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18./19.10.2006 - Letzte Aktualisierung: 19.10.2006 Bundesliga

THW siegt ohne Probleme bei Eintracht Hildesheim

Bundesliga, 10. Spieltag: 18.10.2006, Mi., 19.30: Eintracht Hildesheim - THW Kiel: 25:34 (12:19)
Update #3 Spielbericht der KN, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt...

Zwanzig Minuten lang ärgerte Eintracht Hildesheim am Mittwochabend den deutschen Meister, doch dann steigerten sich die Zebras und feierten letztlich in der Hannoveraner TUI-Arena einen ungefährdeten 34:25 (19:12)-Erfolg. Damit festigt der THW Kiel seinen zweiten Tabellenplatz in der Handball-Bundesliga bei einem Punkt Rückstand auf den VfL Gummersbach. Bester Torschütze gegen den niedersächsischen Aufsteiger war Nikola Karabatic mit 9 Treffern.
Beide Teams traten nach ihren deutlichen Siegen vom Wochenende selbstbewusst in der gut gefüllten TUI-Arena an, den besseren Start erwischten aber die Kieler: Kim Andersson und Marcus Ahlm erzielten schnell das 2:0 für die Gäste. Doch wer mit einem ähnlich deutlichen Start der Zebras wie am Samstag gegen Constanta rechnete, wurde enttäuscht: Die Abwehr stand nicht so sattelfest wie in Rumänien, und so gelang Oldie Sven Lakenmacher mit einem Doppelschlag der Ausgleich. Die Zuschauer wurden nun lauter - erst recht, als Kasmauskas gar den Führungstreffer für den Aufsteiger erzielte. Der THW biss sich derweil an der stabilen Hildesheimer Deckung um Abwehrchef Gorpishin und Pauzuolis die Zähne aus, erarbeitete sich zumindest zwei Strafwürfe, doch scheiterten Lundström und Karabatic innerhalb von 60 Sekunden am jungen Torhüter Nikolas Katsigiannis. Als dann Michael Thiede gar im Gegenzug auf 4:2 (9.) erhöhte, witterten die Eintracht-Fans eine Chance.

Doch kaum war der Torjubel verhallt, schlug der THW auch schon zurück: Postwendend wuchtete der überragende Karabatic den Ball zum Anschlusstreffer in die Maschen, und nachdem Kim Andersson mit zwei Rückraumgeschossen den Führungswechsel herstellte, schien der Handball-Alltag wieder eingekehrt zu sein. Der THW aber stand weiterhin wacklig in der Deckung, und schloss im Angriff desöfteren zu überhastet ab. Dies ermöglichte der 21-jährigen Leihgabe aus Lemgo, Sven-Sören Christophersen, ein besonderes Kunststück: Innerhalb von nur 90 Sekunden überwand er den heute wieder sehr gut aufgelegten Thierry Omeyer gleich dreimal und brachte sein Team wieder mit 7:5 in Front (13.).

Daraufhin war es wieder Nikola Karabatic, der vor allem in wichtigen Phasen stets des Spiels die Initiative ergriff und wieder verkürzte. Es lief nun vor allem im Angriff besser bei den Zebras, und so erarbeitete sich der THW - auch dank zweier Treffer von Dominik Klein - in der Folgezeit eine leichte 10:9-Führung (19.), ohne aber einen entscheidenden Schritt Richtung Vorentscheidung unternehmen zu können.

Dieser ergab sich ausgerechnet, als Vid Kavticnik in der 21. Minute als erster Spieler eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Die dezimierte Abwehr rückte nun näher zusammen, rackerte und verhinderte in der Unterzahlsituation ein Gegentor. Als darauf dann Pauzuolis ebenfalls für zwei Minuten auf die Bank musste, nutzte dies der THW eiskalt aus, erhöhte durch Karabatic und Kavticnik per Strafwurf auf 12:9. Und nach dem Anschlusstreffer durch Tesch (24.) war der zuvor stockende THW-Motor nicht mehr aufzuhalten: Jeppesen, Klein, Kim Andesson und Karabatic setzten die Nadelstiche zum 16:10, in einer weiteren Überzahlsituation, als der russische 2,02m-Hüne Gorpishin in der Hildesheimer Abwehr fehlte, erhöhten die Zebras gar auf 19:11, so dass man mit einer beruhigenden, wenige Minuten zuvor nicht für möglich gehaltenen Sieben-Tore-Führung in die Kabinen ging.

Nach dem Wechsel wollte der THW nichts mehr anbrennen lassen und ging weiter konzentriert zu Werke: Zweimal Stefan Lövgren und ein schöner Treffer von Jeppesen bedeuteten schnell das 22:12 (36.). Das Spiel war nun entschieden, zumal der im ersten Durchgang starke Spielmacher Sven-Sören Christophersen nun ein wenig schwächelte und auch vom Siebenmeterpunkt an Omeyer scheiterte. So schraubte der THW früh einen Gang zurück und verwaltete den Vorsprung, wobei sich vor allem Lars Krogh Jeppesen im Angriff ein bisschen warmwerfen durfte und nach der Pause vier Treffer erzielte.

