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26.01.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: Müde Kroaten warfen sich locker ins Viertelfinale

Ungarn beim 18:25 ohne Chance - "Titan" Puljezevic hofft auf THW-"Physio" Brandenburg

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007:

Mannheim - Kroatien ist nicht zu stoppen. Der Olympiasieger gewann gestern vor knapp 9000 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena auch sein fünftes Spiel bei diesem Turnier. Nach dem 25:18 (12:8) gegen die chancenlosen Ungarn sind die Kroaten bereits vorzeitig für das Viertelfinale der XX. Handball-WM qualifiziert.
Die Kroaten sind für ihren überheblichen Umgang mit Ball und Gegner bekannt. Gegen die Ungarn übertrieb der Weltmeister des Jahres 2003 allerdings die Leichtigkeit des Spiels. Dabei begann das zweite Gruppenspiel der Hauptrunde nach bekanntem Strickmuster: Ein Wurf des Ungarn Laszlo Nagy knallte an den Pfosten, der Ball landete wie selbstverständlich in den Händen des Meisters. Ivano Balic blickte kurz über die Schulter und schleuderte ihn mit seiner unglaublichen Lässigkeit über das halbe Feld in die ausgestreckte Hand von Mirza Dzomba - 2:1 für Kroatien in der zweiten Minute. Es schien, als würden Balic & Co diese Aufgabe entspannt lösen. Doch die Künstler ließen im Angriff eine konzentrierte Arbeitsauffassung vermissen. Immer wieder verspielten sie leichtfertig den Ball gegen eine ungarische Mannschaft, die nur mit geringen Hoffnungen an den Start gegangen war.

"Heute haben wir keine Chance", meinte Pressesprecher Ballai Attila eine Stunde vor dem Anpfiff und sein trauriger Blick verriet, dass er es auch so meinte. Schließlich fehlte den Ungarn ihr Torwart-Titan Nenad Puljezevic, der mit unglaublichen Paraden in der Ostseehalle die Siege gegen Norwegen und Dänemark ermöglicht hatte. Gestern plagten den 33-Jährigen so starke Rückenschmerzen, dass für ihn schon eine Treppe ein natürliches Hindernis darstellte. Der Serbe, der erst seit knapp zwei Wochen einen ungarischen Pass besitzt, setzt nun auf die heilenden Hände von Uwe Brandenburg, der heute in Mannheim eintreffen wird. Der Physiotherapeut des Handball-Bundesligisten THW Kiel hatte sich zuletzt um das Wohlbefinden der Ungarn gekümmert und auch die Rückenprobleme von Puljezevic behoben, die ihn zuvor wochenlang geplagt hatten. Beim 28:25-Sieg gegen Tschechien am Mittwoch hatte er mit zwei Spritzen im Rücken noch 20 Minuten durchgehalten. Danach ging nichts mehr. "Ich habe sofort Uwe angerufen und Hilfe, Hilfe gerufen", meinte der Hüne, der gestern wie ein Großvater durch die Katakomben schlich.

Nandor Fazekas, die Alternative im ungarischen Tor, konnte die Lücke nicht schließen. Ohne überragenden Schlussmann wurde deutlich, dass sich die junge Mannschaft der Ungarn noch in der Ausbildung befindet.

Obwohl der kroatische Angriff nur begrenzten Spielwitz entwickelte, musste das Medaillenkurs steuernde Team von Lino Cervar gestern nie um den Erfolg bangen. An dem hünenhaften Igor Vori, der vor der stabilen Abwehr einen unüberwindlichen Wellenbrecher spielte, zerschellten alle Angriffe der Ungarn, die nur durch Gegenstöße zu Treffern kamen. Zu wenig, um die Kroaten zu kippen, die nach dem dramatischen 28:26-Erfolg gegen Dänemark tags zuvor diesmal nur den Schongang bemühen mussten. "Unser Spitzenmann Ivano Balic war müde", fasste Torhüter Dragan Jerkovic ein müdes Spiel in wenigen Worten zusammen. "Aber wir haben gesehen, dass es auch einmal ohne ihn geht."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007)


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