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09.-11.09.2006 - Letzte Aktualisierung: 11.09.2006 Bundesliga

Wiedergutmachung geglückt: THW zerpflückt hilflose Balinger

Bundesliga, 4. Spieltag: 09.09.2006, Sa., 19.30: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 23:38 (7:19)
Update #4 (Foto-Update) Fotos aktualisiert, KN-Spielbericht, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt...

Der THW in der rosa-roten Tü-Arena.
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Die Zebras sind in die Erfolgsspur zurückgekehrt: Beim Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten siegte der THW nach einer überzeugenden Leistung mit 38:23 (19:7). Den Grundstein legten die Kieler bereits in der Anfangsphase, als sie mit einem 10:0-Zwischenspurt bis auf 17:3 davonzogen. Bester Torschütze war Kim Andersson mit 8/2 Treffern.
Im Torhüterroulette durfte bei den Zebras diesmal Mattias Andersson beginnen, auf Linksaußen erhielt Henrik Lundström den Vorzug gegenüber Dominik Klein. Und der ersatzgeschwächte THW legte gleich los wie die sprichwörtliche "Feuerwehr" gegen ebenfalls großteils angeschlagene Balinger. Marcus Ahlm eröffnete den Torreigen vom Kreis, Stefan Lövgren legte mit zwei Treffern zum 3:1 nach, während die Gastgeber durch Kneer erfolgreich waren. Dann aber die erste Schrecksekunde für die Kieler: Kim Andersson wurde von seinem Gegenspieler ausgehebelt, fiel unsanft aufs Steißbein und musste minutenlang behandelt werden. Doch auch mit nur einem Linkshänder - Dominik Klein half derweil auf Rechtsaußen aus - ließ sich der THW nicht beirren: Lundström per Gegenstoß und zwei weitere Treffer des überragenden Marcus Ahlm bedeuteten das 6:1 (7.), und erst nachdem Karabatic per Strafwurf weiter erhöhte, hatten die über 2300 Zuschauer endlich wieder einen Heimtreffer bejubeln: Martin Strobel verkürzte ebenfalls per Siebenmeter und verkürzte kurz darauf aus dem Feld gar auf 3:7.

Spielszene.
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Doch die Gastgeber fanden dennoch weiterhin nicht ins Spiel und wurden von den schnellen Angriffen den THW weiter überrannt. Zehn (!) Tore in Folge warfen die Zebras gegen den hilflosen Aufsteiger, auch Kim Andersson konnte wieder spielen und erzielte drei seiner Treffer in dieser Phase. Auch Ahlm, Lundström Zeitz und Karabatic sorgten mit ihren Treffern für klare Verhältnisse, die Tübinger konnten selbst eine Überzahlsituation und einen Strafwurf (Omeyer parierte gegen Strobel) nicht nutzen, um zu verkürzen. So war das Spiel nach 20 Minuten beim Stand von 17:3 für den deutschen Meister schon so gut wie entschieden. Der THW nahm in der Schlussphase des ersten Durchgangs ein wenig das Tempo raus, agierte im Angriff mit Pelle Linders als zweiten Kreisläufer und verwaltete den Vorsprung dennoch souverän zur 19:7-Halbzeitführung.

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Im zweiten Durchgang begann der THW zunächst damit, seinen Vorsprung weiter auszubauen: Je zwei Treffer von Kim Andersson und Henrik Lundström und ein Tor von Nikola Karabatic bedeuteten das 24:9 (36.), ehe sich der THW mit den jeweils zweiten Zeitstrafen für Karabatic und den teilweise übermotivierten Christian Zeitz innerhalb von 60 Sekunden selbst schwächte. Die dreiminütige Überzahlsituation nutzten die Gastgeber, um auf 12:24 zu verkürzen. Das Team von Dr. Rolf Brack agierte nun mit einer 5:1-Deckung, mit der die Kieler anfänglich so ihre Probleme hatten. Die Glanzpunkte im Angriffsspiel setzten nun Dominik Klein und Christian Zeitz. Besonders der junge Linksaußen brillierte in der Schlussphase mit 5 Treffern und sorgte so dafür, dass sich der Vorsprung der Zebras bis zum Schlusspfiff konstant bei rund 15 Treffern hielt.

