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Kein Zentimeter wurde verschenkt: Kim Andersson
gegen Joachim Boldsen.
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Der THW Kiel hat eindrucksvoll in die Erfolgsspur zurück gefunden: In einem
hochklassigen Spitzenspiel besiegten die Zebras die SG Flensburg-Handewitt
hochverdient mit 36:34 (17:15). In einem von Kampf und Dramatik geprägten Spiel
waren vor allen Torhüter
Thierry Omeyer,
Kim Andersson,
Nikola Karabatic und
Marcus Ahlm, die
dem Kieler Spiel ihren Stempel aufdrückten.
Ahlm erzielte dabei
mit zehn Toren die meisten THW-Tore, Lars Christiansen war für die unterlegenen Gäste
11/8 Mal erfolgreich.
Kompromisslos und dennoch ruhig sollten die Zebras in dieses wegweisende Spitzenspiel
gehen - und sie sorgten bereits in den ersten Minuten für ein Tollhaus in der
Ostseehalle.
Kavticnik hatte Holpert bereits nach
35 Sekunden per Siebenmeter in Führung gebracht,
Kim Andersson
wenig später nachgelegt. Als dann aber zunächst
Lars Krogh Jeppesen
und dann
Nikola Karabatic für zwei Minuten auf die Bank geschickt wurden,
nutzte Flensburg die doppelte Überzahl nach vier Minuten zur letztlich einzigen Führung
der Partie. Es blieb hektisch, auf beiden Seiten wurde in der Abwehr hart zur Sache gegangen. Da
sowohl Holpert als auch
Omeyer einen glänzenden Tag erwischt hatten,
konnte sich zunächst kein Team absetzen. Während auf Flensburger Seite Christiansen und
Joachim Boldsen ihr Team im Spiel hielten, war es auf Kieler Seite immer wieder
Ahlm,
der sich trotz zum Teil doppelter Sonderbewachung immer wieder vom Kreis durchsetzen konnte.
Er war es auch, der mit zwei Toren in Überzahl den Weg zur ersten Kieler Drei-Tore-Führung
ebnete (10:7, 18.), die bis zum 12:9 Bestand hatte. Jensen, Lijewski und Christiansens
Traum-Heber aus der Außenposition brachten die SG aber wieder zum Ausgleich (24.). Auch
davon ließen sich die Zebras aber nicht aus der Ruhe bringen, spulten weiter ihr hochklassiges
Programm ab - was kurz vor der Pause sogar schon zu stehenden Ovationen in der Fankurve
führen sollte. Binnen 120 Sekunden hatten
Vid Kavticnik mit
einem Rückraumkracher,
Dominik Klein per Tempogegenstoß und
Nikola Karabatic wieder eine Drei-Tore-Führung heraus geworfen,
die
Zeitz mit einem Treffer in Unterzahl halten konnte. Doch Boldsen
gelang es, seine Farben bis zur Pause noch auf 15:17 heran zu bringen.
Dass diese knappe Führung trügerisch sein könnte, erwies sich bereits kurz nach der Halbzeit.
Erneut waren es Boldsen und Christiansen per Siebenmeter, die ausgleichen konnten. Doch nun
waren die Kieler endgültig hellwach,
Ahlm,
Karabatic
und
Lars krogh Jeppesen mit einem Rückraumgeschoss rückten
das Ergebnis innerhalb von zwei Minuten wieder zurecht, die Halle tobte. Vollkommen aus dem
Häuschen gerieten die Fans, als wenig später
Kim Andersson in Unterzahl
mit einem 108 km/h-Hammer zum 24:19 und wenig später mit einem 101 km/h-Geschoss zum 25:20
einnetzte - Jan Holpert im Flensburger Tor hatte genug gesehen tauschte mit Dan Beutler
die Plätze. Er war es auch, der nach
Kavticniks 26:21 wohl
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Derby-Kampf am Kreis.
