08./10.09.2007 - Letzte Aktualisierung: 10.09.2007 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Thierry Omeyer war wieder ein bärenstarker Rückhalt beim THW. |
Fünf Treffer in der ersten Halbzeit: Marcus Ahlm |
Einzig Karol Bielecki bekam die Kieler Deckung nicht in den Griff: Der polnische Halblinke setzte ein ums andere Mal zu seinem Sprungwurf an und blieb meist Sieger. Nach seinem fünften Treffer zum 12:9 setzte Noka Serdarusic auf eine 5:1-Abwehr mit Sonderbewacher Dominik Klein, was den Magdeburger Angreifern zunächst gar nicht behagte: Bis zum Halbzeitpfiff kamen die Gäste zu keinem einzigen Feldtor mehr, lediglich Christian Sprenger war noch durch einen Strafwurf erfolgreich. Auf Kieler Seite hingegen durften nun die Neuzugänge Lund und Jicha ran, die sich auch sehenswert einführten. Zweimal traf der norwegische Spielmacher, besonders bei seinem dynamischen Sprungwurf zum 14:10 ging ein begeistertes Raunen durch die Halle. Aber auch Filip Jicha stand dem in nichts nach, hämmerte einen Wurf an die Unterkante der Latte zum 15:10, ehe er mit der Schlusssirene noch einen Siebenmeter herausholte, den er selbst zum beruhigenden 16:10-Pausenstand verwandelte.
Börge Lund war viermal erfolgreich. |
Dass der SCM noch einmal herankam, lag vor allem am immensen Wurfpech, dass die Kieler nun hatten: Innerhalb von 100 Sekunden trafen die THW-Spieler dreimal das "Holz" des nun von Ole Erevik gehüteten Tors, hinzu kamen zwei übermotivierte Würfe von Filip Jicha - Magdeburg war in der 41. Minute nach drei Treffern von Christoph Theuerkauf beim 21:18 wieder auf Tuchfühlung. Als dann noch Marcus Ahlm nach einem etwas zu weiten Anspiel von Kim Andersson an Erevik scheiterte und Yves Grafenhorst per Tempo-Gegenstoß auf Thierry Omeyer zuflitzte, hätte es noch einmal richtig spannend werden können. Hätte, denn der Franzose behielt wie auch bei fünf (!) weiteren Kontern der Magdeburger die Nerven und sicherte den Vorsprung. Zumal Börge Lund mit seinem vierten Treffer zum 22:18 die Kieler Pechsträhne erst einmal für beendet erklärte.
Auch Karol Bielecki konnte Nikola Karabatic (7 Tore) nicht stoppen. |
Magdeburg konnte nach einigen unmotivierten Würfen des in der Schlussphase für den heute schwachen Kim Andersson noch auf 28:25 verkürzen, doch in der letzten Minute waren es wieder die Franzosen, die den Unterschied ausmachten: Karabatic mit dem 29:25, Omeyer mit einer weiteren Glanztat gegen den nach einem rüden Foul an Jicha gnadenlos ausgepfiffenen Bielecki, Anic nach tollem Anspiel Karabatic' und einer schönen Körperdrehung zum 30:25-Endstand.
Vier Spiele, vier Siege, Tabellenführer. Die Momentaufnahme kann sich durchaus sehen lassen. Doch muss sich der THW noch steigern, wenn er am kommenden Mittwoch auch bei den Rhein-Neckar Löwen triumphieren will. Diese dürften mit einer Menge Wut im Bauch gegen die Zebras antreten, nachdem sie überraschend bei TUSEM Essen mit 30:35 unterlagen.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Erst einmal freue ich mich, meinen alten Freund Stefan Kretzschmar heute hier wieder getroffen zu haben (lacht). Aber zum Spiel: Jeder hat gesehen, dass wir eine tolle erste Halbzeit gespielt haben. Omeyer war gut, die Abwehr stand klasse. In der zweiten Hälfte haben wir auf eine 5:1-Formation umgestellt, dadurch fielen einige Tore mehr für Magdeburg. Das Spiel war aber nie in Gefahr. Magdeburg war ein bisschen unbekannt vor diesem Spiel, wir haben beim Videostudium ein bisschen Pech gehabt, weil TUSEM und Balingen jeweils mit einer 5:1-Deckung gegen den SCM angetreten waren - wir wussten also nicht genau, was heute auf uns zukommt.Für mich ist der SCM ein Kandidat für das erste Tabellendrittel, ich schätze die Magdeburger kein bisschen schlechter als letzte Saison ein.