(Sascha Krokowski)

Weitere Fotos zum Spiel finden Sie bei www.vfb-bilder.de.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich kann hier nichts Neues erzählen, was nicht jeder selbst gesehen hat. Wir sind gut gestartet und hatten einen superguten Torwart, der 13 Bälle gehalten hat. Wir haben allerdings in der ersten Halbzeit nur 18 Würfe aufs Tor zugelassen und haben somit die erste Halbzeit hoch gewonnen.

In der zweiten Halbzeit haben wir nicht richtig Gas gegeben und wollten das Ergebnis nur noch verwalten. Das Wichtigste ist, dass sich nicht ein einziger Spieler verletzt hat und alle im nächsten Spiel spielen können.

HBW-Trainer Dr. Rolf Brack:
Das Spiel war bereits nach wenigen Minuten entschieden.

[Zum giftigen Spiel des HBW:]
So spielen wir. Es ist die aggressive Art, weil wir nur über den Kampf zum Sieg kommen können.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Mattias Andersson.

4. Spieltag: 09.09.06, Sa., 19.30: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 23:38 (7:19)

Logo HBW Balingen-Weilstetten:
Kosanovic (1.-12. Minute, 0 Paraden), Slaby (13.-60. Minute, 12/1 Paraden); Kneer (3), Sauer (1), Ilitsch (1), M. Strobel (4/1), Lobedank, Ettwein (1), Herth (5/1), Wilke, Bürkle (2), W. Strobel (1), Kainmüller (3), Trost (2); Trainer: Dr. Brack
Logo THW Kiel:
Omeyer (44.-60. Minute und bei 3 Siebenmetern, 6/2 Paraden), Fritz (n.e.), M. Andersson (1.-44. Minute, 14 Paraden); Linders, K. Andersson (8/2), Lundström (5), Kavticnik (n.e.), Lövgren (3), Ahlm (7), Zeitz (6/1), Karabatic (4/1), Klein (5); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Harald Schembs / Markus Weyell (Nackenheim / Nieder-Olm)
Zeitstrafen:
Balingen: 7 (2x W. Strobel (11., 52.), 2x Sauer (15., 32.), Kainmüller (42.), M. Strobel (44.), Trost (58.));
THW: 8 (3x Karabatic (10., 37., 57.), Ahlm (15.), Lövgren (17.), 2x Zeitz (29., 38.), Klein (59.))
Rote Karte:
THW: Karabatic (57.) nach dritter Zeitstrafe
Siebenmeter:
Balingen: 4/2 (Omeyer hält gegen M. Strobel (15.) und Herth (59.));
THW: 5/4 (Karabatic verwirft (15.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2 (3.), 1:7 (8.), 3:7 (11.), 3:17 (21.), 6:17 (26.), 6:18, 7:18, 7:19;
2. Hz.: 8:19, 8:22, 9:22, 9:24 (36.), 12:24, 12:27 (42.), 13:27, 13:28, 14:28, 14:30 (46.), 15:30, 15:31, 17:31, 17:32, 18:32, 18:33, 19:33, 19:36 (56.), 21:36, 21:37, 22:37, 23:38, 23:38.
Zuschauer:
2350 (Tü-Arena, Tübingen)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.09.2006:

HBW die Grenzen aufgezeigt

THW spielte mit Aufsteiger Balingen-Weilstetten beim 38:23 Katz' und Maus - 17:3-Führung nach 21 Minuten
Tübingen - Dreimal hatte Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten in der noch jungen Saison der Handball-Bundesliga etablierte Teams an den Rand der Niederlage gezwungen, im vierten Spiel zeigte Meister THW Kiel dem Neuling am Sonnabend die Grenzen auf. Die 23:38 (7:19)-Niederlage in der Universitätsstadt Tübingen kam für das Team von "Handball-Professor" Dr. Rolf Brack einer Demontage gleich.

