Es hat nicht gereicht für den THW Kiel: Gegen den spanischen Champions-League-Sieger BM Ciudad
Real verloren die Zebras im Halbfinale der Champions Trophy in Veszprem verdient mit 24:31 (11:14).
Nahezu über die gesamte Spielzeit schafften es die Kieler dabei nicht, das Abwehrbollwerk der
"Weltauswahl", wie Ciudad Real angesichts der zahlreichen Top-Akteure in seinen Reihen auch genannt
wird, zu durchbrechen. Insgesamt leistete sich der THW Kiel gegen die Spanier viel zu viele
Fehler, um Ciudad Real tatsächlich gefährlich werden zu können. Bester THW-Torschütze
war
Kim Andersson mit sechs Toren. Im Spiel um Platz drei trifft der THW Kiel
nun am Sonntag um 13 Uhr auf die HSG Nordhorn, die im zweiten
Halbfinale Vespzprem mit 30:39
unterlag.
Einen klasse Eindruck hinterließ auch
Andreas Palicka, der in den letzten
18 Minuten eingesetzt wurde, einen Siebenmeter von Stefansson parierte und insgesamt neun
schwere Bälle hielt.
Ohne den gesperrten
Zeitz und den verletzten
Nikola Karabatic
waren die Kieler nach Veszprem gereist. Für eine Überraschung sorgte dann Trainer
Alfred Gislason,
der gegen die offensive Deckung Ciudad Reals zunächst
Igor Anic an den Kreis beorderte.
Der fügte sich zunächst gut ein, sperrte
Kavticnik schön frei, sodass
der Rechtsaußen aus dem Rückraum zum 2:2 treffen konnte. Kurz darauf versenkte
Klein
einen Tempogegenstoß zur Kieler Führung (5.), die bis zur 10. Minute Bestand haben sollte.
Kavticnik
hatte Sterbik im Tor der Spanier mit einem tollen Heber genarrt - doch das setzte offensichtlich Kräfte in dem
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Arpad Sterbik.
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Torwart frei. Immer besser wurde der Keeper in der Folge, was allerdings auch an der kompromisslosen
Abwehr vor ihm lag. Die
deckte die linke Rückraumseite mit
Jicha und
Lövgren
konsequent zu und unterband Anspiele an den Kreis - Einzelaktionen führten demnach die Kieler zum Erfolg.
In der eigenen Abwehr hingegen kamen die Zebras vor allem mit der Wurfgewalt Siarhei Rutenkas nicht zurecht.
Sechs Treffer erzielte der Halblinke in der ersten Halbzeit, glänzte zudem mit tollen Anspielen auf den
Kreisläufer. So war es Torsten Laen, der Ciudad beim 6:5 (10.) mit zwei Treffern in Folge wieder in Führung brachte,
was
Gislason nach Laens 8:6 (14.) zur Auszeit zwang. Der Kieler Trainer stellte um, beorderte
Klein in der Abwehr nach vorn, brachte
Ahlm - Besserung stellte sich durch diese
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Klein und
Lund stoppen Laen auf Kosten eines Strafwurfes.
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Maßnahmen allerdings wenig ein. Nun waren es technische Fehler, die die Zebras ins Hintertreffen
brachten. Rutenka per Siebenmeter,
Pajovic und Abalo mit Tempogegenstößen - urplötzlich
lag der THW mit vier Toren in Rückstand (7:11, 17.), kämpfte sich aber durch Tore von
Lövgren
und
Kim Andersson wieder auf 11:13 in Reichweite. Ärgerlich, dass ausgerechnet Rutenka seine
Farben bis zur Pause wieder mit drei Toren in Führung werfen konnte - 11:14 zur Halbzeit, noch schien nichts verloren.
Der THW blieb auch nach Wiederanpfiff dran, so verkürzte
Lövgren nach einem
tollen
Jicha-Pass vom Kreis auf 13:15. Indes: Solch gut herausgespielte Aktionen
waren an diesem Tag beim THW eher Mangelware. Immer streckte sich ein Abwehrarm in Würfe, Pässe, kamen
ansonsten traumwandlerisch sicher gespielte Varianten überhaupt nicht zum Zug. Im Angriff verlor der
THW dann komplett den Faden. Vier Minuten brauchte Ciudad Real, um von 15:13 auf 20:13 davonziehen zu können - als Stefansson
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Olafur Stefansson.