[Zum Foul von Bielecki an Jicha:]
Ich kann dazu wenig sagen, weil ich das Foul nicht genau sehen konnte - aus meiner Position blickte ich genau auf den Rücken von Filip. Natürlich tut es immer weh, wenn zwei Zwei-Meter-Leute aus vollem Lauf aufeinanderprallen. Ich lebe in Kiel und nicht in Flensburg, deshalb werde ich nie einen gegnerischen Spieler an den Pranger stellen, lamentieren oder Strafen und Sperren für einen Spieler der Gegner fordern.[Zu Filip Jicha:]
Filip ist in der 5:1-Deckung noch nicht so hart wie Karabatic, wir haben ein genaues Konzept, wie jeder auf seiner Position zu spielen hat. Dieses Konzept ist neu für ihn, er braucht noch ein wenig Zeit. Im Angriff will er allen zeigen, was er drauf hat. Manchmal brennt er mir zu sehr, das ist aber eine normale Entwicklung. Er muss noch einige Wochen das Zusammenspiel trainieren. Ich bin mir sicher: Er ist eine richtige Verstärkung.[Zu Börge Lund:]
Heute lief es bei ihm besser. Seine Spielweise war halt in Nordhorn eine ganz andere als bei uns. Ich bin froh, dass er auch der Meinung ist, dass das, was ich von ihm verlange, der richtige Weg ist. Er kann Stefan entlasten und wird mit Sicherheit in einigen Spielen auch besser als Lövgren sein.[Zu Igor Anic:]
Igor ist ein kleiner Junge, für ihn ist es schwierig. Er muss noch reifen, wachsen, lernen. Aber er ist eine Alternative, um Marcus Ahlm ein paar Minuten Verschnaufspause zu gönnen. Wenn sich sein Deutsch noch verbessert, wird er auch auf dem Feld besser werden.
Das Ergebnis und der Spielverlauf gehen in Ordnung, am Anfang hatten wir vielleicht zu viel Respekt - von Angst möchte ich nicht sprechen. Omeyer hat sehr gut gehalten, und wir dürfen uns so viele leichte Fehler gegen Kiel einfach nicht erlauben. Durch den Kampf sind wir dann ins Spiel gekommen, zumal Erevik uns mit seinen Paraden geholfen hat. Wir haben aber unsere Chancen nicht genutzt, was angesichts unserer vielen Neuzugänge, der vielen Verletzten und des Umbruchs vielleicht zu verstehen ist. Wir brauchen noch Zeit und haben noch Zeit. Es wird noch viel passieren in der TOYOTA HBL, wir wollten heute Vertrauen gewinnen, die Niederlage ist nicht schlimm.[Zum Foul von Bielecki an Jicha:]
So ein Foul passiert im Handball jedes Mal, das gesamte Spiel über. Jicha ist ja nicht aus Zucker, und eine Absicht, ihn zu verletzen, kann man Bielecki nicht unterstellen. Also waren die Zwei Minuten in Ordnung.
Ich bin froh, dass wir heute gewonnen haben. Der Sieg war sicher und souverän. Bevor wir uns mit dem Pokalspiel gegen den SCM beschäftigen, konzentrieren wir uns voll und ganz auf unser Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen. Ich bin mir nicht sicher, dass die Kronauer Niederlage heute in Essen für uns gut ist. Sicherlich haben sie jetzt zwei Minuspunkte auf dem Konto, aber sie werden natürlich alles geben, um gegen uns diese Niederlage wett zu machen. Das wird ein ganz anderes Spiel als das Supercup-Finale, eine sehr schwere Aufgabe wartet auf uns.[gegenüber den Kieler Nachrichten:]
Am Mittwoch bei den Rhein-Neckar-Löwen werden wir ein ganz anderes Spiel erleben. Nach der Niederlage in Essen wollen die etwas gutmachen. Es wird ein spannender September.
Erst einmal schaue ich in meiner Funktion als Sportdirektor ein Spiel in Kiel genauso, wie 10250 Zuschauer auch - natürlich habe ich eine sehr emotionale Bindung zu den Magdeburgern und jubele dann, wenn die anderen nichts zu jubeln haben (lacht). Ich habe heute viel Positives bei meiner Mannschaft gesehen. Kiel hat uns allerdings in der zweiten Halbzeit mit "gefühlten" 30 Fahrkarten auch in die Hände gespielt. Natürlich ist es blöd, hier verloren zu haben. Wie wir uns verkauft haben, war aber OK.Die Zielvorgabe ist natürlich ein Platz unter den ersten fünf, wobei für uns dann wohl der fünfte Platz hinter den vier "Großen" Kiel, Flensburg, Hamburg und Rhein-Neckar Löwen reserviert ist. Diese Teams sind weit weg von uns.
Die erste Halbzeit haben wir zu viele technische Fehler gemacht. Dann führte Kiel zur Pause mit sechs Toren, dann ist es schwer...
Das war heute ein sehr guter Gegner. Wir haben 50 Minuten sehr gut gespielt, dann nachgelassen.[Frage: Wie bereiten Sie sich vor?]
Magdeburg hat sehr starke Schützen, das Videostudium ist da schon sehr wichtig. Aber es ist auch ein Kampf im Kopf.[Frage: Wie motivieren Sie sich nach der vergangenen Supersaison?]
Wenn man gewinnt, will man wieder gewinnen. Das letzte Jahr war super, aber das ist vorbei. Wir wollen neue Titel gewinnen.
Der heutige Gegner war nicht so leicht. Magdeburg ist ein Spitzenteam, sie haben Weltklassespieler. Das war heute die erste richtige Prüfung. Wir haben gut gestanden und am Ende die zwei Punkte geholt.[Frage: Spricht Noka viel mit den Spielern während des Spiels?]
