Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:
49:22 auf Usedom,
43:29 in Gensungen/Felsberg,
40:25 gegen Obernburg - die
erste Pokal-Hürde lauerte im Viertelfinale beim TBV Lemgo auf das Ensemble
von Trainer Noka Serdarusic, das sich dort mit
35:32 die Eintrittskarte für
die Color Line Arena sicherte. Ausgerechnet SG Flensburg-Handewitt hieß dort
der Gegner im Halbfinale. Und erneut sollte das Duell der Nord-Kontrahenten
vor Brisanz pulsieren. Keine Spur war erkennbar von dem allseits befürchteten
"Prozenthandball" der beiden Champions-League-Finalisten, für die es auf
europäischer Handball-Bühne um absolute Glückseligkeit ging. Dramatisch,
kurios gestaltete sich das
34:33 (19:12) der in den ersten 30 Minuten
himmelweit überlegenen Kieler, die klug von Kapitän
Stefan Lövgren geführt,
mit wahnsinnigen Reflexen von Torwart
Thierry Omeyer gesichert und von einem galaktisch
agierenden
Nikola Karabatic (13 Tore) auf die Siegerstraße katapultiert
wurden. "Diese Halbzeit von uns war eines Pokal-Halbfinales unwürdig",
sagte SG-Manager
Thorsten Storm später. Rudelbildung, Zeitstrafen - es ging
hitzig zur Sache. Erst recht, als sich SG Keeper Dan Beutler
nach der Pause steigerte, als
Andrei Xepkin nach einem Foul an Joachim
Boldsen des Feldes verwiesen wurde, die Kieler Deckung strauchelte, ein
psychologischer Riss durch die Zebra-Reihen wucherte. "Wir haben
zu wenig mit dem Kopf gespielt", bemängelte
Lövgren.
Pelle Linders brachte mit dem 34:33 (60.)
schließlich die Erlösung nachdem der Ausfall der Hallenuhr (55.) Chaos
verbreitet hatte. Das Final Four avancierte kurzerhand zum Aufreger -
zumindest die Zuschauer in Hamburg wurden prächtig unterhalten. Nach dem
Schlusspfiff
dann die "dritte Halbzeit": Die SG legte Protest wegen eines umstrittenen
"Wembley-Tores" von Karabatic zum 28:27 ein, doch der Protest wurde
abgewiesen.
Am nächsten Tag im Finale hieß der Gegner dann nicht - wie
erwartet - HSV, sondern SG Kronau/Östringen, und auch die SG konnte den THW
beim 33:31 (15:19) auf dem Weg zum vierten Pokalsieg der Vereinsgeschichte nicht
aufhalten. Nach 60 energischen Minuten weinten die Kronauer Tränen der
Enttäuschung. Ein 5:0 (6.) legten die von Torwart Szmal angestachelten
Kronauer gegen phlegmatische Kieler vor. "Es war Glück, dass wir zur Halbzeit
nur mit vier Toren zurücklagen", gab THW-Trainer Serdarusic nach
dem Schlusspfiff zu. Zum Glück steigerten sich der erneut zwölfmal erfolgreiche Karabatic
und Omeyer, der in
entscheidenden Phasen vier
Siebenmeter parierte. Das Spiel wurde härter, die Kieler Deckung besser, der
Zebra-Express nahm spät, aber stark Fahrt auf und jubelte am Ende ausgelassen
im Konfetti-Regen. Der Preis des Erfolges traf die Schwarz-Weißen ins Mark:
Nach einem Zusammenprall mit
dem Kronauer David Szlezak erlitt Stefan Lövgren einen Sehnenabriss im Adduktorenbereich.
Damals sagte Noka Serdarusic: "Wenn er lange ausfällt, wird
es mit der Meisterschaft eng. Ersetzen kann Lövgren keiner."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)