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27.08.2008 Vorbereitung

"Unser Norden"-Cup 2008: Kolding IF demnächst wieder in der Schlussrunde?

Von Dr. Oliver Schulz:

Wie in den vergangenen Jahren präsentiert der THW Kiel auch diesmal attraktive Gegner beim "Unser Norden" Cup (siehe Vorbericht). Mit Viborg HK und Kolding IF messen sich zum dritten bzw. vierten Mal in der Saisonvorbereitung dänische Teams mit dem deutschen Rekordmeister. Kolding IF zählt zu den erfolgreichsten Mannschaften des Landes überhaupt, belegte in der letzten Spielzeit allerdings nur den undankbaren fünften Rang. Zuletzt litten die Rot-Weißen aufgrund zahlreicher Verletzter unter einer sehr knappen Personaldecke.
Nur 24 Stunden nach dem "Unser Norden" Cup lädt Kolding IF zur Saisoneröffnung ein. Neben der Vorstellung des neuen Kaders steht ein Testspiel auf dem bunten Programm. Gegner wird der schwedische Traditionsklub Redbergslids IK sein, den die Kieler Ikone Magnus Wislander trainiert.
Spellerberg einmal mehr Kopf der Mannschaft
Star und Führungsspieler der Rot-Weißen ist nach wie vor der quirlige Bo Spellerberg. Dies kam auch in seiner bereits zweiten Wahl zum Spieler des Jahres innerhalb des Vereins zum Ausdruck. In der Konkurrenz zum besten Halblinken der Liga belegte er hinter dem Newcomer des Jahres, Mikkel Hansen, Rang zwei. Spellerberg lieferte die meisten Assists unter allen Spielern des Klassements.

Nach Saisonende half Dänemarks "Handballer des Jahres 2006" mit seiner Routine und Offensivstärke Ende April für drei Wochen beim abstiegsbedrohten spanischen Traditionsverein Teka Cantabria aus. Wie sporten.dk mitteilte, soll sich das Rückraum-As, das mit Kreisläuferin Louise Svalastog demnächst Elternfreuden entgegen sieht, gegen die Offerten zweier norddeutscher Topklubs entschieden haben.

Erstmals seit Langem nicht bei Schlussrunde dabei
Die Südjütländer beendeten die Spielzeit 2007/08 auf dem ungeliebten fünften Platz. Erstmals seit acht Jahren hatten sie sich daher nicht für die Schlussrunde qualifiziert. Im Pokal schied der Titelverteidiger zudem gegen Skjern aus. Die an der Börse notierte Gesellschaft war nicht zuletzt deshalb von Einbußen bei Zuschauereinnahmen und Fernsehgeldern betroffen. Einige Koldinger Spieler nahmen Ende Juni an der Beachhandball-Meisterschaft teil und mussten sich im Finale Faaborg knapp geschlagen geben.

Auf internationalem Parkett hieß Koldings Stolperstein einmal mehr MKB Veszprem. Der vielfache ungarische Meister beförderte die Rot-Weißen bereits zum fünften Mal aus einem europäischen Titelrennen. Diesmal war im Viertelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs Endstation. Anfang Oktober gehen die Dänen erneut in diesem Klassement an den Start. In Runde zwei treffen sie zunächst auswärts auf RK Perutnina Pipo IPC aus dem kroatischen Cakovec.

Garraldas Verpflichtung ein Highlight
In Sachen Neuzugänge legt Kolding IF sein Augenmerk dieses Jahr ausschließlich auf ausländische Akteure, die es nun zu integrieren gilt. Ein besonderes Ausrufezeichen setzte der Verein, als er sich Mitte Januar die Dienste Mateo Garraldas (37) sichern konnte. Der 237-fache Nationalspieler von Ademar Leon, der sechs Mal die Königsklasse gewann, erhielt einen Vertrag über drei Jahre.

Mit seinem Landsmann Miguel Angel Olea Gutierrez von Keymare Almeria gelang die Verpflichtung eines ausgesprochenen Abwehrspezialisten. Der 24-jährige Kreisläufer unterschrieb zunächst einen Einjahreskontrakt.

Zwischen den Pfosten vertraut man in den nächsten drei Spielzeiten dem norwegischen Nationaltorhüter Ole Erevik (26), der vom SC Magdeburg geholt wurde. Er soll mit Anders Petersen, der zum erweiterten Nationalkader Dänemarks zählt, ein starkes Gespann bilden.