Niemand kennt den Handball besser als er. Er gibt uns während des Spiels immer wichtige Tips.[Frage: Wie haben sich die Neuen integriert?]
Wir verstehen uns alle sehr gut mit Filip, Börge und Igor. Beim Training läuft alles schon gut, im Spiel brauchen wir noch ein wenig Zeit.[Frage: Müssen Sie am morgigen Sonntag schon wieder trainieren?]
Morgen ist frei, weil wir am Mittwoch schon wieder ein Spiel haben.
Wir wollen unbedingt ein hohes Tempo spielen, und manchmal treten dann ein paar Fehler auf. Aber deswegen werden wir das System nicht ändern. Ich glaube an diese Mannschaft.
Das war ein guter Schritt. Es kommen starke Mannschaften auf uns zu, und bis dahin wollten wir zu Hause keinen Punkt abgeben. Das ist uns gelungen.
Ich bin zufrieden mit dem Saisonbeginn und hoffe, dass meine Form auch in den kommenden Wochen bei den Spitzenspielen anhält. Ich bekomme aber auch viele gute Bälle von meinen Mitspielern.
In jedem Spiel läuft es ein bisschen besser. Man braucht Geduld.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Thierry Omeyer
und das KN-Interview mit Stefan Lövgren.
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2007:
Anders als noch am Mittwoch gegen Minden, schickte Serdarusic zunächst mit Lövgren, Kim Andersson, Lundström, Kavticnik, Karabatic und Ahlm ein eingespieltes Team auf das Parkett, das den Neuzugängen Anschauungsunterricht gab. Im Tor ergänzte Thierry Omeyer die nötigen Reflexe. Erst in der neunten Minute gelang dem starken Grzegorz Tkaczyk der erste Treffer für Magdeburg zum 4:1. Ab jetzt sollte es noch oft eng werden - beim 7:6 (17.), 10:8 (22.) oder 19:16 (39.). Gefährlich allerdings nicht, weil die Kieler im Vergleich das besser funktionierende Uhrwerk mit den hochwertigeren Zahnrädchen auf seiner Seite wusste.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm findet beispielsweise in Riesenschritten zu alter Form zurück und erzielte bereits vor der Pause - von Karabatic, Lövgren und Lund in Szene gesetzt - fünf Tore. Das Kreisläuferspiel und Tore aus dem Rückraum nach dem Motto "Verantwortung an sich gerissen" brachten Kiel nach 30 Minuten mit 16:10 in Führung, weil Nikola Karabatic traf und nach ihrer Einwechslung auch die Neuzugänge Börge Lund und Filip Jicha. Das 14:10 (28.) des norwegischen Spielmachers oder Jichas Hochgeschwindigkeits-15:10 (29.) in den Winkel - Einzelleistungen der Marke Augenschmaus.
Mit Jicha, Lund und Dominik Klein hatte Serdarusic auf eine 5:1-Deckung umgestellt, in der Klein den wurfgewaltigen Polen Karol Bielecki erfolgreich abmeldete, während sein Trainer in seinem Rücken Schwachstellen bloßlegte. "Wir haben genaue Konzepte, und Jicha spielt hinten in der Abwehr nicht ganz so gut wie Karabatic. Manchmal brennt er mir zu sehr. Das braucht Zeit", sagte Serdarusic über den Tschechen. Immerhin, nach der Umstellung gelangen dem SCM bis zur Pause nur noch zwei Treffer.
Nach einer Hälfte also ließe sich fast sagen, dass die Geschichte des Matches erzählt sei. Zwar schwankte der Vorsprung weiter zwischen drei, sechs, drei und am Ende fünf Treffern. Die Kieler leisteten sich leichte Abspiel- und hektische Stockfehler. Auf der anderen Seite hielt der Norweger Ole Erevik, der bei Wiederanpfiff den glücklosen Silvio Heinevetter im Tor des SCM ablöste, sein Team im Spiel. Die Klasse eines Omeyer, der allein Yves Grafenhorst und Christoph Theuerkauf viermal bei Tempogegenstößen entnervte, erreichte er nicht, und es soll an dieser Stelle nicht als illegitime Rechnerei ausgelegt werden, die ausgelassenen Chancen des THW in die Waagschale der Spielbewertung zu werfen. Doch immerhin entwickelte sich ein wahres "Pfostival" mit mindestens zehn Aluminiumtreffern der Zebras (Jicha, Kim Andersson, Karabatic, Klein, Kavticnik). "Kiel hat 30 Bälle verworfen, was normalerweise nicht passiert", wusste auch Magdeburgs Sportdirektor Stefan Kretzschmar. Noka Serdarusic freute sich indes über eine "tolle erste Halbzeit mit einer kompakten Abwehr, einem guten Thierry Omeyer und nur zehn Gegentoren", während sich Magdeburgs Trainer Bogdan Wenta fragte, ob es Angst war, die seine Mannschaft gehemmt hatte, bevor sie "über den Kampf ins Spiel gefunden" hatte. War es nicht, sondern das Kieler Uhrwerk. Das zu sehen, bedurfte es keiner Lupe.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2007)
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