwenker in die slowenische Hauptstadt Ljubljana, um den Vertrag perfekt zu machen. "Das war ein wahnsinnig emotionaler Moment für mich", erinnert sich Kavticnik, der auch als 400- und 1500m-Läufer in seiner Jugend zu den Besten zählte. "Gute Handballer in unserem Land gehen eigentlich nach Celje und nicht ins Ausland."

Er will in Kiel den Beweis an treten, dass auch ein 21-Jähriger in der Fremde sein Glück finden kann. Auch Wochen nach seinem Umzug an die Förde glänzen seine Augen, wenn er über den THW Kiel redet. "Die Mannschaft hat mich be grüßt, als wäre ich schon seit fünf Jahren dabei. Und diese Arena ist einfach unglaublich." In Velenje wären selbst zum Gipfeltref fen gegen Celje nur 1000 Zuschauer gekommen, den Alltag verbrachte Kavticnik vor 300 Fans.

In den ersten Testspielen für seinen neuen Klub hat Kavticnik bereits angedeutet, dass er einmal ein würdiger Nachfolger für den Schweden Johan Pettersson werden könnte. An seinen flinken Armzug müssen sich nicht nur die Torhüter in der Bundesliga gewöhnen, auch für die Fotografen wirft er noch zu schnell - meist lichten sie ihn beim Wurf ohne Ball ab. Der ist beim Knopfdruck schon im Tor.

Kavticnik ist als Rechtsaußen moderner Prägung und einer Körpergröße von 1,91m in der Lage, auch Tore aus dem Rückraum zu werfen. Damit wird die "rechte" Seite des THW Kiel mit ihm, Kim Andersson und Christian Zeitz noch variabler. In Velenje begann Kavticnik als Rechtsaußen. Als dem Klub ein Kandidat im rechten Rückraum fehlte, übernahm er auch dieses Amt. "Die Position ist mir egal. Ich will Handball spielen, nur das zählt."

Auch abseits der Sporthalle hat der Slowene schnell Fuß gefasst. Seine Eltern halfen ihm dabei, die neue Wohnung einzurichten. Schwester Mojca (25) flog von Velenje nach Kiel, um ihren Bruder zu besuchen. Gemeinsam mit Kim Andersson und Nikola Karabatic paukt Vid Kavticnik in einer Sprachschule Deutsch. "Er versteht schon unheimlich viel", lobt Mitspieler Frode Hagen den Slowenen. Kein Wunder, ist doch Oma Kavticnik eine gebürtige Deutsche.

Wie die meisten Sportler hat auch Vid Kavticnik seine Rituale. So soll es Glück bringen, sich vor einem neuen Lebensabschnitt eine Glatze zu schneiden. In Kiel half ihm kein Geringerer als Welthandballer Henning Fritz dabei, die Haare auf eine Länge von drei Millimetern zu stutzen.

Sonst ein Fan sanfterer Musik stimmt sich der Außen auf den Gegner gerne mit härteren Tönen ein. Steht viel auf dem Spiel, greift Kavticnik in seiner Klamottenkiste stets in die gleiche Ecke. "Ich fühle mich besser, wenn ich in wichtigen Spielen die gleiche Unterhose trage. Frisch gewaschen, natürlich."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005)


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