Der THW Kiel steht im
Viertelfinale des DHB-Pokals. Gegen den Süd-Zweitligisten
TuSpo Obernburg fuhren die Kieler am Dienstag Abend vor 7300 Zuschauern in der
Ostseehalle einen locker heraus gespielten 40:25 (21:14) - Erfolg ein, bei dem
Christian Zeitz mit sieben Treffern erfolgreichster
Torschütze war und
Vid Kavticnik zudem sein Comeback
nach seiner Fußverletzung mit vier Toren feierte.
Es war ein Spiel, an dessen Ende nicht einmal die Verlierer traurig sein konnten. Eine
halbe Stunde nach dem Spiel kamen sie aus den Kabinen und feierten ihren couragierten
Auftritt vor der Vereins-Rekordkulisse. Wichtiger als das Auslaufen war den Obernburgern
indes, gemeinsam mit Zebra-Maskottchen
Hein Daddel und ihrem
ehemaligen Mitspieler und jetzigen Linksaußen
Dominik Klein ein
Erinnerungsfoto auf der blauen Platte des nach eigenen Worten Handball-Mekkas zu
schießen - noch immer ungläubig auf die Ränge blickend, wo zuvor 7300 zumeist junge
Zuschauer ein Handballfest gefeiert hatten.
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Es war ein besonderes Spiel für
Dominik Klein gegen seinen Heimatklub.
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Die Nachwuchs-Fans waren es auch, die
die Zebras kaum in die Kabine ließen: Noch fast eine Dreiviertelstunde nach Spielschluss
schrieben sich die Kieler Handball die Hände wund, signierten T-Shirts, Bälle, Taschen, Poster
und alles, was ihnen die jungen Fans entgegen hielten. Auch hier einer der begehrtesten:
Dominik Klein, der das Motto des Abends "Zebras zum Anfassen"
wie seine Mannschaftskollegen vorbildlich in die Tat umsetzte und sich nicht nur
auf dem Foto mit seinen ehemaligen Teamkollegen von TuSpo verewigen ließ.
"Eine Überraschung wird es heute nicht geben" hatte Uwe Schwenker
vor dem Spiel die Marschroute für die THW-Akteure klar umschrieben - und die machten von
Beginn an klar, dass sie den Worten des Managers auch Taten folgen lassen wollten.
Nach fünf Minuten erzielte Dominik Klein bereits das 4:1, doch
TuSpo wollte munter mitspielen. Mit ihrem gewohnt schnellen Spiel agierten sie auch
in der Ostseehalle, überraschten die Kieler Abwehr dabei ein ums andere Mal und
trafen auch für die Galerie.
So bei Oliver Schulz' Heber nach der Schnellen Mitte zum 3:6 (8.)
oder Sebastian Eisenkrätzers wuchtigem Wurf "durch die Hosenträger" von
Henning Fritz
zum 8:11 (19.) - der Außenseiter blieb dran, die 25 mitgereisten Fans skandierten
"Jetzt geht's los!". Und das tat es auch, aber anders als von den Obernburgern beabsichtigt. Noch
einmal konnte Tom Meisinger per schneller Mitte auf drei Tore verkürzen, dann legte
der THW-Express kurzfristig einen höheren Gang ein. Hinten wurde nun aggressiver gedeckt, der
zwischenzeitlich ins Tor beorderte
Thierry Omeyer hielt, was zu
halten war und ab gings in den Angriff.
Marcus Ahlm, der erneut in
bestechender Form agierende
Stefan Lövgren und der in der ersten
Hälfte überragende
Zeitz mit drei Toren in Folge erhöhten binnen
sechs Minuten auf 17:9 (26.) - auch der letzte Glaube der Gäste an eine Sensation schien
im variablen Angriffswirbel der Zebras zu zerplatzen.
Peller Linders
stellte vier Minuten später den 21:14-Halbzeitstand sicher, nachdem Meisinger zuvor in
bester
Ahlm-Manier per Tipp-In den 14. Gästetreffer erzielen konnte.
