Aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2008:

Damit bleiben die Skandinavier das Team der letzten Sekunden. Das wichtige 27:27 gegen Ungarn am Dienstag hatte Rechtsaußen Jan Lennartsson mit dem Abpfiff perfekt gemacht. Gestern war es Linksaußen Jonas Källman, der mit seinem achten Tor die sonst so kühlen Schweden in eine Tanzgruppe verwandelte. Die Spanier hatten in der Schlussminute alles auf eine Karte gesetzt und den Torhüter ausgewechselt. Sie mussten gewinnen.

Mariano Ortega schnappte sich den Ball, der 39-jährige Tomas Svensson hielt und schickte Källman auf die Reise, der nur noch ein leeres Tor vor sich hatte. Ausgerechnet Källman, der für Ciudad Real spielt und in den Reihen der Spanier sechs Kollegen hat.

"Jetzt sind wir so weit gekommen", meinte ein strahlender Marcus Ahlm (THW Kiel). "Nun wollen wir auch den Weltmeister schlagen."

Fast wäre Vereinskollege Kim Andersson, der beim Stand von 26:26 mit einem Siebenmeter an Jose Hombrados gescheitert war, zur tragischen Figur der Schweden geworden. Eine Szene, die ins Bild passte. Der Kapitän übernimmt Verantwortung, kämpft wie ein Löwe, sucht aber in Norwegen noch seine Form. "Manchmal kümmere ich mich zu viel um die anderen und vernachlässige mein Spiel", sagt der 25-Jährige, der die rot-weiße Binde um den rechten Arm aber nicht als Entschuldigung nutzen will. "Ich fühle mich unglaublich schlapp, habe keine Power. Nach fünf Minuten bin ich immer tot." In der EM-Vorbereitung hatte der Linkshänder mit einer schweren Erkältung gerungen, seitdem ist der Akku leer. Im Frankreich-Spiel verletzte er sich am linken Knie. Noch ist ungeklärt, welchen Schaden es genommen hat. Andersson hat Schmerzen, aber er beißt auf die Zähne. Er ist der Kapitän. "Darauf bin ich unglaublich stolz." Außerdem fehlt im rechten Rückraum Ersatz. Oscar Carlen (Ystad), der sich im Februar entscheiden will, ob er zur SG Flensburg wechseln wird, ist erst 19 Jahre alt.

Seine Zukunft hat Andersson geklärt. Ciudad Real war bereit gewesen, rund eine Million Euro Ablöse für den 120-fachen Nationalspieler zu bezahlen. Im Oktober hatte er sich mit den Verantwortlichen des Klubs getroffen und einen Medienwirbel ausgelöst, mit dem er nicht gerechnet hatte. "Wochenlang wurde ich nur noch auf Ciudad angesprochen. Das nervte." Das wird der Zwei-Meter-Mann nun nicht mehr. Er will seinen bis Juni 2010 dotierten Vertrag in Kiel auf jeden Fall erfüllen. "Vielleicht bleibe ich auch mein Leben lang in Deutschland."

Heute spielt er erst einmal gegen Deutschland. "Das ist für mich ein besonderes Erlebnis, schließlich treffen wir auf zwei, eigentlich drei andere Kieler", sagt Andersson, der zu Dominik Klein und Christian Zeitz auch Ex-Torhüter Henning Fritz addiert. "Bei unserem letzten Spiel gegen Kieler haben wir richtig Prügel bezogen", sagt er und meint das 24:28 gegen Frankreich. "Das wiederholt sich hoffentlich nicht."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2008)

Lesen Sie bitte auch unseren Bericht zum Spiel gegen Spanien...