17./18.10.2007 - Letzte Aktualisierung: 18.10.2007 | Bundesliga |
Update #2 | Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Essen begann mit einer defensiven, aber aggressiven 6:0-Abwehr, mit der die Kieler zunächst ihre liebe Mühe hatten. Der Gastgeber ging durch zwei Treffer vom jungen Gunnar Dietrich mit 2:0 in Führung, ehe nach einem Siebenmetertreffer des im ersten Durchgang überragenden Vid Kavticnik in der siebten Minute das erste Feldtor für den THW gelang. Der TUSEM war den Zebras aber ebenbürtig, die Führung wechselte nun hin und her: Nachdem Ahlm und erneut Klein die Kieler erstmals mit 4:3 in Führung brachten (9.), konterten die Rheinländer sofort durch Treffer von Oldie Siniak und Siebenmeterspezialist Mark Schmetz. Die beiden waren es auch, die die nächsten TUSEM-Tore erzielten und die Zuschauer beim Stand von 7:6 Mitte der ersten Halbzeit von der Sensation träumen ließen.
Doch nun legten die Zebras einen Gang zu, während Essen vor allem im Angriff gegen eine nun bissigere Kieler Deckung mehrere Bälle verschenkte. Der THW nutzte dies zu schnellen Gegenstößen, die die schnellen Außen sicher in Tore ummünzten - allen voran Vid Kavticnik, der in den zwölf Minuten gleich sieben Treffer erzielen konnte. Nach seinem ersten Doppelpack zum 8:7 glich Klesniks ein letztes Mal für den TUSEM aus, danach zog der THW-Express davon: Über 11:8 (20.), 13:9 (21.) und 16:10 (27.) wurde die Partie in dieser Phase des Spiels vorentschieden, selbst die frühzeitig genommene Auszeit von Essens Trainer Jens Pfänder konnte den freien Fall seiner Mannschaft nicht stoppen. Von diesem Zwischenfall erholte sich der TUSEM erst nach Szilagyis Treffer zum 17:10 etwas, Mark Dragunski und Aljoscha Schmidt verkürzten, ehe Vid Kavticnik mit seinem bereits neunten Treffer den aus Kieler Sicht beruhigenden Halbzeitstand von 18:12 herstellte.
Ein wenig Hoffnung keimte auf, als nach Wiederanpfiff der tschechische Kreisläufer Vrany das 13:18 erzielte und Vid Kavticnik seine zuvor makellose Bilanz vom Siebenmeterpunkt zerstörte. Doch Essen handelte sich auch zwei Zeitstrafen ein und beendete damit die Bemühungen um eine fulminante Aufholjagd selbst. Für Kavticnik sprangen nun Dominik Klein und Marcus Ahlm in die Bresche, sie erhöhten auf 20:13 (34.). Die Kieler ließen aber weiter nicht locker, wollten nun schnell den Sieg endgültig unter Dach und Fach bringen. Zwei weitere Treffer von Ahlm brachten dem THW das 25:17, ehe ein Beinahe-Hattrick von Dominik Klein - nur Klesniks traf zwischendurch - sogar die erste Zehn-Tore-Führung für die Gäste brachte.
Angesichts der zwei bevorstehenden Partien am Wochenende in Celje im Rahmen der Champions Trophy schalteten die Kieler in den letzten 12 Minuten - mittlerweile stand es 30:20 für den THW - einen Gang zurück. Der TUSEM hingegen kämpfte noch um jedes Tor, verkürzte in Überzahl nach einer Zeitstrafe gegen Börge Lund auf 23:30 und wenig später gar auf 27:31 (57.). Doch mehr sprang für Essen in einer hektischen Schlussphase mit vielen Zeitstrafen nicht mehr heraus - Marcus Ahlm und Stefan Lövgren machten den Sack zu und sorgten so für den neunten Saisonsieg im zehnten Spiel.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir waren Anfang des Spiels sehr überrascht von der 6:0-Deckung Essens. Wir wären sonst mit einer anderen Anfangsaufstellung gestartet. So lief unser Spiel anfangs nicht so rund, es dauerte vier bis fünf Angriffe, bis wir ins Spiel fanden. Danach ging es aber recht zügig, "Titi" hat sehr gut gehalten und wir haben so verdient gewonnen. Insgesamt sind wir zufrieden, denn wir haben keine neuen Verletzten, können alle gesund und munter bei der Champions Trophy in Celje antreten.
Wir hatten es heute nur in der Anfangsphase leicht. Der THW spielt den schnellsten Ball in der Bundesliga, daher bekamen wir ab der 15. Minute unsere Probleme. Wir haben zu viele Angriffe über den Kreis spielen wollen, die Anspiele landeten oft beim Gegner - wir haben den THW so zu Gegenstoßtoren eingeladen. In der Abwehr waren wir auch nicht mehr so aggressiv wie in den ersten Minuten und machten es den Kielern so leicht. In den letzten 15 Minuten haben wir aber noch um jedes einzelne Tor gekämpft, das kann zum Ende der Saison noch ganz wichtig sein.Um Kiel ärgern zu können, brauchen wir noch mehr Zeit, wir müssen noch stabiler werden.