Wacker hatten sich die Gäste in der ersten Hälfte geschlagen, spielten munter mit und
zeigten selten zu großen Respekt vor dem übermächtig erscheinenden Gegner. Ähnliches hatten
sie sich auch für die zweite Hälfte vorgenommen, und stellten dies nach
Lundströms
Doppelschlag zum 23:14 noch einmal unter Beweis: Drei Treffer in einer Minute gelangen den Gästen,
ein letztes Mal kamen sie bis auf sechs Tore an den THW heran.
Vid Kavticnik
traf dann bei seinem Comeback gleich doppelt (25:17, 37.) und schien mit zunehmender Spieldauer
den Spaß am Handball immer mehr ausleben zu wollen. Ein Raunen ging auch bei
Zeitz-Pass
quer über das Spielfeld durchs begeisterte Publikum, den
Lundström
sicher verwandelte. Überhaupt boten die Kieler ihren Fans kurzweilige Unterhaltung mit
tollen Anspielen, trickreichen Spielzügen und traumhaften Toren. Bestes Beispiel:
Lövgrens
Wahnsinns-Pass auf den auf Außen wartenden
Linders und dessen
klasse Heber zum 29:18 (42.) - Spielfreude pur bei den Zebras, denen die Gäste fair nicht mehr weh taten.
Der THW hatte daran ebenfalls überhaupt kein Interesse, so dass sich das muntere Spielchen
weiter entwickeln konnte.
Am Ende standen die Fans, feierten den THW und freuten sich auf die
dritte Halbzeit: Autogramme jagen. Und TuSpo? Die feierten ihr trotz der deutlichen Niederlage
gelungenes Ostseehallen-Debüt, das dem jungen Team bestimmt lange in Erinnerung bleiben wird.
Ein denkwürdiger Abend für Fans und die Gäste, an dessen Ende es nur Sieger gab. Der THW
zog ins Viertelfinale des DHB-Pokals ein, Obernburg genoss
den Auftritt im Handball-Mekka, die Fans gingen mit vielen Unterschriften nach Hause und
letztlich gehen die Einnahmen des Festes noch karitativen Zwecken zu: Kieler Handballherz, was
willst Du mehr?
Das Viertelfinale wird im Rahmen
des die 4. Runde abschließenden Spieles zwischen dem SC Magdeburg und dem VfL Gummersbach am
12. Dezember ausgelost.
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Alle Ergebnisse finden Sie unter DHB-Pokal, 4. Runde.
- THW Kiel:
-
Omeyer (21.-40., 12 Paraden),
Fritz (1.-20., 2 Paraden),
M. Andersson (41.-60., 5 Paraden);
Linders (5),
K. Andersson (5),
Lundström (4/1),
Karlsson (2)
Lövgren (6/2),
Ahlm (4),
Zeitz (7),
Klein (3 );
Trainer: Serdarusic
- TuSpo Obernburg:
-
Hacko (1.-50., 4 Paraden),
Wicha (50.-60., 3 Paraden);
Jauernik (1),
O. Schulz (4),
Milde (1),
S. Schulz (3/1),
Meisinger (3),
Eisenkrätzer (1),
Beck (2),
Eisenträger,
P. Müller (2),
Alonso (2),
M. Müller (4),
Reuter (2);
Trainer: Schmid
- Schiedsrichter:
-
Jörg Bernig/Hendrik Thiemann
- Zeitstrafen:
-
THW: 0 ;
Obernburg 1 (P. Müller (46.)):
- Siebenmeter:
-
THW: 3/3
Obernburg: 2/1 (Omeyer hält S. Schulz (23.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 4:1 (5.), 6:2, 9:5 (14.), 11:7, 12:9 (20.), 17:9 (26.), 18:11, 18:13, 20:13, 21:14;
2. Hz.: 22:14, 23:15, 23:17 (35.), 26:18 (39.), 29:18 (42.), 30:20 (44.), 34:20 (49.), 37:22, 39:24 (57.), 40:25
- Zuschauer:
-
7300 (Ostseehalle, Kiel)
- Spielgraphik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2006:
Ein Spiel mit vielen Siegern
40:25 über Obernburg: Kiel im Viertelfinale
Kiel - Kiel ist handballverrückt, das ist nicht neu. Dass
aber 7300 neugierige Fans gestern Abend zum
Pokal-Achtelfinale zwischen
Meister THW und dem 13. der Zweiten Bundesliga Süd,
TuSpo Obernburg, in die Ostseehalle strömten, sprengt
wohl jeglichen Rahmen. Die Fans feierten ein kleines
Handball-Fest und freuten sich obendrein über den
ungefährdeten 40:25 (21:14)- Sieg, mit dem die
Zebras ins Viertelfinale einzogen.
