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22.03.2008

KN-Interview mit Uwe Schwenker: "Wir werden oben bleiben"

Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel, sieht die "Zebras" weiter auf Augenhöhe mit der Konkurrenz

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2008:

Uwe Schwenker: "Wir sollten in den nächsten zwei Jahren gut aufgestellt sein."
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Kiel - Uwe Schwenker ist zur Zeit an sein Zuhause gefesselt. Beim Freizeitsport mit dem Springseil riss dem THW-Manager in der vergangenen Woche die Achillessehne im linken Bein. Vor den entscheidenden Spielen des Rekordmeisters eine günstige Gelegenheit für ein Interview. Schwenker kann schließlich nicht weglaufen. Hätte der ehemalige Linksaußen, der Montag seinen 49. Geburtstag feiert, aber ohnehin nicht gemacht. Kiels Manager, der auch Vizepräsident der "Group Club Handball", einer Vereinigung internationaler Top-Klubs, ist, gilt als ausgesprochen professionell.
Mit Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel, sprachen Reimer Plöhn und Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Der THW spielt seit 1994 ständig um die Meisterschaft mit, ist er auch 2015 noch ganz oben dabei?
Uwe Schwenker:
Wir werden oben bleiben. Aber wir werden uns wirtschaftlich noch besser aufstellen müssen. Diesbezüglich gehe ich davon aus, dass wir schon längst überholt worden sind von Klubs wie den Rhein-Neckar Löwen, HSV Hamburg oder TBV Lemgo. Vor allem die "Löwen" mit der Familie Hopp im Hintergrund (Software-Riese SAP, die Red.) werden stark zu beachten sein.
Kieler Nachrichten:
In der Tabelle liegt der THW dennoch vorn, wo liegt das Geheimnis?
Uwe Schwenker:
Wir haben Spieler wie Karabatic, Kavticnik oder Kim Andersson, das ist natürlich eine gute Situation. Ein Geheimnis? Es gibt keines. Karabatic hat mal gesagt: Hier ist der Handball zuhause. Das trifft es genau, und das spielt für die Jungs eine wichtige Rolle.
Kieler Nachrichten:
Mit der Provinzial und der Sparkasse setzt der THW auf regionale Sponsoren. Ist dieses Konzept zukunftstragend?
Uwe Schwenker:
Wir haben einen bis 2010 laufenden Vertrag mit unserem Hauptsponsor, der Provinzial. Es gibt einen internationalen Großsponsor (Kasi-Group, Anm. der Red.), der ein starkes Interesse an uns hat. Das weiß die Provinzial. Es ist aber ein Gebot der Fairness, mit einem langjährigen, guten Partner, die Situation zu erörtern. Wir werden versuchen, in den nächsten ein bis zwei Monaten eine Lösung herbeizuführen. Unbestritten ist, dass wir im Konzert der Großen bleiben wollen. Deshalb müssen wir den Rahmen anpassen. Wenn es mit regionalen Sponsoren nicht geht, müssen wir uns anders aufstellen.
Kieler Nachrichten:
Um mehr Geld zu verdienen, denken einige Top-Klubs über eine eigene Europaliga nach. Wie ist der Stand der Dinge?
Uwe Schwenker:
Es wissen nur wenige, wie weit die Planungen schon sind. Wir sind aber willens, mit der Europäischen Handball-Föderation zusammen zu arbeiten. Nur müssen die Funktionäre endlich verinnerlichen, dass wir es ernst meinen. Wir wollen mehr Mitspracherecht haben und uns nicht länger mit Versprechungen abspeisen lassen. Um die Fans sorge ich mich nicht. Ich bin sicher, dass sie diese Liga als Ersatz für die Champions League schnell akzeptieren würden.
Kieler Nachrichten:
Zurück zum Kader. Es ist bekannt, dass Ciudad Real an einer Verpflichtung Kim Anderssons interessiert ist...
Uwe Schwenker:
Das ist ein Kompliment. Es zeigt, dass wir begehrte Spieler haben. Kim hat uns mitgeteilt, dass die Gespräche mit Ciudad abgebrochen sind. Gleichwohl würden wie seinen Vertrag gerne vorzeitig über 2010 hinaus verlängern.
Kieler Nachrichten:
Was ist mit Marcus Ahlm, der hat nur noch bis 2009 Vertrag?
Uwe Schwenker:
Auch Marcus ist ein ganz wichtiger Spieler, den wollen wir gerne über 2009 hinaus behalten. Wir werden gleich nach der Saison mit ihm verhandeln.
Kieler Nachrichten:
Was geschieht auf den Linkshänderpositionen? Dort gibt es nur drei Spieler, und Zeitz ist angeschlagen.