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die Vorentscheidung zugunsten der Kieler vereitelte: Erneut hatte
Omeyer
pariert und entgegen der Anweisung des ruhigen Aufbauspiels
Kavticnik
auf die Reise zum 27:21 geschickt, doch Beutler konnte parieren (41.). Statt einer Sechs-Tore-Führung
für den THW robbten sich die Gäste nun wieder Tor um Tor heran, nutzten dabei auch einige
kleine Fehler im Kieler Aufbauspiel. Ein Dreipack von Christiansen (erneut per Siebenmeter), des
ansonsten blassen Sören Stryger und erneut Christiansen ließ bei den Gästen angesichts
des 27:28-Anschlusses wieder Hoffnung keimen. Der THW ließ dieses Mal aber kühlen Kopf bei
heißem Herz wahren, es war Zeit für die feinen Einzelleistungen. Zunächst wuchtete einmal
mehr
Kim Andersson das Leder ins Flensburger Netz, ehe
Karabatic mit einem saufrechen Heber und einem beherzten Abschluss
nach einem Alleingang das 31:27 (51.) erzielen konnte - in der Ostseehalle verstand man
nun endgültig kein Wort mehr.
Lundström vom Kreis und
Ahlm mit einem tollen Heber hielten die SG auf Distanz,
doch noch waren vier Minuten zu spielen. Flensburg hatte da längst schon auf eine offensive Deckung
umgestellt, mit der der THW Probleme hatte. Nach Vranjes 32:35-Anschluss (56.) nahm
SG-Coach Viggo Sigrudsson noch eine Auszeit, wollte sein Team auf die letzten Minuten einschwören.
Als Beutler sich wenig später einen Wurfversuch von
Jeppesen schnappte,
schien Flensburg auf dem Weg zu weiterem Kieler Ungemach. Doch
Zeitz
schnappte sich Beutlers Pass auf Christiansen in Höhe der Mittellinie, stürmte nach vorn
und schloss mit unglaublicher Kaltschnäuzigkeit ab: Das 36:32 war die Entscheidung vor
längst von ihren Sitzen aufgesprungenen 10250 Zuschauern (59.), die Tore von
Christiansen und Stryger nur noch Ergebniskosmetik.
Mit einer kämpferisch tadellosen und über weiten Strecken auch spielerisch tollen Leistung
haben die Kieler nur drei Tage nach dem
Magdeburg-Debakel bewiesen,
dass dies nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen sein soll. Gegen eine tolle Flensburger
Mannschaft war es am Ende der größere Wille zum Sieg, der den Ausschlag für den Erfolg
gab. Lange Ausruhen können sich die Kieler auf diesem aber nicht, denn bereits am zweiten
Weihnachtsfeiertag wartet mit dem Spiel in Nordhorn kein leichteres Kaliber: Die HSG
ist aktuell Tabellendritter und jagte bereits Gummersbach, Lemgo und
den SC Magdeburg aus dem heimischen Euregium. Doch nun dürfen die Zebras und ihre Fans
erst einmal feiern: Unter dem Tannenbaum liegen zwei ganz wichtige Punkte aus dem Nord-Derby!
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht von kn-online sowie
den Nachbericht der Kieler Nachrichten.
Natürlich war es vor diesem Spiel nicht leicht, nach der sportlichen
Katastrophe am Mittwoch. Wie es sich gehört, haben wir darüber
gesprochen, die Stimmung war natürlich nicht so gut. Doch nach 10 bis 15
Minuten war mir klar, dass die Mannschaft engagiert bei der Sache ist.
Es gab zwar zwei bis drei Phasen, in denen wir mit dem Kopf durch die
Wand wollten, aber es gab immer jemanden, der diese Phase wieder stoppen
konnte. Als wir uns dann eine Fünf-Tore-Führung erarbeitet hatten, haben
wir zu viele schnelle Gegentore kassiert. Ich bin aber natürlich
zufrieden mit der Leistung, besonders nach dem Magdeburg-Spiel.
[zu Ahlm]
Er hat heute ein gutes Spiel geliefert, ist aber vielleicht nur bei 70
bis 80 Prozent seines Leistungsvermögens.
[gegenüber dem NDR-Fernsehen]
Nach der Klatsche in Magdeburg, dachte ich, das
verarbeitet man nicht so schnell.
Entsprechend war die Stimmung bei uns auch, ich habe als Sportlehrer der Mannschaft
natürlich ein paar Takte gesagt, aber man darf auch nicht zu sehr mit den Spielern hadern.
Dass man so schnell da raus kommt, habe ich nicht gedacht.
SG-Trainer Viggo Sigurdsson:
Der THW hat verdient gewonnen, denn wir haben zu viele Fehler gemacht.
Thierry Omeyer war im Tor Weltklasse, er hat
heute super gehalten. Aber es ärgert mich, dass wir in der zweiten
Halbzeit zu viele einfache Gegentore aus dem Rückraum kassiert haben.
