07./08.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 08.12.2005 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt... |
Doch ganz so einfach wollten es die Schwaben dem deutschen Meister dann doch nicht machen. Angetrieben vom guten Spielmacher Michael Baran und dem Siebenmeterspezialisten Björn Navarin hielten die Gastgeber erstmal gegen, verkürzten auf 4:6 und blieben bis zum 6:8 (11.) durch Bräuning auf Tuchfühlung. Doch der THW konterte die Schwaben mehrfach gekonnt aus, nutzte nach Gegentoren die schnelle Mitte und ließ somit die von VfL-Trainer Nothdurft angekündigte aggressive 3:2:1-Abwehr kaum zur Entfaltung kommen. In einem atemberaubenden Tempo liefen die Kieler ihre Angriffe auf das Tor des bemitleidenswerten Tobias Heger, der ein ums andere Mal den Ball nach Würfen von Szilagyi, Kavticnik und Karabatic aus dem Tornetz fischen musste. Über 10:6 und 12:7 (16.) und 15:9 zog der THW von dannen und verwaltete den Vorsprung bis zum 23:16 zur Pause. Nach 30 Minuten hatten die Zebras somit bereits so viele Tore in Pfullingen geworfen wie in der gesamten letzten Partie.
Auch in Halbzeit zwei ließ der THW nicht locker und baute seinen Vorsprung durch einen immer stärker werdenden Viktor Szilagyi auf der Mittelposition kontinuierlich aus. Der Treffer des eher unauffälligen Henrik Lundström in der 37. Minute bedeutete die erste Kieler 10-Tore-Führung (28:18). Mit diesem beruhigenden Polster ließen es die Zebras nun vor allem in der Deckungsarbeit etwas ruhiger angehen, so dass auch die Schwaben zeitweise im Minutentakt zu Treffern kamen. Unfassbar rasante zehn Minuten und 16 Tore später führte der THW noch immer mit 10 Treffern, ehe die Gäste noch einen Zwischenspurt einlegten und mithilfe von schönen Tempo-Gegenstößen und sehenswerten Hebern über 40:27 (50.) und 43:29 (54.) noch etwas für das Torverhältnis zu tun.
Am Ende stand ein deutliches 45:34 zu Buche - für die Tabellenführung hat es indes noch nicht gereicht, da Spitzenreiter VfL Gummersbach nach einem 7-Tore-Rückstand in Nordhorn noch den Kopf aus der Schlinge zog und durch einen späten Treffer von Yoon sogar noch mit 32:31 bei den Niedersachsen gewann.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Der Grundstein unseres Torerfolges war heute die erste und zweite Welle sowie die schnelle Mitte. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mit unserer Abwehrleistung nicht so sehr. Wir haben zu viele Gegentore erhalten.
Wir haben alleine 23 Gegentore durch Tempogegenstöße erhalten, 11 durch die schnelle Mitte. Das Hauptproblem in unserem Spiel war das 1:1-Verhalten. Das spielt der THW in einer anderen Liga. Das Ergebnis muss man so akzeptieren.
Der THW Kiel war heute eine Nummer zu groß für uns. Kiel ist als verdienter Sieger vom Platz gegangen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Viktor Szilagyi.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2005:
Kaum zu glauben, dass die Zebras hier in der letzten Saison (23:22) fast den Titel verspielt hätten. Doch die Gefahr, in ein ähnliches Fahrwasser zu geraten, bestand gestern zu keiner Zeit. "Wir haben es einfach nicht geschafft, diesen THW-Express aufzuhalten", schnaufte ein frustrierter VfL-Routinier Holger Breitenbacher, dem 60 Minuten Kieler Tempohandball den Sauerstoff geraubt hatten: "Wir waren fest davon überzeugt, dass wir eine Chance hatten."
23 THW-Tore fielen nach einem Gegenstoß, elf weitere nach einem blitzschnell ausgeführten Anwurf - stets wurden die Pfullinger von der Geschwindigkeit ihrer Gegner überrascht. Spielte der Hallensprecher einmal den Jingle für ein VfL-Tor ab, bekamen die 1300 Zuschauer in der restlos ausverkauften Halle nur einige Noten zu hören - dann musste er wegen eines Kieler Treffers die Hymne schon wieder abdrehen. Vor allem Viktor Szilagyi und Nikola Karabatic, die beide je zehnmal trafen, waren nicht zu stoppen. Ohne den verletzten Mittelmann Stefan Lövgren fehlte den Zebras zwar ein Chef, der die Fäden in der Hand hielt. Doch mit dem Österreicher Szilagyi in der zentralen Rolle war ein langsamer Spielaufbau auch gar nicht möglich.
Der 27-Jährige schnappte sich den Ball, warf ihn quer durch die Halle zu einem Kollegen, bekam den Ball zurück und schmetterte ihn mit Anlauf aus teilweise zwölf Metern Torentfernung in die Maschen. "Wir wollten die Pfullinger immer auf Distanz halten, damit ihr Feuer gar nicht mehr aufflackern kann", kommentierte Szilagyi am Ende bescheiden ein famoses Spiel. Stark auch Rechtsaußen Vid Kavticnik, der fehlerlos neun Tore warf und sich auch nicht dadurch aus der Ruhe bringen ließ, dass die Zuschauer in der ersten Reihe auf der Seitenline saßen. "Die Deutschen sind ja faire Leute", meinte der Slowene.
Gute Laune also bei den Kielern. Mit einer Ausnahme: Torhüter Mattias Andersson schimpfte in den letzten Minuten wie ein Rohrspatz, weil seine Vorderleute die Abwehrarbeit ruhen ließen. Doch so oft die tapferen Pfullinger auch trafen, die Antwort ließ nur Sekunden auf sich warten. "Viktor und Nikola haben gemacht, was sie wollten", lobte Pelle Linders, der sich mit Marcus Ahlm die Arbeit eines Kreisläufers teilte.
Nur beim letzten Siebenmeter hatte Ahlm die Nase vorne. "Wir haben zehn Siebenmeterschützen, nur wir Kreisläufer dürfen nie werfen", hatte Ahlm jüngst im Spaß gemeckert. Die Konsequenz: Als die Unparteiischen Becker/Hack wenige Sekunden vor dem Abpfiff auf den Punkt zeigten, ließ Trainer Noka Serdarusic den 27-Jährigen ran. "Die Distanz kenne ich ja gut, aber die Situation hat mich schon nervös gemacht", meinte der Schwede, der in Kiel noch nie einen Siebenmeter geworfen und Angst vor einem Fehlwurf hatte. "Sonst hätte ich mir in den nächsten drei Monaten einiges anhören müssen." Ahlm traf ohne Mühe.
Jetzt wartet noch Pelle Linders auf seine Chance. "Ich bin gegen Paris an der Reihe." Am Sonnabend (15.30 Uhr) erwartet der THW die Franzosen zum Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2005)
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