05.10.2007 | Mannschaft |
Erster Halt, Frühstück in der Holtenauer Straße: Ales (spricht sich Alesch) sei ein lustiger Typ. "Ein großes Kind mit 28", sagt der 23-jährige Kavticnik. Pajovic habe ihm in der Nationalmannschaft immer geholfen. Seit Montag bewohnt der 111-Kilo-Athlet Kavticniks Gästezimmer in Melsdorf. Gestern organisierten beide zunächst ein Auto für den Halblinken, dann stand eine Wohnungsbesichtigung in Russee auf dem Programm. "In Celje habe ich immer gespielt. Als ich bei Ciudad auf die Tribüne musste, hat mich das getroffen", sagt Pajovic nachdenklich. Ciudad will Spieler einbürgern, Ausländerplätze im Kader schaffen. Bis dahin wird der Rechtshänder in Kiel spielen und sagt: "Wenn ich im Januar oder Februar noch immer nicht spielen kann, suche ich mir etwas anderes - in Kiel oder woanders." Ein letzter Schluck Fruchtsaft und los.
Zweiter Halt, Reventloubrücke: Zielsicher steuert Kavticnik den Wagen in Richtung Kiellinie. "An schönen Tagen aufs Meer gucken und die Sonne genießen - hier ist es schön", sagt er und parkt wenig später an der Reventloubrücke. Das slowenische Duo blickt über die Förde. Pajovic erzählt von seiner kleinen Familie: Freundin Tina ("Wir brauchen keinen Ring. Sie liebt mich und ich liebe sie"), Tochter Lia (vier Monate) und Sohn Josh (zweieinhalb Jahre) - Bordeaux-Dogge inklusive. Als Tina zum ersten Mal schwanger war, ließ sich die ehemalige slowenische Erstliga-Torhüterin in Madrid den Namen "Josh" auf den Rücken tätowieren. Pajovic zögerte vor der Nadel, trägt seitdem ein Piercing in der linken Augenbraue. Irgendwann wollen beide zurück nach Celje oder Ljubljana. Es beginnt zu regnen. "Als ich zum ersten Mal nach Ciudad Real in Kastilien-La Mancha kam, war es wie eine Wüste bei 42 Grad. Kiel ist total anders." Den Sophienhof habe er schon gesehen. "Gut für meine Freundin. Sie sagt, sie hat keine Klamotten für dieses Wetter."
Dritter Halt, Rathausplatz: Am Wasser entlang geht's dorthin, wo Kavticnik bei Meisterfeiern mit Leidenschaft "Volare" in die Menge schmettert - unter den Balkon des Rathauses. Pajovic spricht über Hobbys. "Adrenalin-Zeugs", sagt er, Lachfalten bilden sich um das Funkeln in seinen Augen bei den Worten: Snowboarding, Jet-Ski, Bungee-Jumping - alles am liebsten im Sommer zu Hause in Celje. Pajovic liebt Fernsehserien (24, Prison Break, Lost), die "Herr der Ringe"-Trilogie, Nelly Furtados Album "Loose" landete zuletzt im CD-Player. Pajovic' Handy klingelt. Tina ist am anderen Ende. Zwei Minuten lang spricht sie, dann ein Küsschen und ein paar Sorgenfalten bei Pajovic. Mutter, Babysitter und Kinder fliegen von Spanien aus nach Deutschland, Tina und Ales' Schwiegermutter haben den Mercedes-Van bepackt und kommen per Auto. "Chaotisch", sagt der "Familienmensch", der sich als ruhigen Handballer bezeichnet: "Auf dem Feld zeige ich keine Emotionen." Es ist der dritte Tag von drei Monaten, die Pajovic in Kiel verbringen wird. Schiene jetzt noch die Sonne, würde der Slowene, der mit Ciudad Real zweimal Meister, Champions-League-Sieger (2006), mit Celje sechsmal slowenischer Meister und mit Slowenien Vize-Europameister 2004 wurde, vielleicht sagen, dass es ihm hier gefällt. Und dass er sich schon heute vorstellen könne, zu bleiben.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2007)
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