Von Dr. Oliver Schulz:
Wie in den vergangenen Jahren präsentiert der THW Kiel auch diesmal
attraktive Gegner beim "Unser Norden" Cup (siehe
Vorbericht).
Mit Viborg HK und Kolding IF messen sich zum dritten bzw. vierten Mal
in der Saisonvorbereitung dänische Teams mit dem deutschen
Rekordmeister. Kolding IF zählt zu den erfolgreichsten Mannschaften des
Landes überhaupt, belegte in der letzten Spielzeit allerdings
nur den undankbaren fünften Rang. Zuletzt litten die
Rot-Weißen aufgrund zahlreicher Verletzter unter einer
sehr knappen Personaldecke.
Nur 24 Stunden nach dem "Unser Norden" Cup lädt Kolding IF zur Saisoneröffnung
ein. Neben der Vorstellung des neuen Kaders steht ein Testspiel
auf dem bunten Programm. Gegner wird der schwedische Traditionsklub
Redbergslids IK sein, den die Kieler Ikone
Magnus Wislander trainiert.
Spellerberg einmal mehr Kopf der Mannschaft
Star und Führungsspieler der Rot-Weißen ist nach wie vor der
quirlige Bo Spellerberg. Dies kam auch in seiner bereits
zweiten Wahl zum Spieler des Jahres innerhalb des Vereins
zum Ausdruck. In der Konkurrenz zum besten Halblinken
der Liga belegte er hinter dem Newcomer des Jahres,
Mikkel Hansen, Rang zwei. Spellerberg lieferte die meisten
Assists unter allen Spielern des Klassements.
Nach Saisonende half Dänemarks "Handballer des Jahres 2006" mit
seiner Routine und Offensivstärke Ende April für drei Wochen
beim abstiegsbedrohten spanischen Traditionsverein
Teka Cantabria aus. Wie sporten.dk mitteilte, soll
sich das Rückraum-As, das mit Kreisläuferin Louise
Svalastog demnächst Elternfreuden entgegen sieht,
gegen die Offerten zweier norddeutscher Topklubs entschieden haben.
Erstmals seit Langem nicht bei Schlussrunde dabei
Die Südjütländer beendeten die Spielzeit 2007/08 auf dem ungeliebten
fünften Platz. Erstmals seit acht Jahren hatten sie
sich daher nicht für die Schlussrunde qualifiziert. Im
Pokal schied der Titelverteidiger zudem gegen Skjern
aus. Die an der Börse notierte Gesellschaft war nicht
zuletzt deshalb von Einbußen bei Zuschauereinnahmen
und Fernsehgeldern betroffen. Einige Koldinger
Spieler nahmen Ende Juni an der Beachhandball-Meisterschaft
teil und mussten sich im Finale Faaborg knapp geschlagen geben.
Auf internationalem Parkett hieß Koldings Stolperstein einmal
mehr MKB Veszprem. Der vielfache ungarische Meister
beförderte die Rot-Weißen bereits zum fünften Mal
aus einem europäischen Titelrennen. Diesmal war
im Viertelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs
Endstation. Anfang Oktober gehen die Dänen erneut
in diesem Klassement an den Start. In Runde zwei
treffen sie zunächst auswärts auf RK Perutnina
Pipo IPC aus dem kroatischen Cakovec.
Garraldas Verpflichtung ein Highlight
In Sachen Neuzugänge legt Kolding IF sein Augenmerk dieses
Jahr ausschließlich auf ausländische Akteure, die es nun
zu integrieren gilt. Ein besonderes Ausrufezeichen
setzte der Verein, als er sich Mitte Januar die
Dienste Mateo Garraldas (37) sichern konnte.
Der 237-fache Nationalspieler von Ademar Leon, der sechs Mal
die Königsklasse gewann, erhielt einen Vertrag über drei Jahre.
Mit seinem Landsmann Miguel Angel Olea Gutierrez von Keymare Almeria gelang
die Verpflichtung eines ausgesprochenen Abwehrspezialisten.
Der 24-jährige Kreisläufer unterschrieb zunächst einen Einjahreskontrakt.
Zwischen den Pfosten vertraut man in den nächsten drei
Spielzeiten dem norwegischen Nationaltorhüter Ole Erevik (26),
der vom SC Magdeburg geholt wurde. Er soll mit Anders
Petersen, der zum erweiterten Nationalkader Dänemarks
zählt, ein starkes Gespann bilden.
