07./09.09.2006 - Letzte Aktualisierung: 09.09.2006 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht und Aktualisierung vom 7.9. |
Das Team des HBW Balingen-Weilstetten.
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HBW |
Der Sportwissenschaftler unter den Trainern: Dr. Rolf Brack |
Keine leichte Aufgabe also für den Sportwissenschaftler Dr. Brack, sein Team auf den THW einzustellen - zumal noch nicht einmal feststeht, wer am Samstag überhaupt auflaufen wird können: "Die Verletzungen sind ein ganz deutlicher Beweis dafür, dass jeder einzelne aus der Mannschaft in den ersten drei Spielen bereits über die Belastungsgrenze hinaus gegangen ist. Trotz allem werden wir auch in dieser Woche weiter hart trainieren, denn wir müssen an unseren Fehlern arbeiten. Ich hoffe, dass der ein oder andere bis zum Wochenende wieder soweit hergestellt ist, dass er gegen den THW Kiel auflaufen kann." Hoffnungen für den weiteren Saisonverlauf legt der Trainerfuchs vor allem in den Erfolgshunger seines jungen Teams, das im Schnitt 25 Jahre alt ist (siehe auch Gegnerkader HBW Balingen-Weilstetten).
Kreisläufer Jens Bürkle beim Torwurf |
Am Samstag wird allerdings nicht in der engen Balinger Halle gespielt, vielmehr ziehen die Süddeutschen für die Begegnung mit dem THW ins etwa 30 Kilometer entfernte Tübingen um. Anwurf in der rund 3000 Zuschauer fassenden Tü-Arena, sonst Heimathalle des Basketball-Bundesligisten Walters Tigers Tübingen, ist um 19.30 Uhr. Schiedsrichter der Partie sind Harald Schembs und Markus Weyell (Nackenheim/Nieder-Olm) aus dem DHB-Förderkader.
Für den THW wird es darum gehen, die 37:39-Niederlage gegen Gummersbach möglichst schnell zu verarbeiten - und wieder Kraft zu tanken, was nach unheimlich intensiv geführten 60 Minuten am Mittwoch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die bleibt den Zebras eigentlich nicht, zumal sich in der ärztlichen Abteilung der Kieler wenig Besserung einstellen will und ein Einsatz von Vid Kavticnik immer noch fraglich erscheint.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Balinger "Kultur": jung, wild deutsch und
Der Handball-Professor aus dem Zebra-Journal der
Kieler Nachrichten vom 25.8.2006.
Außerdem berichtet die Homepage der HBW Balingen-Weilstetten: "Während der HBW-Coach davon ausgeht, dass Martin Strobel und Stefan Kneer nach ihrer Verletzung gegen den THW Kiel auflaufen können, steht hinter dem Einsatz des Ex-Kielers Christoph Schindler und Lars Klüttermann ein dickes Fragezeichen und Aleksandar Stanojevic wird nach seinem Außenbandanriss die nächsten zwei bis drei Wochen fehlen. Ob Neuzugang Klemens Kainmüller gegen den THW Kiel bereits auflaufen kann, hängt davon ab, ob die Freigabe vom DHB rechtzeitig eintrifft. Allerdings geht man beim HBW davon aus, dass diesbezüglich keine Probleme zu erwarten sind" (zum Vorbericht der HBW-Homepage).
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006:
Hört sich gut an, die Absicht des Trainingswissenschaftlers. Theoretisch. In der Praxis aber steht Brack "vor der schwersten Aufgabe, die ich je hatte". Mit knapp einer Million Euro hat der Neuling den kleinsten Etat aller Bundesligisten. Unter den sechs Neuzugängen ist kein einziger dabei, der das Adjektiv "spektakulär" verdient hätte. Und auch in der Hallenfrage gibt es Unbekannte: Die Heimspiele der Hinrunde werden die HBW-Handballer in der 40 Kilometer von Balingen entfernt liegenden Tübinger TÜ-Arena (2348 Plätze) austragen. Wohl erst zur Rückrunde können sie in Balingen in der Sparkassen-Arena (2000 Plätze) spielen, die sich noch im Bau befindet.
