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15.04.2008 Champions League / Bundesliga

Kieler Nachrichten: Freude über Finaleinzug überwiegt Nachlässigkeiten

Heute Auslosung für Heimrecht in der Champions League - THW morgen gegen HSV

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.04.2008:

Kiel - Bei 15 Plusgraden enterten die Handballer vom THW Kiel am Sonntag gut gelaunt ihr Charterflugzeug in Barcelona. Ruhiger Flug, nach zweieinviertel Stunden folgte die Landung in Lübeck. Gemeinsam mit 70 THW-Fans folgten ein paar Meter zu Fuß über die Rollbahn in Richtung Abfertigungshalle. Aber dann: Die Türen waren verschlossen, der Champions-League-Finalist musste bei vier Grad im Nebel auf Einlass warten.
Nach knapp zehn Minuten hatte das Lübecker Flughafenpersonal sein Versehen bemerkt, dann durfte der Deutsche Rekordmeister in die wärmende Halle. Ein Fauxpax, der allseits mit einem Schmunzeln quittiert wurde. Die Freude über den insgesamt dritten Finaleinzug in der europäischen Handball-Königsklasse nach 2000 und 2007 wirkte stärker. Zwar hatten die "Zebras" beim 37:44 in Barcelona ihre höchste Saisonniederlage und die meisten Gegentore in der Vereinsgeschichte kassiert, aber ernsthaft gefährdet wurde der Gesamterfolg nach dem 41:31-Hinspielsieg in Kiel nicht.

Bis zur 45. Minute dominierten die Schleswig-Holsteiner das Geschehen im gefürchteten Palau Blaugrana, legten meist eine knappe Führung vor. "Ich glaube, dass Barca bis zu diesem Zeitpunkt in eigener Halle noch nie so an die Wand gespielt wurde, wie von meiner Mannschaft", sagte Trainer Noka Serdarusic. Hätte sein Team die Chancen genutzt, wäre schon zur Halbzeit alles klar gewesen. Nach dem 32:33-Treffer von Filip Jicha schienen die Kieler aber abzuschalten, waren mit dem Kopf wohl schon im Flieger auf dem Heimweg. Barcelona hätte zu diesem Zeitpunkt elf Tore Vorsprung benötigt, um die "Zebras" noch abzufangen.

Bei denen schlichen sich um die 50. Minute herum jedenfalls Nachlässigkeiten ein, die die Spanier, angetrieben von den überragenden Iker Romero (zehn Tore) und Demetrio Lozano (9), fünf, sechs Tore davoneilen ließen. Es war wieder Feuer unterm Hallendach. Das habe ihn nachdenklich gemacht, zürnte Serdarusic. "Ich habe meinen Trainingsanzug völlig unnötig noch einmal nass geschwitzt." Sorgen, die Kapitän Stefan Lövgren nicht teilen mochte. Möglich, dass man nicht schnell genug auf "Barcas" Umstellung auf die aggressive 3:3-Abwehr reagiert habe, sagte Kiels Spielmacher, "es wurde zwar hektisch, aber nie richtig gefährlich für uns." Die aufkommende Härte warfen sowohl THW-Trainer wie auch Kapitän nicht den Gastgebern vor, sondern dem dänischen Schiedsrichtergespann. Lozano habe zwar ordentlich hingelangt, bemerkte Serdarusic, "aber Deme wollte ein Zeichen setzen, seine Mitspieler aus der Lethargie reißen."

Darüber sei in seiner Mannschaft keiner mehr sauer. "Wir haben uns nach dem Spiel in den Arm genommen. So etwas ist normal und Teil des Spiels", sagte Lövgren. Wichtig, so der THW-Kapitän, sei nur: "Wir stehen im Finale, und darüber freuen wir uns gewaltig."

Die Auslosung findet heute in der EHF-Zentrale in Wien statt. Die "Zebras" sind durch Schiedsrichter-Betreuer Dietrich Ziemer vertreten. Gesucht wird natürlich nicht der Endspielgegner, der steht nach dem Halbfinal-Erfolg über den HSV Hamburg mit Spaniens Tabellenführer Ciudad Real fest. Heute wird mit der Glückskugel entschieden, welches Team in den beiden Finalspielen zuerst Heimrecht hat. Lövgren wünscht sich die Spanier zum Rückspiel in die Kieler Sparkassen-Arena. "Es wäre wichtig, wenn die Entscheidung bei uns fällt."

Seinem Trainer ist der Ausgang des Losverfahrens egal. "Das spielt für mich keine Rolle." Serdarusic hat die Champions League ohnehin erst einmal abgehakt. "Im April fällt die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft, bei uns denkt niemand mehr an Ciudad Real." Dabei geht es schon morgen für die "Zebras" um die Wurst. Um 20.15 Uhr (live im DSF) sind sie Gast in der ausverkauften Color Line Arena. Gelingt ein Sieg beim Tabellendritten HSV Hamburg wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Titelverteidigung gesetzt.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.04.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.04.2008:

Pressestimmen zum Spiel in Barcelona

  • "Mundo Deportivo":
  • Das Wunder zog an Barca vorüber. Die Reaktion kam spät und bescherte der Azulgrana einen fruchtlosen Sieg.

  • "La Vanguardia":
  • Sieg ohne Prämie für Barca. Die Hürde aus dem Hinspiel, die Kiel mit seiner großartigen Offensive errichtet hatte, war nicht zu überwinden.

  • "El Pais":
  • Die Magie des Palau Blaugrana war nicht genug, um Barca ins Finale zu tragen.

  • "ABC":
  • Ein ausgezeichnetes Barcelona streifte eine Heldentat gegen einen exzellenten Gegner.

  • "La Razon":
  • Der Zehn-Tore-Rückstand war für Barca ein zu großes Hindernis.

    (zusammengestellt von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 15.04.2008)


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