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mit einem Heber zum 20:13 abschloss, nahm
Gislason seine zweite Auszeit - nach 38 Minuten
schien die Partie für den THW Kiel verloren. Erst Recht, als auch nach der Auszeit der THW überhaupt nicht
zu seinem Spiel fand, weiter technische Fehler am Fließband produzierte und in der Abwehr gegen die
variablen Spanier meist einen Schritt zu spät kam. Källmann mit drei Toren in Folge innerhalb von nicht einmal 90 Sekunden - beim
14:23 drohte dem THW ein Debakel.
Fünf Minuten später begann dann aber die stärkste Zeit des THW Kiel.
Nach Laens 25:17 nagelte der inzwischen ins Tor beorderte
Andreas Palicka sein
Tor zu, parierte mit zum Teil unglaublichen Reflexen einen Siebenmeter von Stefansson, zwei Tempogegenstöße von Abalo und
hielt auch ein paar Rückraumgeschosse von Metlicic und Rutenka - mit diesen Paraden schien
Palicka seine Vorderleute noch einmal aufzurütteln.
Ahlm im Doppelpack,
Andersson aus dem Rückraum - sechs Minuten kassierten die Kieler keinen Gegentreffer und
verkürzten auf 20:25 (51.). Als
Ahlm wenig später das 22:27 erzielte und
Kavticnik einen Siebenmeter zugesprochen bekam, hätte der THW wieder
ins Spiel kommen können. Doch
Kavticniks Kracher landete an der Latte - symptomatisch
für den heutigen Tag. Am Ende ließen die Zebras die Köpfe ein wenig hängen und Ciudad Real
schraubte das Ergebnis unter anderem mit drei Abalo-Treffern noch auf 31:24. Verdient war der Final-Einzug der Spanier allemal,
für den THW gilt es hingegen nun, im Spiel um Platz drei die HSG Nordhorn zu besiegen. Anpfiff ist
Sonntag um 13 Uhr,
eurohandball.com überträgt
die Partie per Internet-Livestram.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Erstaunlich war die hohe Fehlerquote gegen Ciudad. Sie wurde
noch höher, als Sterbik reihenweise freie Bälle gehalten hat, damit
wuchs der Respekt meiner Spieler weiter.
Ciudad-Trainer Talant Dujshebaev gegenüber den KN:
Den klaren Sieg gegen Kiel will ich nicht überbewerten.
Der THW war geschwächt, unter anderen fehlte der weltbeste
Spieler, Nikola Karabatic. Einen Schluss auf die kommende Champions
League lässt dieses Turnier nicht zu.
Ciudad-Abwehrspieler Didier Dinart gegenüber den KN:
Die Kieler Leistung gegen uns hing auch damit zusammen, dass
Nikola Karabatic nicht dabei war,
das hat den Unterschied zu den engen
Champions-League-Spielen ausgemacht.
- BM Ciudad Real (ESP ):
-
Hombrados (52.-60., 0 Paraden),
Sterbik (1.-52., 13 Paraden);
Laen (5),
Källman (3),
Pajovic (3),
Stefansson (4/2),
Camara,
Parrondo (2),
Urios (n.e.),
Abalo (4),
Metlicic (2),
Chema Rodriguez,
Rutenka (7/2),
Morros (1),
Dinart;
Trainer: Dujshebaev
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-42., 9 Paraden),
Palicka (42.-60., 9 Paraden);
Lund (1),
K. Andersson (6),
Lundström (1),
Kavticnik (4),
Anic,
Lövgren (2/1),
Ahlm (4),
Klein (2),
Jicha (4);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Olesen/Pedersen (DEN)
- Zeitstrafen:
-
Ciudad: 1 (Laen (19.));
THW: 4 (2x Ahlm (22., 54.), K. Andersson (36.), Klein (38.))