"Wir müssen in zehn Saisonspielen über uns hinauswachsen", sagt Brack. Und setzt dabei auf innovative Trainingsformen und "taktische Perfektion". Die Voraussetzungen in der Vorbereitung waren für den HBW nicht die besten: Spielmacher Alexander Job verletzte sich erneut und wird wohl in den ersten vier Saisonspielen fehlen. Zweitbesetzung Martin Strobel (20) war die meiste Zeit der Vorbereitung mit der Junioren-Nationalmannschaft unterwegs (wie Torhüter Jürgen Müller/19), so dass Sascha Ilitsch (21) nun den Mittelmann geben muss.
Immerhin: Mit dem Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten darf sich die Liga auf ein Wiedersehen mit Jörg Kunze freuen. Der 38-Jährige ist einer der erfahrenen Ballwerfer, die den jungen Wilden in Notsituationen zur nötigen Ruhe verhelfen sollen.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006)
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006:
"Ich bin das Gegenteil eines Diplomaten", sagt Rolf Brack, Trainer des Aufsteigers HBW Balingen-Weilstetten. |
Die Geschichte geht so: Im Sommer 1983 hatte Brack die Oberliga-Handballer aus Stuttgart-Zuffenhausen übernommen. Ein 29-jähriger Sportwissenschaftler, der bereit war, die neuesten Erkenntnisse der Trainingslehre in die Praxis umzusetzen. Nach acht Spielen und einem kapitalen Fehlstart wollten die Verantwortlichen Brack entlassen. Die Mannschaft sprach sich für den Trainer aus. Und der machte weiter mit dem Versprechen, sein komplettes Saisongehalt zurückzuzahlen, falls das Team absteigen sollte. Zuffenhausen schaffte am letzten Spieltag den Klassenverbleib. Und der Coach durfte sein Geld behalten.
"Rolf Brack ist ein Besonderer", sagt Dieter Jenter, der beim Bundesliga-Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten den Liga-Obmann macht. Jenter ist ein Urschwabe. Und wenn ein Urschwabe sagt, dass einer ein "Besonderer" ist, dann ist das so etwas wie ein Kompliment. Ein Komplimentle. Rolf Brack wird sich geschmeichelt fühlen, wenn er diese Worte hört. Und dann wird der 52- Jährige aus Ostfildern zusammenzucken. Wird denken: Achtung! Zu viel Harmonie! Mal schauen, welche neuen Reize man setzen könnte. Er will kein Trainer mit allzu großem Kuschelfaktor sein. "Ich bin das Gegenteil eines Diplomaten", sagt Brack, "und ich setze mir das Ziel, alle Beteiligten aus der angenehmen Komfortzone hinauszubefördern."
Brack hat gelernt. In jeder Beziehung. "Die Betreuung einer Handballmannschaft findet immer nach dem Prinzip 'Trial and Error' statt", sagt Brack und will damit sagen, dass derjenige auch Fehler machen darf, der außergewöhnliche Dinge versucht. "Wichtig ist aber, dass man sich die Fehler bewusst macht", sagt Brack. Jetzt ist er der Wissenschaftler, der Handball-Professor, der schwer zu bremsen ist, wenn er sich in sein Element geredet hat. Er hat promoviert und habilitiert, ist am Sportinstitut der Universität Stuttgart als Privatdozent beschäftigt. Und immer kreist sein wissenschaftliches Interesse um die Trainingslehre der Spielsportarten, vor allem um den Handball. Seine Kritiker halten ihn deshalb für einen Besserwisser. Manche rechnen es ihm hoch an, dass er aus dem Elfenbeinturm steigt, um die sportwissenschaftlichen Theorien in der Praxis umzusetzen.