Bis zum 20:28 (47.) wechselten sich die Teams beim Torewerfen munter ab, doch dann setzte der THW plötzlich doch noch einmal zum Zwischenspurt an: Karabatic und Klein erhöhten auf 30:20, und als dann wenige Sekunden später Zeitz und Jeppesen gar das 32:20 erzielten, zog Eintracht-Trainer Gopin doch noch einmal die Notbremse. Mit Erfolg, denn nach dem 33:20 (52.) durch Lundström war der Spielfluss der Kieler, die nun munter durchwechselten, zerstört. Unterstützt von vielen technischen Fehlern der Zebras im Aufbauspiel, rollte nun ein Angriff nach dem nächsten auf das mittlerweile von Mattias Andersson gehütete Tor zu. Dieser machte noch das beste aus der Situation und entschärfte fünf von zehn Würfen, doch war das Publikum durch den fünften Hildesheimer Treffer in Folge durch Kreisläufer Limberg nun wieder hellwach und honorierte die zumindest kämpferisch überzeugende Leistung ihrer Mannschaft in der Schlussminute mit Standing Ovations. Den letzten Treffer zum 34:25 markierte dann aber doch noch ein Kieler: Lars Krogh Jeppesen deutete mit seinem fünften Treffer an, dass er auch im Angriff eine große Verstärkung für den THW sein kann.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen. In den ersten 15 Minuten haben wir sehr unkonzentriert gespielt, nach 5 bis 10 Sekunden die Angriffe abgeschlossen und mit Gewalt versucht, Handball zu spielen. Dazu kam, dass Hildesheim in der Abwehr sehr gut gestanden hat. Dann haben wir angefangen, Handball zu spielen. In der zweiten Halbzeit haben wir ca. 15 bis 20 Minuten gut gespielt, in den letzten 10 Minuten jedoch genauso unkonzentriert wie zu Anfang. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich anfing zu wechseln. Ich will nicht weiter darüber nachdenken, in zwei Tagen spielen wir wieder in der Champions League.
Eintracht-Trainer Valerij Gopin:
Glückwunsch an Kiel. Wir haben heute gut gespielt bei unserem ersten Auftritt in der TUI-Arena. Die ersten 20 Minuten waren sehr gut. Wir haben unsere Chancen genutzt, doch waren 7 Tore zur Halbzeit zu hoch. In der zweiten Halbzeit haben wir schlecht angefangen. Der Torwart des THW hat gut gehalten und wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Ich bin zufrieden. Der THW hat nicht so hoch gewonnen wie erwartet. Wir haben viele technische Fehler gemacht. Es gibt noch viel zu arbeiten.
Eintracht-Geschäftsführer Gerald Oberbeck:
Wir waren mit der Resonanz zufrieden. Wir werden am 30.12. gegen Gummersbach wieder in der TUI-Arena spielen.
Dominik Klein gegenüber handball-world.com:
Wir kamen nicht so richtig in Tritt. Ab der fünfzehnten Minute haben wir aber in der Deckung umgestellt und in der Offensive waren dann die Visiere richtig eingestellt. Danach konnten wir wieder wie gewohnt unser Tempospiel aufziehen. Es hat Spaß gemacht in der großen Halle zu spielen und ich hoffe die wird nächsten Mittwoch auch so voll werden (Anm. d. Red.: Dann spielt Dominik Klein mit der deutschen Nationalmannschaft im Rahmen des Statoil-World-Cups in Hannover).

