07.10.2008 | Mannschaft |
Am Sonntag blieb der zweite gefühlte (HSV) oder vermeintliche (Rhein-Neckar-Löwen) Titelkandidat gegen die "Zebras" auf der Strecke. Und so langsam kehrt auch das Unbesiegbarkeits-Selbstverständnis in die Sparkassen-Arena zurück. Vor dem Duell mit dem HSV flimmerten durchaus komische Bilder über die Leinwand der Halle. Da wurden die Trophäenschränke beider Klubs verglichen - ein trostloser Holzkasten auf der einen, prall gefüllter Pokalglanz auf der anderen Seite. Das kann sicher ganz schön wütend machen. Die Fans aus der Hansestadt reagierten mit "Anti Kiel" und wurden auf dem Spielfeld doch eines Besseren belehrt.
Das verlorene Champions-League-Finale gegen Ciudad Real und der abrupte Trainerwechsel hatten offenbar an der "Unschlagbar-Versiegelung" der THW-Gemüter gekratzt. Über eines darf das deutliche 29:22 gegen den HSV jedoch nicht hinwegtäuschen: Ein Handball-Nachmittag für Feinschmecker war es nicht - technische Fehler auf beiden Seiten und ein in der ersten Halbzeit zähes Spiel. Und so verwunderte die anschließende Bescheidenheit der Kieler Protagonisten kaum. "Meisterreif? Sagen wir lieber ,sehr gut'. Wir sind zufrieden", sagte beispielsweise Filip Jicha. Karabatic, der in der Anfangsformation stand und dem Spiel am Ende wichtige Akzente verlieh, wies vehement auf den frühen Zeitpunkt der Saison hin und sagte etwas leichtsinnig: "Jeder kann doch Jeden schlagen." Und: "Der HSV war für uns ein erster Härtetest." Doch jeder, so Karabatic zu einer der Ur-Tugenden des THW, könne jetzt wieder Verantwortung für den anderen übernehmen. Dominik Klein rechnete noch einfacher: "Meisterwürdig war das Spiel gegen den HSV noch nicht. Es waren zwei unterschiedliche Halbzeiten. Um gegen die Großen - besonders in der Champions League - bestehen zu können, müssen wir aber zwei gleiche Halbzeiten spielen."
Zwei wie die zweite Halbzeit am Sonntag wird der THW zum Beispiel gegen den FC Barcelona oder schon bald gegen die SG Flensburg-Handewitt benötigen. Doch heute hebt die "Zebra"-Herde erst einmal von Hamburg gen Oslo ab, dort geht es mit dem Bus weiter ins 40 km entfernte Drammen, wo heute Abend und morgen noch zwei Trainingseinheiten auf dem Programm stehen. "Die Spieler von Drammen kenne ich kaum, ich muss noch Videos studieren", sagt THW-Torwart Thierry Omeyer, der am Sonntag zum Matchwinner avancierte. THW-Trainer Alfred Gislason gab seinen Akteuren gestern nach dem 10-Uhr-Training frei, ist schon einen gedanklichen Schritt weiter und hat bereits die Aufzeichnung des Spiels Drammen HK gegen den FC Barcelona (24:29) studiert. Sein Eindruck: "Eine junge Mannschaft mit guten Kreisläufern und einem guten Schweden Peter Carlsson im Tor, die aber schwankend, manchmal ungestüm spielt."
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2008)
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