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12.06.2007 DHB-Pokal

Zebra-Journal: Das war der erste Coup...

Der THW zahlte in Hamburg einen hohen Preis für den DHB-Pokalsieg

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:

Es war das erste Mosaiksteinchen einer famosen Saison. Beim Final Four des DHB-Pokals in der Hamburger Color Line Arena feierte der THW den ersten Coup des Jahres. Die Zebras räumten dabei im Halbfinale zunächst den Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt aus dem Weg und mussten im Finale gegen die SG Kronau/Östringen an die Grenzen ihrer Kräfte gehen. Der Preis für den Pokalsieg war hoch: THW-Kapitän Stefan Lövgren verletzte sich im Finale und sollte für den Rest der Saison ausfallen.
49:22 auf Usedom, 43:29 in Gensungen/Felsberg, 40:25 gegen Obernburg - die erste Pokal-Hürde lauerte im Viertelfinale beim TBV Lemgo auf das Ensemble von Trainer Noka Serdarusic, das sich dort mit 35:32 die Eintrittskarte für die Color Line Arena sicherte. Ausgerechnet SG Flensburg-Handewitt hieß dort der Gegner im Halbfinale. Und erneut sollte das Duell der Nord-Kontrahenten vor Brisanz pulsieren. Keine Spur war erkennbar von dem allseits befürchteten "Prozenthandball" der beiden Champions-League-Finalisten, für die es auf europäischer Handball-Bühne um absolute Glückseligkeit ging. Dramatisch, kurios gestaltete sich das 34:33 (19:12) der in den ersten 30 Minuten himmelweit überlegenen Kieler, die klug von Kapitän Stefan Lövgren geführt, mit wahnsinnigen Reflexen von Torwart Thierry Omeyer gesichert und von einem galaktisch agierenden Nikola Karabatic (13 Tore) auf die Siegerstraße katapultiert wurden. "Diese Halbzeit von uns war eines Pokal-Halbfinales unwürdig", sagte SG-Manager Thorsten Storm später. Rudelbildung, Zeitstrafen - es ging hitzig zur Sache. Erst recht, als sich SG Keeper Dan Beutler nach der Pause steigerte, als Andrei Xepkin nach einem Foul an Joachim Boldsen des Feldes verwiesen wurde, die Kieler Deckung strauchelte, ein psychologischer Riss durch die Zebra-Reihen wucherte. "Wir haben zu wenig mit dem Kopf gespielt", bemängelte Lövgren. Pelle Linders brachte mit dem 34:33 (60.) schließlich die Erlösung nachdem der Ausfall der Hallenuhr (55.) Chaos verbreitet hatte. Das Final Four avancierte kurzerhand zum Aufreger - zumindest die Zuschauer in Hamburg wurden prächtig unterhalten. Nach dem Schlusspfiff dann die "dritte Halbzeit": Die SG legte Protest wegen eines umstrittenen "Wembley-Tores" von Karabatic zum 28:27 ein, doch der Protest wurde abgewiesen.

Am nächsten Tag im Finale hieß der Gegner dann nicht - wie erwartet - HSV, sondern SG Kronau/Östringen, und auch die SG konnte den THW beim 33:31 (15:19) auf dem Weg zum vierten Pokalsieg der Vereinsgeschichte nicht aufhalten. Nach 60 energischen Minuten weinten die Kronauer Tränen der Enttäuschung. Ein 5:0 (6.) legten die von Torwart Szmal angestachelten Kronauer gegen phlegmatische Kieler vor. "Es war Glück, dass wir zur Halbzeit nur mit vier Toren zurücklagen", gab THW-Trainer Serdarusic nach dem Schlusspfiff zu. Zum Glück steigerten sich der erneut zwölfmal erfolgreiche Karabatic und Omeyer, der in entscheidenden Phasen vier Siebenmeter parierte. Das Spiel wurde härter, die Kieler Deckung besser, der Zebra-Express nahm spät, aber stark Fahrt auf und jubelte am Ende ausgelassen im Konfetti-Regen. Der Preis des Erfolges traf die Schwarz-Weißen ins Mark: Nach einem Zusammenprall mit dem Kronauer David Szlezak erlitt Stefan Lövgren einen Sehnenabriss im Adduktorenbereich. Damals sagte Noka Serdarusic: "Wenn er lange ausfällt, wird es mit der Meisterschaft eng. Ersetzen kann Lövgren keiner."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)


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