Nach den Partien im Pokalsieger-Wettbewerb gegen RK Bosna Sarajevo
war die Vereinsführung auf Kreisläufer-Juwel Muhamed
Toromanovic aufmerksam geworden. Schon bald
konnte sie die Unterschrift des als Geheimtipp
geltenden Spielers unter einen Dreijahresvertrag vermelden.
Schwedisches Duo Linnell und Sivertsson trägt Verantwortung
Schwedens Nationaltrainer Ingemar Linnell entschied sich nach der verpassten
Olympia-Qualifikation, seinen im Herbst auslaufenden Vertrag
mit dem Schwedischen Handballverband SHF nicht zu verlängern.
Stattdessen kehrt der 53-jährige an seine frühere
Wirkungsstätte nach Kolding zurück, wo er in den kommenden
drei Jahren das Amt des Sportdirektors übernehmen
wird. In früheren Tagen hatte er die Südjütländer
u.a. bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger geführt.
Seit 2001 trug sein Landsmann Ulf "Tubbi" Sivertsson als
Trainer Verantwortung. Zunächst allein, dann zusammen
mit Flemming Pedersen und in den letzten beiden Jahren
mit Bruder Thomas. Nach acht Titeln soll zukünftig
jedoch letzterer an der Seitenlinie alleinverantwortlich
sein und den Verein zurück an die Spitze der Liga
führen. Im April hatte der Kreisläufer sein
letztes Pflichtspiel in Rot-Weiß bestritten und
damit seine Spielerkarriere beendet.
Zahlreiche Akteure zuletzt angeschlagen
Ohne seine beiden in Peking weilenden Nationalspieler Bo Spellerberg
und Kasper Söndergaard verloren die Südjütländer letzte Woche
im Cuben in Christiansfeld sang- und klanglos gegen Vizemeister
GOG/Svendborg mit 24:29. Neben den beiden wichtigen Halben
wurden die angeschlagenen Sebastian Seifert, Miguel Gutierrez, Muhamed
Toromanovic, Mads Forslund und
Rene Toft Hansen nicht eingesetzt.
Aufgrund seiner Schulterverletzung kam Routinier Mateo
Garralda nur in der Abwehr zum Zuge.
Jüngst zog Kolding auch gegen Hammarby mit 29:32 den Kürzeren,
obwohl man zur Pause noch mit 19:17 geführt hatte. Die drei
Neuzugänge Toromanovic, Garralda und Gutierrez kamen bereits wieder
zu Kurzeinsätzen. Zudem gab Kim Nielsen überraschend seinen Einstand.
Der 25-jährige Spielmacher mit Allrounderqualitäten war
erst in den letzten Tagen von Viborg HK an seine frühere
Wirkungsstätte nach Kolding zurückgekehrt. Nielsen
wird allerdings aller Voraussicht nach nur eingeschränkt
trainieren bzw. spielen können, da er an der Kopenhagener
Polizeischule tätig sein wird.
Die dünne Personaldecke zwang Kolding sogar, Verkaufschef Christian
Hjermind als Spieler in Betracht zu ziehen. Derlei Gedanken
kamen bereits nach dem Kreuzbandriss von Rechtsaußen
Forslund im Mai auf. In der in Bälde beginnenden Spielzeit
will der Verein des für seine Führungsqualitäten ausgezeichneten,
langjährigen Direktors Jens Boesen jedoch weitestmöglich
auf den Spanien-Heimkehrer verzichten. Stattdessen möchte
man die beiden Nachwuchsspieler Simon Jensen und Joachim
Enggaard weiterentwickeln.
Kommt Seifert um Operation herum?
Regisseur Sebastian "Sibbe" Seifert erhielt nach den Ausschreitungen
in einem Nürtinger Hotel vom Schwedischen Handballverband
letzte Woche eine Sperre in der Nationalmannschaft bis
zum Jahresende. Zudem machen ihm freie Gelenkkörperchen
im Ellenbogen zu schaffen. Statt einer Operation denken
die Ärzte zunächst über eine zeitlich variable Blockade
nach. Sollte diese keinen Erfolg zeigen, droht dem
Schweden doch noch das Messer und dann eine dreimonatige
Pause, wie Physiotherapeut Thomas Pedersen der
Tageszeitung "Jyske Vestkysten" schilderte.
Mit Ausnahme Seiferts sollten alle Spieler zum Saisonauftakt
einsatzbereit sein, kommentierte Trainer Thomas Sivertsson
hoffnungsvoll die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten
der letzten Zeit gegenüber dem Blatt. Erster Gegner
im Heimspiel am 12. September ist Mors/Thy Handbold.
(von Dr. Oliver Schulz)