Handball spielt zur Zeit nur eine Nebenrolle, aber es war
trotz der Fußball-Europameisterschaft natürlich ein
sehr aufregender Tag. Die Telefone glühten. Alle wollten
wissen, wie es zur Trennung gekommen ist. Andere wollten
Hintergründe erläutert haben. Wir haben uns aber
auf die Formulierung "private Gründe" geeinigt. Ich bleibe
dabei, dass man respektieren sollte, dass private Gründe
auch privat bleiben, auch wenn Noka und ich Menschen
sind, die sehr stark in der Öffentlichkeit stehen. Trotz der
Differenzen mit Noka ist bei mir aber eine große Traurigkeit
vorhanden, wir hatten 15 Jahre lang eine gute und erfolgreiche
Zeit, bis es zu dieser Trennung kam.
Erst einmal suchen wir einen neuen Trainer. Es gibt zwei
Szenarien. Erstens die Premiumlösung: Wer kann zur
neuen Saison der adäquate Nachfolger von Serdarusic
werden? Daran arbeite ich mit Hochdruck. Es gibt ernsthafte
Gespräche mit mehreren Kandidaten.
Unser Wunschkandidat soll ein Mann aus Nordeuropa
sein. Wer aus dieser Region stammt, passt ausgezeichnet
zu unserer Mannschaft, dem Umfeld und den Fans. Wenn
man also über einen charismatischen Trainer mit großem
Fachwissen spricht, der zudem seine Wurzeln in
Nordeuropa hat, kommt man zwangsläufig unter anderem
auf den Namen Alfred Gislason.
Gespräche werden derzeit in verschiedenen Richtungen geführt,
aber es macht keinen Sinn, Wasserstandsmeldungen herauszugeben. Sollte es
übrigens nicht sofort klappen, gibt es den Plan B mit der
Interimslösung Stefan Lövgren. Unser Kapitän ist
grundsätzlich bereit. Er wäre dann als Spielertrainer für
den taktischen Bereich zuständig, er hat eine große
Kompetenz und Anerkennung in den Spielerreihen.
Wir würden ihm aber einen Trainer zur Seite stellen, der
im Hintergrund arbeitet und hauptsächlich von außen fürs
Coachen zuständig ist. Aber: Vorrang besitzt die große Lösung
mit einem neuen Cheftrainer.
Ich habe leider nicht mit allen Spielern sprechen können,
viele sind noch im Urlaub oder in der Olympia-Vorbereitung.
Aber allen Spielern ist in erster Linie wichtig,
dass die Mannschaft so zusammenbleibt wie sie jetzt
ist. Nikola Karabatic, der ja
einmal gesagt hat, er hätte seinen Vertrag bis 2012 auch
wegen Noka verlängert, erklärte
mir, dass er zwar sehr traurig über die Entwicklung
sei. Aber ihm ist es eine Herzensangelegnheit, dass diese
Mannschaft zusammen bleibt. Meine Aufgabe ist es
jetzt, der Mannschaft eine qualifizierte Trainerlösung
zur Verfügung zu stellen.
Die alten Strukturen und Automatismen sind aufgebrochen,
wir werden jetzt sicher einiges reorganisieren. In der
neuen Situation liegt auch eine große Chance. Durch den
Klub wird wieder ein frischer Wind wehen. Ob in der Geschäftsstelle,
dem Marketingbereich oder anderen wichtigen Schnittstellen. Ich
bin mir sicher, dass sich das in absehbarer Zeit auch auf
Sponsoren und Fans übertragen lässt. Wir werden den
neuen Schwung nutzen, um mit der starken Bundesliga-Konkurrenz
mithalten zu können. Ich bin da sehr zuversichtlich.
Derzeit gibt es keine Kommunikation, aber ich hoffe, dass
wir beide uns irgendwann wieder über Handball unterhalten
und auch ein Bier zusammen trinken können.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.06.2008)