[zu einem möglichen Aufeinandertreffen in der Champions League]
Wenn Kiel es schafft gegen Veszprem, ist dies natürlich im Halbfinale
möglich. Ich hoffe aber, dass wir erst im Finale aufeinander treffen.
[gegenüber dem NDR-Fernsehen]
Kim Andersson kam zu einfachen leichten Toren,
er hat sich in Kiel super entwickelt, aber
bei drei, vier Bällen war ich sauer auf unsere Torhüter, dass die nicht gehalten wurden.
Glückwunsch an den THW, es war ein verdienter Sieg. Ob man vorher in
Magdeburg gewinnt oder verliert, ist egal - wir fangen hier ja immer bei
0:0 an. Ich hätte dieses Spiel natürlich lieber gewonnen, und das wäre
auch möglich gewesen.
Wenn Kollegen anderer Clubs einem vor einem Spiel viel Erfolg wünschen,
weiß man, dass es eine besondere Situation ist. Dieser Fall war in den
letzten Tagen eingetreten. Nun ist es bis Platz 4 oder 5 sehr eng in der
Liga, daher glaube ich, dass es eine sehr spannende Saison wird. Ich
denke dennoch, dass eine der beiden heutigen Mannschaften wieder die Schale nach
Schleswig-Holstein holt.
SG-Torhüter Jan Holpert gegenüber dem NDR-Fernsehen:
Wir haben heute in den entscheidenden Monenten zu viele Fehler gemacht.
Wir hatten öfters die Chance, auszugleichen oder in Führung zu gehen, aber waren nicht
aggressiv genug. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, den Angriffswirbel
des THW in den Griff zu kriegen und daher verdient verloren.
Omeyer hat super gehalten, aber ob dies der
entscheidende Faktor war, ist schwer zu sagen. Glückwunsch.
SG-Spieler Ljubomir Vranjes gegenüber dem NDR-Fernsehen:
Wir haben zu viele technische Fehler gemacht, zu einfache Tore bekommen.
Es muss eben alles hundertprozentig stimmen, um in der Ostseehalle zu gewinnen.
Wir hätten mehr Willen zeigen müssen.
THW-Spieler Kim Andersson gegenüber dem NDR-Fernsehen:
Beide Mannschaften haben sehr gut gekämpft, aber wir haben mit sehr viel Herz und ein
bisschen mehr Kopf gespielt als in Magdeburg, das war entscheidend.
Der Sieg ist nicht alles für uns, aber schon sehr wichtig - sonst wäre die Rückrunde
schwerer.
THW-Spieler Lars Krogh Jeppesen gegenüber dem NDR-Fernsehen:
Natürlich war es ein tolles Gefühl heute, ein tolles Spiel, eine tolle Kulisse - einfach geil.
Flensburg hat eine super Mannschaft. Ich dachte immer, irgendwann kommen sie nochmal,
aber wir haben die ganze Zeit geführt, daher ist der Sieg auch verdient.
[gegenüber den KN:]
Bei den Flensburgern fehlte die letzte Bereitschaft, um hier wirklich
zu gewinnen. Thierry war heute besser als
die beiden SG-Torhüter und wir haben Lackovic gut in den Griff
bekommen - das waren zwei Schlüssel zum Erfolg.
SG-Spieler Johnny Jensen gegenüber den KN:
Ein verdiente Niederlage, aber Weihnachten mit den Kindern wird trotzdem schön.
SG-Spieler Lars Christiansen gegenüber den KN:
Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht. Schade, wir hatten
uns eine gute Chance ausgerechnet, hier zu gewinnen. Aber
es war den Kielern anzumerken, dass sie nach dem
Magdeburg-Spiel besonders motiviert waren.
THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und in der zweiten Halbzeit
das Tempo ein bisschen gedrosselt. Diesmal hat die Balance zwischen
Cleverness und Geschwindigkeit gestimmt. Das Magdeburg-Spiel
ist damit aber noch nicht abgehakt.
THW-Spieler Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Es war ein unglaublich enges Spiel, aber wir haben nach der
Magdeburg-Niederlage unsere Hausaufgaben gemacht
und das Spiel in der zweiten Halbzeit einige Male abgebremst. Wir waren
alle richtig heiß und hatten Lust auf eine Revanche.
SG-Torhüter Dan Beutler gegenüber den KN:
Die Kieler haben zu viele einfache Tore erzielt. Kim Andersson
wirft so hart, da muss man als Torhüter schon früh spekulieren.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Marcus Ahlm.