Die überaus faire Partie ließ am Ende nur Sieger zurück:
Neben den Zebras waren es vor allem die Kieler Sporthilfe
und zwei Kinderhilfsorganisationen, die sich über eine
satte Spende freuen dürfen, weil beide Klubs sich darauf
einigten, die kompletten Zuschauereinnahmen für wohltätige
Zwecke zu stiften. Auch die hoffnungslos unterlegenen
Nordbayern erklärten sich zu "gefühlten" Gewinnern.
"Einfach ein Traum, vor so vielen Fans im deutschen
Handball-Mekka spielen zu dürfen, viel besser als
ein Heimspiel", sagte Obernburgs Raul Alonso, ein gebürtiger
Spanier, der das Handball-ABC bei Teka Santander erlernt
hatte. Ihn beeindruckte vor allem die Nähe der Zuschauer
zum Spielfeld. "Wie die den THW angefeuert haben, und
das gegen eine Mannschaft wie die unsere. Unfassbar."
Ein Traum erfüllte sich auch schon im Vorspiel für die
C-Jugend-Mannschaften des TSV Kronshagen und der HSG
Fockbek/Nübbel. Weil es für fünf Euro freie Sitzplatzwahl
gab, strömten die Zuschauer Stunden vor dem Spiel in die
Halle. Den 31:17-Sieg der Kronshagener Jungs fand so
vor der stattlichen Kulisse von rund 5000 Fans statt.
"Ein super Gefühl", staunte der 14-jährige Mathis
Wegner ungläubig.
7300 Fans tauchten die Ostseehalle, die gewöhnlich von
älteren Dauerkarten-Inhabern gefüllt ist, in einen
Jungbrunnen. Ganze Schulklassen und Jugendmannschaften
machten die große Handball-Party so zu einem fröhlichen
"Kinderfest". Ein wenig mürrisch blickte nur THW-Trainer
Noka Serdarusic auf das Geschehen
der ersten Halbzeit. Weil die Zebras in der Abwehr
zögerlich zupackten und auch in der Offensive Fehler
einstreuten, brachte es der große Außenseiter in den
ersten 30 Minuten auf beachtliche 14 Tore. Michael
Müller (4) und Tom Meisinger (3) trafen am besten.
"Noka wird nicht zufrieden
sein", prophezeite Kiels verletztes Rückraum-Ass
Nikola Karabatic in der
Halbzeitpause. "Wir müssen den Unterschied zwischen
Erster und Zweiter Liga deutlicher machen."
Das beherzigten die Kieler und feuerten die Feier-Stimmung
mit sehenswerten Treffern weiter an. Spielfreudig und torhungrig
zeigten sich besonders Christian Zeitz (7)
und Stefan Lövgren (6). Am meisten
aber strahlte Vid Kavticnik. Bei
seinem Comeback nach seinem Bänderriss traf der Slowene viermal,
stellte vor allem aber fest: "Ich bin wieder fit."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2006)