Schon wieder Meister, THW Kiel heißt er! Die Bundesliga gratuliert
dem alten und neuen Titelträger zu einer wirklich überragenden
Saison. Warum der THW so stark ist, warum das Team von
Noka Serdarusic auch in den kommenden
Jahren eine dominierende Rolle in der Bundesliga spielen
wird und welchen großen Traum selbst ein so erfolgsverwöhntes
Kollektiv noch hegt, darüber sprach Arnulf Beckmann ausführlich
mit dem Manager des THW Kiel,
Uwe Schwenker.
- HBL:
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Glückwunsch zum zwölften Titel des THW Kiel. Kann man bei so viel Erfolg überhaupt noch
die gleiche Freude über eine Meisterschaft empfinden wie noch vor Jahren?
- Uwe Schwenker:
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Diese Meisterschaft ist schon etwas ganz besonderes. Wir haben in den
vergangenen zwei Jahren gleich zwölf Spieler ausgetauscht. Jetzt
haben wir eine junge Mannschaft mit großer Perspektive, die mit
diesem Titel ein erstes großes Zeichen gesetzt hat. Zudem schließen
wir mit diesem Titel zum Rekordmeister VfL Gummersbach auf.
- HBL:
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Also ist der Umbruch nun vollzogen?
- Uwe Schwenker:
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Ja, natürlich. Die vergangenen Jahre, das war der große Umbruch.
Ich bin freudig erstaunt über das hohe Niveau eines 22-jährigen
Nikola Karabatic oder eines 22-jährigen
Kavticnik, eines Marcus Ahlm
oder eines Kim Andersson. Nun geht es
darum, dieses Team in den kommenden Jahren zusammen zu halten.
Ahlm und Andersson
haben ihre Verträge bereits bis 2009 und 2010 verlängert, die
anderen stehen ohnehin noch längerfristig unter Vertrag. Zudem
kommen mit Lars Krogh Jeppesen vom FC Barcelona und
Dominik Klein vom TV Großwallstadt weitere Verstärkungen.
- HBL:
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Muss der Rest der Liga einen Abo-Meister THW Kiel und eine gewisse Langeweile fürchten?
- Uwe Schwenker:
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Die anderen tun auch genug. Flensburg legt nach Gummersbach legt nach,
Hamburg legt nach. Die Konkurrenz macht auch ihre Hausaufgaben.
Andererseits hätte ich nichts dagegen, so oft wie möglich Meister zu werden.
- HBL:
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Ein großes Ziel, das der THW hat, ist es, endlich einmal die Champions League zu gewinnen.
- Uwe Schwenker:
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Ich behaupte, dass grundsätzlich jede deutsche Spitzenmannschaft in
der Lage ist, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Allerdings gab es
in den vergangenen Jahren jeweils eine Übermannschaft, die alles
dominierte. Das war lange Zeit der FC Barcelona, jetzt ist es
Ciudad Real, die wirtschaftlich weit vor allen anderen stehen.
Die Spanier haben in Senior Dominguez so etwas wie den Dagobert
Duck gefunden. Da können wir nicht mithalten. Bei uns wird es
den maximalen sportlichen Erfolg ausschließlich auf einer
gesunden wirtschaftlichen Basis geben. In Kiel neigt keiner
zur Unvernunft.
- HBL:
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Ein Geheimnis Ihres Erfolges scheint auch die langjährige Verbindung
zwischen Ihnen als Manager und Ihrem Trainer Noka Serdarusic
zu sein.
- Uwe Schwenker:
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Das ist ein entscheidender Faktor, ganz sicher. Noka
und ich funken auf der gleichen Wellenlänge. 13 Jahre arbeitet er für
den THW und wir sind gerade dabei, seinen Vertrag um weitere drei
Jahre zu verlängern. Da fehlen lediglich noch ein paar Kleinigkeiten.
Aber auch das gesamte Umfeld des Vereins ist toll. Wir haben in Kiel
ein gut funktionierendes Netzwerk, in dem wir nicht in Abhängigkeit
einzelner Sponsoren stehen, die Handball lediglich als Jahrmarkt
der Eitelkeiten ansehen.
- HBL:
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Ein großer Jahrmarkt wird indes sehr wohl die Meisterfeier in Kiel werden.
- Uwe Schwenker:
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Schon am Dienstagabend hatten wir eine kleine Spontan-Feier. Aber
am 3. Juni, nach dem letzten Saisonspiel, wird es eine große
Saison-Abschlussparty geben. Dazu stellt unsere Oberbürgermeisterin
Angelika Volquartz ihr Wohnzimmer - sprich: den Rathausplatz - zur
Verfügung, wo die Fans die nicht in der Halle sind, auf einer
Großleinwand zunächst das Spiel verfolgen können. Danach kommt
auch die Mannschaft dahin. Und dann wird gefeiert.
(Das Gespräch führte Arnulf Beckmann, © 2005 HBL)