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-60., 16 Paraden),
Fritz (n.e.),
M. Andersson (für 3 Siebenmeter, 1 Parade);
Linders (n.e.),
K. Andersson (8),
Lundström (1),
Kavticnik (4/2),
Karlsson (n.e.),
Lövgren (2),
Ahlm (10),
Zeitz (2),
Jeppesen (1),
Karabatic (6),
Klein (2);
Trainer: Serdarusic
- SG Flensburg-Handewitt:
-
Holpert (1.-39., 12 Paraden),
Beutler (39.-60., 5 Paraden);
Lackovic (3),
Nielsen (1),
Eggert,
Jensen (2),
Christiansen (11/8),
Vranjes (4),
Johannsen,
Stryger (3),
Lijewski (3),
Boldsen (6),
Lauritzen,
Knudsen (1);
Trainer: Sigurdsson/Andersson
- Schiedsrichter:
-
Lemme / Ullrich (beide Magdeburg)
- Zeitstrafen:
-
THW: 5 (Jeppesen (3.), 2x Karabatic (4., 38.),
Kavticnik (28.), Lundström (60.));
Flensburg: 2 (Lijewski (14.), Nielsen (33.))
- Siebenmeter:
-
THW: 2/2
Flensburg: 9/8 (Andersson hält Christiansen (11.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0 (3.), 2:3 (5.), 5:3 (8.), 5:5 (10.), 7:5 (13.), 8:7 (15.), 10:7 (18.), 12:9 (20.), 12:12 (24.), 14:13 (26.), 17:14 (29.), 17:15
2. Hz.: 17:16 (32.), 20:17 (36.), 22:18 (37.), 24:19 (40.), 26:21 (41.), 27:22 (42.), 27:24 (43.), 28:27 (47.), 31:27 (49.),
33:29 (54.), 35:32 (56.), 36:32 (59.), 36:34
- Zuschauer:
-
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
- Spielgraphik:
-
Aus kn-online vom 23.12.2006:
Kiel feiert 36:34-Sieg gegen Flensburg in einem heißen Derby
Der THW Kiel hat geantwortet! Drei Tage nach dem Desaster von Magdeburg (24:39),
der höchsten Niederlage seit dem 14:29 gegen Essen im Jahre 1986,
meldete sich der deutsche Meister zurück. In einem packenden
Derby besiegten die Zebras heute Nachmittag die SG
Flensburg-Handewitt mit 36:34 (17:15) und überholten
den Erzrivalen dank des besseren Torverhältnisses - der
THW Kiel steht vor dem schweren Auswärtsspiel bei
der HSG Nordhorn am Dienstag (20 Uhr, live im DSF) wieder
an der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga.
Die endgültige Entscheidung in einem packenden, aber jederzeit
fairen Spiel fiel erst in der 58. Minute, als
Christian Zeitz sich an der Mittellinie
ein verunglücktes Abspiel von Marcin Lijewski schnappte und den
Ball zum 36:32 in die Maschen hämmerte. Der Nationalspieler,
der sonst immer so unterkühlt wirkt, riss jubelnd beide Fäuste
hoch, das Gesicht ein einziger Schrei - in diesem Augenblick
wurde noch einmal deutlich, unter welchem Druck die Kieler
nach ihrem denkwürdigen Ausrutscher beim SC Magdeburg
gestanden haben.
"Wir haben aus unseren Fehlern gelernt", meinte später ein zufriedener
Kapitän
Stefan Lövgren. "In der zweiten
Halbzeit haben wir das Tempo ein bisschen gebremst. Denn mit dem
Tempo häufen sich auch die technischen Fehler." So wie in Magdeburg,
als dem THW nach der Pause nur sechs Tore gelangen und keiner
in der Lage war, das sinkende Schiff zu retten.
Lövgren,
der vorgestern seinen 36. Geburtstag feierte, hatte seine
Nebenleute diesmal besser im Griff. "Wir haben heute die
richtige Balance aus Cleverness und Tempo gefunden", meinte
Lövgren.
Die 10250 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Ostseehalle
entfachten von Beginn an einen höllischen Lärm. Sie wussten,
dass ihre Mannschaft heute Rückenwind benötigen würden. Eine
Niederlage gegen Flensburg, und der THW hätte bereits vier
Punkte Rückstand auf die SG gehabt gehabt. "Unglaublich",
meinte ein sichtlich beeindruckter
Dominik Klein
nach dem Abpfiff. "Die Zuschauer hatten sich wohl vorgenommen,
dass kein einziger Flensburger Fan zu hören sein darf.
