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23.05.2007 Mannschaft / Interview

"Sport1": "Für mich keine leichte Situation"

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Aus Sport1.de:

München/Lemgo - Filip Jicha steht zwischen den Stühlen. Der Tscheche hat noch einen Vertrag bis 2008 beim TBV Lemgo, von da an aber bereits einen Kontrakt beim THW Kiel unterschrieben. Nach dem Triumph der Kieler in der Champions League zieht es ihn immer mehr in die schleswig-holsteinische Hauptstadt. Möglichst noch im Sommer will er wechseln.
Das hört man in Lemgo gar nicht gern. "Wir wollen Filip behalten. Er ist ein Sportsmann und wird seine Leistung abrufen, auch wenn er jetzt gerne wechseln würde", sagt Manager Fynn Holpert gegenüber Sport1.de. "Er ist unverkäuflich. Meine Schmerzgrenze liegt bei 25 Millionen Euro - so, wie sie bei Bayern München im Fall Owen Hargreaves lag. Und Kiel ist ja der FC Bayern des Handballs."

Sport1.de hakte bei Filip Jicha nach. Im Interview spricht der Zweite der WM-Torschützenliste 2007 über seine Situation und die Chance, den THW mit Lemgoer Schützenhilfe am Samstag zum Meister machen zu können.

Sport1:
Herr Jicha, vor kurzem hat Sie Lemgos Manager Holpert für unverkäuflich erklärt. Wie ist der Stand der Dinge?
Filip Jicha:
Die beiden Vereine werden sich bald zusammensetzen und hoffentlich eine Lösung finden, die für alle Seiten befriedigend ist. Wann das passieren wird, ist aber noch unklar. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich schon im Sommer gehen könnte.
Sport1:
Sicher eine unbefriedigende Situation, oder?
Filip Jicha:
Das stimmt. Für mich ist es keine leichte Situation. Ich würde gern im Sommer nach Kiel wechseln. Sollte das klappen, muss ich in Lemgo meine Wohnung kündigen und in Kiel etwas finden. Ich hoffe, dass bald eine Entscheidung fällt.
Sport1:
Was ist der Grund dafür, dass Sie schon im Sommer wechseln wollen?
Filip Jicha:
Der sportliche Aspekt. Kiel ist für mich momentan der beste Verein der Welt. Kiel wird in der Champions League spielen und das ist für mich eine große Herausforderung. Kiel spielt dort als Titelverteidiger, genauso wie höchstwahrscheinlich auch in der Bundesliga. Die Entscheidung hat nichts damit zu tun, ob ich mich in Lemgo wohlfühle oder nicht.
Sport1:
Hat der Handball-Hype mit der WM in Deutschland, dem Champions-League-Finale mit Kiel und Flensburg sowie den Europapokalsiegen von Hamburg und Magdeburg auch die Entscheidung gegen einen Wechsel zu einem Weltklub wie dem FC Barcelona erleichtert?
Filip Jicha:
Der Handball-Boom während und nach der WM macht richtig Spaß. Die Bundesliga hat gezeigt, dass sie die beste Liga der Welt ist. Deshalb wollte ich unbedingt in Deutschland bleiben. Es ist auch etwas Besonderes, immer vor einer Kulisse von mehr als 10.000 Zuschauern zu spielen. Ich will mich immer mit den Besten messen, und das kann Kiel mir bieten.
Sport1:
Was wird sein, wenn es nicht mit einem Wechsel schon im Sommer klappen sollte?
Filip Jicha:
Wenn ich noch ein Jahr in Lemgo spielen sollte, werde ich natürlich alles dafür tun, damit wir mit dem TBV wieder so etwas erreichen können, wie wir es letztes Jahr mit dem Gewinn des EHF-Cups geschafft haben. Das war ein unglaubliches Gefühl. Aber momentan schaue ich nur nach vorne. Ich hoffe, dass es klappt und alle drei Seiten zufrieden sein werden.
Sport1:
Zur laufenden Saison: Seit der Niederlage gegen Kiel scheint die Luft raus zu sein beim TBV.
Filip Jicha:
Es war schlecht für uns, dass wir im Dezember so desolat gespielt haben. Das hat uns die ganze Saison gekostet. Wir haben dann in der Rückserie immer von Spiel zu Spiel geschaut. Plötzlich hatten wir die Möglichkeit, doch noch die Qualifikation für die Champions League zu schaffen. Dann kam das Spiel gegen Kiel, das für mich natürlich besonders war, und wir haben leider verloren.
Sport1:
Mit Peter Meisinger kommt ein neuer Trainer, Manager Fynn Holpert wird mit Flensburg in Verbindung gebracht und wichtige Spieler wie Christian Schwarzer und Markus Baur verlassen den Verein. Kann der TBV im nächsten Jahr die Champions-League-Quali schaffen?
Filip Jicha:
Lemgo befindet sich im Umbruch. Es wird sehr schwierig, diese beiden Spieler zu ersetzen, aber der Umbruch musste kommen. Mit Lars Kaufmann oder Rolf Hermann kommen gute Leute. Wenn noch ein paar andere gute Leute kommen, kann es klappen. Der neue Trainer soll auch sehr gut arbeiten. Es wird aber dennoch schwierig, für eine verjüngte Mannschaft ganz vorne mitzuspielen, denn die anderen rüsten ganz schön auf. Ich denke aber, dass der TBV wieder eine Top-Adresse in Europa sein wird.
Sport1:
Nach dem Champions-League-Sieg haben Sie Kiels Manager Uwe Schwenker angerufen und gratuliert. Sie spielen am Wochenende bei Kiels Verfolger Hamburg. Können Sie Schwenker danach schon zur Meisterschaft gratulieren?
Filip Jicha:
Ich fahre nach Hamburg, um dort ein gutes Spiel abzuliefern. Wenn wir gewinnen, wäre es nicht nur gut für den THW, sondern natürlich für den TBV. Ich werde im Kopf haben, dass ich dem TBV helfen will.
Sport1:
Fynn Holpert hat gesagt, Filip Jicha wird der "Owen Hargreaves" des Handballs werden. Sein Wechsel zu Manchester United hatte sich lange hingezögert, jetzt ist er perfekt. Gute Chancen auch für Filip Jicha?
Filip Jicha:
Ich würde mich freuen, aber da muss ich noch Fynn fragen (lacht). Ich möchte nach Kiel, um dort meine sportliche Entwicklung weiter zu entwickeln.
Sport1:
Haben Sie noch einen Traumverein, bei dem Sie nach der Zeit in Kiel mal gern spielen würden?
Filip Jicha:
Die spanische Liga würde mich auch irgendwann mal reizen. Wenn mir Barcelona in fünf oder sieben Jahren ein Angebot macht, muss ich darüber nachdenken. Momentan bin ich sehr glücklich, dass ich in Deutschland spielen kann.
(Das Gespräch führte Thorsten Mesch, © 2007 Sport1)


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