Uwe Schwenker:
Wir haben Kontakt mit einem jungen deutschen Talent. Zeitz ist in der Tat die ganze Saison über verletzt, und jetzt ist auch Schluss, er kommt aus dieser Spirale nicht heraus. Er hat nur Schmerzen, er kann nicht werfen und uns deshalb auch nicht helfen. Aus diesem Grund ist es jetzt unerlässlich, ihn aus dem Spielbetrieb herauszunehmen.
Kieler Nachrichten:
Sein Vertrag ist um drei Jahre verlängert worden. Was wird mit ihm?
Uwe Schwenker:
Vor dem Hintergrund seiner Verletztenmisere ist er nicht richtig zu beurteilen. Er zweifelt derzeit an allem. Ich gehe aber davon aus, dass er zur neuen Saison wieder fit ist. Das Publikum hat ein sehr feines Gespür und in den letzten Spielen gezeigt, dass es ihn mag. Das hat ihm sicher geholfen. Und man hat ihn, was ja selten vorkommt, auch mal lächeln gesehen.
Kieler Nachrichten:
Haben Sie schon mal dran gedacht, ohne ihn zu planen?
Uwe Schwenker:
Nein.
Kieler Nachrichten:
Viktor Szilagyi und Mattias Andersson gehen, Andreas Palicka kommt, 2009 noch Fredrik Larsson, der wohl Stefan Lövgren ersetzt. Steht der Kader?
Uwe Schwenker:
Ja, so sollten wir in den nächsten zwei Jahren gut aufgestellt sein. Ob Lövgren geht oder bleibt, entscheidet er. Langfristig? Es gibt lose Kontakte zu interessanten Spielern. Einer ist der serbische Kreisläufer Milutin Dragicevic aus dem dänischen Silkeborg. In erster Linie würde ich aber gerne den aktuellen Kader langfristig zusammenhalten.
Kieler Nachrichten:
Gibt es in Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit dem Zweitligisten TSV Altenholz, eventuell als Farmteam?
Uwe Schwenker:
Wir würden beim TSV gerne vier, fünf junge Spieler mit einem Doppelspielrecht einbauen. Unser Problem: Sie müssten dann auch spielen. Wir haben mit dem 16-jährigen Hendrik Pekeler, ein 2,02-Meter-Junge aus Bad Bramstedt, einen Vier-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Der wird nach Altenholz gehen. Von seiner Sorte hätten wir gerne noch zwei oder drei. Wir werden künftig jährlich einen sechsstelligen Betrag in die Nachwuchsarbeit stecken. Und wir sind dabei, eine Jugendspielgemeinschaft Kiel unter Federführung des THW zu gründen. Deshalb hätte ich auch Klaus-Dieter Petersen gerne behalten, der als Co-Trainer und Jugendkoordinator des DHB sehr viel Gutes für uns hätte machen können.
Kieler Nachrichten:
Stichwort Petersen. Gibt es bald einen neuen Co-Trainer, und wann hängt, wie versprochen, sein Bild neben Dahlinger und Wislander unter der Hallendecke?
Uwe Schwenker:
Das hängt da schon lange, es muss nur ausgerollt werden. Dafür bot sich bisher keine Gelegenheit, es sollte aber bald geschehen. Co-Trainer? Es gibt Überlegungen, mit einem Fitnesstrainer zusammen zu arbeiten.
Kieler Nachrichten:
Was machen Sie mit Igor Anic, dem der Trainer öffentlich deutlich gemacht hat, dass er keine Verwendung für ihn hat?
Uwe Schwenker:
Das war eine unglückliche Äußerung und nicht Nokas Art. Das kommt nicht wieder vor. Ich bin mir sicher, dass Igor eine gute Entwicklung nehmen wird. Ob bei uns oder woanders. Nach Lund und Jicha gab es kein Geld für einen internationalen Top-Kreisläufer, ein Igor Vori war nicht machbar. Das wusste Noka. Es kommt übrigens kein Spieler, den er nicht will. Immer fertige Spieler zu kaufen, kann auch nicht unsere Philosophie sein. Wir wollen junge, hungrige holen, die sich unter Noka entwickeln.
Kieler Nachrichten:
Sie arbeiten seit 15 Jahren mit Noka Serdarusic. Bleiben Sie und er ein Paar?
Uwe Schwenker:
Ich bin seit 28 Jahren in Kiel. Für mich ist es derzeit nicht denkbar, den THW zu verlassen. Gedanken über einen Noka-Nachfolger habe ich mir noch nicht gemacht. Er ist immer noch heiß. Hat er einen Titel gewonnen, denkt er schon an den nächsten. Aber auch seine Zeit ist endlich. Eines ist aber klar: Egal, wer sein Nachfolger wird, er tritt in sehr große Fußspuren.

(Das Interview führten Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2008)


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