Das ist gelungen." Der Linksaußen stand noch Minuten
nach dem Abpfiff der guten Unparteiischen Frank Lemme
und Bernd Ullrich (Magdeburg) unter dem Eindruck seines
ersten Derbys. "Die Stimmung ist bei anderen Spielen
schon genial. Aber das war noch einmal eine Steigerung."
Die tolle Kulisse und die wilde Entschlossenheit der Kieler
schien auch die Flensburger zu beeindrucken, die mit
großem Selbstbewusstsein angereist waren. Aus dem Rückraum
strahlte die SG mit Blazenko Lackovic (3 Tore) und Marcin
Lijewski (3), der in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr
traf, wenig Gefahr aus. So waren es die guten Nerven von
Joachim Boldsen, die eiskalten Siebenmeter von Lars
Christiansen und die guten Paraden von Jan Holpert,
die Flensburg lange im Spiel beließen. Als Holpert,
der seine letzte Saison für Flensburg spielt, in der
zweiten Halbzeit abbaute, bekamen die Kieler das Spiel
immer besser in Griff.
Thierry Omeyer,
der einen Sahnetag erwischte, war stärker als Holpert
und sein Vertreter Dan Beutler zusammen - ein Schlüssel
zum Erfolg. Ein weiterer war
Marcus Ahlm,
der zuletzt schwankende Leistungen gezeigt hat. Zehn Tore,
kein Fehlwurf nach der Pause -
Ahlm
hatte seine Hand immer da, wo ihn die Kameraden anspielten.
"Ich war heute aggressiver im Angriff, habe immer den
Ball gesucht", sagte der THW-Kreisläufer, der mit einem
wunderschönen Heber (33:29) auch das Tor des Tages
erzielte. "Wir waren alle ziemlich heiß und wollten
uns unbedingt für das
Magdeburg-Spiel
revanchieren", meinte der Schwede. "Jetzt können wir in
Ruhe Weihnachten feiern."
Das Spiel wandelte von Beginn an auf einem schmalen Grad.
Schon nach wenigen Sekunden drohte der Hexenkessel "Ostseehalle"
aus den Fugehn zu geraten, als Lars Krogh Jeppesen
und Nikola Karabatic zeitgleich
auf die Strafbank geschickt wurden. Wenn das Publikum
noch einen letzten Muntermacher gebraucht hatte - die
doppelte Unterzahl der Zebras ließ den Stimmungspegel
sofort an die Decke schlagen.
Ein einziges Mal bot sich den Kielern die Chance, das
Titanen-Treffen vorzeitig zu entscheiden. Als
Omeyer beim Stand von 26:21 (40.)
einen Wurf von
Lackovic festhielt und den Ball zu
Vid Kavticnik über das ganze Feld
schleuderte. 26:21 und der Slowene allein vor Beutler.
Ein Sechs-Tore-Vorsprung hätte den wankenden Flensburgern
den letzten Mut geraubt. Doch
Kavticnik
scheiterte und fand sich nur Sekunden später auf der Bank
wieder. Auch sein Trainer
Noka Serdarusic
wusste, welche Chance sein Rechtsaußen da verpasst hatte.
Für die Gäste hatte dieser Fehlwurf dagegen
Signalwirkung. Vorallem der flinke Ljubomir Vranjes
drehte nun groß auf und warf seine vier Tore in den
letzten Minuten. Bis auf einen Treffern (28:27/46.)
kamen die Flensburger noch einmal heran, als der starke
Kim Andersson mit einem unglaublichen
Hüftwurf aus zehn Metern zum 29:27 traf.
"Wir haben Andersson nicht in den
Griff bekommen", meinte Viggo Sigurdsson, der Kiels
Omeyer eine "Weltklasse-Leistung"
bescheinigte. Sigurdsson saß heute zum letzten Mal auf
der SG-Bank. Heiligabend feiert der Isländer bereits
in der Heimat. Das alleinige Kommando übernimmt ab
sofort wieder Kent-Harry Andersson, der nach einer
schweren Operation in der Ostseehalle erstmals wieder
Anweisungen an der Seitenlinie gab und mit einem warmen Applaus
begrüßt wurde. Andersson ist zurück - für Flensburg war es
die einzige gute Nachricht an diesem Nachmittag.
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Knudsen setzt sich am Kreis durch.
