Aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2008:
Mit THW-Trainer
Alfred Gislason sprach Reimer Plöhn.
- Kieler Nachrichten:
-
Die Niederlage gegen Ciudad Real fiel klar aus und war in der
Höhe angemessen. Lässt dieses Ergebnis Rückschlüsse auf
die gesamte Saison zu?
- Alfred Gislason:
-
Nein, das glaube ich nicht. Wir haben in diesem Spiel sehr viele Fehler
gemacht, ich bin überzeugt, dass da auch so eine Art Trauma
aus dem verlorenen Champions-League-Finale
mitgespielt hat. Aber natürlich ist es so, dass die Spanier
einen sehr starken Kader besitzen. Um diese Mannschaft
schlagen zu können, muss ich meine komplette Mannschaft
beisammen haben. Das war nicht der Fall.
- Kieler Nachrichten:
-
Die Spielerbank der anderen
Teams bei diesem Kurzturnier war voll besetzt, beim THW saßen
neben dem zweiten Torwart noch drei Feldspieler, einer war
angeschlagen. Reicht das, um in allen drei Wettbewerben bestehen
zu können?
- Alfred Gislason:
-
Bei uns fehlten Nikola Karabatic
und Christian Zeitz.
Wenn die beiden zurückkommen, sieht es wieder besser
aus, dann können wir bestehen. Wir müssen uns momentan
aber damit abfinden, dass andere Teams von der Quantität
her besser besetzt sind. Verglichen mit Ciudad sehen
wir nicht so gut aus. Die haben jede Position mehr als
doppelt besetzt, außerdem noch mehrere erstklassige
Spieler an andere Clubs der spanischen Liga Asobal ausgeliehen.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben gesagt, dass Sie auf Rotation setzen, blockweise
auswechseln wollen, um das THW-Spiel noch schneller
machen. Mit dem aktuellen THW-Kader, selbst wenn niemand
verletzt ist, ist diese taktische Maßnahme aber kaum
durchführbar.
- Alfred Gislason:
-
Das wird in der Tat nicht einfach,
weil dann jede Position im Rückraum doppelt besetzt
sein muss. Momentan nutzte ich alle Gelegenheiten, um allen
Spielern mehr Einsatzzeiten zu geben. Zum Beispiel
Börge Lund, der zuletzt nur
wenig gespielt hat. Ihm fehlt nach seiner Verletzung die
Selbstsicherheit, die bekommt er nur durch Spiele.
Das gleiche gilt für Christian Zeitz und für
Igor Anic.
- Kieler Nachrichten:
-
Womit sind Sie nach dem Saisonstart
zufrieden, was muss verbessert werden?
- Alfred Gislason:
-
Zufrieden bin ich damit, dass
sich die Mannschaft nach dem grausamen Start gegen Dormagen
zusammengerissen hat und schnell in die Erfolgsspur
zurückgekehrt ist. Natürlich gibt es noch viel zu tun. So
steht die Abwehr teilweise sehr, sehr gut, dann wieder
entdecke ich Lücken, aus denen der ganze Boden rausfällt.
Verbessern muss sich die Effektivität im Angriff und
das Gegenstoß-Verhalten. Auch haben wir nach klarer
Führung plötzlich die Spielweise geändert, den Druck
weggelassen und den Gegner wieder aufgebaut.
- Kieler Nachrichten:
-
Einige Spieler suchen nach ihrer
Form, vor allem auf der rechten Rückraumseite, ist eine Steigerung
in Sicht?
- Alfred Gislason:
-
Bei Kim Andersson habe ich in Veszprem schon gute Ansätze
gesehen, auch wenn er noch schwankend ist in seiner
Leistung. Christian Zeitz kniet sich im Training überragend
rein, zeigt das aber leider noch nicht im Spiel. Froh bin
ich über die Entwicklung von Marcus Ahlm am Kreis. Nach
seiner Rückengeschichte hatten wir ihn erst Mitte Oktober
voll eingeplant, er macht schon jetzt gute Spiele. Schön
ist, dass Igor Anic bisweilen in die Bresche springen kann.
Der Junge ist sehr beweglich. Gute Ansätze zeigt vor allem
unser neuer Torwart. Andreas Palicka hat
Titi Omeyer glänzend
vertreten, und wird jetzt als Student von dem Älteren
viel lernen können.
- Kieler Nachrichten:
-
Sind die Saisonziele, überall oben mitzumischen, nach jetzigem
Stand realistisch?
- Alfred Gislason:
-
Davon gehe ich nach wie vor
aus. Wir haben die bisherigen Aufgaben auch ohne Karabatic
mit ein paar Brandstellen gut überstanden. Man hat
in Mannheim gesehen, dass es sogar ohne ihn geht. Das wird
auch die Konkurrenz registriert haben.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2008)