Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Ein Lächeln huschte Ende November über das Gesicht von Uwe Schwenker - eine Mischung aus Erleichterung und Vorfreude ließ seine Gesichtszüge entspannen. Wohl zum ersten Mal war der Geschäftsführer des THW glücklich darüber, dass seine Prognose nicht eintraf. "Wir spielen gegen Flensburg, Barcelona und Zagreb - hundertprozentig haben wir eine spanische Mannschaft in der Gruppe", hatte Schwenker vor der Auslosung nach der Befragung des Orakels einen Tipp zu Protokoll gegeben. Anders als vor der Auslosung zur ersten Gruppenphase, als Schwenker eine beinahe einhundertprozentige Treffsicherheit an den Tag gelegt hatte ("Wir würden gern gegen Hammarby und Montpellier spielen), behielt er dieses Mal nur eingeschränkt Recht.

Immerhin: Der THW bekommt es in der nächsten Runde mit einem spanischen Vertreter zu tun. Doch nicht Ciudad Real, Barcelona oder Portland San Antonio kreuzen mit den Zebras in der nächsten Runde die Klingen, sondern Ademar Leon. Jener Verein, der in der laufenden Saison in der spanischen Liga Ciudad Real schlug und gegen Portland und Barcelona jeweils ein Remis ertrotzte. Und auch vor dem zweiten Gruppengegner, Chehovski Medvedi Moskau, muss man Respekt haben. Schließlich spielt in dem Klub aus der russischen Hauptstadt beinahe die komplette Nationalmannschaft der Supermacht im Osten. Außerdem erreichten das Team in der Vorrunde in Hamburg ein 32:32-Remis. Und auch der vierte im Bunde, US Ivry, wird den Zebras auf dem Weg in ein mögliches Halbfinale alles abverlangen. Immerhin schlug das Team um den französischen National-Rechtsaußen Luc Abalo in der vergangenen Saison Montpellier HB im Kampf um die Meisterschaft.

"Wir wollten Ciudad und Flensburg aus dem Weg gehen", freute sich Schwenker trotzdem über die Auslosung, "nicht nur deshalb sind wir zufrieden. Wir nehmen die Favoritenrolle an und können unseren Fans wieder etwas Neues bieten." Wichtig für den Verlauf des Wettbewerbs sei es vor allem, dass von der Europameisterschaft im Januar alle Kieler Spieler wieder wohlbehalten zurückkehren. Weniger zufrieden zeigte man sich da schon in Leon. Jordi Ribera, Trainer beim spanischen Spitzenklub, war zunächst etwas frustriert: "Mit Kiel haben wir genau den Gegner bekommen, den niemand wollte." Dann aber besann er sich auf die eigene Stärke seines Teams. "Wer Ciudad schlägt und gegen Portland und Barca bestehen kann, braucht vor niemandem verstecken."

Während man also in Kiel und Leon ge- aber doch entspannt der zweiten Gruppenphase entgegen blickt, erwischte es die beiden anderen Nordvereine in der nächsten Runde gleich doppelt dick: Nicht nur, dass der HSV Hamburg und die SG Flensburg-Handewitt in ein und dieselbe Gruppe gelost wurden - mit Portland San Antonio und RK Zagreb (CRO) werden sich zwei weitere Favoritenteams um den einzig zum Halbfinal-Einzug berechtigenden ersten Platz streiten. "Das ist eine Mördergruppe", stöhnte HSV-Manager Piet Krebs, "aber zumindest in Sachen Reisekosten ist die Gruppe gut." Und auch Fynn Holpert, Manager der SG Flensburg-Handewitt, war nicht gerade begeistert über die Auslosung: "Das ist ein absoluter Hammer, die schwerste aller Gruppen."

Ebenso beim VfL Gummersbach, dem vierten deutschen Vertreter in der Champions-League-Hauptrunde, kam angesichts von Montpellier HB (FRA), Gorenje Velenje (SLO) und Ciudad Real kaum große Freude auf die nächste Runde auf: "Ciudad Real ist neben Kiel natürlich der stärkste Verein in der Königsklasse", sagt Francois Xavier Houlet, der Sportdirektor des VfL, beim Verlassen des Gartenhotels Altmannsdorf - einem Ort, der sich durch diese Auslosung ins Gedächtnis der Handballfans gebrannt haben wird .

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)