Balingens Trainer, im Hauptberuf Privatdozent an der Universität Stuttgart, macht sich viele Gedanken um seine Sportart und formuliert bisweilen Griffiges. Es gebe nichts Praktischeres als eine gute Theorie, erklärte er vor dem Duell mit dem Rekordmeister. Also entwickelte er einen speziell auf die übermächtigen Zebras zugeschnittenen Plan. Der basierte auf aggressivem Abwehrverhalten und Tempo. Dass er auf fünf Spieler verletzungsbedingt verzichten musste, darunter Ex-Zebra Christoph Schindler, wertete Brack kaum als Handicap. So verhieß das Reißbrett den 2350 Fans in der ausverkauften rosafarbenen Tü-Arena einen erlebnisreichen Abend.

Die Lust auf Sensation und Favoritensturz wich indes sehr früh einer freudlosen Realität. Nach acht Minuten hatten Marcus Ahlm, Stefan Lövgren, Henrik Lundström und Nikola Karabatic die Praktiker aus dem Norden mit 7:1 in Führung geworfen. Kiels Abwehr war eine Wand, dahinter steigerte sich Mattias Andersson im Tor zur Glanzform. Allein in der ersten Halbzeit summierten sich seine Reflexe auf 13 Paraden, und weil der THW-Angriff, mit einem starken Stefan Lövgren auf der Mittelposition, traf wie er wollte, stand's nach 21 Minuten 17:3. Man muss lange in den Annalen blättern, um einen ähnlichen Hurra-Start in der Bundesligageschichte zu entdecken. Die wackeren Balinger fühlten sich, als wäre ein Kübel kalten Wassers über ihnen ausgeschüttet worden. Erst der Wechsel von Schlussmann Milan Kosanovic (null Paraden) auf Milos Slaby öffnete die HBW-Tür ins Spiel einen winzigen Spalt. Ungarns Nationaltorhüter debütierte mit einem gehaltenen Siebenmeter und war fortan der einzige Abwehrspieler, der sich gegen die Kieler Torflut stemmte.

Die Geschichte der zweiten 30 Minuten handelte von schmutzigem HBW-Handball und dem Kieler Bemühen, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Kritik an der übergroßen Härte seiner Spieler wies Dr. Brack mit dem Hinweis auf die Fähigkeiten seines eigenen Teams zurück. "Wir müssen das spielen, was wir können." Nach Handball sah das kaum aus. Die Schwaben schubsten, klammerten und schlugen, außerdem provozierten sie ihre Gegenspieler mit Schwalben. Zum Teil mit Erfolg, weil das junge Schiedsrichtergespann Schembs/Weyell überfordert war. So erwischte es Nikola Karabatic nach der dritten Zeitstrafe mit Rot, Balinger Raubeine wie Daniel Sauer oder Wolfgang Strobel kamen ungeschoren davon. Die Zebras kochten. Derartig aufgebracht wie am Sonnabend hat man Marcus Ahlm im THW-Trikot noch nie erlebt. Er könne verstehen, wenn man sich mit allen Mitteln gegen eine Niederlage wehre, schimpfte der Schwede, "aber die haben auch dann noch geklammert und gezerrt, wenn längst abgepfiffen war. Lustig war's nicht."

THW-Coch Noka Serdarusic war am Ende froh, dass "keiner auf Krücken nach Hause gehumpelt ist." Derweil bedankte sich Rolf Brack bei seinem Publikum, das auch in aussichtsloser Lage noch lautstark hinter seinem Team gestanden habe. Er hoffe, so appellierte der Sportwissenschaftler an die Fans, dass es im nächsten Heimspiel gegen den Abstiegskonkurrenten Minden genau so laut zugehen möge, "dann werden wir in Führung gehen und unseren ersten Bundesligasieg erringen." Für HBW Balingen-Weilstetten wäre es praktisch, wenn diese Ankündigung nicht in der Theorie stecken bleiben würde.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 11.09.2006)


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