10. Spieltag: 18.10.06, Mi., 19.30: Eintracht Hildesheim - THW Kiel: 25:34 (12:19)

Logo Eintracht Hildesheim:
Vaskevicius (31.-60. Minute, 8/1 Paraden), Katsigiannis (1.-30. Minute, 7/2 Paraden); Lakenmacher (6), Nikolov (1), Christophersen (7/2), Weber, Kasmauskas (1), Mathews, Thiede (1), Gorpishin, Limberg (1), Tesch (4), Boese (3), Fetser, Pauzuolis (1); Trainer: Gopin
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-49. Minute, 17/1 Paraden), Fritz (n.e.), M. Andersson (50.-60. Minute, 5 Paraden); Linders, K. Andersson (4), Lundström (1), Kavticnik (2/2), Lövgren (4/2), Ahlm (4), Zeitz (1), Jeppesen (5), Karabatic (9), Klein (4); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Christopher Biaesch (Bad Soden) / Frank Sattler (Oberursel)
Zeitstrafen:
Hildesheim: 3 (2x Pauzuolis (22., 43.), Gorpishin (28.));
THW: 3 (Kavticnik (21.), Jeppesen (30.), K. Andersson (44.))
Siebenmeter:
Hildesheim: 3/2 (Omeyer hält Christophersen (40.);
THW: 7/4 (Katsigiannis hält Lundström (7.) und Karabatic (8.), Vaskevicius hält Kavticnik (42.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (3.), 4:2 (9.), 4:5 (11.), 7:5 (13.), 7:8 (17.), 8:8, 8:9, 9:9 (19.), 9:12 (23.), 10:12, 10:16 (26.), 11:16, 11:19, 12:19;
2. Hz.: 12:22 (36.), 13:22, 13:23, 14:23, 14:24, 16:24, 16:25, 17:25, 17:26, 19:26 (44.), 19:28, 20:28 (47.), 20:33 (52.), 25:33 (58.), 25:34.
Zuschauer:
6831 (TUI-Arena, Hannover)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2006:

Zebra-Express kam nach 20 Minuten auf Touren

Beim 34:25 gegen Hildesheim fehlte zunächst die Geduld - 6800 Zuschauer in Hannover
Hannover - Der Deutsche Handballmeister THW Kiel hat seine Pflichtaufgabe bei Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Hildesheim gestern Abend souverän gelöst. Beim 34:25 (19:12)-Auswärts-Triumph ließen die "Zebras" den Neuling und seine Fans nur 20 Minuten lang an einer Überraschung schnuppern.

Trotz der deutlichen Abfuhr verabschiedeten 6800 Zuschauer in der schmucken TUI-Arena die wacker kämpfenden Gastgeber mit "Standing Ovations". Der aufopferungsvolle Kampf, mit dem sich die Hildesheimer 20 Minuten lang gegen die siebte Saisonniederlage stemmten, sollte nicht nur zum erträumten Punktgewinn reichen. Bei der Generalprobe im 24 Kilometer entfernten Hannover wollte man auch das Image des Bundesliga-Handballs aufpoliert werden, das durch die Auftritte von GWD Minden in der Vorsaison arg ramponiert worden war. Das war zumindest gelungen.

Dass der THW-Express bis zum 9:9 (19.) ein ums andere Mal ins Stocken geriet und nach 13 Minuten gar mit 5:7 im Hintertreffen lag, hatte der Hildesheimer Sven-Sören Christophersen zu verantworten. Acht Volltreffer landete die Leihgabe aus Lemgo gegen den überragenden Thierry Omeyer im Kieler Kasten, der wie schon am Sonnabend in Rumänien 21 Weltklasse-Paraden auf das Parkett zauberte. "Wir waren am Anfang zu ungeduldig. Das wollte ich so nicht", monierte THW-Trainer Noka Serdarusic.

Die Vorentscheidung fiel, als Eintracht-Trainer Gopin seinem 21-Jährigen "Shooter" eine Verschnaufpause gönnen musste und der THW einen Gang zulegte. Wie eine Tigerdame im Angriff auf die Opfer an der Wasserstelle stürzte sich die Kieler Meute auf die nun hoffnungsvoll überforderten Hildesheimer, erzielten sechs Tore in Serie und zogen auf 19:12 davon. Beim 28:19 (44.) durch Nikola Karabatic, der sich nach anfänglichen Abstimmungsproblemen mit seinen Nebenleuten famos in die Begegnung kämpfte und neun Tore warf, lehnte sich Serdarusic erstmalig zurück. In dieser Phase habe man "ziemlich gut" gespielt, analysierte er lakonisch.

In der Tat. So locker wie das Kieler Ensemble vor dem Anpfiff in seinen schwarzen Kapuzenpullis über das einstige Expo-Gelände geschlendert war, marschierte es in der zweiten Halbzeit durch die Hildesheimer Abwehreihen. Der angeschlagene Christian Zeitz mischte ebenso munter mit, wie Lars Krogh Jeppesen im Angriff und Mattias Andersson ab Minute 51. Bis zum 30:23 musste der Schlussmann zwar fünf Gegentore in Serie hinnehmen. Mit fünf Paraden hatte er aber genauso schnell in die derzeit riesengroßen Fußstapfen von Kollege Omeyer gefunden. Kim Andersson agierte mit Licht und Schatten. Oftmals habe der Torhüter einfach im Weg gestanden, meinte er, oder der Schwede traf das Gebälk.

Für die Hildesheimer war die Ergebniskosmetik am Ende eine nette Begleiterscheinung. Alle hatten, was sie wollten. Der THW die Punkte und die Eintracht ihren Event. Nur sportlich war die Generalprobe nicht gelungen. Kein Wunder bei den "Motivationsschüben" der Sponsoren, die im Hallenheft mit 36:19 oder 30:20 zu 90 Prozent auf den THW getippt hatten.

(Von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2006)


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