Nach den Partien im Pokalsieger-Wettbewerb gegen RK Bosna Sarajevo war die Vereinsführung auf Kreisläufer-Juwel Muhamed Toromanovic aufmerksam geworden. Schon bald konnte sie die Unterschrift des als Geheimtipp geltenden Spielers unter einen Dreijahresvertrag vermelden.

Schwedisches Duo Linnell und Sivertsson trägt Verantwortung
Schwedens Nationaltrainer Ingemar Linnell entschied sich nach der verpassten Olympia-Qualifikation, seinen im Herbst auslaufenden Vertrag mit dem Schwedischen Handballverband SHF nicht zu verlängern. Stattdessen kehrt der 53-jährige an seine frühere Wirkungsstätte nach Kolding zurück, wo er in den kommenden drei Jahren das Amt des Sportdirektors übernehmen wird. In früheren Tagen hatte er die Südjütländer u.a. bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger geführt.

Seit 2001 trug sein Landsmann Ulf "Tubbi" Sivertsson als Trainer Verantwortung. Zunächst allein, dann zusammen mit Flemming Pedersen und in den letzten beiden Jahren mit Bruder Thomas. Nach acht Titeln soll zukünftig jedoch letzterer an der Seitenlinie alleinverantwortlich sein und den Verein zurück an die Spitze der Liga führen. Im April hatte der Kreisläufer sein letztes Pflichtspiel in Rot-Weiß bestritten und damit seine Spielerkarriere beendet.

Zahlreiche Akteure zuletzt angeschlagen
Ohne seine beiden in Peking weilenden Nationalspieler Bo Spellerberg und Kasper Söndergaard verloren die Südjütländer letzte Woche im Cuben in Christiansfeld sang- und klanglos gegen Vizemeister GOG/Svendborg mit 24:29. Neben den beiden wichtigen Halben wurden die angeschlagenen Sebastian Seifert, Miguel Gutierrez, Muhamed Toromanovic, Mads Forslund und Rene Toft Hansen nicht eingesetzt. Aufgrund seiner Schulterverletzung kam Routinier Mateo Garralda nur in der Abwehr zum Zuge.

Jüngst zog Kolding auch gegen Hammarby mit 29:32 den Kürzeren, obwohl man zur Pause noch mit 19:17 geführt hatte. Die drei Neuzugänge Toromanovic, Garralda und Gutierrez kamen bereits wieder zu Kurzeinsätzen. Zudem gab Kim Nielsen überraschend seinen Einstand. Der 25-jährige Spielmacher mit Allrounderqualitäten war erst in den letzten Tagen von Viborg HK an seine frühere Wirkungsstätte nach Kolding zurückgekehrt. Nielsen wird allerdings aller Voraussicht nach nur eingeschränkt trainieren bzw. spielen können, da er an der Kopenhagener Polizeischule tätig sein wird.

Die dünne Personaldecke zwang Kolding sogar, Verkaufschef Christian Hjermind als Spieler in Betracht zu ziehen. Derlei Gedanken kamen bereits nach dem Kreuzbandriss von Rechtsaußen Forslund im Mai auf. In der in Bälde beginnenden Spielzeit will der Verein des für seine Führungsqualitäten ausgezeichneten, langjährigen Direktors Jens Boesen jedoch weitestmöglich auf den Spanien-Heimkehrer verzichten. Stattdessen möchte man die beiden Nachwuchsspieler Simon Jensen und Joachim Enggaard weiterentwickeln.

Kommt Seifert um Operation herum?
Regisseur Sebastian "Sibbe" Seifert erhielt nach den Ausschreitungen in einem Nürtinger Hotel vom Schwedischen Handballverband letzte Woche eine Sperre in der Nationalmannschaft bis zum Jahresende. Zudem machen ihm freie Gelenkkörperchen im Ellenbogen zu schaffen. Statt einer Operation denken die Ärzte zunächst über eine zeitlich variable Blockade nach. Sollte diese keinen Erfolg zeigen, droht dem Schweden doch noch das Messer und dann eine dreimonatige Pause, wie Physiotherapeut Thomas Pedersen der Tageszeitung "Jyske Vestkysten" schilderte.

Mit Ausnahme Seiferts sollten alle Spieler zum Saisonauftakt einsatzbereit sein, kommentierte Trainer Thomas Sivertsson hoffnungsvoll die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten der letzten Zeit gegenüber dem Blatt. Erster Gegner im Heimspiel am 12. September ist Mors/Thy Handbold.

(von Dr. Oliver Schulz)


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