- Siebenmeter:
-
Ciudad: 6/4 (Omeyer hält Stefansson (9.), Palicka hält Stefansson (48.));
THW: 4/1 (Lövgren an den Pfosten (19.) und überweg (27.), Kavticnik an die Latte (55.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 2:1, 2:3 (5.), 3:4, 4:5 (8.), 6:5 (10.), 7:6, 8:7 (14.), 11:7 (17.), 11:8 (20.), 12:9, 13:10 (28.), 14:11;
2. Hz.: 14:12 (33.), 15:13 (34.), 20:13 (38.), 20:14, 23:14 (41.), 25:17 (46.),
25:20 (51.), 26:21 (52.), 27:22 (53.), 30:22 (58.), 31:24
- Zuschauer:
-
ca. 4000 (Veszprem-Arena, Veszprem (HUN))
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2008:
AArpad Sterbik zähmte "Zebras"
THW scheiterte in der Champions Trophy nicht nur an Ciudads Torwart - Spanier bezwangen im Finale Veszprem
Veszprem - Die stärkste Liga der Welt war nur Tribünengast,
als sich Gastgeber MKB Veszprem und BM
Ciudad Real im Finale der Champions Trophy gestern
Nachmittag im Finale gegenüberstanden. Champions-League-Sieger Ciudad
triumphierte mit 32:28 (10:13), kassierte 30000 Euro
Siegprämie, während die Kieler mit 10 000 für Platz
drei nach dem 36:31 über Nordhorn zufrieden sein
mussten.
Lange Gesichter gab es nach den Halbfinal-Spielen vom
Sonnabend bei beiden Handball-Bundesligisten. In der
Auftaktpartie war Nordhorn gegen Veszprem in der zweiten
Halbzeit nur ein bedauernswerter Spielball, lag zwischenzeitlich
mit 14 Toren im Hintertreffen und gab zum
Teil ein erbärmliches Bild ab. Ausgerechnet seine Abwehr
habe versagt, klagte HSG-Coach Ola Lindgren. "Sonst
das Prunkstück in unserer
Spielanlage."
Der THW machte es zwei Stunden später gegen BM Ciudad
Real kaum besser. Die Kieler waren zwar nur mit
neun Feldspielern angereist, mussten zudem fast durchgängig
auf den an der Wade verletzten Henrik Lundström
verzichten, boten aber ebenfalls eine enttäuschende Leistung.
Bis zur 15. Minute war der deutsche Meister dran,
dann zogen die Spanier bis zur Halbzeit auf 14:11 davon,
Hoffnung gab es kurz nach der Pause beim 13:15, doch ein kollektiver
Kieler Blackout ließ die Spanier bis zur 43. Minute
auf 24:16 davonziehen - die Vorentscheidung im "Duell
der Giganten", das in der Realität nur ein durchschnittliches
Handballspiel war.
Der spanische Meister, nicht in Topform und mit einer
Punktspiel-Niederlage gegen Vallodolid im Gepäck angereist,
erschien nicht unbezwingbar. Das Geschehen in der neuen
Veszprem-Arena war dabei nahezu identisch mit dem vier
Monate zuvor beim CL-Rückspiel in Kiel. Da hatten die
"Zebras" nach dem Zwei-Tore-Sieg aus dem Hinspiel den
Pott noch aus der Hand gegeben.
Und wie im Mai hieß Ciudads Matchwinner erneut Arpad
Sterbik, außerdem raubte
die aggressive Abwehr um Didier
Dinart den THW-Angreifern den Nerv. Vor allem aber
Sterbik, der natürlich zum besten Turnier-Torhüter ernannt
wurde: Der Weltklassemann wurde zum "Zebra"-Alptraum, hatte immer eine
Hand oder ein Bein am Ball, glänzte vor allem bei 1:1-Situationen
und hielt insgesamt 15 Bälle, bevor er seinen Platz
im Tor für Hombrados frei machte.
Auf der anderen Seite fand
Thierry Omeyer keine Bindung,
außerdem kam der THW-Express nicht auf Touren.
"Wir haben höchstens 60 Prozent unseres normalen
Tempospiels erreicht", ärgerte sich Trainer Alfred Gislason.
Kiels isländischer Coach, der 21 technische Fehler seiner
Spieler bilanzierte, vermutete ein "Trauma aus dem Finale,
das noch in den Köpfen der Spieler steckte". Seine Form
vergangener Wochen suchte auch Stefan Lövgren vergeblich.
Einziger Lichtblick war Andreas Palicka. Kiels Torhüter-Neuzugang
kam in der 43. Minute und gab der Abwehr
die vorher vermisste Sicherheit zurück. Allein,
es reichte nur für eine Ergebniskosmetik.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2008)