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09.01.2007 WM 2007/Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Frank-Michael Wahl - seine "rechte Klebe" war gefürchtet

WM-Serie "Legenden": Frank-Michael Wahl hat seinen Elan nicht verloren

Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2007:

Er ist körperlich voll fit: 1,90 Meter groß, rund 100 Kilogramm schwer, Frank-Michael Wahl hinterlässt mit seinen 50 Jahren den Eindruck, die Zeit sei stehengeblieben. Der in Rostock geborene Wahl ist mit 343 Länderspielen und 1412 erzielten Toren Deutschlands erfolgreichster Handballer aller Zeiten. Obgleich der "Mann mit der gefürchteten rechten Klebe", wie Wahl während seiner aktiven Laufbahn genannt wurde, heute nur noch den niedersächsischen Oberligisten Sportfreunde Springe trainiert, ist ihm die große Welt des Handballs nicht fremd. Als erster Ehrenspielführer des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hat er viele Einladungen für die bevorstehende Weltmeisterschaft erhalten.
Seine Einschätzung zu dem Sportereignis in Deutschland: "Die Vermarktung des DHB ist nicht optimal verlaufen. Die Fußballer erzielten mit ihren Maßnahmen eine weitaus größere Resonanz." Wahl bemängelt die fast fehlende Marketing-Einbindung "der Helden von einst. Die Namen von früher sind auch heute noch fast bekannter, als die der aktuellen Nationalspieler."

Sportlich traut der in Hessisch-Oldendorf lebende Wahl, der bei der Bausparkassen-Versicherung BHW tätig ist, den Deutschen eine Medaille zu, "wenn es optimal läuft". Ein Großer, wenn nicht sogar der Größte, war Wahl während seiner Zeit beim SC Empor Rostock (1973 bis 1990). In der DDR gab es nur 5 Klubs mit rund 60 Handballern, die um den Meistertitel spielten. Wahl: "Es ist daher geradezu sensationell, dass wir mit diesen wenigen Sportlern international solche großen Erfolge feierten."

Höhepunkt seiner Laufbahn war 1980 der Olympiasieg mit der DDR im Moskauer Finale gegen Russland (23:22 nach Verlängerung). Der Sohn eines Mathematiklehrers kam erst mit 16 Jahren zum Handball. Zuerst spielte er Fußball. melle Gespräche mit einigen West-Klubs. Ich habe lange Zeit mit mir gekämpft und mich schließlich für das Bleiben entschieden. Die Angst war zu groß, was meinen Eltern nach meiner möglichen Flucht passiert wäre."

Nach der Wende konnte sich "Potti" vor Angeboten kaum retten. Der VfL Gummersbach, Niederwürzbach und Bad Schwartau waren hinter ihm her. Das Rennen machte aber der Zweitligist VfL Hameln, "weil deren Manager Dieter Teraske sämtliche Tricks und Überredungskünste anwendete, um mich zu ködern." 1991 gelang mit Hameln der Aufstieg in die 1. Bundesliga.

Zwei Jahre später beendete Frank-Michael Wahl seine großartige Laufbahn. Dass der Name Wahl danach nur noch höchst selten im Profi-Handball fiel, führt der 50-Jährige auf seine Erfahrungen aus dem Jahr 2000 zurück. "Damals war ich Hamelns Trainer. Bei noch vier ausstehenden Spielen lagen wir mit fünf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Dennoch wurde ich entlassen", erinnert er sich an sein größtes Frusterlebnis im Handball.

In den darauf folgenden, ruhigen Jahren fand er wieder zu seinem großen Hobby, der Rosenzucht, zurück. "Dort finde ich den Ausgleich für mein Berufsleben", erzählt Wahl, der nur rote Rosen züchtet.

Eine ganz große Nummer ist Frank-Michael Wahl immer noch in seiner Geburtsstadt: "In Rostock werde ich noch vergöttert", sagt Wahl, der sich eine Tätigkeit beim Zweitligisten SC Empor und damit mit 50 Jahren einen letzten Wechsel vorstellen könne.

Portrait: Frank-Michael Wahl

Frank-Michael Wahl wurde am 24. August 1956 in Rostock geboren. "Potti", wie er von Freunden gerufen wird, ist mit 343 Länderspielen und 1.412 Toren deutscher Handball-Rekord-Nationalspieler sowie Ehrenspielführer der Nationalmannschaft. Mit dem Gewinn der Olympischen Goldmedaille 1980 in Moskau (Finalsieg gegen Russland) feierte Wahl den größten Erfolg seiner Laufbahn. 1978 in Dänemark und 1986 in der Schweiz gewann Wahl mit der DDR jeweils WM-Bronze. Mit seinem Klub SC Empor Rostock errang er drei DDR-Titel und sieben Pokalsiege. Nach der Wende wechselte Wahl 1990 zum damaligen Zweitligisten VfL Hameln, mit dem er 1991 aufstieg. 1993 beendete er seine Laufbahn. Heute trainiert Wahl, der in Hessisch-Oldendorf lebt, den Oberligisten Sportfr. Springe.

(Von Jörg Fritz, Aus den Kieler Nachrichten vom 09.01.2007)


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