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Die Kieler können nun entspannter Weihnachten feiern. Nach
dem freien Sonntag treffen sich die Zebras allerdings
bereits am Montagnachmittag wieder in der Trainingshalle,
um sich auf das Nordhorn-Spiel vorzubereiten. Anschließend
wollen die THW-Verantwortlichen mit
Pelle Linders
über dessen Zukunft verhandeln. Der Kreisläufer, der vor
eineinhalb Jahren aus Kolding kam, will gerne bleiben.
Allerdings unter der Voraussetzung, dass er einen neuen
Zwei-Jahres-Vertrag bekommt. Die Kieler haben ihm einen
Ein-Jahres-Vertrag geboten. Angeblich ist der Meister
an Michael Knudsen interessiert, der bis 2008 bei der
SG Flensburg unter Vertrag steht. Knudsen oder
Linders?
Diese Frage konnte im Derby nicht beantwortet werden.
Linders spielte gar nicht und der
28-jährige Knudsen fand in
Omeyer seinen Meister.
(Von Wolf Paarmann, aus kn-online vom 23.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2006:
Rechtzeitig siegte der Kopf über das Herz
THW Kiel bekam beim 36:34 gegen Flensburg die Nerven in den Griff
Kiel - Als Christian Zeitz in der 58. Minute zum 36:32
traf, war ein intensives Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt,
das letztlich 36:34 (17:15) enden sollte, entschieden. Zeitz
fing ein verunglücktes Abspiel von Marcin Lijewski ab und schmetterte den Ball an Dan
Beutler vorbei ins Tor. Anschließend riss der Linkshänder die Fäuste nach oben, das
Gesicht formte sich zu einem Schrei. An Zeitz, der sonst
gerne den Unterkühlten gibt, war in diesen Sekunden abzulesen, welcher Druck auf den
Kielern nach dem Magdeburg-Desaster gelastet hatte.
Zeitz durfte mitspielen, weil Vid Kavticnik
in der 40. Minute die große Chance vergab, das Gipfeltreffen vorzeitig zu entscheiden.
Der überragende Thierry Omeyer hatte einen Wurf von Blazenko
Lackovic festgehalten und den Ball im Stile eines Quarterbacks quer durch die Halle
in die Arme des Slowenen gejagt. 26:21 führte Kiel, als Kavticnik
an Beutler scheiterte. Ein Sechs-Tore-Vorsprung hätte den Triumph der Kieler, durch deren
Adern am Sonnabend reines Adrenalin pulsierte, wohl frühzeitig besiegelt. Der verärgerte
Noka Serdarusic wechselte seinen Rechtsaußen sofort aus. Auch
der THW-Trainer ahnte, was aus dieser Szene noch entstehen könnte. Tatsächlich robbten
sich die Flensburger, nun angetrieben von dem flinken Ljubomir Vranjes, bis auf ein Tor
(27:28/47.) heran. Bei den Gastgebern häuften sich jetzt mit der Zahl der Einzelaktionen
die Fehler. Plötzlich war sie wieder da, diese Unwucht im Angriff der Zebras.
Nikola Karabatic griff zur Brechstange und Mittelmann
Stefan Lövgren erreichte seine Nebenleute nicht mehr.
Das Spiel stand vor 10 250 Zuschauern, die wie eine Wand hinter ihrem Team standen, noch
einmal auf der Kippe. Doch anders als bei der 24:39-Pleite in Magdeburg,
als die Kieler nach der Pause nur sechs Tore warfen, traf der Rückraum diesmal auch
ohne Konzept: Kim Andersson beispielsweise mit einem unglaublichen
Hüftwurf zum 29:27, Karabatic mit zwei Kopf-durch-die-Wand-Aktionen
zum 31:27. Gut für Kiel, dass Lövgren in dieser Phase die Bremse
fand und das THW-Spiel wieder in eine Form goss. Als das Herz wieder auf den Kopf hörte, lief
Linksaußen Henrik Lundström schön ein und traf am Kreis zum 32:28.
Kurz darauf gelang dem starken Marcus Ahlm nach einem listigen
Lövgren-Pass mit einem Heber das Tor des Tages.
So blieben nach dem Derby nicht nur beide Punkte in der Ostseehalle und der weihnachtliche
Frieden beim Meister gewahrt. Es blieb auch die Erkenntnis, den größten Gegner in den Griff
bekommen zu haben - den eigenen Geschwindigkeitsrausch.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2006)