09.02.2008 | EM 2008 |
Und abgesehen davon, dass die Ansammlung von WM- und EM-Titeln inflationär ist (Wer ist eigentlich aktueller Welt-, Europameister oder Olympiasieger?), schadet sich die Sportart selbst. Handball hat sich kräftig weiterentwickelt. Tempo, Athletik, Akrobatik und Spannung haben den Sport zu einer begehrten Fernseh-Ware aufbereitet, die in Spitzenwerten sogar König Fußball Konkurrenz macht. Doch gerade die vergangene EM hat allen Beteiligten gezeigt, dass der Sport ganz schnell wieder in der Nische verschwinden könnte. "Ich sehe nur müde Krieger und keinerlei taktische Weiterentwicklungen", stöhnte Manager Uwe Schwenker über die Qualität der EM-Spiele. Weil Kraft und Explosivität durch die Vielzahl der Spiele erlahmen, wird auch das Spiel unattraktiv, der Zuschauer langweilt sich. Trainer Noka Serdarusic beklagte einen Rückschritt in den Handball der 70-er Jahre. "Wir schaden uns selbst."
Das sind Erkenntnisse und Aussagen, die stets neu getroffen werden, aber bei den Interessenvertretern nicht ankommen. Es ist eine eigenartige, sich verselbständigende Parallelwelt entstanden. EHF und IHF sollten den Handballern dienen, aber sie sind zu Gegnern geworden, die den Sportlern und Fans den Spaß verderben. Kürzlich hat sich eine Spielergewerkschaft unter Vorsitz des Spaniers Jaume Fort Mauri gegründet. Der Rechtsanwalt spricht eine klare Sprache. "Die Spieler sind die Könige", sagt er. Und: Die Verbände sollten das nicht als Drohung auffassen, "aber es wäre klug, auf die Spieler zu hören."
Fort Mauri verspricht, die großen Probleme mit seinen Mitstreitern angehen zu wollen, "weil verhindert werden muss, dass großartige Athleten wie Nikola Karabatic mit 26 Jahren Invaliden werden." Den hehren Worten sollten Taten folgen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2008)
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