Ich kenne hier viele Leute, musste etwas gegen die Ablenkung ankämpfen. Am Ende waren wir viel in Unterzahl und nicht besonders ideenreich. Jetzt hoffen wir, dass wir im nächsten Bundesliga-Spiel wieder zwei, drei Spieler mehr im Kader haben.
Wir wussten, dass hier "Halli Galli" sein würde. Wir sitzen zur Zeit so viel im Bus und im Flieger rum, trainieren wenig, dann fehlt irgendwann die Kraft. So wie gegen Flensburg kann TUSEM ja nicht immer eine Sensation gelingen. Aber vielleicht ja in Flensburg wieder.
Wir wollten um jeden Meter kämpfen und hatten einen Hänger. Kiel spielt so einen schnellen Ball.
Es musste ja irgendwann einmal auch wieder mit den Siebenmetern klappen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2007:
Weit strahlte die massiv verglaste Essener Sporthalle "Am Hallo" in die Dunkelheit des gestrigen Abends hinein. Zum ersten Mal in dieser Saison hieß es "ausverkauft". Der Grund: Der Deutsche Rekordmeister THW Kiel zu Gast, TUSEM zurück in der Ersten Bundesliga, das Trauma des Absturzes in die Drittklassigkeit war überwunden. Selbstbewusst, zielsicher starteten die Essener mit zwei Toren der Marke Ausrufezeichen des Junioren-Vizeweltmeisters Gunnar Dietrich zum 2:0 (5.), der den Vorzug vor dem Ungarn David Katzirz erhalten hatte.
Überhaupt entpuppte sich der Gastgeber als "Überraschungspaket". Verblüfft waren sicherlich Halldor Sigfusson und Eryk Kaluzinski, die auf der Tribüne Platz nehmen mussten. Das Gerücht einer Suspendierung des Duos sickerte durch. Verblüfft waren auch die Kieler angesichts einer Essener 6:0-Deckungsvariante. "Ja, wir hatten nicht damit gerechnet und hätten sonst auch mit einer anderen Formation begonnen", gab THW-Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen später zu.
Es dauerte also, bis die "Rechtshänder-Bande" Stefan Lövgren, Ales Pajovic und Börge Lund im Rückraum, der ab der zehnten Minute durch den ehemaligen Essener Viktor Szilagyi ersetzt wurde, anfängliche Angriffs-Konfusion abgestellt hatte. Für eine komfortable Pausenführung waren jedoch andere Faktoren verantwortlich. Die Kieler Abwehr baute hohe Mauern in das Essener Engagement, das bis zum 8:8 (17.) vorzüglich funktionierte, profitierte von Ballgewinnen und von Paraden Thierry Omeyers. Zwar saß Ex-Nationalspieler Mark Dragunski auf der Bank (TUSEM-Trainer Jens Pfänder: "Kiel spielt schnell, darum habe ich ihn draußen gelassen"), der wendige Tscheche Vaclav Vrany am Kreis konnte seine Stärken allerdings nur selten entfalten.
Fehler des Gegners potenzierten die Spieler von THW-Coach Noka Serdarusic zu Tempo. Geschwindigkeit, von der besonders der bei Gegenstößen abgebrühte Dominik Klein (8) profitierte. "Wir waren wie das Kaninchen vor der Schlange", kritisierte Pfänder. Eine Schlange, die mit Klein biss, mit Vid Kavticnik, der die Siebenmeterkrisen-Diskussion mit vier Treffern beendete und zudem sechsmal aus dem Feld traf.
Diese Zutaten reichten schon, um die Partie vor der Erstliga-Kulisse beim 18:28 (43.) in sichere Bahnen gelenkt zu haben. Kleins Gegenstöße gepaart mit dem immer wieder verblüffenden "Ball-Magnetismus" eines Marcus Ahlm am Kreis, der hart schuftete, fünfmal traf, Siebenmeter herausholte, waren der Grundstein eines Erfolges, der am Ende der Partie in Stückwerk und temporärer Ideenlosigkeit aus dem Rückraum komplettiert wurde. Ein Stemmwurf reihte sich zwischen dem 20:30 (47.) und 26:31 (57.) an den nächsten. Fast alle landeten im Essener Block, als sich Kieler Kräfteverschleiß Bahn brach, Kapitän Lövgren das Heft an sich riss, mit einer Einzelaktion zum 26:32 (57.) ein letztes Zeichen setzte.
Und da war es dann, das gute Gefühl auf beiden Seiten. Bei den in den letzten 15 Minuten druckvollen Essenern und bei den Kielern, die nicht nur zwei Punkte einsammelten (Petersen: "Wir haben uns gefreut, wieder hier in Essen spielen zu dürfen"), sondern jetzt in Celje bei der Champions Trophy und bei der anschließenden Supercup-Pause der Rückkehr ihrer verletzten Akteure Nikola Karabatic, Kim Andersson und Christian Zeitz harren.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2007)
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