Es ist das vierte Mal, dass Brack einen Zweitligisten in die Bundesliga geführt hat - und das ist vor ihm noch keinem anderen Handballlehrer gelungen. SG Stuttgart-Scharnhausen (1990), TSV Scharnhausen (1993) und VfL Pfullingen (2002) hießen Bracks Aufstiegsstationen. Immer waren es kleine Vereine, Underdogs mitunter. Balingen-Weilstetten passt in diese Reihe. Rekordaufsteiger, Uni-Dozent, Mitglied in der Bundes-lehrkomission des Deutschen Handball-Bundes (DHB) - zu sagen, der Handball spiele im Leben von Rolf Brack eine Hauptrolle, wäre eine starke Untertreibung. Manche Zeitungen haben geschrieben, er sei besessen von diesem Sport. Sein Widerspruch fällt schwach aus. "Es reizt mich, auch mal einen großen Klub zu trainieren", sagt er. Größe ist für ihn, den Sportwissenschaftler, allerdings relativ. "Außer Barcelona, Ciudad, Kiel, Flensburg, Lemgo und Magdeburg gibt es keine großen Klubs", sagt Brack. Man könnte das als Treuebekenntnis zu Balingen-Weilstetten werten.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.09.2006:
Christoph Schindler hat sich schon gut eingerichtet im Süden der Republik. "Die Leute sind freundlich, wir haben eine schöne Wohnung mit Blick auf die Berge, nur die Sprache stört ein wenig." Alles sei prima im privaten Leben, sagt der 23-Jährige, und ist heute doch nicht wirklich glücklich, wenn er Nikola Karabatic, Vid Kavticnik oder seine anderen THW-Kumpels nach vier Monaten wieder in die Arme schließen wird. Es bleibt nämlich beim Kurzkontakt und Smalltalk. Ausgerechnet im "Spiel des Jahres" sitzt Christoph Schindler auf der Tribüne - die Hand. Im Punktspiel beim HSV (25:33) stürzte er und zog sich eine Kapselverletzung zu. "14 Tage werde ich wohl pausieren müssen."
Schindler war letztes Glied in der Kette von sechs verletzten Spielern, die Trainer Dr. Rolf Brack bereits kurz nach der Bundesliga-Premiere des Aufsteigers zu beklagen hatte. Am meisten schmerzen ihn die Ausfälle von Spielmacher Alexander Job (Bänderriss) und Routinier Jörg Kunze. "Das ist bitter", sagt der Sportwissenschaftler, "aber wir haben einen breiten Kader, die anderen Jungs werden die Ausfälle mit Herz und Begeisterung auffangen."
Drei Spiele, null Punkte: Die Startbilanz nach Niederlagen gegen Göppingen, Nordhorn und Hamburg fiel trotz großen Engagements negativ aus. Doch Brack hat gelernt, mit Problemen fertig zu werden. Vier verschiedene Mannschaften führte der "Handball-Professor" bereits in die Erste Liga, und fast immer startete er das Abenteuer Bundesliga mit dem kleinsten Etat der Spielklasse. Das war vor vier Jahren mit Pfullingen so und hat sich auch in Balingen nicht geändert. 800 000 Euro stellt ihm das Management zur Verfügung, der THW könnte damit nicht einmal die Miete für die Ostseehalle bezahlen. "Wir müssen es eben mit außergewöhnlichen Dingen versuchen", lautet Bracks Maxime. Zuletzt brachte er gegnerische Abwehrreihen damit in Verlegenheit, dass er den Torhüter bei Angriffen auf die Bank holte und mit sieben Feldspielern zur Attacke blies. "Der Ertrag hat diese riskante Maßnahme gerechtfertigt." Den THW will er mit dessen eigenen Stärken bekämpfen. "Wir machen Tempo, Tempo, Tempo. Ich habe elf gesunde Feldspieler, und bei einer reinen Rennerei werden die Unterschiede gegen den Weltklassekader nicht ganz so groß sein."
Verletzungsprobleme plagen auch den THW. Lars Krogh Jeppesen, Vid Kavticnik und Viktor Szilagyi fallen aus. Dennoch setzt Noka Serdarusic voll auf die Karte Sieg. "Der Aufsteiger wird es uns nicht leicht machen", prophezeit Kiels Meistertrainer, "dennoch sind wir Favorit und wollen dieser Rolle gerecht werden."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.09.2006)
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