THW-Logo
29.04.2008

Kieler Nachrichten: Alles in die Waagschale geworfen

Lommel hatte Szilagyi nicht auf der Rechnung - THW nach dem Krimi von Berlin morgen gegen HSG Nordhorn

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.04.2008:

Kiel - Der 27:26-Erfolg am Sonntag bei den Füchsen Berlin war ein Lehrstück dafür, dass im Handball alles möglich ist. Auch, dass ein Weltklasse-Team wie der THW allein durch engagiertes Auftreten eines Aufsteigers ins Schlingern geraten kann. Sechs Tore lagen die "Zebras" in der 48. Minute zurück, nichts ging mehr, dann folgte die dramatische Aufholjagd mit frischem Personal und dem sehr glücklichen Siegtreffer in letzter Sekunde durch Viktor Szilagyi.
Das nicht mehr erwartete Happy-End überraschte selbst den Großteil der fast 4000 THW-Fans in der mit 10 000 Menschen rappelvollen Max-Schmeling-Halle. Aber die famosen Rettungstaten von Mattias Andersson im Kieler Tor, das Aufbäumen im gesamten Team und die vielleicht wichtigsten drei Karriere-Tore von Viktor Szilagyi drehten die Partie. Ein Sieg, der in der Endabrechnung den Ausschlag zur 14. Deutschen Handball-Meisterschaft geben könnte. Mit einem Punkt Vorsprung auf Flensburg-Handewitt halten die Kieler drei Spieltage vor dem Abpfiff der Bundesliga damit weiterhin alle Trümpfe in der Hand und können den Titel aus eigener Kraft gewinnen. "Dafür mussten wir alles Glück, das wir uns zuvor in der gesamten Saison verdient hatten, in die Waagschale werfen", stöhnte ein sichtlich geschaffter THW-Manager Uwe Schwenker.

"Tragisch", nannte Füchse-Coach Jörn-Uwe Lommel den Moment, als den Berlinern die Sensation aus den Fingern glitt. In diesem Spiel seien all jene Faktoren zusammengekommen, die eine Überraschung möglich hätten machen können. "Karabatic hatte einen rabenschwarzen Tag, andere Leistungsträger waren nach 54 Pflichtspielen ebenfalls müde. Hinzu kam, dass wir uns in einen Rausch gespielt haben." Aber, so Berlins Trainer weiter, man habe auch gesehen, welche personellen Möglichkeiten diese Kieler besäßen. "Die sind einfach cool. Den Szilagyi zum Beispiel hatten wir gar nicht auf der Rechnung."

Gänsehaut-Feeling verspürten am Ende nicht nur die Fans, auch THW-Rückraumspieler Filip Jicha mochte nicht mehr hinsehen. Der Tscheche hatte sich in den Schlussminuten aus dem Staub gemacht und wartete in den Katakomben auf das vermutlich bittere Ende. "An der Reaktion des Publikums habe ich dann bemerkt, dass noch etwas geht. Ich kam gerade rechtzeitig zur Jubelparty zurück." Die letzten Minuten bekam Jicha im Mannschaftsbus nachgereicht. Eine Siegesfeier habe es bei der Rückfahrt nicht gegeben, sagt Kapitän Stefan Lövgren. "Wir haben etwas gegessen und dann das Video vom Füchse-Spiel gesehen." Eine Zwangsmaßnahme des Trainers? "Nein", sagt Lövgren und schmunzelt, "aber Noka hat das Video für uns reingeschoben."

Trainingsfrei gab es nicht. Obwohl, wie Serdarusic betont, "nach solch einem Spiel drei freie Tage angebracht gewesen wären. Es ist für die Spieler aber besser, sich ein wenig auszulaufen als den Abend auf dem Sofa zu verbringen." Kiels Trainer bastelte gestern an weiteren Videos. Heute, um 14.30 Uhr, ist erneut "Filmzeit" für die "Zebras". Inhalt des Streifens: Stärken und Schwächen des kommenden Gegners HSG Nordhorn. Anpfiff ist morgen Abend um 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena. Der Termin-Wahnsinn kennt keine Pause.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.04.2008)


(29.04.2008) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite